Unternehmen schützen die von ihnen entwickelten Produkte, indem sie beispielsweise beim DPMA Schutzrechte beantragen. In den letzten Jahren ist es allerdings immer schwieriger geworden, den Schutz durchzusetzen. Neue Technologien ermöglichen es, Produkte in kürzester Zeit zu kopieren und auf den Markt zu bringen. Der Artikel Plagiate: Warum Unternehmen neue Strategien brauchen (impulse vom 21.04.2014) erläutert die Zusammenhänge. Der Imitationsschutz für Produke (Produktinnovationen) und Prozesse (Prozessinnovationen) ist heute nur kurz, da der Schutz selbst oftmals nur schwer einklagbar ist. Unternehmen sollten sich daher fragen, ob es nicht Sinn macht, auch stärker auf immaterielle Aspekte zu legen (Humanvermögen, Unternehmenskultur), die dann eine längere Zeit benötigen, um sie zu imitieren.
Know-How-Transfer von Alt zu Jung (und umgekehrt)
Der demographische Wandel erinnert Unternehmen daran, dass Wissen zu einem großen Teil implizit vorhanden ist. Diese Dimension zu erschließen ist nicht so einfach, wie das festhalten von explizierbarem Wissen in IT-Systemen (als Daten und Informationen). Implizites Wissen von erfahrenen Mitarbeitern im Unternehmen zu halten ist eine Aufgabe, die sich ABB schon vor einigen Jahren gestellt hat. “Knapp die Hälfte der ABB-Mitarbeiter war 2009 älter als 45 Jahre und wechselt damit innerhalb der nächsten 20 Jahre in den Ruhestand” (Welt kompakt vom 27.09.2010). Der notwendige Know-how-Transfer von Alt zu Jung wurde im Projekt Generations systematisch thematisiert und angegangen, denn das Wissen der Mitarbeiter (und hier gerade das implizite Wissen) bildet oftmals die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Es verwundert schon ein wenig, dass viele Unternehmen im Gegensatz zu ABB sehr spät mit entsprechenden Programmen starten. Möglicherweise liegt ein unzureichendes Wissensverständnis vor, das zu sehr auf explizites Wissen ausgerichtet ist.
Wissen schützen, indem man keine Patente anmeldet?
Unternehmen stehen oft vor folgender Frage: Schütze ich mein Know-how durch Patente, oder ist es besser, gar keine Patente anzumelden? In der Financial Time Deutschland vom 02.01.2008 wird diese Frage in dem Beitrag Firmen verzichten auf Patente beantwortet. Viele Beispiele verdeutlichen drastisch, dass es oft besser ist, kein Patent anzumelden. Hersteller von Plagiaten haben erkannt, dass Patentschriften technologisches Wissen enthalten, das so ganz einfach abzuschöpfen ist. Es sieht eben alles ein wenig anders aus, wenn man einen Sachverhalt aus der Wissensperspektive sieht. Wissensmanagement wird den Führungskräften nun praktisch vor Augen geführt. Es überrascht nur noch die, die sich bisher wenig um das Thema gekümmert haben.
Know-how schützen – gewusst wie
In dem Artikel Know-how schützen – gewusst wie (Fraunhofer Magazin 4.2007) ist ein sehr schönes Beispiel zu finden: “Mehr als 67 Millionen Pfund war dem Automobilkonzern SAIC ein ganz besonderes Paket aus der Konkursmasse von Rover wert. Die Chinesen investierten das Geld nicht in die gerade erst für vier Milliarden modernisierten Produktionsanlagen des britischen Autoherstellers, sondern in die Patente der Firma. Die materiellen Unternehmenswerte interessierten die Chinesen nicht. Sie kauften das Know-how – und das für viel Geld. Zum Vergleich. Für nur knapp 60 Millionen Pfund erwarb der Automobilhersteller Nanjing das gesamte restliche Unternehmen mitsamt dem Motoren- und Getriebehersteller Powertrain. Das Beispiel macht deutlich, wie wertvoll geistiges Eigentum (englisch: intellectual Property, IP) ist.”