Kompetenzen und Multiple Intelligenzen hängen zusammen, aber wie?

Ich möchte den Artikel Zawacki-Richter/Bäcker/Hanft (2010): Denn Sie wissen nicht, was sie tun… Portfolios zur Dokumentation von Kompetenzen in einem weiterbildenden Masterstudiengang (Zeitschrift für MedienPädagogik, 18, S. 1-23) zum Anlass nehmen, den aktuellen Stand der Diskussion zu beleuchten. In dem Artikel beschreiben die Autoren die Notwendigkeit, Portfolios als qualitative Methode für die Kompetenzdarstellung zu nutzen. In der Begründung wird auf S. 2 auf Connell/Sheridan/Gardner (2003) verwiesen, die Kompetenzen als “realized abilities” sehen. Leider wird darauf nicht weiter eingegangen.  Connell/Sheridan/Gardner zeigen nämlich deutlich auf, wie Multiple Intelligenzen und Kompetenzen zusammen hängen. Gerade das wäre allerdings an dieser Stelle zu hinterfragen gewesen. In meiner abgegebenen Dissertation bin ich gerade diesen Zusammenhängen nachgegangen. Sobald das Promotionsverfahren abgeschlossen und die Arbeit veröffentlicht wurde, werde ich den Gedanken noch einmal ausführlicher darstellen. Siehe dazu auch Multiple Kompetenzen.

Content is king but Context rules: Was heisst das?

Auf der ElearnChina 2003 habe ich einen eigenen Beitrag vorgestellt (Veröffentlichungen) und einen interessanten Vortrag gehört, der sich mit Content und Context auseinander setzte. In der Zwischenzeit wird immer deutlicher, dass Content (Inhalt) wichtig ist, doch entscheidender scheint zu sein, dass der Inhalt in einem bestimmten Context angewendet wird, oder daraus neuer Inhalt entsteht. Doch was versteht man unter einem Kontext?

Context can be defined as “the formal or informal setting in which a situation occurs; it can include many aspects or dimensions, such as environment, social activity, goals or tasks of groups and individuals; time (year/month/day)” (Brown et al. 2010:4)

Der Beitrag Brown, E. (2010): Education in the wild: contextual and location-based mobile learning in action befasst sich intensiv mit dem Zusammenhang und begründet, dass gerade M-Learning (Mobile Learning) für situiertes Lernen (location as context) geeignet ist.  Da Lernen mit Wissen und Kompetenz zusammenhängt, bieten sich hier auch vielfältige Möglichkeiten für Unternehmen.

Freund, R. (2010): Vernetzt lernen. Weiterbildung im Web 2.0

kurseMein Artikel Freund, R. (2010): Vernetzt lernen. Weiterbildung im Web 2.0. In: RKW Magazin 3/2010, S. 42-45 (PDF) stellt die verschiedenen technologischen Möglichkeiten dar und geht der Frage nach, wie diese für selbstorganisierte Lernprozesse in Unternehmen genutzt werden können. Darüber hinaus erläutere ich noch, welche Trends zu erwarten sind und was beim Lernen im Web 2.0 zu beachten ist: Von E-Learning (E minus Learning) zu Learning plus Web 2.0. Sollten Sie dazu noch Fragen haben, so können Sie sich an mich wenden. Ich sende Ihnen auch gerne weitere Informationen zum Thema zu. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Nach Crowdsourcing nun Crowdfunding – und was kommt danach?

Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis nach Crowdsourcing nun Crowdfunding in aller Munde ist. Es geht dabei um die Finanzierung von Ideen/Projekten durch das soziale Netz. Das Video zu Flattr zeigt das Prinzip auf einfache Weise. Über eine Micropayment-Plattform bietet man seine Idee (sein Projekt) an und hofft, von Interessenten Geld einzunehmen (Siehe dazu auch das Interview zu Crowdfunding mit Cynthia Typiados). Die Entgrenzung klassischer Strukturen der Kapitalbeschaffung (Venture Capital Gesellschaften, Förderprogramme des Staates, Banken, …) nimmt immer weiter Fahrt auf. Es handelt sich bei Crowdfunding um einen Bottom-Up-Ansatz, der in die Landschaft einer neueren gesellschaftlichen Entwicklung passt (Theorie der reflexiven Modernisierung) und Selbstorganisationsformen stärkt (Kompetenzen). Die Entwicklungen können nicht mehr aufgehalten werden. Traditionelle Strukturen sollten sich diese Entwicklungen zu Nutze machen und sie nicht (wie allgemein üblich) verzögern. Ich glaube, dass sich die neuen Finazierungsmöglichkeiten von Ideen/Vorhaben/Projekten selbst einen  Markt schaffen werden. Wie groß der sein wird? Wir werden sehen.

Bringt flexibles und selbstorganisiertes Arbeiten überhaupt etwas?

Es ist überall zu sehen: Globalisierung, Individualisierung und Flexibilisierung (Theorie der reflexiven Modernisierung) führen zur Entgrenzung von Arbeit. Die früher viel mehr fremdorganisierte Arbeit wird immer mehr selbst organisiert (Kompetenz). Ist das nur eine Modeerscheinung, oder ist da wirklich etwas dran (Apitzsch)? Immerhin ist die Theorie der reflexiven Modernisierung eine Gesellschaftstheorie, die auch noch von Soziologen (Beck/Giddens) beschrieben wurde. Das alleine schreckt (traditionell) betriebswirtschflich denkende Manager schon ab. Soziologie hat im Unternehmen nichts verloren – meinen sie. Was man mit flexibler, selbstorganisierter Arbeit erreichen kann, ist in dem Artikel Arbeitsplatz? Überall (SPIEGELONLINE vom 13.07.2010) nachzulesen.  Die Firma Best Buy aus den USA hat die Produktivität um 35% steigern können, indem sie den Mitarbeitern vertraut, Arbeitsleben und Privatleben (also Lebenszeit) selbst organisieren zu können. Ich höre schon die Bedenkenträger: Das ist in den USA, bei uns geht so etwas nicht. Doch, es geht. Immer mehr Unternehmen und Mitarbeiter sehen die vielen Chancen der Veränderungen und darüber bin ich sehr froh. In Deutschland besteht immer noch ein Mißverhältnis zwischen einem Bewusstsein für die Vergangenheit und einer notwendigen Begeisterung für die Zukunft. Die Medien machen dabei munter mit und schüren die “German Angst”. Jede Veränderung ist ein “Bedrohung” und jeder alternative Vorschlag eine “Forderung”. Lassen Sie sich von diesen tendenziellen Beeinflussungen nicht davon abbringen, an eine spannende Zukunft zu glauben. Wir sind schon mittendrin…

Kuri, J. (2010): Die Welt bleibt unberechenbar

Eben habe ich in der Printausgabe der FAZ vom 04.06.2010 den Artikel Die Welt bleibt unberechenbar von Jürgen Kuri (Chefredakteur des Computermagazins c´t) gelesen. Es ist erstaunlich, dass jemand, der sich beruflich fast ausschließlich mit Computern befasst, einen “flammenden Beitrag” gegen die Herrschaft der allgegenwärtigen Algorithmen schreibt – prima. Der Autor kritisiert, dass genau definierte Handlungsvorschriften zur Lösung eines Problems (Algorthmen) nicht ausreichen und widerspricht damit der Prognostizierbarkeit komplexen Verhaltens sowie der Zahlengläubigkeit der Gesellschaft, des Staates, der Unternehmen. Dabei bezieht sich Jürgen Kuri auf viele Beispiele aus der Vergangenheit, u. a. auf den Film Colossus – The Forbin Project aus dem Jahr 1970 und  plädiert letztendlich für “ein Zeitalter der digitalen Aufklärung”. Siehe dazu auch If you cannot measure it, you can not manage it oder Die ausschließliche Orientierung an Finanzgrößen ist übersimplifizierend und somit untauglich

Innovationsforschung: Knowledge Angel oder besser Competence Angel?

Der Artikel There must be an angel – oder? (Managerseminare Juni 2010, S. 14) verweist auf ein interessantes Forschungsfeld des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI). Untersucht werden hier KIBS (Knowledge-Intensive-Business-Services), also wissensintensive Dienstleistungen. Dabei konnten die Forscher herausarbeiten, dass Innovationen bei den KIBS von bestimmten “Kernpersonen” abhängen. Anhand von Inteviews, die in verschiedenen Ländern durchgeführt wurden, konnte man nachweisen, dass es diese Knowledge Angels wirklich gibt. In dem Artikel liest man auch folgendes: “Sie haben ein Gespür dafür, die richtigen Personen zur Lösung von Aufgaben zusammenzubringen”. Recherchiert man noch ein wenig zu dem Thema, findet man auch wissenschaftliche Paper, die den Hintergrund ein wenig genauer beleuchten: Müller/Zenker/Héraud (2009): Entering the KIB´s Black Box: There must be an angel! (or is tehre somthing like a knowledge angel?) Auf Seite 7 wird der Knowledge Angel abgegrenzt vom Business Angel, und auf Seite 23 liest man etwas von “feeling before the others”. Diese Charakteristika von Knowledge Angels scheint mir etwas zu kurz gegriffen. Die auf Erfahrungswissen basierenden impliziten Dimensionen einer Person mit ihrer beruflichen Kompetenz (Multiple Kompetenzen) sind aus meiner Sicht entscheidend für den modernen und hoch kompexen Innovationsprozess (Closed Innovation und Open Innovation). Die ganze Person und die ganze Arbeit sind hier zu thematisieren. Handelt es sich daher nicht eher um einen Competence Angel?

Unsicherheit und Unbestimmtheit akzeptieren?

In dem Interview “Konjunkturprognosen sind absurd” mit Prof. Homburg (SZ vom 11.05.2010, S. 26) geht es um den Unsinn von Konjunkturprognosen, die immer wieder gerne von der Politik instrumentalisiert werden. Herr Homburg verweist darauf, dass wir lernen müssen, “die Unsicherheit zu akzeptieren”. Aber wollen wir nicht alle “sichere Arbeitsplätze”, “sichere Renten” usw. Diese Klischees werden dann ja auch von der Politik bedient – auch wenn klar ist, dass man den Anforderungen nicht gerecht werden kann. Der Umgang mit Unsicherheit bzw. Unbestimmtheit ist darüber hinaus vom Umgang mit Risiken zu unterscheiden. In komplexen Situationen zeigen sich die Grenzen, der rationalen (scheinbar objektiven) Analyse. Wir sollten nicht krampfhaft an den Instrumenten der Industriegesellschaft festhalten, die rationale Beherrschbarkeit postuliert, sondern die Chancen der neuen Entwicklungen nutzen (Reflexive Modernisierung). Es stellt sich die Frage, wie Organisationen und Individuen in dem neunen Umfeld Handlungfähig bleiben können. Es geht um die Handlungsfähigkeit unter Unsicherheit/Unbestimmtheit. Diese Kompetenz geht über die oftmals propagierte Handlungskompetenz hinaus. Siehe dazu auch Mitchell/Streek (2009): Complex, historical, self-reflective. Expect the Unexpected!

Die „Rückkehr des Subjekts“ in die betriebliche Organisation von Arbeit

Dass man die „Rückkehr des Subjekts“ in die betriebliche Organisation von Arbeit (Moldaschl 2002, Sauer 2005) überhaupt hervorheben muss, ist schon erstaunlich. In den Unternehmen werden über die objektiven Qualifikationsanforderungen hinaus “extrafunktionale” Qualifikationen (z.B. sozial-kommunikative und kreative Kompetenzen) erwartet, die dem Subjekt entspringen (vgl. Frey 2009:20). Die bisher vorherrschende Vorstellung, dass berufliche Qualifikation ausreicht, um sich in dem turbulenten Marktumfeld zu beweisen, ist zu ergänzen. Formale Qualifikationsnachweise reichen heute einfach nicht mehr aus. Die “ganze” Person mit ihrer besonderen Biographie ist gefordert. Eine Diskussion über die Austauschbarkeit von Mitarbeitern läuft somit ins Leere.

Kompetenzthematik innerhalb der Arbeitswelt

Im Jungel der Kompetenzen (Huber 2004) deuten sich zumindest in der Arbeitswelt zwei Stränge ab (Truschkat (2008 und 2010): Der strukturell-normative und der individuell-dispositive Ansatz. Der zuerst genannte sieht Kompetenzen eher aus der Unternehmenssicht (Kernkompetenzen und Bedarf). Der zweite Ansatz geht von indivuellen Kompetenzen aus, die den selbstorganisierten Umgang mit komplexen Veränderungen in der Arbeitswelt ermöglichen (Selbstorganisationsdisposition). Was fehlt, ist ein Gesamtansatz, der das Unternehmen, das Individuum, Teams und Netzwerke integriert. Möglicherweise kann das Konzept der Multiplen Kompetenz dazu beitragen.