Wissensmanagement im Call Center: Zwei Fallstudien im Vergleich

Telekommunikation3.jpgEin netter Kollege hat mich auf die Veröffentlichung Ceglarek,P.; Rothe, H.-J. (2002): Wissensmanagement im Call Center hingewiesen. Es handelt sich hier um einen Report, der an der Universität Potsdam im Auftrag der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft erstellt wurde. Interessant ist der Report deshalb, weil er ab Seite 15 zwei Fallstudien gegenüberstellt: “Im folgenden werden zwei Call Center vorgestellt, deren Stand hinsichtlich eines systematischen Wissensmanagements gänzlich unterschiedlich ist.” Da dieser Report allerdings schon einige Jahre alt ist, geht er nicht auf die neuen Möglichkeiten z.B. Bewertung mit Hilfe der Wissensbilanz – Made in Germany ein. Weiterhin wäre mir der skizzierte WM-Ansatz auch zu ingenieurwissenschaftlich. Da hat sich in den letzten Jahren doch einiges getan. Siehe dazu z.B. Reinmann, G. (2005): Individuelles Wissensmanagement oder Call Center Trends: Mass Customization und Wissensmanagement.

Ponoko: Got a great idea? Make it real and sell it to the world

ponoko.jpgAuf der Website Ponoko des neuseeländischen Unternehmens findet man diesen Spruch: “Got a great idea? Use our digital tools and make it real and sell it to the world.” Hört sich wirklich gut an, denn man kann auf der Plattform von Ponoko reale Produkte wie Lampen, Tische (Showroom) usw. selbst designen und (!) produzieren lassen. “Ponoko is the world’s first personal manufacturing platform. It’s the online space for a community of creators and consumers to use a global network of digital manufacturing hardware to co-create, make and trade individualized product ideas on demand.” Ich habe die Leute von Ponoko auf der MCPC2007 in Cambridge/Boston erlebt. Probieren Sie diese neuen Möglichkeiten doch einmal aus. Die Materialauswahl ist zwar noch ein wenig begrenzt, aber …..

Mass Customization in der Autoindustrie

Felge1.jpgIn dem Artikel Kauf von Neuwagen in Deutschland (Marco Dalan, Die Welt vom 30.11.2007, S. 13) findet man folgenden Hinweis: “So ließen die Hersteller im Oktober 23 323 Neufahrzeuge selbst zu – 48,5 Prozent mehr als im Oktober 2006. Den Spitzenwert erzielte dabei der VW-Konzern. Die Wolfsburger brachten im Oktober allein 11 914 Neuwagen als Eigenzulassungen auf den Markt. Jeder fünfte VW wurde laut Dudenhöffer im vergangenen Monat auf VW selbst zugelassen.” Das erinnert mich an Zahlen, die in dem Klassiker Womack/Jones/Roos (1992): Die zweite Revulution in der Autoindustrie zu finden waren. Dort hatten die Autoren in Ihrer weltbekannten IMVP-Studie herausgefunden, dass von den damals 60 Millionen Autos immerhin 20% (12 Millionen) ohne Kundenauftrag produziert wurden. Ein damals schon besserer Ansatz war, Autos nach Bedarf zu produzieren. Das Toyota-Produktions-System leistete das und bekam von einem der Mitarbeiter der IMVP-Studie (John Krawczyk) den Namen Lean Production. Die Massenproduktion von Autos führt auch heute noch dazu, dass die Hersteller Autos “in den Markt drücken” müssen, wenn es sein muss mit Rabatten bis zu 36,5%. In der Zwischenzeit sollte Lean Production zum Standard gehören und schon der nächste Schritt eingeleitet werden: Besser wäre es, Autos Mass Customized zu fertigen. Siehe dazu auch CAR INNOVATION 2015 und FTD berichtet über das OSCAR-Projekt.

Mass Customization in der Medizin: Für jeden Menschen den richtigen Wirkstoff

Betreuung12.jpgIn dem Beitrag Für jeden Menschen den richtigen Wirkstoff berichtet Silvia von der Weiden (Die Welt vom 30.11.2007, S. 31) von den Möglichkeiten einer individualisierten Medizin und darüber, dass die Europäische Zulassungsbehörde für Arzneimittel in London eine entsprechende Arbeitsgruppe eingerichtet hat. Die Notwendigkeit von individuelleren Arzneimitteln, ist jedem Laien klar. Dieses “Bauchgefühl” wird nunmehr von immer mehr Studien belegt. In dem oben genannten Artikel wird eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung erwähnt die zum Ergebnis kommt, dass z.B. “etwa Wirkstoffe gegen Asthma, Bluthochdruck, Depression, Diabetes, erhöhte Blutfettwerte oder Multiple Sklerose in zehn bis 75 Prozent der Fälle keine Wirkung zeigen”. Von den unerwünschten Nebenwrikungen ganz zu schweigen… Individualisierte Medizin ist ein Aspekt von vier, die zu Mass Customization in der Medizin gehören (Vier Ebenen von Mass Customization).  Siehe dazu auch

  1. Personalisierte Medizin
  2. Wissensmanagement in der Medizin
  3. Halbwissen in Weiß

IMB Forum (21.-22.11.2007, Köln): Mass Customization und Open Innovation in der Bekleidungsindustrie

imb-forum-2007.jpgDas fünfte IMB-Forum fand vom 21.-22.11.2007 in den Messehallen Köln statt. Schwerpunkt des Forums und der Ausstellung war die Informationstechnologie für die Bekleidungsindustrie. Dabei ist oftmals nur am Rande bemerkt, dass es sich dabei um die konkrete Umsetzung von Mass Customization (Kundenindividuelle Massenproduktion) geht. Wie schon seit Jahren bekannt, ist gerade die Bekleidungsindustrie dabei weltweit sehr aktiv. Das liegt einerseits an dem generellen Trend zur Individualisierung und andererseits daran, dass die vorherrschende Verschwendung durch massenproduzierte Produkte (die zu einem großen Teil nicht verkauft werden) nicht mehr wirtschaftlich ist. Bei der konkreten Umsetzung von MCP-Strategien gibt es allerdings sehr unterschiedliche Herangeshensweisen, die nicht immer alle vier Ebenen von MCP im Blick haben. Eine moderne IT-Infrastruktur ist notwendig, allerdings alleine nicht ausreichend für die erfolgreiche Umsetzung von Mass Customization in der Bekleidungsindustrie. Auf den verschiedenen Weltkonferenzen zu Mass Customization and Personalization (Zuletzt auf der MCPC2007) konnte ich das immer wieder feststellen. Bei diesem IMB-Forum möchte ich allerdings das Congress-Programm hervorheben: Am 21.11. stellten Prof. Frank Piller und Prof. Reichwald das Konzept der Interaktiven Wertschöpfung vor, das auf Open Innovation (vgl. z.B. Eric von Hippel: Democratizing Innovation) zurückgeht. Interessant ist das deshalb, weil dieser Ansatz viel mehr vom Kunden ausgeht, und den Kunden stärker an der Wertschöpfung beteiligt als es Mass Customization vorsieht. Nicht zuletzt wurden auch Ergebnisse des europäischen Leitprojekt LEAPFROG vorgestellt, auf das ich in einem separaten Blogbeitrag noch intensiver eingehen werde. Es tut sich (endlich) etwas in der Bekleidungsindustrie – jetzt müssen es nur noch die Kunden merken … Siehe dazu auch

  1. Mass Customization in der Bekleidungsindustrie wird immer erfolgreicher
  2. Schuhe für das 21. Jh. – Warum nicht gleich richtig?

MCP-CE2008: Call for Paper für die dritte Konferenz zu Mass Customization in Osteuropa

mcpce2008.jpgDie von mir initiierte Konferenz zu Mass Customization and Open Innovation in Osteuropa (MCP-CE2008) findet im kommenden Jahr zum dritten Mal statt. Nach der MCP-CE2004 und MCP-CE2006 (UITM in Rzeszów/Polen) wird die MCP-CE2008 vom 03.-06. Juni in Palíc -Novy Sad/Serbien stattfinden. Informieren Sie sich im Call for Paper und auf der Konferenz-Website über die Ziele der Konferenz und über die sehr schöne Gegend, in der die Konferenz stattfinden wird. Als Chairman of the Scientific Committee lade ich Sie herzlich dazu ein, an der Konferenz teilzunehmen. Sollten Sie Fragen zur Konferenz haben, so sprechen Sie mich an. Gerne informiere ich Sie detailliert über die MCP-CE2008.

Was hat der Ballenbreitengrad mit Mass Customization zu tun?

Herrenschuhe201.jpgUnter dem Titel Leben auf zu großem Fuß (DIE WELT vom 12.11.2007) berichtet Thomas Delekat über die deutsche Schuhindustrie. “Sie hat das Pirmasenser Prüf- und Forschungsinstitut gebeten, längs und quer durch die Bundesrepublik repräsentativ mindestens 7000 Paar Füße zu untersuchen.” Das Ziel: Die Durchschnitts-Schuhgrößen neu zu bestimmen. “In knapp einem Jahr wird unser neuer Ballenbreitengrad präzise vermessen sein.” Ich bin immer wieder erschrocken darüber, wie penetrant die deutsche Schuhindustrie neuste Erkenntnisse ignoriert. Das Euro-Shoe-Projekt hat deutlich gezeigt, wie man kundenindividuelle Massenschuhe (Mass Customization) herstellen kann. Weitere Beiträge:

  1. Mass Customized Shoes: So wird es gemacht (mit Video)
  2. Schuhe für das 21. Jh.? Warum nicht gleich richtig?
  3. Was haben die großen Füße der Südafrikanerinnen mit Mass Customization zu tun?
  4. Walcher/Weixelbaumer/Grall: Self-Customization within the Shoe-Industry

Auch auf der vierten Weltkonferenz zu Mass Customization and Personalization MCPC2007 in den USA wurden wieder viele Fallstudien vorgestellt. Mal sehen, wie sich der Markt entwickelt: Weiter in Richtung einer Massenproduktion von Standardschuhen, die nicht passen und deren Überproduktion nicht mehr verantwortbar ist, oder stärker in Richtung Mass Customized Shoes? Meine Meinung dazu dürfte klar sein. Mal sehen…

IMCM 2008 und PETO 2008 vom 19.-20.06.2008 in Kopenhagen

imcm2008.jpgDie beiden Konferenzen IMCM 2008 (International Mass Customization Meeting) und PETO 2008 (International Conference on Economic, Technical and Organizational Aspects of Product Configuration Systems) finden vom 19.-20.06.2008 in Kopenhagen statt. Auf der IMCM 2008 soll diesmal verstärkt der Frage nachgegangen werden, wie Mass Customization im Dienstleistungssektor genutzt werden kann: “Many industrial companies have successfully applied mass customization to physical products. Some of them are excelling in providing individualized products at relatively low prices and are now very popular examples in industry and academia. However, little is known on the transmission of mass customization principles to service industry. Looking at the objectives of mass customization and services, one can notice some overlapping areas. For instance, services are successful only if they are customer-oriented. The same holds for mass customization, which aims to deliver customers with what they want. But services are labor-intensive, costly and success is tied to interaction between service provider and receiver. This, however, does not match with the concept of mass customization, promising high flexibility at high efficiency. Therefore, the question is if the service industry can benefit from research advances in mass customization. More importantly, how the mass customization of services can be achieved in the practice.”

MCPC2007 am MIT in Cambridge/Bosten: Persönliche Eindrücke

Jutta-und-Robert-Freund-Boston-USA.jpg Jutta-und-Robert-Freund-MIT-Museum-MCPC2007.jpg robert-freund-mcpc2007-01.jpg

Samstag, 06.10.2007

Wie in einem anderen Blogbeitrag berichtet, hatten sich einige Konferenzteilnehmer schon am Samstagabend zu einem informellen Treffen verabredet. An dieser Stelle möchte ich Ihnen noch einige wenige persönliche Eindrücke von der MCPC2007 schildern.

Sonntag, 07.10.2007

Am Sonntagnachmittag begann die MCPC2007 um 15.15 Uhr im Stata-Center des Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit der Eröffnungsrede von William Mitchell (Conference-Chair, Professor of Architecture and Media Arts and Sciences at MIT). Der erste Keynote Speaker war dann B. Joseph Pine II, der 1992 das Buch Mass Customization – The new Frontier in Business Competition herausgebracht hat. Wenn ich mir überlege, wie oft ich dieses Buch in der Hand gehabt habe … Es war für mich etwas ganz besonderes, B. Joseph Pine II endlich einmal live erleben zu können. Pine ging in seinem Vortrag The Past, Present, and Future of Mass Customization auf die wichtigen Erkenntnisse zu Mass Customization ein und erläuterte, wie sich dieser Trend weiterentwickeln wird. Dabei kam immer wieder der Begriff “Transformation” vor. Unter der Überschrift Mass Customization 2.0: Creating the Missing Link Between The Long Tail and Mass Customization stellte dann Brennan Mulligan, Senior-Vice President von Zazzle.com, die Strategie seines erfolgreichen Unternehmens vor. In seinem Vortrag spielte eine Frage eine zentrale Rolle: How to organize the context? Die Konferenz war damit sehr spannend gestartet und alle waren neugierig auf die kommenden beiden Tage.

Montag, 08.10.2007

Am Montag begann die MCPC2007 um 08.15 Uhr mit dem Vortrag Product Grammars, Customization, and Consumer Choice von William Mitchell, in dem er Modularisierung und Re-Modularisierung am Beispiel der Sprache aufzeigte – wirklich interessant. Anschließend stellte Kent Larson Mass Customization and Architecture vor. Beeindruckt hat mich hier, welche Erkenntnisse sein Team aus der Analyse von Second Life Szenarien gewonnen hat. Anschließend ging es in die verschiedenen Sessions. Am Nachmittag stand dann noch ein Highlicht an: Eric von Hippel (Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, habe ich schon oft auf die Arbeiten von Eric von Hippel hingewiesen). Es war einfach nur toll, seinen Vortrag Toolkits for Collaborative User Innovation zu hören. Eric von Hippel mahnte immer wieder Unternehmen, den Trend zu Collaborative User Innovation zu beachten und zu nutzen. Anschließend ging es dann wieder in die verschiedenen Sessions. Am Montagabend gab es dann noch einen Empfang im MIT Museum.

Dienstag, 09.10.2007

Auch am Dienstag ging es um 08.15 Uhr mit den ersten Sessions los. Der “Knaller” an diesem Tag war allerdings aus meiner Sicht der Vortrag The Emotion Machine: Commonsense Thinking, Artificial Intelligence, and The Future of the Human Mind – and What We Can Learn From This For Mass Customization & Personalization von Marvin Minsky, der 1956 den Begriff “Kunstliche Intelligenz” mitgeprägt hatte. Obwohl Marvin Minsky nicht mehr der Jüngste ist, wurden wir alle in dem proppenvollen Hörsaal  von seinen Gedanken und seinem Humor mitgerissen – Toll! Anschließend ging es wieder in die verschiedenen Sessions. Ich durfte dann meinen Vortrag How to improve customer interaction throug the concept of multiple competences halten. Ich war zunächst ziemlich aufgeregt, anschließend allerdings erfreut und überrascht darüber, dass die Zuhörer an meinem Konzept interessiert waren. Auch nach dem Vortrag hatte ich noch spannende Diskussionen. Am Dienstagabend haben wir (meine Frau und ich) dann noch mit Freunden aus Griechenland und Kanada lange über die tolle Konferenz gesprochen.

Mein persönliches Fazit: Wie Sie wissen, habe ich bisher an allen Weltkonferenzen zu MCP teilgenommen: MCPC2001 in Hong Kong, MCPC2003 in München, MCPC2005 in Hong Kong. Da die MCPC2007 am MIT in den USA stattgefunden hat und dort auch eine spezielle Forschergruppe installiert wird, wird MCP und Open Innovation in Zukunft bestimmt noch mehr Aufmerksamkeit erhalten. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste MCPC2009, die wieder in Europa stattfinden soll.

Dietrich, A. (2008): Informationssysteme für Mass Customization

informationssysteme-fuer-mass-customization.jpgAndreas Dietrich veröffentlicht hier seine Dissertation Informationssysteme für Mass Customization aus dem Jahr 2007 in Buchform. Ich habe Andreas schon oft bei verschiedenen Treffen der MC-Community bzw. auf MCP-Konferenzen getroffen. Seine Vorträge haben mich immer interessiert, da er sehr präzise an die schwierigen Fragestellungen herangegangen ist. Dieses Buch ist sicher eine wichtige Hilfe, Informationssysteme für Mass Customization besser zu verstehen: “Andreas J. Dietrich analysiert unter Verwendung der Neuen Institutionenökonomik die Anforderungen der Mass Customization an betriebliche Informationssysteme und entwickelt darauf aufbauend eine generische Anwendungsarchitektur. Im Vordergrund steht dabei der dynamische Charakter von Mass-Customization-Wertschöpfungssystemen, der sich sowohl aus der Individualisierung des Sachgutes als auch aus der auftragsspezifischen Zusammenstellung des Wertschöpfungssystems ergibt. Anhand einer Fallstudie konkretisiert er die Anwendungsarchitektur und liefert somit neue Erkenntnisse über die Anwendbarkeit ökonomischer Theorien für die Ermittlung von Anforderungen an Informationssysteme.”