Multiple Intelligenzen: Workshop am 03.09.2007 in Dänemark

multiple.gifAm 03.09.2007 findet ein Workshop zur Multiple Intelligenzen Theorie auf dem Jugendhof Knivsberg in Rodekro/Dänemark statt. Pädagogen können sich hier gezielt über Anwendungsmöglichkeiten der Multiple Intelligenzen Theorie im Bildungsbereich informieren. Darüber hinaus stelle ich auch die Ergebnisse des von mir initiierten EU-Projekts MIapp (2004-2006) vor. Weitere Informationen zu dem interessanten Workshop finden Sie in der Programmübersicht.

Multiple Intelligenzen und Fähigkeiten/Fertigkeiten, Lernstilen, Wissen, Kompetenz …

Teambesprechung09.jpgIn letzter Zeit werde ich immer wieder gefragt, ob Multiple Intelligenzen nicht einfach nur Fähigkeiten sind, oder mit Kompetenzen gleichzusetzen sind. Andere fragen, worin der Unterschied zu Lernstilen liegt, usw. Die Zusammehänge und Unterschiede hat Aissen-Crewett 1998 sehr schön zusammegefasst:

“Neben der ´Pluralisierung´ der Intelligenz besteht ein weiteres Verdienst von Gardners Intelligenztheorie in der ´Kontextualisierung´, das will sagen: in dem Postulat, Intelligenz nicht als eine isolierte Größe anzusehen, sondern die Intelligenzen in seinen sozialen und kulturellen Kontext zu stellen“ (Aissen-Crewett 1998:47). „Gardners Intelligenzbegriff ist auf die Kontextuierung angewiesen und ist damit eng mit Konzepten wie, Wissens- und Lerngebiet sowie kognitiver Stil, Arbeitsstil oder Lernstil verbunden, ohne mit diesen gleichgesetzt zu werden. Von den letzteren unterscheidet sich die Intelligenz vor allem dadurch, dass sie nach Gardner ein biologisches und psychologisches Potential darstellt (Gardner bezeichnet Intelligenz als ´bio-psychologisches Konstrukt´), wobei dieses Potential in der Lage ist, in Folge der erfahrungsmäßigen, kulturellen und motivationalen Faktoren, die auf einen Menschen einwirken, in größerem oder geringerem Ausmaß realisiert zu werden. Im Gegensatz hierzu ist ein Wissensgebiet ein organisiertes Set von Aktivitäten innerhalb einer Kultur, typischerweise charakterisiert durch ein spezielles Symbolsystem und seinen Begleitoperationen (…). Jedes Wissensgebiet kann durch den Einsatz unterschiedlicher Intelligenzen realisiert werden (…). Zwischen der Intelligenz einerseits und dem kognitiven Stil, dem Arbeitsstil oder dem Lernstil andererseits ergeben sich ebenso Probleme sowohl der Abgrenzung wie der Überlappung. Der Begriff des Stils bezeichnet in diesem Kontext eine allgemeine Zugriffsweise, die ein Mensch gleichermaßen auf jeden vorstellbaren Inhalt anwenden kann. Im Gegensatz hierzu ist die Intelligenz eine Fähigkeit, die mit einem spezifischen Inhalt (wie Musiklängen oder räumlichen Mustern) abgestimmt wird (…). Was bei Gardner nicht deutlich genug zum Ausdruck kommt: Wir sollten davon absehen, den Begriff der Intelligenz mit dem der Fähigkeit zu assoziieren, geschweige denn gleichzusetzen, wie wenn Intelligenz einen fixierten Set von Fähigkeiten bedeutet. Statt dessen sollten wir Intelligenz eher verstehen als die Fähigkeit, aus seinen Stärken ´Kapital zu schlagen´ und seine Schwächen zu kompensieren. Jeder Mensch verfügt über unterschiedliche Konfigurationen von Intelligenzen“ (ebd. 55-57).

Aissen-Crewett, M. (1998):Gardners Öffnung zur Vielfalt der Intelligenzen. In: Aissen-Crewett, M. (Hrsg.): Multiple Intelligenzen – Chancen und Herausforderungen für die Pädagogik, Potsdam, S. 45-68

Brigitte Vater: Projektorientierung im Fremdsprachenunterricht (Multiple Intelligenzen Theorie)

Unterricht2033.jpgBrigitte Vater befasst sich in dem (undatierten) Artikel mit den Möglichkeiten, die Multiple Intelligenzen Theorie im Fremdsprachenunterricht einzusetzen: “Die historische Entwicklung des Projektgedankens sowie Möglichkeiten der unterrichtspraktischen Umsetzung in den verschiedenen Schulformen und Schulstufen sind seit Dewey dokumentiert, in vielfältigen Literaturbeiträgen niedergelegt und kritisch reflektiert worden. Es stellt sich daher die Frage, ob bereits alles Wesentliche ausgesagt ist oder ob aktuelle innovative Impulse zu einer erneuten Auseinandersetzung mit der Thematik reizen könnten. In diesem Beitrag soll versucht werden, die Theorie Howard Gardners zu ´Multiple Intelligences´ und daraus resultierende praxisorientierte Anregungen vorzustellen und als hilfreiche Ergänzungen bereits vertrauter Konzepte”. In dem Artikel werden die Vorteile der Multiplen Intelligenzen Theorie gegenüber der bisherigen Vorgehensweisen erläutert und anhand eines sehr schönen Beispiels erläutert. Einschränkend möchte ich allerdings anmerken, dass die Multiple Intelligenzen Theorie keine sieben Arten zu lernen darstellen, wie es die Autorin in Ihrem Anhang darstellt. Die Zusamenhänge (auch zu anderen Themenbereichen) habe ich im Rahmen des von mir initiierten EU-Projekts MIapp dargestellt Freund, R. (2006): Multiple Intelligences and … und in einem separaten Blogbeitrag Multiple Intelligenzen und Fähigkeiten/Fertigkeiten, Lernstile, Wissen, Kompetenzen … erläutert.

Emotional Intelligence, Emotional Competencies or what?

Gesicht.jpgIn dem Artikel Emotional Intelligence (July 2006) geht es um die Entwicklung von Mayer und Salovay zu Goleman, der den Begriff über den entsprechenden Bestseller bekannt gemacht hat. Heut spricht leider kaum noch jemand von den Mayer und Salovay… Darüber hinaus wird in dem Artikel auch die interessante Frage diskutiert, ob Emotional Intelligence und Emotional Competence gleich zu setzen sind. Spannend ist diese Frage für mich, da ich mich mit den Überschneidungen und Abgrenzungen zwischen Multiple Intelligenzen und Multiple Kompetenzen befasse.

Schmidt, A. (2007): IMPACT OF CONTEXT-AWARENESS ON THE ARCHITECTURE OF LEARNING SUPPORT SYSTEMS

Dieses Paper von Andreas Schmidt thematisiert einen Bereich, der mir schon seit langem am Herzen liegt: Es geht um die Berücksichtigung des Kontexts. Der Autor weist in seinem Paper darauf hin, dass die Definition von Dey (2001) in der Computer-Community akzeptiert ist:” Context is any information that can be used to characterize the situation of an entity. An entity is a person, place, or object that is considered relevant to the interaction between a user and an application, including the user and applications themselves.” Weiterhin wird auf den wichtigen Zusammenhang zwischen Context and Learning Processes hingewiesen. Aus meiner Sicht ein klares Indiz dafür, im Unternehmensumfeld “Lernen im Geschäftsprozess” stärker zu beachten. Andreas Schmidt leitet aus seinen Anfangsüberlegungen ein Modell ab, das unter anderem einen User Context Manager enthält. Insgesamt ist dieses Paper eine gute Grundlage, die Kontextabhängigkeit stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Diese Diskussion findet nicht nur in der Compurer-Community statt, sondern auch in vielen anderen Bereichen. In der Intelligenzdebatte z.B., wo sich die Multiple Intelligenzen Theorie auch durch den Kontextbezug vom klassischen IQ (g-Faktor) abhebt. In der Kompetenzdebatte, wo immer mehr Autoren darauf verweisen, Kompetenz im Kontext zu betrachten (Siehe dazu auch diesen Blogbeitrag).

Multiple Intelligenzen in der Küche?

Kochtopf.jpgDer SWR berichtete im Juni 2003 unter der Überschrift Was ist Intelligenz? darüber, wie sich die Multiplen Intelligenzen in der Küche auswirken. Prof. Peter Glanzmann von der Universität Mainz gab hier eindrucksvolle Beispiele. Es macht einfach Spaß, sich die verschiedenen Tätigkeiten in der Küche aus der Sicht der Multiplen Intelligenzen zu betrachten. Ich kann mir allerdings eine Anmerkung nicht verkneifen: Da “Intelligenz” ein Konstrukt, eine Zuschreibung ist, ist die Formulierung “Was ist Intelligenz?” nicht ganz treffend. Intelligenz HAT man nicht, bzw. intelligent IST man nicht, sondern Multiple Intelligenzen zeigen sich in den verschiedenen Kontexten. Diese Kontextualisierung des Konstrukts “Intelligenz(en)” ist ein besonderes Merkmal der Multiplen Intelligenzen Theorie.

WDR (Hrsg.) (2003): Auf der Suche nach der Intelligenz

quarks.jpgSie kennen sicher die Sendung Quarks & Co. vom WDR. Diese Sendung hat sich vor einigen Jahren mit dem Thema Intelligenz befasst. Unter dem Titel Auf der Suche nach der Intelligenz hat der WDR einige Hinweise zur aktuellen Debatte zusammengestellt. Dabei geht man auf das traditionelle Intelligenzverständnis ein (inkl. Kritik) und erwähnt dankenswerterweise auch die Multiple Intelligenzen Theorie. Aus meiner Sicht müsste allerdings der titel der Sendung heißen: Auf der Suche nach den Intelligenzen …

Dumm wie Stroh, oder intelligent wie Stroh?

Stroh.jpgWie Sie als Leser meines Blogs wissen, befasse ich mich seit vielen Jahren mit der Multiplen Intelligenzen Theorie. Diese Theorie erweitert das klassische Verständnis von Intelligenz (g-Faktor) und wird daher von den Traditionalisten eher abgelehnt. Nichtsdestotrotz stellen immer mehr Forscher fest, dass die Multiple Intelligenzen Theorie mit den aktuellen Entwicklungen in verschiedenen Forschungsbereichen besser zusammen passt (vgl. dazu z.B. Rauner 2004). Viele Hinweise darauf finden Sie in den MI-Blogbeiträgen. Darüber hinaus habe ich mich ein wenig darüber lustig gemacht, dass häufiger von “intelligenten Produkten” gesprochen wird, als über intelligente Menschen (Siehe dazu u. a. diesen Blogbeitrag). Daneben hat sich ein bisher von mir nicht so stark beachtetes Feld aufgetan, das sich mit der “Intelligenz von Pflanzen” befasst. Aufmerksam geworden bin ich auf das Thema durch den Artikel von Marcus Anhäuser Die Intelligenz der Sonnenblume, der am 29.05.2007 in der Süddeutschen Zeitung erschien. In dem Artikel kommt auch Anthony Trewawas zu Wort, der 2004 den Artikel Aspects of Plant Intelligence: an Answer to Firn veröffentlichte. Darüber kann man nun trefflich diskutieren…

Gardner, H. (2007): Five Minds For The Future

5-Minds_72dpi.jpgDas neue Buch von Howard Gardner ist im April 2007 erschienen und befasst sich mit “the specific cognitive abilities that will be sought and cultivated by leaders in the years ahead.” Es ist also nicht zu verwechseln mit den Multiplen Intelligenzen. Unter der Überschrift Mental building blocks for the next century hat die Finacial Times am 28. März über das Buch berichtet. Aus meiner Sicht ist interessant, dass Gardner sich in seinen letzten Büchern immer mehr mit Fragen befasst, die für Manager in Unternehmen von Bedeutung sind, bzw. sein sollten. Die Überlegungen zu Gardner´s Multiple Intelligenzen Theorie wurden zunächst im Bildungssektor erfolgreich angewendet. Nun zeigt sich immer deutlicher, dass auch die Wirtschaft davon profitieren kann. Aus meiner Sicht eine logische Konsequenz aus der Konvergenz der beiden scheinbar so unterschiedlichen Bereiche. Siehe dazu auch Wirtschaft und Bildung – Lernen im Zentrum der Überlegungen.