Soziologie, die Finanzmarktkrise und das Wissensparadoxon

Entspannen06.jpgWenn man sich den Pressespiegel zum 34. DGS-Kongress ansieht, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Soziologie durch die Finanzmarktkrise wieder stärker in den Mittelpunkt rückt. Gerade der Spiegel-Artikel (auf Seite 39 des Pressespiegels) enthält beispielsweise den Hinweis, dass man den Ökonomen zu lange die Deutungshoheit überlassen habe. Es wird spannend sein zu beobachten, inwiefern sich die Perspektive der Soziologen durchsetzen kann. Immerhin liest man im Themenpapier zur Konferenz folgendes: ” (…) Paradoxon der Moderne: das Wissensparadoxon. Mit dem Zuwachs an (wissenschaftlichem) Wissen schärft sich zwangsläufig zugleich auch das Wissen über unser Nicht-Wissen, und damit unser Bewusstsein von der Kontingenz des Sozialen.”  Die Soziologie kann wichtige Beiträge zur Transformation zur Wissensgesellschaft liefern. Siehe dazu auch Open Innovation, Crowdsourcing, Swarm Intelligence usw. oder einfach nur Soziologie.

Piller/Hilgers (2008): Open Innovation: Externes Wissen nutzen

Teambesprechung11.jpgDer Beitrag Piller, F.; Hilgers, D. (2008): Open Innovation: Externes Wissen nutzen ist erschienen im RKW-Magazin 03/2008. Die Autoren stellen Unternehmen vor, die Open Innovation umsetzen und weisen darauf hin, dass Open Innovation den traditionellen Innovationsprozess (Closed Innovation) ergänzt: “Das Management von Innovationen ist eine zentrale Herausforderung für Unternehmen, um langfristig erfolgreich zu sein. Dabei wird die Integration externen Wissens (z.B. von Kunden, Zulieferern, Universitäten, etc.) zu einem häufig wettbewerbsentscheidenden Faktor. Ein offener Innovationsprozess in Innovationsnetzwerken und anderen Kooperationsformen vermag dabei einen bedeutenden Beitrag  zu leisten.” Spannend ist dabei natürlich auch die Wissensperspektive: Externes Wissen nutzen.

Open Innovation & University: Internationale Konferenz mit vielen Präsentationen (inkl. Henry Chesbrough)

oi-valencia-2008.jpgVom 26.-27.05.2008 fand die internationale Konferenz Open Innovation & University: Competitivenes and Development an der Universitat Politèchnica de València statt. Interessant dabei ist, dass sich die Universität als Mittler zwischen den theoretischen Grundlagen von Open Innovation und deren praktischen Umsetzung sieht. Darüber hinaus stehen alle Vorträge als Download zur Verfügung und Sie können Sie sich die Closing Session als Video ansehen. Ganz besonders möchte ich auf den Vortrag von Henry Chesbrough hinweisen: Chesbrough, H. (2008): Open Innovation: A new approach to industrial innovation.

Weber, M. (2008): Open Innovation with Customers in Financial Services

Zeitung1.jpgDas Paper Weber, M. (2008): Open Innovation with Customers in Financial Services wurde auf der von mir initiierten dritten Konferenz zu Mass Customization and Open Innovation MCP-CE 2008 vorgestellt. In seiner Präsentation hat Marcel Weber gezeigt, dass Open Innovation auch in der Finanzbranche umgesetzt werden kann. Abstract: The Dutch Financial (FS) Services industry is known  for  its variety and diversity  in  financial products and  services,  that  have  been  created  and  developed  by firms  themselves.  Customer  involvement  in  the development  of  new  products  was  something  very unusual,  because  of  its  risk  and  because  consumers consider financial matters as complex and not exciting at all.  However,  Dutch  FS  firms  are  slowly  becoming aware  of the potential to create  new  products  and services  with  the  participation  of  their  customers, leading  to products and  services  that are  really wanted and needed by consumers. Two cases of  firms  that have taken this first step to  involve  their customers in  this co-creation will be discussed.”

Wieder einmal Crowdsourcing (mit Video)

PHOTO_17.jpgAm 05.09.2008 ist bei Wired der Artikel Howe, J. (2008): Crowdsourcing Book Excerpt: The Canary in the Coal Mine erschienen. Darin erläutert der Autor den Begriff Crowdsourcing anhand eines Beispiels – inkl. Video (3:20). Gleich zu Anfang des Artikels wird darauf verwiesen, dass Jeff Howe das Phänomen Crowdsourcing das erste Mal 2006 identifiziert habe: The rise of crowdsourcing. Darüber hinaus weist Jeff Howe auf sein Buch hin, dem natürlich auch das oben erwähnte Beispiel entnommen ist. Möglicherweise verkauft sich das Buch einfach nicht so, wie er sich das gedacht hat?

Ich halte diese Darstellung für eine typisch amerikanische Form der Übertreibung und Vermarktung. Zunächst ist es aus meiner Sicht schon vermessen zu behaupten, dass Jeff How das Phänomen Corwdsourcing als erster identifiziert hat – und das in 2006. Schon vor 2006 waren Konzepte wie Open Innovation, Kollektive Intelligenz, Soziale Intelligenz usw. bekannt. Weiterhin befassen sich Soziologen schon seit jeher mit solchen Aspekten. Gut, jetzt kommt noch der technologische Hype um das Netz hinzu. Dennoch hat sich nichts daran geändert, dass die Zusammenarbeit bei komplexen Problemen zu Ermergenzphänomenen führt. Ob man das nun unbedingt wieder mit einem (aus meiner Sicht) unnötigen, neuen Begriff titulieren muss? Möglicherweise sollten sich die Technik-Freaks einmal bei den Soziologen umsehen, und mit ihnen reden. Ganz einfach face-to-face… Man weiß nie, was dabei heraus kommt. Siehe dazu auch

  1. Bonabeau/Meyer (2001): Swarm Intelligence
  2. Open Innovation, Crowdsourcing, Swarm Intelligence usw. oder einfach nur Soziologie?
  3. Was ist nun wieder Crowdsourcing?
  4. Kernkompetenz als Emergenzphänomen

Wagner, K.; Ziltener, A. (2008): Open Innovation System: Ein Ansatz zur Steigerung regionaler Innovationsaktivitäten

Ausstellungshalle1.jpgDas Diskussionspapier Wagner, K.; Ziltener, A. (2008): Open Innovation System: Ein Ansatz zur Steigerung regionaler Innovationsaktivitäten zeigt auf, “wie Innovationsschwächen und Hemmnisse von KMU durch die Einbindung in ein offenes Innovationssystem (Open Innovation System) überwunden werden können. Der Artikel beschreibt zwar Ansatzpunkte aus der Schweiz, allerdings sind die Erkenntnisse durchaus übertragbar. Die regionalen Wirtschaftförderungen in Deutschland sollten sich deshalb das Diskussionspapier genau durchlesen. Die heute stark geförderten Cluster (Metall-Cluster, Kunststoffverarbeitungs-Cluster, usw.) sind oftmals zu abgeschottet, um die vollen Möglichkeiten von offenen Systemen zu nutzen – sie schmoren alle in ihrem eigenen Saft (in ihrem Fachwissen). Die offene Integration von Bedürfnisinformationen und Anwendungswissen in die Geschäftsprozesse würde die Wertschöpfung steigern. Aber wer will das schon, sich in einem offenen Innovationssystem zu bewegen? Man bleibt unter sich…. mit allen Konsequenzen – auch für den Arbeitsmarkt.

Keds und Zazzle: Beeindruckende Plattform um sein eigenes Schuhdesign zu generieren – und es macht Spaß

zazzle-keds.jpgFrank Piller hat am 07.08.2008 in seinem Blogbeitrag Keds & Zazzle Are Bringing Footwear Customization to a New Dimension über eine spannennde Zusammenarbeit berichtet. Keds ist eine sehr bekannte US-Schuh-Marke (seit 1916) und Zazzle eine Plattform, die Mass Customization und Open Innovation erfolgreich umsetzt. Inspiriert von Frank´s Blogbeitrag, haben wir uns gestern Abend einmal die Keds-Website bei Zazzle angesehen und ein eigenes Paar Schuhe designed: Wir waren begeistert von dem Tool, mit dem man einfach und intuitiv seine Vorstellungen verwirklichen kann – toll. Wir werden in den nächsten Tagen noch an unserem Design arbeiten und es Ihnen dann einmal vorstellen. Oder noch besser: Probieren Sie es doch einmal selbst aus. Immerhin sollen schon 1 Woche nach dem Launch der Website mehr als 30.000 user-genrated designs for custom shoes kreiert worden sein (Quelle: Mail von Zazzle an Frank Piller am 13.08.2008). Beeindruckend.

RYZwear.com: Das Konzept von Threadless.com auf Schuhe übertragen

ryzwear.jpgFrank Piller berichtete am 24.07.2008 in seinem Blog über RYZwear.com: Applying the Threadless Concept to Footwear. Frank beschreibt ausführlich den Hintergrund des Unternehmens und vergleicht das Geschäftsmodell von RYZwear.com mit dem von Threadless.com. Dabei ist Frank etwas skeptisch, ob sich der Erfolg des Threadless-Modells (15$-Shirts) auf 90$-Sneakers übertragen lässt – man wird sehen… Das Unternehmen RYZwear wurde am 26.06.2008 in Portland/USA gegründet. Ich habe mich auf der Website ein wenig umgesehen und bin gespannt, wie sich das Geschäftsmodell entwickelt. Es ist auf jeden Fall gut zu sehen, dass sich viele Unternehmen mit den neuen Möglichkeiten von Mass Customization und Open Innovation in der Schuhbranche befassen. Ich bin sicher, dass irgendwann eines der Geschäftsmodelle erfolgreich sein wird. Es wäre natürlich schön, wenn es nicht immer Unternehmen aus den USA wären, die die neuen Möglichkeiten schnell umsetzen. Es kann durchaus sein, dass Europa auch hier wieder den Anschluss verpasst.

Open Innovation in Services: Video über Aktivitäten bei der British Telecom

Empfang2.jpgIn dem Video Open Innovation in Services stellt Steve Wright (Head of Strategic Research at BT) die Plattform 21CN vor: “Over the last few years, BT has been transforming its business from a telco to a networked service provider, based on ´new wave´ revenues. BT’s 21st Century Network (21CN) is an important part of that transition. It is an end-to-end IP-based network, which will consolidate BT’s complex networks and systems on to a single infrastructure. But it is not simply a network transformation; rather it is a radical overhaul of products, systems, process and a fundamental remaking of our business around the delivery of software defined services. In particular, it will enable the creation of new converged communications and information services — by BT, third parties and our customers. 21CN is a platform for open innovation in communications services.” Wieder ein Unternehmen, das seinen Innovationsprozess öffnet.

Open-I: 1.3 Mio. EUR für ein Projekt zu Open Innovation

open-i-02.jpgAus der Pressemitteilung zu Open-I : “Open Innovation hat das Potential die Innovationsfähigkeit von Unternehmen radikal zu steigern. Wie Unternehmen konkret vorgehen können, welche Herausforderungen dabei zu meistern und welche Hindernisse zu berücksichtigen sind, erkunden Forscher der Handelshochschule Leipzig (HHL), der Universität Erlangen-Nürnberg und der Technischen Universität München im interdisziplinären Verbundprojekt “Open-I“. Vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Europäischen Sozialfonds wurden hierfür jetzt rund 1,3 Mio. EUR bewilligt.” Es freut mich sehr, dass die Forschungen zu Open Innovation intensiv gefördert werden. Möglicherweise merken auch bald Unternehmen, dass sie von Open Innovation profitieren können…