Abschlussbericht des Arbeitskreises Industrie 4.0 vom April 2013

Der Abschlussbericht acatech (Hrsg.) (2013): Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 (Veröffentlicht im April 2013) enthält u.a. auf Seite 5 folgenden Hinweis: “Das Potenzial von Industrie 4.0 ist immens: Die Smart Factory kann individuelle Kundenwünsche berücksichtigen und selbst Einzelstücke rentabel produzieren. In Industrie 4.0 sind Geschäfts- und Engineering- Prozesse dynamisch gestaltet, das heißt, die Produktion kann kurzfristig verändert werden und flexibel auf Störungen und Ausfälle, zum Beispiel von Zulieferern, reagieren. Die Produktion ist durchgängig transparent und ermöglicht optimale Entscheidungen. Durch Industrie 4.0 entstehen neue Formen von Wertschöpfung und neuartige Geschäftsmodelle. Gerade für Start-ups und kleine Unternehmen bietet sich hier die Chance, nachgelagerte Dienstleistungen zu entwickeln und anzubieten.” Das ist ein eindeutiger Hinweis auf Mass Customization, bz. Open Innovation und User Innovation. Darüber hinaus wimmelt es in dem Bericht von Begriffen wie “smart”, “selbstorganisiert”, “vernetzt” und “intelligent”. Warum neuere Entwicklungen immer auch gleich eine x-te industrielle Revolution darstellen sollen, erschließt sich mir nicht ganz. Siehe dazu auch Schon wieder eine industrielle Revolution?, Intelligente Organisation, Fabbers, OpenRC Projekt oder auch Ponoko.

OpenRC Project: Immer komplexere Möglichkeiten mit 3D-Drucker (zum Herunterladen)

Das OpenRC Projekt aus Schweden zeigt, welche Möglichkeiten heute schon bestehen, komplexe Produkte herzustellen. Die jeweiligen Dateien sind frei verfügbar und können von jedem, der daran interessiert ist, heruntergeladen werden. Sie können damit dann auch individuelle Spezifikationen erstellen… Beim Betrachten des Videos vom 06.04.2013 fällt auch auf, wie belastbar doch die einzelnen Teile sind. Immerhin rast das Gefährt nicht nur über die Straße, sondern auch über Schneehaufen… Siehe dazu auch den Bericht auf Techcrunch vom 07.04.2013.

Indiegogo: Die Crowdfunding-Plattform auf Deutsch (Beta)

Die weltweite Finanzierungsplattform ist jetzt auch auf deutsch verfügbar (Beta). Es ist beachtlich zu sehen, wie sich die Finanzierung von Ideen im Netz (Crowdfunding) immer stärker durchsetzt. Natürlich ist das Volumen im Vergleich zu klassischen Finanzierungen (Förderprogramme, Venture Capital usw.) noch gering, doch die weltweiten Aktivitäten zeigen, dass diese Bottom-Up-Finanzierung stark angenommen wird. Ich bin gespannt, wie sich diese Plattform (und andere) in Deutschland mittel- und langfristig entwickeln werden. Siehe dazu auch 2012: Das Jahr in dem Crowdfunding durchstartete, Freund, R. (2010): How to Overcome the Barriers between Economy and Sociology with Open Innovation, Open Evaluation and Crowdfunding?

Open Innovation House in Helsinki eröffnet

Am 13.03.2013 wurde das Open Innovation House an der Aalto Universität in Helsinki eröffnet.“Open Innovation House embraces the ideas driving Aalto University. It is a co-creational platform enabling social interaction and exchange of ideas” (Tuula Teeri, President of Aalto University). Es ist interessant zu sehen, dass Open Innovation Unternehmen dazu bringt, sich noch stärker mit Universitäten und anderen Partnern zu vernetzen – nicht nur über Soziale Netzwerke. Der persönliche Kontakt ist bei Open Innovation besonders wertvoll, da hier implizites Wissen in der direkten Interaktion erschlossen wird. Auf der anderen Seite gibt es auch immer mehr User, die sich ohne Unternehmen treffen, um innovativ zu sein: User Innovation. Siehe dazu auch Open Innovation, oder doch besser Innovation Openness?, User Innovation ist irgendwie anders, Wie kann eine Organisation auf User innovation ausgerichtet sein werden?, Lead User Projekte planen und durchführen.

Die EU wird immer innovativer – zumindest in den Statistiken

Die Pressemitteilung Leistungsanzeiger: EU wird innovativer, aber Kluft zwischen den Ländern vertieft sich zeigt, dass doch alles in Ordnung ist- oder? Der Vergleich unter den verschiedenen EU-Staaten zeigt deutlich, unterschiedliche Geschwindigkeiten und Entwicklungen. Diese innereuropäische Perspektive zeigt allerdings nicht, dass Europa in vielen Innovations-Bereichen im weltweiten Vergleich zurückgefallen ist. Viele international wichtige Messen und Veranstaltungen zu neunen technologischen Entwicklungen finden gar nicht mehr in Europa statt… Doch wer will das hören? Weiterhin basiert dieser Leistungsanzeiger der Innovationsunion 2013 auf den Definitionen des Oslo Manual (2005), in dem neuartige Innovationsformen gar nicht vorkommen: “The Oslo Manual is the foremost international source of guidelines for the collection and use of data on innovation activities in industry.” Was soll man von solchen Statistiken halten? Siehe dazu z.B. Warum kommen “User Innovation” in den offiziellen Statistiken nicht vor?

Wie kann eine Organisation auf den Trend zu User Innovation ausgerichtet werden?

Klassische Innovationsprozesse (Closed Innovation) laufen in traditionellen Strukturen der Aufbau- und Ablauforganisation ab – daran haben wir uns gewöhnt. Die Entgrenzung des Innovationsprozesses führt immer mehr zur Öffnung des Innovationsprozesses (Open Innovation) und damit auch zu veränderten Anforderungen an Organisationen. Diese Herausforderungen sind für Unternehmen heute schon in immer mehr Bereichen zu erkennen – doch das ist noch nicht alles, denn es geht noch weiter. Der eigentliche Push liegt darin, User Innovation (Democratizing Innovation) organisational zu strukturieren. Doch wie kann sich eine Organisation auf User Innovation einstellen? Der sehr lesenswerte Artikel Keinz, P.; Hienerth, C.; Lettl, C. (2012): Designing the Organization for User Innovation. In: Journal of Organization Design JOD, 1(3): 20-36 geht genau dieser Frage sehr umfassend nach (Abstract):  “There is increasing consensus among practitioners and academics alike that we are in the midst of a paradigm shift from producer-centered and internal innovation processes toward user-centered and open innovation processes. This paradigm shift induces significant changes to the design of organizations. Even though the research field of user innovation has been developing over a period of more than four decades, there have been only occasional intersections with the research field of organizational design. In this article, we aim to provide an integrated perspective of the two fields. We first identify major user innovation strategies. We then derive the implications for each user innovation strategy on key dimensions of organizational design.” Auf diesen Artikel bin ich in dem Blogbeitrag von Frank Piller aufmerksam geworden – Danke. Siehe dazu auch Open Innovation oder doch besser Innovation Openess?, Customer Co-Creation and Social Embededness, Freund, R. (2012): Co-Creation and Bottom-Up Economy.

2012: Das Jahr in dem Crowdfunding durchstartete

Gut, im Beitrag 2012: The Year Crowdfunding was Kickstarte into the Mainstrem (Techcrunch vom 31.12.2012) geht es um eine eher amerikanische Sicht auf das Thema, doch das Thema ist auch in Europa/Deutschland aktuell. Die erwähnten Zahlen z.B. für die Plattform Kickstarter sind schon erstaunlich: “Kickstarter’s growth has been explosive but the success rate has held steady at around 42%. In May of 2011, when Kickstarter was two years old, the company had only seen 20,000 projects with 9,700 failing to meet their funding goal. Now, in the last days of 2012, the company is at over 81,000 projects with 43,000 failing to find success. But 34,000 were successful”. Es war noch nie so einfach, seine Ideen umzusetzen: Die Technologien sind vorhanden, es gibt sogar auf manchen Plattformen Ünterstützung z.B. bei Designfragen und die Finanzierung kann unabhängig über Crowdfunding erfolgen. Diese User-Innovation wird den Markt verändern. Unternehmen sollten diese Möglichkeiten nicht ignorieren, sondern nach den Lead-Usern im  Markt Ausschau halten und ihnen die Infrastruktur eines Unternehmens anbieten. Dadurch gewinnen beide Seiten… Wie man so etwas machen kann? Sprechen Sie mich einfach dazu an. Gerne können wir ein unverbindliches Gespräch dazu führen. Siehe dazu z.B. auch Freund, R. (2010): Open Innovation, Open Evaluation and Crowdfunding [MCP-CE 2010) (Veröffentlichungen).

Wird es in 2013 immer mehr individuelle Produkte und Dienstleistungen geben?

Es ist seit Jahren deutlich zu erkennen: Es gibt in allen Bereichen einen Trend zu individuellen Produkten und Dienstleistungen. Neue Technologien wie Fabbers, Laser-Cutter usw. ermöglichen es den Unternehmen – und immer mehr auch jeden Einzelnen von uns – die einzelnen Bedürfnisse in Produkte und Dienstleistungen umzusetzen, ohne dass diese Leistungen viel mehr Kosten müssen, als standardisierte Massenprodukte. Die Geschäftsmodelle dahinter heißen dann Customization, Personalization oder auch Mass Customization. Im Eifer der Entwicklungen werden hier in der Presse und in den sozialen Medien schon einmal die Unterschiede nicht klar genug herausgestellt, denn: Nicht jede Individualsierung ist auch Mass Customization. Darüber hinaus können Sie auch Ihre Designansprüche mit Hilfe der neuen Technologien selbst erstellen und im Idealfall sogar dadurch Ihre eigene Marke kreieren. Diese User-Innovation bedeutet allerdings, dass wir bereit sein müssen, dafür auch Zeit und Energie zu investieren: ” … those products will yield significant environmental benefits by saving on transport and waste, though this will only happen if we really are willing to spend the time and energy requiered to design things for ourselves.” Diesen Text habe ich in der International Harald Tribune vom 31.12.2012/01.01.2013 auf Seite 11 gefunden. Der Artikel Rawthorn, A. (2013): In the new year, products with personal touch beschreibt auf einer 3/4-Seite ausführlich, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Machen Sie den ersten Schritt und suchen Sie gezielt nach dem, was Sie schon immer haben wollen und (!) setzen Sie es um, wenn die etablierten Unternehmen es nicht anbieten. Warum eigentlich nicht?

Spannende Beiträge im RKW-Magazin 12/2012

Im  aktuellen RKW-Magazin 12/2012 gibt es wieder spannende Beiträge zu den Themen Nachhaltigkeit, Social Entrepreneurship, Open Innovation, Produktivität usw. Die einzelnen Artikel sind oftmals als Einstieg gedacht und verweisen für die intensivere Auseindersetzung auf weitere Quellen. Bei dem einen oder anderen Beitrag hätte ich mir eine etwas differenziertere Analyse gewünscht. Beispielsweise hätte man bei dem Thema Social Innovation (s. 40ff.) auf  Howaldt/Schwarz (2010): Soziale Innovation im Fokus verweisen können. Weiterhin ist beim Beitrag zu Open Innovation auf S. 46 nicht klar, auf welches Verständnis von Open Innovation sich der Autor bezieht. Ist es Open Innovation im Sinne von Chesbrough (2003), so muss in diesem Zusammenhang der Hinweis auf von Hippel etwas differenzierter analysiert werden, denn von Hippel grenzt seine Auffassung von User Innovation deutlich von den Ansichten Chesbroughs ab. Siehe dazu auch Open Innovation oder doch besser Innovation Openess? oder Freund, R. (2012): Co-Creation and Bottom-Up Economy oder European Commission (2012): Open Innovation.