Der Begriff der “Spekulation” im alltäglichen Sprachgebrauch und in anderen Kontexten

Wenn jemand etwas nicht genau weiß, und dennoch eine Schlussfolgerung ableitet, wird oft gesagt, hier wird spekuliert. In der Finanzwelt werden beispielsweise von Spekulanten riesige Geldmengen bewegt. Es wird deutlich, dass das Konstrukt “Spekulation” im alltäglichen Sprachverständnis negativ besetzt, allerdings in manchen Branchen (Kontexten, Domänen) ein durchaus gängiger Begriff ist.

“Der Begriff Spekulation wird im Gegensatz zum alltäglichen Sprachverständnis in der Wirtschaftswissenschaft wertneutral verwendet” (Wikipedia). 

Der Begriff des Spekulativen sollte daher auch umgangssprachlich gar nicht mehr so despektierlich gesehen werden – wie auch der folgende Text hervorhebt:

“Als philosophischer Fachterminus meint das Spekulative seit Kant und Hegel den eigentlichen Gebrauch der Vernunft, ohne in der bloßen Erfahrung des Vorliegenden steckenzubleiben. Daher ist das spekulative Element, methodisch zielführend eingebettet, ein wesentlicher Bestandteil des Entwerfens, den zu Unrecht eine unwissenschaftliche Aura umgibt (Groß und Mandir 2022, S. 30)” (Sander/Glaser/König (2024), in: Ebert/Rahn/Rodatz (Hrsg.) (2024): Wie gestalten wir Gesellschaft?).

In diesem Sinne lassen Sie uns ruhig spekulieren, und über die besten Meinungen diskutieren, debattieren und im positiven Sinne streiten..

Not for Profit – Projekte sind anders

Wir sind es gewohnt, Ansätze und Vorgehensweisen aus der Wirtschaft auch auf den sozialen Bereich zu übertragen. Beispielsweise sei hier das Qualitätsmanagement genannt, das auch soziale Organisationen dazu zwingt, ihr Qualitäts-Managementsystem zertifizieren zu lassen. Das Motto ist eindeutig und klar. Die Ansätze aus der Wirtschaft sind gut und richtig, und sollten auch in sozialen Organisationen angewendet werden.

Das soll natürlich auch im Projektmanagement mit seinen Definitionen und Vorgehensmodellen so sein. Dabei wird oft verkannt, dass die Management-Sprache oftmals nicht zu dem Sprachgebrauch in sozialen Organisationen mit ihren Not for Profit – Projekten passt.

“Wir müssen auch die Sprache und Begrifflichkeit des Projektmanagements für den gemeinnützigen Bereich verändern. Die Managersprache klingt völlig anders in den Ohren dieser Menschen. Die dort tätigen Menschen sind sprachlich sehr sensibel. Sie hören sehr genau hin und stoßen sich daran, wenn etwa Menschen als Ressourcen bezeichnet werden” (Dr. Thorsten Möller in einem Interview in projektmanagementaktuell 2/2012).

Auch wird versucht, betriebswirtschaftliche Kennzahlen aus dem Controlling von Wirtschaftsunternehmen auf Not for Profit – Projekte zu übertragen. Auch dieser Ansatz ist nicht passend.

“Ich würde nicht von Controlling sprechen, sondern von Wirksamkeitsmessung. Was diese Dreiecksbeziehung betrifft: Die Interessen in diesem Dreieck laufen mitunter auseinander. Viele Förderer verfolgen mit ihrer Zuwendung durchaus eigene Ziele. Und auch die Empfänger, die Nutznießer, haben bestimmte Erwartungen an die Hilfe. Und der Projektmanager wiederum hat selbst Interessen” Prof. Steffen Koolmann in einem Interview in projektmanagementaktuell 2/2012).

Diese beiden Aspekte zeigen schon auf, dass Projektmanagement für Not for Profit – Projekte etwas angepasst werden sollte, wenn nicht nur betriebswirtschaftliche Ergebnisse im Mittelpunkt stehen. Andererseits kann das betriebswirtschaftlich ausgerichtete Projektmanagement durchaus auch von Not for Profit – Projekten lernen, gerade was dem Umgang mit Menschen angeht.

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK), Projektmanager/in Sozialwirtschaft (IHK) und Projektmanager AGIL (IHK). Informationen dazu, und zu aktuellen Terminen, finden Sie auf unserer Lernplattform.