Der Aufstieg von ´sich engagieren und kollaborieren´

Tapscott.jpgIn dem Buch Buhse/Stamer (2008): Enterprise 2.0. Die Kunst loszulassen gibt es verschiedene interessante Artikel, unter anderem auch Tapscott, D.: Mit Enterprise 2.0 gewinnen. Darin erläutert Tapscott die Veränderungen, die Märkte und Unternehmen zwischen 1800 und 2005 erfahren haben. Dabei bedient er sich der beiden Achsen Kontrolle und Komplexität. Bitte klicken Sie auf die Grafik, um sich die Darstellung genauer anzusehen. Gut zu erkennen ist dabei, dass mit steigender Komplexität auch die Kontrollmöglichkeiten schwinden. Dennoch versuchen immer noch viele Organisationen, den neuen Herausforderungen mit alten Antworten zu begegnen. Man hört immer noch, dass Unternehmen Komplexität reduzieren wollen, als ob man sie kontrollieren könnte… Besser wäre es, Innenkomplexität zu erhöhen, also Selbstorganisation zuzulassen und lose Koppllungen (Granovetter 1973) zu fördern. Das wiederum rüttelt am Selbstverständnis vieler Manager, die nicht loslassen können/wollen. Siehe dazu u.a. auch Mainzer, K. (2008): Komplexität.

Mainzer, K. (2008): Komplexität

mainzer-komplexität.gifIn dem Taschenbuch (UTB) Mainzer, K. (2008): Komplexität geht der Autor auf den aktuellen Trend zur Komplexitätsforschung ein (Seite 10): “Komplexitätsforschung beschäftigt sich fachübergreifend mit der Frage, wie durch die Wechselwirkung vieler Elemente eines komplexen Systems (z.B. Moleküle in Materialien, Zellen in Organismen oder Menschen in Märkten und Organisationen) Ordnungen und Strukturen entstehen können, aber auch Chaos und Zusammenbrüche. Komplexitätsforschung hat das Ziel, Chaos, Spannungen und Konflikte in komplexen Systemen zu erkennen und ihre Ursachen zu verstehen, um daraus Einsichten für neue Gestaltungspotentiale der Systeme zu gewinnen.” Zentrale Bedeutung haben hier Begriffe wie “Selbstorganisation” und “Emergenz”. Mich interessieren dabei komplexe dynamische Systeme von Menschen in Märkten und Organisationen. Dazu habe ich in dem Taschenbuch wertvolle Hinweise gefunden. Siehe zu dem Thema auch Mitchell, S. (2008): Komplexitäten oder Malik, F. (2008): Wie Organisationen sich selbst organisieren.

Komplexe Welt: 3sat-Sendung vom 24.07.2008 (Wdhlg.)

Regenbogen2.jpgEs ist schon erstaunlich, wenn ein Fernsehsender eine Sendung über Komplexität ausstrahlt. Am 24.07.2008 habe ich mir die Sendung Komplexe Welt auf 3sat angesehen. Es wurde deutlich, was heute unter Komplexität zu verstehen ist und wie sich diese Erkenntnis in den verschiedenen Bereichen Klima, Gehirn, Medizin, Ökonomie und Physik auswirkt: “Nach der Chaostheorie ist das Leitthema der Wissenschaften nun die Komplexitätsforschung. Dahinter steht nach Meinung vieler Wissenschaftler ein massives Umdenken, eine Revolution, die von den harten Naturwissenschaften wie Physik über die Biologie bis hin zur Gesellschaft, zur Philosophie und Religion reicht. Denn überall sind komplexe, also dynamische und anpassungsfähige, sich entwickelnde Systeme am Werk. Auch bei den Mechanismen der Zelle und in Materie und Energie.” Zu der Sendung stehen viele Videos und Audiofiles zur Verfügung. Es ist sehr erfreulich, dass sich 3sat mit dem Thema Komplexität so intensiv befasst hat. Möglicherweise haben diese Sendung ja auch einige Politiker gesehen und erkannt, dass nicht alles auf einfache Ursache-Wirkung-Beziehungen zurückzuführen ist… In komplexen Systemen kommt der Selbstorganisation eine wichtige Rolle zu. Siehe dazu auch Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition oder auch Mitchell, S. (2008): Komplexitäten.

Mitchell, S. (2008): Komplexitäten. Warum wir erst anfangen, die Welt zu verstehen

mitchell.jpgDas Buch Mitchell, S. (2008): Komplexitäten. Warum wir erst anfangen, die Welt zu verstehen beschreibt sehr schön, welche Themen in der Diskussion um Komplexität aktuell sind. Dabei vertritt sie folgende These (S. 22): “Komplexität, ob in der Biologie oder anderswo, liegt nicht außerhalb unserer Verständnisfähigkeit, sondern sie erfordert eine neue Art von Verständnis. Dieses setzt voraus, daß man genauer analysiert, in welch vielfältiger Form der Kontext die Naturphänomene mitgestaltet.” Es freut mich dabei natürlich, dass Sandra Mitchell ausdrücklich auf die wichtige Rolle von Kontext eingeht. Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, weise ich darauf auch immer wieder im Rahmen der Kompetenzdebatte hin (Promotionsskizze). Nicht zuletzt zeigt die Autorin auch, dass komplexe Systeme und deren emergente Eigenschaften mit Hilfe von Selbstorganisation und Rückkopplungsschleifen erklärbar sind (S. 53). Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen. Siehe dazu auch die Rezension von Andreas Franke vom 19.06.2008.

Wie hängen Komplexität und Selbstorganisation zusammen?

In der aktuellen Kompetenzdebatte fallen immer wieder die Begriffe “Komplexität” und “Selbstorganisation”. Natürlich gibt es viele Fachbücher und wissenschaftliche Paper zu dem Thema, dennoch ist es schwierig einen Beitrag zu finden, der fachlich fundiert und dennoch gut zu verstehen ist. Sylvia Bendel ist das (aus meiner Sicht) gelungen: Bendel, S. (2006): Grenzen der Steuerung: Umgang mit Komplexität und Selbstorganisation (Konferenz der Fachhochschulen: Kommunikation von Fachhochschulen).

Am Beispiel einer Fachhochschule beschreibt Sylvia Bendel ganz konkret die Zusammenhänge und gibt Hinweise darauf, was sich in einer Organisation ändern sollte. Aus dem Schlusswort auf Seite 8: “Fachhochschulen sind komplexe soziale Systeme, die von niemandem zu 100% überblickt und gesteuert werden können. Das Phänomen der Selbstorganisation sorgt dafür, dass das System stabil und anpassungsfähig zugleich bleibt. Selbstorganisation lebt von dezentral getroffenen Entscheidungen autonom handelnder Akteure. Im Falle von Fachhochschulen sind die Akteure alles überdurchschnittlich qualifizierte Mitarbeitende, denen man das Vertrauen zukommen lassen darf, dass sie dazu fähig und motiviert sind, anspruchsvolle Aufgaben in einem komplexen Umfeld selbständig wahrzunehmen.” Ich möchte hinzufügen: Das ist nicht nur bei Fachhochschulen so ……

Was macht twitter.com so erfolgreich?

robertfreund-twitter.jpgDa hat man gedacht, die Möglichkeiten des web 2.0 wären bald ausgereizt und dann kommt twitter.com 2006 mit einem relativ einfachen Angebot – und hat großen Erfolg. Und das mit einer simplen Frage: What are you doing? Die Nutzer schreiben per SMS oder Chat in 140 Zeichen kurzen Texten, was sie gerade so machen – und das kommt an. Wirklich beeindruckend. Diesen vielfältigen Daten-/Informationsstrom kann man sich als Nutzer individuell zusammenstellen. Man könnte Fragen: Was bringt das? Ist es nur eine Befriedigung des Voyeurismus´ wie bei einigen Fernsehsendungen/Blogs, oder ist es auch eine Möglichkeit, Vielfalt zu erzeugen, um mit Komplexität umzugehen? Ich glaube, dass es beides ist. Suchen wir also nicht immer wieder nach dem “Entweder-Oder”, sondern freuen wir uns über das “Sowohl-Als-Auch” und machen wir das Beste daraus.