RKW-Magazin 3/2024: Anmerkungen zu einzelnen Inhalten

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Das RKW Kompetenzzentrum veröffentlicht mehrmals im Jahr ein RKW Magazin. Die Ausgabe RKW Magazin 3/2024 (PDF) hat den Schwerpunkt “Fachkräftesicherung” und den Titel “Investition Mensch”. Zu einigen Inhalten möchte ich etwas anmerken:

“Der demografische Wandel ist ein wesentlicher Treiber des Fachkräftemangels.”

Diese Veränderungen sind seit den 1960er Jahren bekannt. Somit konnte seit ca. 60 Jahren etwas dagegen getan werden. Jetzt ist die “Überraschung” groß. Das Thema war auch schon der “Hit” zu Zeiten von Frau Merkel als Bundeskanzlerin. Ich kann mich noch gut an die Diskussionen beim RKW in Eschborn erinnern, als ich zu dem Thema kurz im Projektbeirat war. Meine Hinweise wurden von manchen Teilnehmern nicht gerne gehört.

“Schätzungen zufolge fehlen in Deutschland bereits Hunderttausende Fachkräfte.”

Dabei ist zu hinterfragen, worauf sich die Schätzungen beziehen. Siehe dazu ausführlicher “Fachkräftemangel”: Ist der jeweilige Bezugspunkt richtig? Oftmals beziehen sich die Zahlen auf die bestehenden Strukturen – doch diese Strukturen sollten zunächst angepasst werden: Von der Strukturdominanz zur Prozessdominanz.

Titel der Ausgabe: “Investition Mensch”

In der meistens noch vorherrschenden industriellen Bilanzierung, werden Finanzmittel für Mitarbeiter (Menschen) überwiegend nicht aktiviert, und stellen somit keine Investitionen, sondern eher Kosten dar. Um die Wichtigkeit von Mitarbeitern (Humankapital), Struktur (Strukturkapital) und Beziehungen (Beziehungskapital) in einem Wissenssystem angemessener darstellen zu können, müssten die Organisationen eine Wissensbilanz erstellen – die meisten Organisationen machen das allerdings nicht.

Durchschnittliches Resilienzprofil der Ausgezeichneten des „Großen Preises des Mittelstandes“

Durchschnittliches Resilienzprofil der Ausgezeichneten des „Großen Preises des Mittelstandes“ (Juschkus, U. (2024): Wie zukunftsfest ist FEST STEHEN für kleine und mittlere Unternehmen in der digitalen und nachhaltigen Transformation?, RKW-Magazin 2/2024).

In der heutigen Welt sollen Unternehmen natürlich in irgendeiner Art agil sein, darüber hinaus sollen sie eine erhöhte Widerstandsfähigkeit haben/entwickeln (Resilienz) und möchten dennoch stabil in ihren Strukturen, Prozessen usw. sein. Genau so eine Gesamtsituation hat das durchschnittliche Resilienzprofil ausgezeichneter Unternehmen (Großer Preis des Mittelstandes) ergeben (Abbildung). Die Autorin bezieht sich dabei auf Daten der Oskar-Patzelt-Stiftung.

“In einer Welt, in der die Dynamik unserer gesellschaftlichen Entwicklung zunimmt, kommt es immer mehr darauf an zu überprüfen, ob das Unternehmen noch auf dem richtigen Kurs ist, und falls dem nicht so ist, diesen schnell anzupassen (Agilität). Darüber hinaus gilt es, sich stärker auf solche Fälle vorzubereiten und in Faktoren zu investieren, die langfristig die Beweglichkeit erhöhen (Resilienz). (…) Auf der anderen Seite ist Stabilität jedoch weiterhin eine wichtige Grundlage für effizientes Handeln und eine wichtige Voraussetzung für Produktivität, Profitabilität und Wachstum. Für verlässliche Prozesse, Muster, Regeln,
Verhältnisse zu sorgen und sie allmählich zu optimieren, ist also mindestens genauso wichtig, wie sie immer wieder grundsätzlich infrage zu stellen” (Juschkus, U. (2024): Wie zukunftsfest ist FEST STEHEN für kleine und mittlere Unternehmen in der digitalen und
nachhaltigen Transformation?, RKW-Magazin 2/2024).

Es ist, wie so oft eine Frage des jeweils angemessen Maßes an Agilität, Resilienz und Stabilität. Dieses Maß kann nur für das jeweilige Unternehmen bestimmt und entwickelt werden. Siehe dazu auch Wie bleiben Teams während des Veränderungsprozesses handlungsfähig ? Mit Resilienz-Selbsttest!

Ist das vom RKW veröffentlichte Geschäftsideentagebuch wirklich ein praktisches Notizbuch?

Die Veröffentlichung Großheim, K; Juschkus, U. (2019): Geschäftsideentagebuch wurde vom RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V. herausgegeben, und steht als PDF-Datei zur Verfügung. Das Tagebuch soll “ein flexibler Begleiter auf Ihrem ganz persönlichen und individuellen Weg zu neuen Geschäftsideen sein. Es ist in erster Linie ein praktisches Notizbuch”. 

Seit Juli 2020 steht darüber hinaus eine Website mit allen Tools zur Verfügung. Die Informationen je Tool können jeweils als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Es ist grundsätzlich gut, wenn das RKW die persönliche Ideenfindung und -bewertung unterstützt. Ob die PDF-Formate wirklich “ein praktisches Notizbuch” darstellen, sei deshalb dahingestellt.

Es wäre zeitgemäßer das Geschäftsideentagebuch in einer anderen Form anzubieten. Neben einer App bietet sich eine persönliche Ideenplattform in der Cloud an, die von jedem Einzelnen geöffnet werden könnte (Open Innovation). Die Vertrauensplattform könnte vom RKW als Vertrauenspartner gestellt und betrieben werden. Die Datenhoheit läge dabei weiterhin bei den Usern. Erst dann werden sich aus ersten Ideen auch schnell wirkungsvolle User Innovationen ableiten können. Dieser Bottom-Up-Ansatz (nach Eric von Hippel) könnte letztendlich auch mit der RKW-Initiative “Start-up trifft Mittelstand” verknüpft werden.

RKW-WEB-APP zur Personalplanung

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Das RKW-Kompetenzzentrum in Eschborn hat aus den verschiedenen Leitfäden zur Personalplanung nun eine Web-APP zur Verfügung gestellt. Die nutzung ist kostenfrei:

In sechs Schritten erarbeiten Management und Personalverantwortliche systematisch Antworten auf die Frage: Was müssen wir heute in Bezug auf unser Personal tun und entscheiden, um auch morgen noch erfolgreich im Geschäft zu sein?

Wie hängen Handlungsfähigkeit und Kompetenz zusammen?

handlungsfähigkeitIn Organisationen wird es in Zukunft immer mehr komplexe Situationen geben, die zu erweiterten Anforderungen an Mitarbeiter führen – Qualifikationen reichen hier nicht mehr aus. Immer mehr Unternehmen orientieren sich daher am Kompetenzbegriff, der allerdings sehr unterschiedlich verwendet wird. Im RKW-Magazin 3/2010 findet sich dazu auf Seite 40 folgende Beschreibung: “Dabei orientieren sie sich am Begriff der Kompetenz: Sie meint die ganzheitliche Fähigkeit von Mitarbeitern, in komplexen, neuen Situationen erfolgreich handeln zu können. Im Unterschied zum Begriff der Qualifikation, der nur die individuellen Fähigkeiten betrachtet, wird mit Kompetenz das Zusammenspiel von Können, Wollen und Dürfen in einer Organisation thematisiert.” In der Praxis hat sich die Kompetenzdefinition von John Erpenbeck und Volker Heyse durchgesetzt, die Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition verstehen (Erpenbeck/Heyse 2007). Eine so verstandene Kompetenz bewältigt auch Unsicherheiten, die in den vernetzten Strukturen heute überall zu finden sind. Menschen sind daher – mehr als Maschinen – in der Lage, komplexe Problemsituationen zu meistern und in solchen Situationen (Kontexte, Domänen) zu handeln (Siehe Grafik). 

Dabei ist eine so verstandene Kompetenz nicht auf das Individuum begrenzt, sondern auch für Gruppen, auf organisationaler Ebene und in Netzwerken von Bedeutung. Siehe dazu auch Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk.

Was ist ein Gründerökosystem?

rkw-3-2015Das aktuelle RKW-Magazin 3/2015 Treffpunkt: Gründerökosystem (PDF) befasst sich mit dem regionalen Umfeld, in dem Gründungen enstehen und rasch wachsen können. In der Printausgabe liegt zusätzlich noch ein schönes Canvas-Poster bei, auf dem alle Bereiche des Ökosystems genannt werden. Interessant finde ich den Hinweis auf Seite 26: “Viele Start-ups sind auf der Suche nach disruptiven Innovationen. Diese können besonders gut skaliert werden.”  Auf die Kritik an dem Begriff “Disruptive Innovationen” habe ich in diesem Blog schon geschrieben (Disruptive Innovationen in der Kritik). Diesmal geht es mir darum, ob das Ökosystem denn überhaupt daran interessiert ist, dass Start-ups ihr Geschäftsmodell rasch skalieren. In der Bankenmetropole Frankfurt/Main rumort es kräftig in der Gründerszene, da Fintechs (Neue Finanzdienstleistungen, die neue Technologien nutzen) eher blockiert, denn gefördert werden. Die bestehenden Gesetze schützen die Geschäftsmodelle der Industriegesellschaft und stellen oft große Hürden für innovative Start-ups dar. Die finanziellen Mittel für Start-up-förderungen liegen bei ca, 7 Mrd. Euro im Vergleich zu 38 Mrd. USD in den USA. Es kommt nicht von ungefähr, dass die EU feststellen musste, dass Deutschland im Vergleich zu den USA um 5-6 Jahre zurückliegt. Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Innovationsmanager (IHK). Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.

RKW Magazin 2/2015: Die Crowd-Methode – Die Weisheit von Vielen

rkw-02-2015Das RKW Kompetenzzentrum in Eschborn gibt immer wieder interessante Faktenblätter oder auch ein spannendes Magazin zu verschiedenen Themen heraus. In der Ausgabe 2/2015 des RKW Magazins (PDF) geht es um die “Crowd-Methode”. Es ist gut, dass sich das RKW Kompetenzzentrum diesen Themenschwerpunkt ausgesucht hat, denn das eher traditionelle Management in den Unternehmen/Organisationen nutzt die vielfältigen Chancen einer Öffnung gegenüber der “Crowd” noch nicht ausreichend. Dennoch muss ich an dem Magazin einige Punkte kritisieren. Zunächst geht es mir hier um die verschiedenen Begrifflichkeiten. Der Begriff “Crowdsourcing” wurde das erste Mal in einem Artikel von J. Howe im Jahr 2006 veröffentlicht. Leider wird die Quelle nicht erwähnt. Darüber hinaus wird in dem Magazin noch auf die Begriffe “Weisheit von Vielen” und “Schwarmintelligenz” eingegangen, die auf Surowiecki, J. (2004): The Wisdom of Crowds: Why the Many Are Smarter Than the Few and How Collective Wisdom Shapes Business, Economies, Societies and Nations hindeuten. Auch diese Quelle wird nicht erwähnt. Auch ist es nicht immer so, dass viele Menschen zusammen besser komplexe Probleme lösen. Die Beiträge von Simon (2013): Gemeinsam sind wir blöd!? oder auch anderen gehen darauf differenziert ein. Mit “Crowdinnovation” wird auf “Open Innovation” verwiesen, ohne zu erläutern, um welche Perspektive von Open Innovation es sich handelt. Die eine Perspektive geht von Unternehmen aus (Chesbrough 2003…), und die andere Perspektive geht von User aus (Open User Innovation- von Hippel 2005 …). Nicht zuletzt kann bei dem Thema auch auf die Entgrenzungen im Rahmen der Reflexiven Modernisierung (Soziologie) hingewiesen werden. Möglicherweise ist das alles für die Leser des Magazins schwere Kost. Dennoch sollte zumindest dem interessierten Leser die Chance gegeben werden, tiefer in die Thematik einsteigen zu können. Dazu bedarf es dann allerdings der genannten Quellen. Solche Zusammenhänge erläuetrn wir in dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Innovationsmanager (IHK). Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.

RKW-Faktenblatt zu Innovationserfolg

lean-innovationDas RKW-Faktenblatt 06/2013 Trillig, E.; Blaeser-Benfer, A. (2013): Erfolgsfaktoren im Innovationsmanagement von kleinen und mittleren Unternehmen gehen die Autoren auf den klassischen Innovationsprozess ein (Closed Innovation) und stellen die dazu geeigneten Erfolgsfaktoren nach Hauschildt (2007) dar: Technischer, ökonomischer und sonstiger Nutzen. Darüber hinaus gibt es allerdings auch noch die Möglichkeit, den Innovationsprozess als komplexe Suchbewegung zu betrachten und den Innovationsprozess stärker zu öffnen (Open Innovation). Dieses Controlling für Open Innovation gibt es schon. Es wäre schön gewesen, wenn die Autoren auch darauf hingewiesen hätten. Immerhin heisst die Überschrift des Artikels “Erfolgfaktoren im Innovationsmanagement” – dazu gehört heute auch immer stärker Open Innovation, und Open User Innovation. In dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Innovationsmanager/in (IHK) gehe ich auch auf diese Aspekte des Innovationsmanagements ein. Der nächste Lehrgang wird von der IHK Köln vom 11.03.-15.04.2014 angeboten. Siehe dazu auch Termine.

Elisabeth Trillig, Dr. Andreas Blaeser-Benfer

RKW-Leitfaden: Leistungssteigerung und Wissenstransfer in virtueller Teamarbeit

Der RKW-Leitfaden (2011): Leistungssteigerung und Wissenstransfer in virtueller Teamarbeit. Zusammenarbeit im 21. Jahrhundert ist zwar schon etwas älter, dennoch enthält der Leitfaden einige umsetzbare Anregungungen. Ausgangspunkt ist die virtuelle Teamarbeit, die durchaus ihre Tücken hat. Daher ist es gut, die Besonderheiten herauszustellen und sie mit dem T-O-M-Modell zu verbinden. Dabei stehen zunächst die technischen Möglichkeiten (T), dann die organisationalen (O) und letztendlich die menschlichen Aspekte (M) im Fokus. Der Leitfaden ist stark auf das explizite Wissen ausgerichtet und versucht, komplexe Zusammenhänge einfach darzustellen. Das ist allerdings tückisch, da gerade eine auf Wissen basierende Arbeitsweise durch Interaktionen und mit den damit verbundenen Kontingenzen umgehen muss. Insofern stellt sich die Frage, ob es nicht weiter um Können und Kompetenz gehen muss, wenn wir über virtuelle Teamarbeit sprechen? Erste Überlegungen dazu finden sich in dem Leitfaden: Wissen im Unternehmen halten und verteilen, in dem auch das implizite Wissen erwähnt wird – allerdings recht kurz. Dominierend sind Begriffe wie “Werkzeugset” usw. – als ob man einfach einen Werkzeugkasten braucht um mit Wissen umzugehen… 

Siehe dazu auch Neuweg (2004) Könnerschaft und implizites Wissen, Arbeitssituationsanalyse, Moldaschl, M. (2010): Zirkuläre Wissensdiskurse, Know-How-Tranfer von Jung zu ALt und umgekehrt, KRC – Ordnungsrahmen für Wissensmanagement und ProWis.

RKW Kompetenzzentrum mit neuem Innovationsportal

Das RKW Kompetenzzentrum engagiert sich stark für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Ein wichtiges Themenfeld ist dabei das Innovationsmanagement. Die verschiedenen Gebiete wie  ein Inno-Check, Praxisbeispiele, Publikationen und eine Mediathek wurden nun gebündelt auf dem neuen Innovationsportal zusammengestellt: “Das RKW Innovationsportal ist Ihre Anlaufstelle zu unseren Projekten und Informationen rund um das Thema Innovation. Hier bekommen Sie eine Übersicht zu Fragen der Produktivität, des Innovationsmanagements und des ressourceneffizienten Wirtschaftens. Zusätzlich verrät Ihnen unser Inno-Check, wo sich in Ihrem Unternehmen noch Potentiale verbergen. Nutzen Sie die Ergebnisse.” Einige der hier genannten Themen nehme ich auch in dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Innovationsmanager (IHK) auf. Sollten Sie dazu weitere Informationen benötigen, so sprechen Sie mich bitte an.