Generieren Sie Wettbewerbsvorteile durch die Nutzung des impliziten Wissens für Innovationen

Wissen kann genutzt werden, um Innovationen auf den Markt zu bringen. Doch welches Wissen ist dafür am besten geeignet? Die oftmals genannte Dichotomie “Explizites Wissen” und “Implizites Wissen” kann hierauf eine Antwort liefern. Dabei ist zu beachten, dass es sich hier nicht um ein “entweder-oder” handelt, sondern ein Kontinuum zwischen den Polen besteht. Der folgende Text macht deutlich, dass gerade die implizite Dimension von Wissen für Innovationen genutzt werden sollte:

“Das unternehmensspezifische Wissen enthält große Anteile impliziten Wissens. Die erste Wissenskategorie [das explizite Wissen] ist frei zugänglich. Die Nutzung dieses Wissens bietet deshalb keinen besonderen Wettbewerbsvorteil. Diesen bietet hingegen das implizite unternehmensspezifische Wissen, das handlungsbezogen ist, weil es die Realisierungsbedingungen im Unternehmen berücksichtigt. Wenn es gelingt, dieses Wissen zur Entwicklung von Innovationen zu nutzen, entstehen aufgrund seiner schwierigen Imitierbarkeit nachhaltige Wettbewerbsvorteile (Osterloh et al., 2002)” (Bergmann/Debitz/Hacker/Looks/Prescher/Winkelmann 2007:33-34)

Anmerken möchte ich noch, dass implizites Wissen nicht so einfach explizit gemacht werden kann, wie es z.B. das SEKI-Modell beschreibt Das implizite Wissen zu erschließen ist somit etwas komplizierter als mit explizierbaren Wissen umzugehen. Das ist wohl auch der Grund, warum sich Manager in den Unternehmen hauptsächlich mit expliziten Wissen befassen. Ein besseres Verständnis der impliziten Dimension von Wissen ist allerdings Basis für die Zukunftssicherund von Organisationen.

Co-Creation: Die Ansätze sind vielfältig, und das ist gut so

In dem Video (am 12.09.2011 bei Youtube eingestellt) werden die vielfältigen Möglichkeiten dargestellt, Produkte (und Dienstleistungen?) in offenen Wertschöpfungsprozessen zu entwickeln. Allerdings wird der Ansatz letztendlich auf Crowdsourcing-Plattformen verengt, obwohl das Thema insgesamt weiter diskutiert werden sollte: “So, literature diverges in the viewpoint whether it is wise at all to involve customers [users] in innovations, signaling that further research is needed to give clarity about when it is recommended to co-create and when not” (Werber 2011:16-17). Siehe dazu auch MCPC 2011, New Forms of Collaborative Innovation and Production in the Internet, Studie zu Open Innovation im Mittelstand.

Wittke, V.; Hanekop, H. (Eds.) (2011): New Forms of Collaborative Innovation and Production on the Internet

Das Buch Wittke, V.; Hanekop, H. (Eds.) (2011): New Forms of Collaborative Innovation and Production on the Internet hat mehrere Besonderheiten. Zunächst ist es die interdisziplinäre Perspektive auf die neuen Formen der Zusammenarbeit im Internet. Es freut mich sehr, dass sich gerade auch die Sozialwissenschaften mit dem Themenspektrum befassen und den BWLer/VWLer usw. nicht die Deutungshoheit überlassen. Darüber hinaus ist es toll, dass dieses umfangreiche Werk auch kostenlos als PDF-Datei zur Verfügung steht – Danke. Siehe dazu auch MCPC 2011: Der Flyer zur Weltkonferenz in San Francisco. Hier noch der Verlagstext:

The Internet has enabled new forms of large-scale collaboration. Voluntary contributions by large numbers of users and co-producers lead to new forms of production and innovation, as seen in Wikipedia, open source software development, in social networks or on user-generated content platforms as well as in many firm-driven Web 2.0 services. Large-scale collaboration on the Internet is an intriguing phenomenon for scholarly debate because it challenges well established insights into the governance of economic action, the sources of innovation, the possibilities of collective action and the social, legal and technical preconditions for successful collaboration. Although contributions to the debate from various disciplines and fine-grained empirical studies already exist, there still is a lack of an interdisciplinary approach.

Innovation: Noch ein Gipfel

Am 08.09.2011 findet der 5. Innovation – Unternehmergipfel im Deutschen Museum in München statt. Der Programmflyer informiert über den geplanten Ablauf und die verschiedenen Themen. Dabei fällt auf, dass mehrmals “in progress” oder “angefragt” zu lesen ist. Die Veranstaltung reiht sich ein in die vielen, vielen Gipfeltreffen: Umweltgipfel, Verbrauchergipfel, Bildungsgipfel, usw. Ich frage mich allen Ernstes: Was soll das? Gipfel bedeutet, die höchste Stelle eines Berges (Quelle). Übertragen auf diese Veranstaltung soll das wohl heißen, dass es nichts besseres zum Thema gibt. Ob das stimmt? Siehe dazu z.B. auch MCPC 2011.

Brauchen wir institutionelle Innovationen um unsere Wirtschaftsweise zu transformieren?

“Um unsere Wirtschaftsweise zu transformieren brauchen wir institutionelle Innovationen” (Maja Göpel, Direktorin für Zukunftsgerechtigkeit beim World Future Council In: Die Zeit vom 22.06.2011, S. 35). Zunächst habe ich diesem Satz zugestimmt, doch er unterstellt, dass die Institutionen Einfluss nehmen können auf die Art und Weise, wie wir wirtschaften. Dieser Ordnungsgedanke von Institutionen entstammt einem System der Grenzziehung zwischen Staat und Wirtschaft, Arbeiten und Freizeit, Nationalstaat und “Rest der Welt” usw. Solche Dichotomien sind in einer entgrenzten Welt nicht mehr zeitgemäß. Die Änderungsgeschwindigkeit (Lerngeschwindigkeit?) der Institutionen mit ihrem Beharrungsvermögen und veralteten Deutungsmustern steht dabei auch sozialen Veränderungen (Sozialen Innovationen) im Wege, wodurch es zu “Friktionen” in allen Lebensbereichen kommt (Rechtssystem, Bildungssystem, Wirtschaftssystem, Bankensystem…). Aktuell hechelt die Politik mit ihren schwerfälligen Institutionen der Realität hinterher. Die Menschen wenden sich von dieser traditionellen Politik ab und organisieren sich selbst – über Grenzen hinweg. Diese Selbstorganisation basiert auf der Vernetzung Einzelner und kann dazu führen, unsere Wirtschaftsweise zu verändern. Beispiele sind schon in vielen Bereichen zu finden: Open Source, Open Innovation oder auch Open Democracy. Eine Veränderung der Wirtschftsweise durch Bottom-Up-Initiativen kann also eine Alternative sein. In vielen nordafrikanischen Staaten sieht man schon, wie sich die Bürger eines Landes vernetzen und die etablierten Institutionen zu Veränderungen bewegen.Doch: Afrika ist ja weit weg, oder?

RKW Magazin 2/2011: Innovation im Mittelstand

Das RKW Magazin: Innovation Mittelstand (pdf, 5MB; Herausgeber: RKW Kompetenzzentrum) zeigt anhand von Beispielen auf, wie unterschiedlich der Zugang zum Thema Innovation im Mittelstand sein kann. Es gibt eben nicht die Vorgehensweise, sondern vielfältige Dimensionen, kreative Ideen in markttaugliche Innovationen zu überführen (Vielfalt als Chance). Das gelungene RKW Magazin verbreitet keine Angst vor Veränderungen durch Innovationen (wie es in manchen Artikeln der Tagespresse zu lesen ist), sondern macht Lust auf Kreativität, Innovation und eine bessere, nachhaltigere Zukunft. Weiterhin können Sie sich auch noch den Beitrag Open innovation in der Praxis als Audio Podcast anhören – toll:

Eine allgegenwärtige und lebendige Innovationskultur ist eine entscheidende Voraussetzung, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben. Deshalb dreht sich im aktuellen RKW Magazin alles rund um das Thema “Innovation”.

Studie zum Wettbewerbsfaktor Wissensmanagement 2010: Stand der Praxis in der deutschen Wirtschaft

Die Studie Pawlowsky, P.; Gözalan, A.; Schmidt, S. (2011): Wettbewerbsfaktor Wissensmanagement 2010: Stand der Praxis in der deutschen Wirtschaft wurde vom Bundesminsterium der Wirtschaft in Auftrag gegeben und soll in diesem Jahr noch in Buchform veröffentlicht werden. Erste Ergebnisse wurden auf dem Kongress “Standortvorteil Wissen” Ende Mai in Berlin vorgestellt (WM: Wissensmanagement, ICM: Intellectual Capital Management).

Als wesentliches Studienergebnis zum Status quo der WM/ICM-Aktivitäten in der deutschen Wirtschaft ist festzuhalten, dass bei der Mehrzahl der 3401 befragten Un-ternehmen sich eine überragende Bedeutung von Wissensmanagement zur Kundenorientierung (Kontakte, Reklamation) und zur Fehleridentifikation und Kompetenzidentifikation im Unternehmen zeigt” (S. 22).

Betrachtet man sich die Studie noch ein wenig genauer, so werden auch die Zusammenhänge zum Innovationsmanagement deutlich. Wissensmanagement zur Kundenorientierung geht hier weiter als die bloße Bearbeitung von Kontakten und Reklamationen, sondern geht der Frage nach, wie Kundenwissen in die Wertschöpfung intergriert werden kann (Open Innovation). Der Hinweis zum Fehlermanagement verweist auf ein Riskomanagement und auf eine neue Fehlerkultur, die nicht Fehler saktioniert, sondern manche Fehlertypen als Bestandteil innovativer Prozesse versteht. Nicht zuletzt freut es mich auch zu lesen, dass die Identifikation der Kompetenzen in den Unternehmen immer wichtiger wird. Dabei geht es nicht alleine um Qualifikationen oder um einen Soll-Ist-Abgleich, sondern um das neue Verstandnis von Kompetenz auf allen Ebenen. Siehe dazu auch meine Dissertation Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk, die im Sommer im Verlag Dr. Kovac erscheinen wird.

Innovation Mining: Das Web als Informationsquelle im Innovationsmanagement

Daten, Informationen und Wissen sind die Grundlagen für Innovationsmanagement (Closed Innovation oder Open Innovation). Doch wo finde ich die nötigen Informationen? Die Webiste Innovation Mining fasst alle (?) webrelevanten Informationsquellen systematisch zusammen und ergänzt die verschieden Hinweise mit sehr guten Quellenangaben – toll. Innovation Mining gehört zum THESEUS-Programm und hat als Zielgruppe die Innovationsmanager in den Organisationen: “Sie sind Experten bzgl. der Fachdomäne(n) ihrer Firma (»Fachkompetenz«), haben aber aufgrund ihres Aufgabenprofils einen erweiterten Blickwinkel. Darum verfügen sie über ein breites Wissen darüber, wo und wie Informationen zu finden sind, die ihrem Informationsbedürfnis entsprechen (»Quellenkompetenz«). Sie recherchieren kontinuierlich und auf strategische Weise und sind im effektiven Umgang mit Suchwerkzeugen geübt (»Werkzeugkompetenz«). Um ihre Rechercheergebnisse zu verbessern, sind sie potenziell bereit, eine höhere Werkzeugkomplexität in Kauf zu nehmen.” Bitte baechten Sie, dass es sich hier um Informationsquellen handelt und das für Innovationen erforderliche Wissen noch daraus konstruiert werden muss. Dieser Prozess bezieht sich dann nicht nur auf explizites, sondern gerade auch auf implizites Wissen, das eben nicht explizierbar ist (Siehe dazu Kritik am SEKI-Modell). Die für Innovationen so wichtige implizite Dimension des Wissens muss anders als durch Technologie erschlossen werden. Diese Dimension sollten Sie bei aller Euphorie für das Web (1.0 oder X.x) beachten, wenn Sie ein Alleinstellungsmerkmal ihrer Innovation anstreben, das dann auch nicht so leicht kopierbar ist.

Wähler als Intellektuelles Kapital einer Partei. Was ist damit wohl gemeint?

In dem Kommentar Stellt die K-Frage dem Wähler! (Christian Bangel, Die Zeit vom 15.05.2011) findet sich folgende Stelle: “Wer Entscheidungen für solche öffnet, die nur ad hoc interessiert sind – etwa weil ihnen ein Kanzlerkandidat gefällt – schwächt damit automatisch ihr wichtiges intellektuelles Kapital, die Mitglieder. Das kann auch schiefgehen. Parteien verwässern, wenn sie ihre Richtungsentscheidungen nur danach fällen, was am besten ankommt”. Der Autor ist also der Meinung, Wähler sind Intellektuelles Kapital… Sind sie nun Humankapital, Strukturkapital oder Beziehungskapital (Dimensionen des Intellektuellen Kapitals) einer Partei? Diese Antwort bliebt uns der Artikel schuldig. Doch kommen einem auch noch weitere Gedanken: Wie sähe eine Wissensbilanz – Made in Germany für eine Partei aus? Das Ergebnis könnte Aussagen dazu treffen, welche Einflussfaktoren entwickelt werden müssten, um die Partei ihren Zielen (Macht oder das Wohl der Bürger?) näher zu bringen. Aber: Wer will das schon wissen? Und wenn wir schon dabei sind: Wie könnten die Parteien innovativer werden? Möglicherweise durch die Öffnung des Innovationsprozesses (Open Innovation), der bisher wohl nur im stillen Kämmerlein stattfindet, sodass es keiner mitbekommt (Closed Innovation).