DQR (2009): Diskussionsvorschlag eines Deutschen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen

 

 

 

Der DQR-Diskussionsvorschlag bezieht sich stark auf den Kompetenzbegriff (S. 14): “Kompetenz bezeichnet im DQR die Fähigkeit und Bereitschaft, Kenntnisse, Fertigkeiten sowie persönliche, soziale und methodische Fähigkeiten in Arbeits- oder Lernsituationen und für die berufliche und persönliche Entwicklung zu nutzen. Kompetenz wird in diesem Sinne als Handlungskompetenz verstanden. Im DQR wird Kompetenz in den Dimensionen Fachkompetenz und personale Kompetenz dargestellt. Methodenkompetenz ist dabei integraler Bestandteil dieser Dimensionen. (Im EQR hingegen wird Kompetenz nur im Sinne der Übernahme von Verantwortung und Selbständigkeit beschrieben.).” Dabei werden immerhin noch 8 Stufen differenziert beschrieben. Ich bin hier ein wenig skeptisch, ob dieser Ansatz der aktuellen Kompetensdiskussion gerecht wird. Alleine die Stufung suggereiert, das eine Stufe auf die andere aufbaut und ist somit der von Ryle und Neuweg kritisierten Intellektualistischen Legende unterlegen. Weiterhin ist die von Erpenbeck empfohlene Selbstorganisationsdisposition nicht zu erkennen. Nicht zuletzt geht der DQR-Vorschlag auch nicht auf Kompetenz als Emergenzphänomen ein.

Vortrag am 01.12.2008 im Rahmen meines Promotionskollegs

Wie schon angekündigt (Blogbeitrag), hat sich mein Promotionskolleg vom 30.11.-01.12.2008 in Wildbad Kreuth getroffen. Ich war überrascht und erfreut, dass doch so viele den weiten Weg auf sich genommen hatten, um an den Diskussionen teilzunehmen und sich mit anderen Kollegen auszutauschen. Die weiteste Anreise hatte wohl ein Teilnehmer aus der Nähe von Schwerin. Am ersten Tag hielt James W. Adams von SPRINT (Europe) einen interessanten Vortrag über den Informations- und Telekommunikationsmarkt. James W. Adams ist ein äußerst kompetenter Kenner des Marktes und ein unterhaltsamer Gesprächspartner. Am Abend hatten wir dann noch genügend Zeit, zu informellen Gesprächen. Der nächste Tag (Montag) startete mit einem Vortrag eines Kollegen, der im Januar 2009 seine Arbeit verteidigen wird. Anschließend hatte ich Gelegenheit, den Stand meiner Arbeit zu präsentieren.  Mein Thema: Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk. Der anschließenden Diskussion konnte ich entnehmen, dass ich in meiner Arbeit einen guten Schritt voran gekommen bin. Die verschiedenen Anregungen der Teilnehmer werden mir helfen, meine Arbeit weiter zu verbessern. Ziel ist es, die Dissertation im kommenden Jahr abzugeben…

Vortrag am 01.12.2008 im Rahmen des Promotionskollegs

robert_freund_2007_01_krakau.gifAm 01.12.2008 stelle ich mein Promotionsvorhaben Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk im Rahmen des Promotionskollegs Wandlungsprozesse vor. Das Promotionskolleg trifft sich vom 30.11.-01-12-2008 bei der Hanns Seidel Stiftung in Wildbad Kreuth . Wie Sie dem Programm entnehmen können, wird außerdem James W. Adams (Vice-President SPRINT International Europe) am 30.11.2008 einen Vortrag halten. Ich freue mich auf interessante Gespräche. Sicherlich kann ich wieder wertvolle Anregungen für meine Arbeit mitnehmen.

Linten, M; Prüstel, S. (2008): Kompetenz in der beruflichen Bildung: Begriff, Erwerb, Erfassung, Messung

Architektin1.jpg“Die Auswahlbibliografie zum Themenkomplex „Kompetenz in der beruflichen Bildung: Begriff, Erwerb, Erfassung, Messung“ wurde aus der Literaturdatenbank Berufliche Bildung (LDBB) zusammengestellt und beinhaltet chronologisch absteigend Literaturnachweise aus den vergangenen Jahren. Bei Online-Dokumenten sind die Nachweise über die URL direkt mit den jeweiligen Volltexten verlinkt.” Eine sehr gute Übersicht zum Thema, die zeigt, wie vielfältig der Kompetenzbegriff heute verwendet wird. In meinem Promotionsvorhaben gehe ich der Frage nach, ob es mit Hilfe der Multiplen Kompetenz (Rauner 2004) möglich ist, ein ebenenübergreifendes Modell zu entwickeln.

“Mit dem Begriff der multiplen Kompetenz soll in Anlehnung an das Konzept der multiplen Intelligenz von Howard Gardner dem Stand der Kompetenz- und Wissensforschung Rechnung getragen werden, wonach mehrere relativ autonome Kompetenzen beim Menschen unterschieden werden können, die bei den Individuen – je nach beruflicher Sozialisation und Qualifizierung – höchst verschieden ausgeprägt sein können” (Rauner 2004:8).

Die von mir untersuchten Ebenen sind dabei Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk. Zu diesem Aspekt und zur Verbindung des Kompetenzbegriffs mit der Intelligenzdebatte findet man allerdings in der Literaturliste nichts…

Zauchner et al. (Hrsg.) (2008): Offener Bildungsraum Hochschule

offener-bildungsraum-hochschule.jpgDer frei verfügbare Tagungsband Zauchner et al. (Hrsg.) (2008): Offener Bildungsraum Hochschule enthält viele Beiträge, die sich mit neuen technologischen Möglichkeiten wie Open Content, Open Source, OER usw. befassen: “Die Beiträge setzen sich mit der Open-Education-Bewegung, Web–2.0-Entwicklungen und Social Software bzw. mit bestehenden und bewährten E-Learning-Konzepten auseinander. Sie thematisieren Möglichkeiten und Konzepte – aber auch Grenzen – der Integration informeller Lernwege in formale Universitätsstrukturen und stellen die Frage nach neuen Kompetenzen Lehrender und der Medienkompetenz Studierender. Es werden Chancen beleuchtet, die sich aus der freien Verfügbarkeit von Wissensressourcen ergeben. Auch rückt die Bedeutung von Web 2.0 für wissenschaftlich untermauerte didaktische Konzepte in das Zentrum der Betrachtung.” Diese Beiträge sind nicht nur für den Hochschulbereich interessant, sondern geben auch wichtige Impulse für Anwendungen in Unternehmen.

Bildungscontrolling als ein Mittel, Bildung wertzuschätzen. Ist das so?

Lernmaterial3.jpgAuf der Website Lernquotient kann man sich das Interview mit Dr. Ehlers zum Thema Bildungscontrolling als Mittel, Bildung wertzuschätzen als Podcast anhören. Auch eine Zusamenfassung im pdf-Format steht zur Verfügung. Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, stehe ich dem Begriff “Bildungscontrolling” skeptisch gegenüber. Ich halte es da mit Prof. Arnold (2000:26ff): “Die neuen Begriffe, wie Bildungscontrolling oder Qualitätssicherung, begreifen nicht das Wesen der Erwachsenenbildung – im Gegenteil: Sie drohen es zu verfälschen und einem trivisalisiert-mechanistischen Bild von Erwachsenenbildung Vorschub zu leisten.” Nun findet man in dem oben erwähnten Interview selbstverständlich Hinweise darauf, dass sich der Begriff “Bildungscontrolling” weiterentwickelt hat, die Zusammenhänge mit anderen Konstrukten werden allerdings nicht deutlich hervorgehoben (Wissen, Kompetenz usw.):

“Ich bin ein Vertreter der Schule, die sagt, Bildungscontrolling ist – genau wie auch Qualitätsmanagement, da hat man sozusagen eine Parallele – der Versuch, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Kompetenz zum Unternehmenswert beitragen kann”

Handelt es sich bei dem hier propagierten Konstrukt etwa um Wissenscontrolling oder Kompetenzcontrolling? Wird Kompetenz als Fähigkeit/Fertigkeit oder als Selbstorganisationsdisposition (Erpenbeck) verstanden, bzw. eher als kontextabhängiges Konstrukt (Klieme)? Ist es der Beitrag der Bildung zum Unternehmenswert oder eher der Beitrag von Kompetenz/Wissen? Gerade weil es hier in den letzten Jahren große Veränderungen im Verständnis gab, sollte man diese Begriffe erläutern. Darüber hinaus stelle ich mir auch die Frage, ob man wirklich ein Bildungscontrolling braucht, um Bildung wertzuschätzen, wie es in dem Titel des Interviews behauptet wird. Immerhin endet der Titel nicht mit einem Fragezeichen. Der Tenor des Interviews ist eher ingenieurwissenschaftlich/betriebswirtschaftlich. Natürlich fragen Sie sich jetzt: Wie sollte man es denn dann angehen? In meinem Blog, in meiner Masterarbeit und in meinem Promotionsvorhaben finden Sie entsprechende Hinweise.

Back, A. (2008): Arbeitspraxis Web-2.0: Die Lernkurve von 1.0 nach 2.x kriegen

Arbeiten07.jpgProf. Dr. Andrea Back von der Universität St. Gallen beschreibt in dem Artikel Arbeitspraxis Web-2.0: Die Lernkurve von 1.0 nach 2.x kriegen (GoldwynReport vom 14.02.2008) den schwierigen Übergang von “1.0” zu “2.0”. Auf Seite 4 findet man folgendes dazu: “Es genügt nicht, hinter die im vorausgehenden Abschnitt aufgezählten Toolkategorien ein Häkchen für ´beherrsche ich´ zu machen, wenn man eine zugehörige Anwendung schon einmal aufgerufen hat und benutzen kann. Wirklich verinnerlicht hat die 2.0-Kultur, wer im Mitmach-Web zum Prosumer wird, also nicht nur Inhalte konsumiert, sondern selbst welche beiträgt. Hier ist von User (Generated) Content die Rede.” Das ist ein wichtiger Unterschied: Die Interaktivität der (zumeist kostenlosen) Tools verlangt eine stärkere Selbstorganisation im eigenen Umfeld (Kontext/Domäne). Es geht somit auch um Selbstorganisationsdisposition – eben Kompetenz.

Schorcht, H.; Niessen, V. (2007): Herausforderungen Wissensbewertung. Überblick und Vergleich ausgewählter Ansätze

Nahaufnahme2.jpgDas Arbeitspapier Schorcht, H.; Niessen, V. (2007): Herausforderungen Wissensbewertung. Überblick und Vergleich ausgewählter Ansätze ist im November 2007 an der TU Ilmenau erschienen. Die Autoren kritisieren den aus ihrer Sicht zu personenzentrierten Wissensbegriff (S. 3) und grenzen “Wissen” zu Daten und Informationen ab (S. 4) ohne jedoch die Wissenstreppe bis zum Kompetenzbegriff weiterzuführen. Aus diesem Grund wird anschließend noch der Unterschied (bzw. die Überschneidungen) zwischen “Wissen” und “Kompetenz” erläutert (S. 13). Ab Seite 28 werden ausgewählte Ansätze der Wissensbewertung analysiert: Intangible Asset Monitor, Skandia Navigator, Wissensbilanz – Made in Germany, Knowledge Capital Wheel, Balanced Scorecard, Kam.com, Technologiebilanz, Saarbrücker Formel. Es ist gut, wenn die verschiedenen Anästze einmal gegenüber gestellt werden. Denn: Jede Methode, das Intellektuelle Kapital darzustellen hat seine Stärken und Schwächen. Es ist daher auch erforderich, den Begriff der Wissensbilanz – Made in Germany nicht auf Wissensbilanz zu verkürzen (Blogbeitrag).

Ballstaedt, S.-P. (2005): Kognition und Wahrnehmung in der Informations- und Wissensgesellschaft

wissensgesellschaft.jpgDer Beitrag Ballstaedt, Steffen-Peter (2005): Kognition und Wahrnehmung in der Wissensgesellschaft ist erschienen in Kübler/Elling (Hrsg.): Wissensgesellschaft. Der Autor stellt die wichtigen Begriffe Kognition und Wahrnehmung aus der Perspektive der Überflutung mit Informationen dar und stellt einen Zusammenhang zum Konstrukt Wissen her. Darüber hinaus findet man auf Seite 8 diesen Hinweis: “Die Bedeutung inhaltlichen, domainspezifischen Wissens nimmt ab, die Bedeutung von Kompetenzen im Umgang mit Wissen nimmt zu. Überzeugend hat die Soziologin Nina Degele die These analysiert: ´Während die Inhalte des Gewussten immer kurzlebiger werden und an Bedeutung verlieren, avancieren die Umgangsweisen mit Wissen zur entscheidenden Kompetenz´ (Degele 1999: 171). Wie in der kognitiven Psychologie unterscheidet sie Wissen erster Ordnung, das sind die inhaltlichen Wissenbestände. Wissen zweiter Ordnung ist Metawissen zum Umgang mit Wissen. Was man lernen muss, sind nicht primär Inhalte, sondern Techniken, Strategien und Tools zum Umgang mit Wissen: Nicht mehr ‚having knowlege‘, sondern ‚doing knowlege‘ (Ahrens/Gerhard 2002) (…).” Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition? Siehe dazu auch Die Wissenstreppe.

Bonabeau, E.; Meyer, C. (2001): Swarm Intelligence – A Whole New Way To Think About Business

Ameisen021.jpgWenn man heute den Begriff Schwarmintelligenz oder Swarm Intelligence hört, so denkt man dabei häufig an das Buch von James Surowiecki (2004): Weisheit der Vielen (Original: Wisdom of the Crowds), dabei haben den Begriff andere geprägt – es weiss nur kaum jemand. In dem Beitrag Bonabeau, E.; Meyer, C. (2001): Swarm Intelligence – A Whole New Way To Think About Business (Harward Business Review, May 2001, pp. 106-114) beschreiben die beiden Autoren schon Jahere vor Surowiecki, was sie unter Swarm Intelligence verstehen: “The collective behavior that emerges from a group of insects has been dubbed ´swarm intelligence´.” Es geht also bei Swarm Intelligence zunächst einmal um das Verhalten einer Gruppe von Insekten. Dennoch erläutern die Autoren, dass es durchaus Sinn machen könnte, die Prinzipien in der Geschäftswelt zu nutzen, mit folgendem Ergebnis: “the ultimate self-organizing enterprise, that could adapt quickly – and instinctively – to fast-changing markets.” Dem Leser meines Blogs werden die Hinweise auf self-organization und bottom-up-Ansätze aus der Kompetenzdebatte (Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition) und aus Open Innovation (unser-centred innovation) bekannt sein. Es schein so, als ob die verschiedenen Debatten aufeinander zulaufen, ja manchmal sograr miteinander verwoben sind…. Siehe dazu auch Open Innovation, Crowdsourcing, Swarm Intelligence…