Project Office: Mitarbeiterzentrierter und Servicezentrierter Ansatz in der Gegenüberstellung

In dem Blogbeitrag Project Office (PO) in den Projektmanagementphasen wurde erläutert, wie die beiden Ansätze für ein Project Office (PO) in den jeweiligen Projektmanagementphasen nach DIN positioniert werden können. Die folgende Tabelle bietet eine Hilfestellung für die praktische Umsetzung in der Organisation.

KriteriumMitarbeiter-
zentrierter
Ansatz
Service-
zentrierter
Ansatz
Grad der Aufgaben-komplexitätHohe Komplexität,
da fachbezogene
PM-Aufgaben im
Vordergrund stehen
Geringe Komplexität,
da PM-Routineaufgaben
im Fokus liegen
Grad der Wiederholbarkeit
der Tätigkeit
Geringe
Wiederholbarkeit
der Tätigkeiten
Häufige Wiederholung der Tätigkeiten, bedingt durch die
PM-Prozesstreue und hohe Änderungshäufigkeit
Grad der Bestimmbarkeit
des Aufgaben-fortschritts
Niedrige Bestimmbarkeit
des Aufgabenfortschritts,
da individuelle PM-Tätigkeiten
mit geringer Wiederholbarkeit
Hohe Bestimmbarkeit des Aufgabenfortschritts, da standardisierte und planbare PM-Tätigkeiten
ObjektbezugDie Aufgaben fokussieren
sich auf die Erreichung
spezieller Stakeholder-Ziele (Personengruppe)
Die Aufgaben dienen im Wesentlichen der Erstellung von Lieferobjekten
VerrichtungsbezugDie Tätigkeiten beziehen
sich vornehmlich auf die
PM-Tätigkeiten mit
projektfachlichem Bezug
Bei den Tätigkeiten handelt es sich um PM-prozessbezogene
Tätigkeiten ohne Fachbezug
Rang der TätigkeitenDie Aufgaben des MA-
zentrierten Ansatzes
können als entscheidungs-beeinflussend bezeichnet werden
Die Tätigkeiten des Aufgabenzentrierten Ansatzes sind entscheidungs-vorbereitend
Organisatorische
Projekteinbindung
Unmittelbares Mitglied
des Kernteams oder in „beratungsnähe“
zum Kernteam
„Service Center“ mit Liefer- und Leistungsbeziehungen
Dorfner Kollmer (2017), in projektmanagementaktuell 2/2017

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK). Informationen dazu, und zu aktuellen Terminen, finden Sie auf unserer Lernplattform.

Project Office (PO) in den Projektmanagementphasen

Dorfner Kollmer (2017), in projektmanagementaktuell 2/2017

Projektmanagement-Office (PMO) und Project Office (PO) grenzen sich voneinander ab. Siehe dazu ausführlicher Wie grenzen sich Project Management Office (PMO) und Project Office (PO) voneinander ab?

Die Abbildung zeigt, wie sich der Grad der Project Office – Einbindung über die DIN-Projektmanagementphasen variiert. Der Nutzen eines Project Office liegt dabei in seiner Mitarbeiter- und/oder Servicezentriertheit.

Mitarbeiterzentriertes Project Office: Bei einem mitarbeiterzentrierten Project Office handelt sich um eine in der Praxis sehr häufig anzutreffende Implementierungsvariante eines PO. Projektleiter stellen sich ein Team aus Projektmitgliedern zusammen, je nach Projektart und -größe mit unterschiedlicher Erfahrung und Spezialisierung. Diese werden in die Organisation des Projektes soweit eingebunden, dass sie ihre Aufgaben im Projektkontext erwartungsgemäß erfüllen können. Je nach Steuerung, Art und Größe der Aufgaben, übernehmen die Mitarbeiter gängige Aufgaben eines Project Offices, aber
oftmals auch andere, für das Projekt notwendige, fachlich-inhaltliche Aufgaben. Daher liegt der Fokus dieses Modells auf den individuellen Fähigkeiten des Mitarbeiters, der aufgrund seiner Qualifikation und Erfahrung den Projektleiter dadurch unterstützt.

Servicezentriertes Project Office: Der zweite Ansatz stellt das servicezentrierte Project Office dar. Der Fokus bei diesem Modell liegt in der Erfüllung konkreter, wiederkehrender Tätigkeiten, die das PO im Projektverlauf durchführt. Auch hier stellt der Projektleiter ein Team aus Mitarbeitern zusammen und definiert die zu erbringenden Aufgaben innerhalb des PO. Die Quintessenz dieses Modells basiert jedoch auf der Definition eines Servicekatalogs, welcher das Leistungsportfolio des PO für die Projekte bzw. Teilprojekte enthält. Der Servicekatalog kann in verschiedene Cluster der zu erfüllenden Aufgaben und verschiedenen Komplexitätsstufen eingeteilt sein. Ferner werden auch die Regelmäßigkeit und die Dauer der Durchführung aufgenommen, um eine Kapazitätsplanung für die Mitarbeiter im Project Office aufzustellen. Durch den Fokus auf vornehmlich standardisierte Aufgabe ist es möglich, dass die im Vorfeld abgestimmten Tätigkeiten (z. B. Status Reporting, Projektcontrolling etc.) projektübergreifend erbracht werden können”(ebd.).

Siehe dazu auch

Projektmanagement-Office (PMO): Neue Aufgaben durch Künstliche Intelligenz (KI)

Projektmanagement Office (PMO): Organisatorische Einbindung und inhaltliche Möglichkeiten

Mögliche Aufgaben des Project Management Office (PMO)

Das PMO als agiles Kompetenzzentrum?

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK). Informationen dazu, und zu aktuellen Terminen, finden Sie auf unserer Lernplattform.

Wie grenzen sich Project Management Office (PMO) und Project Office (PO) voneinander ab?

Da es in den Organisationen immer mehr Projekte gibt, können die dazu benötigten Strukturen von internen Dienstleister für Projektmanagement entlastet werden. Dabei ist es hilfreich ein Project Management Office (PMO) und ein Projekt Office (PO) zu unterscheiden. Die folgende Tabelle stellt die jeweiligen Schwerpunkte anhand von verschiedenen Kriterien dar.

KriteriumProject Management Office (PMO)Project Office (PO)
Wirkungsbereich– projektübergreifend
– Unterstützung und Steuerung des kompletten Projekt-
managementsystems einer Organisation oder eines Organisationsbereichs
– projektspezifisch
– Entlastung eines Projektteams durch effektive und effiziente
Unterstützung bei der Projektarbeit
ZielsetzungAuf Dauer angelegte organisatorische EinheitTemporäre organisatorische Einheit (mit Zuordnung zu einem einzelnen Projekt/ Programm)
Organisatorische EinbindungTeil der Stab-/ Linienorganisation, unternehmensweit und (zusätzlich) höchstens einmal pro Unternehmensbereich (Kaskade)Teil der Projektorganisation, höchstens einmal pro Projekt/ Programm
WertbeitragWeiterentwicklung und Verbreitung eines einheitlichen
Projektmanagement-verständnisses und dessen
Anwendung in der Organisation
Konforme Anwendung übergreifend definierter PM-Methoden und -Standards durch operative Unterstützung im Projekt bzw. Programm
Abgrenzung PMO zu PO (Dorfner Kollmer 2017, in projektmanagementaktuell 2/2017)

Siehe dazu auch

Projektmanagement-Office (PMO): Neue Aufgaben durch Künstliche Intelligenz (KI)

Projektmanagement Office (PMO): Organisatorische Einbindung und inhaltliche Möglichkeiten

Mögliche Aufgaben des Project Management Office (PMO)

Das PMO als agiles Kompetenzzentrum?

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK). Informationen dazu, und zu aktuellen Terminen, finden Sie auf unserer Lernplattform.

Das PMO als agiles Kompetenzzentrum?

Ein Projektmanagement-Office (PMO) kümmert sich im Gegensatz zu einem Projekt-Office (PO) um viele Projekte in einer Organisation. Manche Organisationen entwickeln ihre PMOs in agile Kompetenzzentren, die folgende Dienste bietet (PMI 2017:82):

  • Ausarbeitung und Implementierung von Standards. Erstellen von Vorlagen für User Stories, Test, Cases, kumulative Flussdiagramme usw. Bereitstellung agiler Werkzeuge und Schulung unterstützender Gruppen über iterative Entwicklungskonzepte.
  • Weiterentwicklung von Personal durch Schulung und Betreuung. Koordinierung agiler Schulungen Coaching und Betreuung von Mitarbeitern bei der Umstellung auf eine digitale Denkweise und Steigerung ihrer Fähigkeiten. Ermutigung und Unterstützung der Mitarbeiter für die Teilnahme an Veranstaltungen zur Agilität vor Ort.
  • Multiprojektmanagement. Koordination zwischen agilen Teams mittels Kommunikation zwischen den Projekten. Förderung des Austauschs von Erkenntnissen zu Fortschritt, Problemen und Retrospektiven sowie Verbesserungsversuchen. Hilfe beim Managen wichtiger Kundenfreigaben und Programmebene und Investmentfragen auf Portfolioebene mithilfe des geeigneten Regelwerks.
  • Wissensaufbau der Organisation. Sammlung von Velocityprofilen der Projekte sowie die Erfassung, Speicherung und Indizierung dieser Erkenntnisse aus Retrospektiven.
  • Umgang mit Stakeholder. Anbieten von Schulungen für Projektverantwortliche, Anleitung zu Akzeptanztests und zur Evaluation von Systemen sowie des Feedbacks dazu. Hervorheben der Bedeutung von Fachexperten für Projekte.
  • Anwerbung, Auswahl und Bewertung von Teamleitern. Erarbeitung von Leitlinien für Interviews mit Agilisten.
  • Ausführung spezieller Projektaufgaben. Schulung und Vermittlung von Moderatoren für Retrospektiven, von agilen Problemlösern, sowie von Mentoren und Trainern.

Diese Perspektive kann noch erweitert werden, indem PMOs Dienstleister für agiles, hybrides und plangetriebenes (klassisches) Projektmanagement sein kann. Wie die HELENA-Studie beispielsweise gezeigt hat, ist die Projektmanagement-Realität eher hybrid, was eher einem Pragmatismus entspricht. In dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auch auf diese Zusammenhänge ein. Informationen zum Lehrgang und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.