Hybrides Projektmanagement am Beispiel der mechatronischen Entwicklung

Eigene Darstellung. Quelle: Feldmüller/Sticherling (2016)

Wie die globale Studie des Project Management Instituts (PMI) aus dem Jahr 2024 gezeigt hat, ist Hybrides Projektmanagement in den letzten Jahren in der Praxis immer stärker eingesetzt worden. Dieser eher pragmatische Ansatz ergänzt die eher dogmatischen Vorgehensweisen, die wir aus beim plangetriebenen (klassischen) Projektmanagement und dem agilen Projektmanagement (z.B. nach Scrum) kennen.

Das Projektmanagement-Kontinuum zeigt dabei auf, wie vielfältig die verschiedenen Möglichkeiten sind. Aufgabe in den Organisationen ist es, für jedes Vorhaben/Projekt das angemessene Vorgehensmodell zu nutzen, um Verschwendungen im Projektmanagement zu vermeiden.

Nach diesen eher theoretischen Überlegungen stellt sich die Frage, wie ein Hybrides Projektmanagement beispielhaft aussehen kann.

In der Abbildung sehen Sie beispielhaft die Vorgehensweise in der mechatronischen Entwicklung mit den Bereichen Mechanik, Elektronik und Informatik. Diese werden aus einer sequentiellen Vorgehensweise in eine vertikale (interdisziplinäre) Agilität überführt. Das Zusammenspiel zwischen Mechanik (sequenziell) und Informatik (agil) zeigt der untere Teil der Abbildung detaillierter.

Bei diesem Hybriden Vorgehensmodell gibt es z.B. beim Einsatz von Scrum nach jedem Durchlauf (Iteration;Sprint) ein Zwischenprodukt (Increment), das mit dem Status aus der mechanischen Entwicklung abgestimmt werden sollte. Die Kommunikation an diesen Stellen ist nicht ganz einfach, da sich hier zwei relativ verschiedene Mindsets, inklusive der damit verbundenen verschiedenen Begrifflichkeiten, verständigen sollen.

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen, Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK), die wir an verschiedenen Standorten anbieten. Weitere Informationen zu den Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Wie sieht die Zukunft des Projektmanagements aus?

Es scheint sich langsam aber sicher die Erkenntnis durchzusetzen, dass es nicht DIE EINE Vorgehensweise für jedes Projekt gibt, sondern dass es erforderlich ist herauszufinden, welche angemessene Kombination von Vorgehensweisen (Vorgehensmodellen) die richtige für das jeweilige Projekt ist.

“Nicht vorhersehbar, aber gestaltbar – so ist auch die Zukunft des Projektmanagements. Wirklich stark ist eine Methodik dann, wenn sie sich selbst immer wieder in Frage stellen lässt, neue Dinge ausprobiert werden können, Bewährtes erhalten und weniger Bewährtes verworfen wird. So entwickelt sie sich Schritt für Schritt weiter, ein stetiger Lernprozess. Dabei geht es nicht darum, die beste Methodik zu finden (sozusagen ´den Stein der Weisen´). Wir müssen etwas anderes finden: nämlich die für ein bestimmtes Projekt in einer bestimmten Situation beste Methodik, mit der geeignete Lösungen für die gestellte Projektaufgabe erarbeitet werden können. Diese Weiterentwicklung des Projektmanagements ist eine permanente Aufgabe, die nie abgeschlossen sein wird. Immer neue Herausforderungen aus den Projekten und den Projektumfeldern führen zu immer neuen methodischen Lösungen.” (Scheurer, S. 2023: Die Zukunft des Projektmanagements, in: projektmanagementaktuell 05/2022, S. 2).

Ein so verstandenes modernes Projektmanagement passt sich an und gibt Hilfestellungen für die jeweilige Problemlösung. Ob wir das nun hybrid, blended oder adaptiv nennen ist nicht so wichtig, denn ein so verstandenes Projektmanagement ist weniger dogmatisch, sondern eher pragmatisch.

In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Informationen zu unseren Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Komplexität erfordert eine neue Art von Verständnis

mitchell.jpgEs wird alles komplexer – nicht alleine komplizierter. In seiner stärksten Form empfiehlt z.B. der Reduktionismus, sich auf die Kausalitäten der Grundelemente zu beziehen, da Kausalitäten auf übergeordneten Ebenen keinen Erkenntnisgewinn mehr bringen würden. In einfachen Systemen ist das auch der Fall. In komplexen Systemen allerdings nicht, da es dort zu emergenten Phänomenen kommt. Emergenz steht also dem Reduktionismus konträr gegenüber und erfordert ein neues Denken. Zu der neuen Erkenntnismethode gehören folgende Merkmale (Mitchell 2008:22-23):

  • Pluralismus: die Integration zahlreicher Erklärungen und Modelle auf vielen Erklärungsebenen anstelle der Erwartung, es müsse stets eine einzige, einfache, grundsätzliche Erklärung geben.
  • Pragmatismus anstelle des Absolutismus: die Erkenntnis, daß es viele Wege zu einer zutreffenden, wenn auch nur teilweisen Darstellung der Natur gibt, zu der verschiedene Grade der Verallgemeinerung und unterschiedliche Abstraktionsebenen gehören. Welche Abbildung am besten „funktioniert“, hängt von unseren Interessen und Fähigkeiten ab.
  • Schließlich die Dynamik des Wissens, das sich immer weiter entwickelt, anstelle eines statischen Universalismus. Diese Eigenschaft nötigt uns, neue Wege zur Erforschung der Natur zu finden und entsprechend den dabei gewonnenen Kenntnissen zu handeln.

Entsprechende Kompetenzen (Selbstorganisationsdispositionen) ermöglichen es, Komplexität zu bewältigen. Die Kompetenzentwicklung ist in einer immer komplexer werdenden Welt (nicht nur wirstschaftlichen Welt) eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.