Kennen Sie das KP-Lab?

Das Projekt KP-Lab “focuses on creating a learning system aimed at facilitating innovative practices of sharing, creating and working with knowledge in education and workplaces.” Interessant ist, dass es um das Thema Wissen in den zwei (unterschiedlichen) Kontexten “Education” und “Workplaces” geht. Auf den Webseiten habe ich allerdings nichts zum Thema “Träges Wissen” gelesen. Dabei geht es um den schwierigen Transfer von Wissen aus dem Lernbereich in den Arbeitsbereich.

Missachtung des Wissens

In meinem Blog habe ich schon häufiger darüber geschrieben, dass Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen ein oftmals unscharfes Verständnis von Wissen entwickelt haben. Liessmann (2008:149) führt dazu teffend aus: “Das Wissensmanagement verfährt letztlich wie ein ´Materialwirtschaftssystem´, und der Wissensmanager erhebt gerade einmal den paradoxen Anspruch, unter ´Ausklammerung von Wahrheits- und Geltungsfragen´ herauszufinden, welche Art von Wissen sein Unternehmen zur Lösung seiner Probleme benötigt.” Der Autor nennt das eine “tiefe Missachtung des Wissens” (ebd.:157). Ich kann mich dieser Sichtweise nur anschließen, doch für viele Manager ist es eben leichter, klassische Managementmethoden des Scientific Managements auf Wissen zu übertragen, als sich mit den vielfältigen Facetten im Umgang mit Wissen zu befassen. Diese Manager investieren viel Geld in Software und stellen dann spät fest, dass der Mensch Wissen konstruiert und somit der entscheidende Faktor im Prozess ist. Wenn dann noch erkannt wird, dass der Umgang mit impliziten Wissen die Wettbewerbsfähigkeit stark beeinflusst, kommen wir der Sache (Umgang mit Wissen) schon einen erheblichen Schritt näher. Aber wer will das schon?

Markkula, M.; Sinko, M. (2009): Knowledge economies and innovation society evolve around learning

Der Beitrag Markkula, M.; Sinko, M. (2009): Knowledge economies and innovation society evolve around learning befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Lernen und der Entwicklung zu einer eher wissensbasierten Gesellschaft. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass man heute unter Lernen etwas anderes verstehen sollte. In innovativen, wissensbasierten und komplexen Umgebungen kommt es darauf an, das Lernen in dem jeweiligen Kontext zu berücksichtigen (Ba-Learning). Traditionelles Lernen ist oftmals ein Lernen Out-Of-Context: “Dieser Artikel ist ein Versuch, die zentrale und dynamische Rolle des Lernens bei der Entwicklung und Förderung der Umwandlung der gegenwärtigen postindustriellen Gesellschaften und Ökonomien in echte Wissensökonomien und Innovationsgesellschaften zu beschreiben und zu untersuchen.” Es lohnt sich, diesen Artikel zu lesen – auch wenn er in englischer Sprache verfasst ist….

Streit, M. E. (2008): Wissen, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung

Das Buch Streit, M. E. (2008): Wissen, Wettbewerb und Witschaftsordnung wurde in der FAZ vom 04.05.2009 durch Philipp Krohn besprochen (FAZ-Besprechung). Der Autor des Buches kritisiert das “neoklassische Modell des Wissens”, wodurch das Werk an Aktualität gewinnt. Es ist gut, wenn der Umgang mit Wissen differenziert betrachtet wird. Allerdings ist in der heutigen Welt der ´30-Sekunden-Statements´ kaum noch jemand bereit, sich intensiver mit einem Thema zu befassen. Doch diese Anstrengung lohnt sich, denn wie der Titel des Buches schon andeutet, hängt ein tieferes (besseres) Verständnis des Konstrukts Wissen mit Wettbewerb und unserer Wirstchaftsordnung zusammen…

Nicht-wissende deutsche Ärzte?

In dem Artikel Deutsche Ärzte bilden sich zu wenig weiter (Die Welt vom 06.05.2009, Seite 27) wird wie selbstverständlich darauf verwiesen, dass sich das medizinische Wissen alle 5 Jahre verdoppelt, deutsche Ärzte es allerdings nicht für nötig halten, sich auf dem laufenden zu halten – sprich: sich weiterzubilden. Was soll man von unseren nicht-wissenden deutschen Ärzten denn dann halten? Ist die medizinische Diagnose denn überhaupt noch up-to-date? Bezeichnend ist darüber hinaus, dass diese Situation gerade in Deutschland besonders ausgeprägt sein soll (Deutsches Cochrane Zentrum). Der Umgang mit Wissen, bzw. das Nicht-Wissen der deutschen Ärzte sollte viel stärker in die aktuelle Diskussion im Gesundheitswesen in den Mittelpunkt rücken. Es ist der Ärzteschaft allerdings gelungen davon abzulenken, und immer nur über Kosten zu sprechen. Ein Schelm könnte auf die Idee kommen, die Kostendiskussion mit der Aktualität des Wissens in der Ärzteschaft in Verbindung zu bringen. Aber wer will das schon? Siehe dazu auch

  1. Halb-Wissen in Weiss
  2. Die Ressource Wissen im Gesundheitswesen
  3. Wissensmanagement im toxikologischen Laboratorium
  4. Probleme des anthropologisch-medizinischen Wissens
  5. Wissensmanagement in der Medizin 

Kapitalismus und Wissensgenerierung: Wie hängt das zusammen?

Der Gastkommentar Phelps – Die vergessene Unsicherheit (FTD vom 24.04.2009) thematisiert den Zusammenhang von Kapitalismus und Wissen, bzw. Nicht-Wissen. Der Nobelpreisträger für Ökonomie aus dem Jahr 2006 nimmt die aktuelle Kritik am Kapitalismus auf und stellt fest: “Im Kern sind kapitalistische Systeme ein Mechanismus, mit dem Volkswirtschaften neues Wissen generieren.” Das sitzt. Über Marx, einer Kritik an Schumpeter, Adam Smith und Hayek kommt Edmund Phelps dann zur “Knight´schen Unsicherheit”, die in wissensbasierten Systemen zu beachten ist. Man hat eben nicht immer das erforderliche Wissen zur Verfügung. Es ist ein Hinweis darauf, dass Wissen managen auch immer ein Management des Nicht-Wissens bedeutet. Phelps deutet darauf hin, dass es bei den Banken zwar ein Risikomanagement gab und gibt, dieses allerdings eher als “Volatilität der Preise” betrachtet wird. Risiko bedeutet allerdings in der heutigen Zeit auch, die “Unsicherheit des Pfades selbst” zu beachten. Ich finde, dass Phelps in dem Gastkommentar wichtige Kernpunkte herausgestellt hat. Siehe dazu auch Soziologie, die Finanzmärkte und das Wissensparadoxon, Geben Konjunkturprognosen eine gute Orientierung?, Reduktionismus

Harvard Business Manager: Wie wir lernen

Der Beitrag Wie wir lernen (Harvard Business Manager 11/2008, online: 08.04.2009) stellt verschiedene Perspektiven auf das Lernen vor: Hirnforschung, Psychologie, Pädagogik, Betriebswirtschaft und Informatik. Aus der Wissensperspektive sind diese Hinweise interessant, da nach Willke Lernen der Prozess und Wissen das Ergebnis ist (Wissen konstruiert wird). Wissen ist deshalb nicht so einfach zu managen. Berücksichtigt man diese Aspekte, so ergeben sich andere Anforderungen an die Informations- und Kommunikationstechnik. Weiterhin stellt sich natürlich auch die Frage nach der betriebswirtschaftlichen Bewertung der wertvollen Ressource Wissen. Ein Hinweis auf die Wissensbilanz – Made in Germany fehlt allerdings – schade. Der Beitrag unterstreicht noch einmal deutlich, dass Lernen nicht nur in modernen Organisationen eine wichtige Rolle spielt…. Wissen Sie, wie Sie selbst (wie Ihre Mitarbeiter) lernen?

Diesterer, G. (2003): Wissensmanagement bei Anwälten

In dem Arbeitspapier 80/2003 Diesterer, G. (2003): Wissensmanagement bei Anwälten geht der Autor zunächst allgemein auf Wissensmanagement ein und betrachtet dann intensiver die Arbeitsweise von Anwälten. Dabei wird hervorgehoben, dass sich die traditionelle Arbeitsweise eines Anwalts doch erheblich von der in Zukunft geforderten stärker wissensorientierten Arbeit unterscheiden wird: Verschiedene Wissensarten rücken stärker in den Mittelpunkt. Das Arbeitspapier stellt sehr gut dar, wie scheinbar allgemeingültige Wissensmanagent-Modelle auf spezielle Branchen und letztendlich auf die einzelne Unternehmenung abgestimmt werden müssen. Standardkonzepte gibt es nicht. Der Grund liegt in der Situiertheit des Wissens.

Zusammenarbeit mit der IHK Köln auf den Gebieten Wissensmanagement und Wissensbilanz – Made in Germany

In einem Interview mit der IHK Köln konnte ich darstellen, warum Wissensmanagement immer mehr an Bedeutung gewinnt – siehe dazu auch den IHK-Artikel Wissen – leicht gemacht. Die Zusammenarbeit mit der IHK Köln bezieht sich auf die Themen Wissensmanagement und Wissensbilanz – Made in Germany. Es freut mich, dass die IHK Köln mit diesen Aktivitäten zeigt, wie wichtig ihr diese Themen sind. Siehe dazu auch Wissensmanager (IHK).

Lerntagebuch mit Hilfe von WordPress führen

Es ist in Schulen und Unternehmen üblich festzuhalten, was die jeweilige Person (Schüler oder Mitarbeiter) gelernt hat – es geht also immer um den Content. Da sich der Content in den nächsten Jahren immer schneller überholt, kommt es darauf an zu wissen, wie man lernt. Dieses Detail wird allerdings in Schulen und auch in Unternehmen vernachlässigt. An Schulen in der Schweiz ist es nun möglich, ein Lerntagebuch mit Hilfe des bekannten Blogtools WordPress zu führen: “Lerntagebuch.ch ist eine massgeschneiderte Plattform für Schulen. Schülerinnen und Schüler können ihr Lernen in passwortgeschützten Weblogs dokumentieren. Lehrpersonen können Fragen stellen und kommentieren”. Dass dieser Service nur für die Schweiz gilt, ist schade. Einen ersten Erfahrungsbericht hat René Scheppler in seinem Blogbeitrag zusammengefasst. Wäre es nicht toll, wenn alle Schüler wüssten, wie sie sich Informationen am Besten aneignen können (Lernen)? Ware es nicht auch für Unternehmen nützlich zu wissen, wie die Mitarbeiter schnell Informationen zu Wissen konstruieren (Lernen), um damit Aufgaben/Probleme der Kunden zu lösen? Denn: Lernen ist der Prozess und Wissen das Ergebnis (Willke). Wäre das nicht auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht von Vorteil? Man muss sich fragen, warum Schulen und Unternehmen diese Zusammenhänge zu wenig beachten. Möglicherweise gibt ja das Lerntagebuch.ch erste Anregungen dafür, endlich auch Lerntagebücher auf Basis von WordPress einzuführen.