Organisationen haben es nicht nur mit einem Projekt, sondern mit vielen Projekten zu tun. Es wird vorgeschlagen, die Projekte in Programme und Portfolios zusammenzufassen. Darüber hinaus gibt es noch den Begriff “Multiprojektmanagement“, der in diesem Zusammenhang einzuordnen ist. Die Abbildung zeigt übersichtlich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Begriffen auf. Dabei ist zu erkennen, dass das Multiprojektmanagement im Vergleich zu Projekten, Programmen und Portfolios eine Stufe “höher” angesiedelt, allerdings manchmal nicht so klar vom Portfoliomanagement zu unterscheiden ist.
“Die DIN-Norm 69909-1:2011-09 zum Multiprojektmanagement unterstreicht dessen umfassenden Charakter: Es ist das Management sämtlicher im Unternehmen befindlicher Projekte, Programme und Portfolios und eröffnet damit eine Metaebene. Ziel ist die gemeinsame Ausrichtung aller relevanten Projektmanagementaktivitäten auf die übergeordneten Unternehmensziele, womit der unmittelbare Bezug zur Strategie gegeben ist. Dass diese Sichtweise in der Praxis noch keine weite Verbreitung gefunden hat, wurde im Verlauf der Studie deutlich und stellt eine bedeutende Herausforderung dar” (Wald et al. 2014).
Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen, die wir an verschiedenen Standorten anbieten. Informationen zu unseren Blended Learning Lehrgängen und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.
Der IPMA-Standard ist – im Vergleich zu den beiden anderen bekannten Projektmanagement-Standards des Project Management Instituts (PMI) oder PINCE2 – sehr kompetenzorientiert ausgerichtet. Für Projektverantwortliche werden dazu in der Individual Competence Baseline 4.0 (ICB 4.0) die drei Dimensionen Perspective, People und Practice mit den jeweiligen Kriterien genannt. Die folgende Tabelle stellt alles übersichtlich dar.
Perspective
People
Practice
Strategie
Selbstreflexion und Selbstmanagement
Projektdesign
Governance, Strukturen und Prozesse
Persönliche Integrität und Verlässlichkeit
Anforderungen und Ziele
Compliance, Standards und Regularien
Persönliche Kommunikation
Leistungsumfang und Lieferobjekte
Macht und Interessen
Beziehung und Engagement
Ablauf und Termine
Kultur und Werte
Führung
Organisation, Information und Dokumentation
Teamarbeit
Qualität
Konflikte und Krisen
Kosten und Finanzierung
Vielseitigkeit
Ressourcen
Verhandlungen
Beschaffung
Ergebnisorientierung
Planung und Steuerung
Chancen und Risiken
Stakeholder
Change und Transformation
Kompetenzbereiche der ICB 4.0 (IPMA (2017): Individual Competence Baseline für Projektmanagement Version 4.0 / Deutsche Fassung, GPM, Nürnberg.
Anhand der Beschreibungen in der ICB 4.0 können Projektverantwortliche und Personalentwickler analysieren, welche Kompetenzbereiche für das jeweilige Projekt schon vorhanden sind, bzw. noch benötigt, bzw. mittel- und langfristig entwickelt werden sollten. Kompetenzen sind dabei im Vergleich zu Qualifikationen für die Projektarbeit auf allen Ebenen von großer Bedeutung, das sie (die Kompetenzen) die Selbstorganisation in einem komplexen Umfeld enthalten. Siehe dazu auch Kompetenzmanagement.
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Wir alle wissen, dass es ohne Erneuerbare Energien in Zukunft nicht gehen wird. Es ist in diesem Zusammenhang beispielsweise notwendig, die im Norden Deutschlands mit Windkraft erzeugte Elektrische Energie auch in anderen Bereichen verfügbar zu machen. Umgesetzt wird alles dann in großen Infrastrukturprojekten.
Eines davon befasst sich mit dem nördlichen Teil des SuedOstLinks, bei dem 50Hertz der Vorhabenträger ist. Den südlichen, bayerischen Teil verantwortet Übertragungsnetzbetreiber TenneT. Die NKT liefert und installiert die 525-kV-Höchstspannungskabel für die Verbindung in der Regelzone von 50Hertz.
Da sich die Anforderungen sehr schnell ändern, kamen die Projektverantwortlichen von 50Hertz und NKT schnell zu dem Ergebnis, dass eine agilere Vorgehensweise bei dem Projekt angebracht wäre. Da das Unternehmen 50Hertz bisher hauptsächlich plangetriebenes, klassisches Projektvorgehen gewohnt war, war die Transformation durchaus eine Herausforderung – und dauerte auch entsprechend. Die Abbildung zeigt die zeitliche Entwicklung des “Agile Construction Arbeitsmodells” von 50Hertz.
“Grundsätzlich wurde eine methoden-agnostische Geisteshaltung gewählt. Orientiert wurde sich an Methoden wie dem klassischen Scrum mit seinen Rollen und Sprint-Logik und dem skalierten agilen Framework LeSS, zusätzlich inspiriert durch die Flight Level– sowie der Kanban-Methode” (Komischke et al (2024), in projektmanagementaktuell 3/2024).
Agnostisch meint hier, dass verschiedene Ansätze/Vorgehensmodelle interoperabel sind, also sinnvoll kombiniert wurden. Das könnte auch auf einen adaptiven, hybriden Ansatz hinweisen. Siehe dazu beispielsweise auch DAS Projektmanagement-Kontinuum in der Übersicht.
In dem oben zitierten Beitrag wird ebenfalls erwähnt, dass sich dadurch auch die Zusammenarbeit zwischen 50Hertz und NKT verändert hat. NKT hat daher auch einen Zeitplan entwickelt, um selbst Agile Arbeitsweisen zu entwickeln, und um diese dann mit 50Hertz zu harmonisieren/abzustimmen. Trotz der aufgetretenen Schwierigkeiten bei den jeweiligen Transformationen ziehen die Verantwortlichen insgesamt ein positives Fazit:
“Eine über Jahrzehnte in der Bau- und Infrastrukturindustrie gelebte Kultur, in der vor allem entlang von Verträgen und vermeintlich abschließend formulierten Leistungsbeschreibungen argumentiert wird, macht die Einführung von kollaborativen Arbeitsweisen schwierig, da sich diese Kultur nur schwer mit adaptiven Anforderungen zusammenbringen lässt. Gewisse Verhaltensweisen von Menschen, Teams oder Unternehmen lassen sich nur langsam „entlernen“. Im Verlauf der Entwicklung des Arbeitsmodells wurde den Projektteams die Agile Grenzfläche zunehmend transparent” (Komischke et al (2024), in projektmanagementaktuell 3/2024).
Interessant dabei ist, dass auch hier wieder der Begriff “Lernen”, bzw. “Ent-Lernen” auftaucht. Es scheint bei Transformationsprozessen von Vorteil zu sein, etwas darüber zu wissen, wie Individuen, Gruppen, Organisationen und Netzwerke lernen. Dabei ist das Lernen von Erwachsenen Schwerpunkt der Erwachsenenbildung – doch diese Perspektive wird fast nie tiefer betrachtet.
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In der Planungsphase eines Projekts werden zwischen 60-80% der Dimensionen Qualität, Zeit und Kosten (Magisches Dreieck) beeinflusst. Weiterhin ist in dieser Phase die Unsicherheit (Cone of Uncertainty) noch sehr groß.
Diese Gemengelage führt dazu, dass in der Planungsphase möglichst das Wissen vieler am Projekt Beteiligter einbezogen werden sollte, um die bestmögliche Planung nach und nach zu entwickeln. Genau das haben Projektbeteiligte bei dem in 2023 eröffneten Skywalk am Königsstuhl auf Rügen gemacht. Interessanterweise kam es dabei zu juristischen Bedenken bei diesem Bauprojekt.
“Ein Jurist würde sagen: Lasst die Finger von diesem im Bauwesen unüblichen Weg der Planung. Wenn es hinterher Streit gibt, wird es schwierig, die Verantwortlichkeiten auseinanderzuhalten .(…). Wir halten dem aber entgegen, dass die konstruktive Zusammenarbeit der Sache wegen wichtiger ist als juristische Vorsichtsmaßnahmen. Ich persönlich bin überzeugt, dass Bauen eine Gemeinschaftsaufgabe ist und dies, wenn die Beteiligten zur engen Zusammenarbeit bereit sind, ein gangbarer Weg ist. Dieses Prinzip hat sich zumindest bei unserem Projekt gut bewährt” (Projektkoordinator Carsten Schwarzlose (BIG Städtebau GmbH) in einem Interview mit Oliver Steeger, in projektmanagementaktuell 3/2024).
Die Juristen begründen ihre Sicht natürlich aufgrund der aktuellen Rechtslage, die sich über viele Jahrzehnte auf eine gut trennbare, und somit gut beschreibbare Arbeitsteilung in der Projektarbeit eingerichtet hat. Das hat alles gut gepasst, solange das Umfeld relativ stabil war.
In der Zwischenzeit hat sich das Umfeld von Organisationen, ja ganzen Gesellschaften, massiv verändert, sodass andere Arten der Zusammenarbeit – auch in Projekten – erforderlich sind. Dazu sollte sich das Rechtssystem entsprechend weiterentwickeln. Gerade wenn es in Zukunft noch stärker in Richtung agil, bzw. hybrid durchzuführender Projekte geht, muss das Rechtssystem einen angemessenen Rahmen bieten. Siehe dazu auch DAS Projektkontinuum in der Übersicht.
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Das Umfeld von Organisationen wird immer turbulenter und vernetzter. Durch Technologien wie die Digitalisierung (Künstliche Intelligenz) ergeben sich sozio-technische Systeme, die mehr Kollaboration erfordern. Siehe dazu auch Digitalisierung und die Wiederentdeckung soziotechnischer Ansätze. Dabei sollte Kollaboration von Kooperation abgegrenzt werden. Die folgende Tabelle zeigt einige wichtige Unterschiede der beiden Begriffe auf.
Kooperation
Kollaboration
Ziel
“Einer gibt vor”
“Wird gemeinsam definiert”
Modus
Hierarchie/Markt
Vertrauen
Leitmotiv
“ja nicht zu viel machen”
“gemeinsam mehr erzeugen”
Quelle: Ziegler/Heidling (2022); Impulse aus dem BMBF-Projekt HyValue
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Viele Organisationen sind immer noch sehr stark auf Routineprozesse ausgerichtet, sodass viele Projekte “neben dem Tagesgeschäft mitlaufen”, Da es in allen Bereichen zu immer mehr Projekten kommt, stellt sich allerdings die Frage, wie Projektmanagement in der Organisation etabliert werden kann. Es zeigt sich, dass es in Organisationen immer wieder zu einzelnen PM-Aktionen kommt, die allerdings nicht nachhaltig sind. So werden beispielsweise Tools angeschafft, ohne geeignete Projektmanagement-Prozesse zu etablieren. Darüber hinaus gibt es viele einzelnen Methoden, die eher verwirren als helfen usw. Das folgende, etwas ältere Beispiel, ist auch heute noch aktuelle (Platz, J. (1995)):
Der Leidensweg einer Projektmanagement-Einführung sieht beispielsweise so aus: – 8 Anläufe in 10 Jahren – 5 Berater mit unterschiedlichen Ansätzen – Jeder Anlauf war schnell wieder vergessen – Der Frust zum Projektmanagement stieg bei jedem Anlauf – Der Leidensdruck wurde immer größer Eine Aussage dazu: “Wir haben immer Zeit ein Projekt 3 Mal zu machen, aber nie die Zeit, es richtig zu machen.
Wenn Sie sich also entscheiden, Projektmanagement einzuführen, machen Sie es entweder systematisch und entschieden, oder entscheiden Sie sich dazu, erst einmal nichts zu tun.
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Viele Organisationen sind immer noch hauptsächlich auf die Durchführung von Routineprozessen in Abteilungen ausgerichtet. In der Organisationsstruktur zeigt sich das an der jeweiligen Aufbauorganisation (Organigramm). Die Arbeit in Projekten ist dabei oft in einigen wenigen Bereichen wie der Entwicklung, oder in der IT üblich – in den anderen Bereichen eher (noch) nicht.
Das veränderte, dynamische Umfeld führt allerdings dazu, dass in allen Bereichen der Organisation stärker in Projekten (kleine, mittlere, große) gearbeitet werden muss, um sich den Veränderungen anzupassen. Projekte sind dabei Träger des Wandels.
Der Einführung von Projektmanagement ist daher für viele Organisationen ein wichtiges Organisationsprojekt, das allerdings auf erhebliche Widerstände stößt. Es ist erstaunlich, dass man die folgende “Argumente” gegen die Einführung von Projektmanagement heute immer noch vorgebracht werden (Platz, J. (1995)):
Das machen wir schon, aber anders.
Dafür haben wir keine Zeit.
Wir sind auch ohne Projektmanagement erfolgreich.
Wir haben nur technische Probleme.
Zu aufwendig, zu bürokratisch.
Zusätzliche Kosten.
Das geht bei uns nicht.
Ich warte noch ab.
Der Erfolg ist nicht gesichert.
Wir haben keine Projekte.
Projektfehlschläge trotz Projektmanagement.
Wenn die Einführung von Projektmanagement in Organisationen als Organisationsprojekt gut vorbereitet wird, werden die jeweiligen Widerstände aufgenommen und alle Stakeholder frühzeitig mit eingebunden. Dabei ist es unerheblich, welches Vorgehensmodell genutzt wird (plangetrieben, hybrid, agil).
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Projekte laufen gerne “aus dem Ruder”. Um diesem Trend entgegenzuwirken ist die Kommunikation (formal und informell) wichtig. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, Spielregeln für die Teamarbeit festzulegen Die folgende Übersicht zeigt, welche Punkte dabei eine Rolle spielen können.
– Jeder kennt den anderen als gleichwertigen Partner an – Rollen im Meeting werden (Diskussionsleiter, Protokollant) gewechselt – Meinungen werden offengelegt (Schweigen bedeutet nicht Zustimmung) – Zuhören ist genau so wichtig wie Reden – Wenn es der Projektfortschritt erfordert, wird kritisiert, aber nicht getadelt – Lernbedarf wird jederzeit deutlich gemacht – Informationen sind für alle da (offene Ablage) – Die Aktivitäten jedes Einzelnen müssen bekannt sein (offener Kalender, Board) – Keiner führt eine Aktivität aus, die nicht vorher beschlossen wurde – Bei Entscheidungen wird Konsens gesucht – Neue Aspekte und Zielabweichungen werden sofort mitgeteilt und geklärt – Kommunikationsstörungen werden beachtet (z.B. Zuspätkommen, Sitzordnung) – Konflikte nicht verschleiern, sondern aufdecken und diskutieren
Quelle: Hofstetter, H. (2015), in: Möller, T. et al. (Hrsg.: Projekte erfolgreich managen
Die aufgeführten, möglichen Spielregeln können selbstverständlich für das eigene Projekt angepasst und ergänzt werden.
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In der eher industriell geprägten Gesellschaft dominiert die Massenproduktion mit ihren arbeitsteiligen Strukturen auf allen Ebenen. Unternehmen/Organisationen haben sich in diesem Umfeld zunächst darauf konzentriert, Routineprozesse zu managen – Projekte waren hier oft die Ausnahme.
In der Zwischenzeit hat sich das Umfeld geändert und Unternehmen/Organisationen führen immer mehr Projekte durch: Projekte sind Träger des Wandels. Dabei stellt sich für viele Unternehmen die Frage, ob auf Grund der vielen Projekt, die Managementstrategie angepasst werden sollte. Also weg von einem auf Routineprozesse ausgerichtetes Unternehmen und hin zu einem Projektorientierten Unternehmen.
Das “Management von Projekten” wird dadurch zu einem “Management by Projects“, durch das auch eine entsprechende Organisationsentwicklung angestoßen werden kann. Dabei werden folgende Organisationsziele verfolgt (Gareis, R. (2012), in: : Möller et al. (Hrsg.): Projekte erfolgreich managen, 49. Aktualisierung):
Steigerung der organisatorischen Flexibilität und Dynamik
Delegation von Managementverantwortung
Sicherung der Qualität der Ergebnisse und der Qualität des Arbeitsprozesses durch eine ganzheitliche Projektdefinition
Sicherung des zielorientierten Arbeitens
Zusammenarbeit von Mitarbeitern unterschiedlicher Fachbereiche und unterschiedlicher Unternehmen in Projekten
Sicherung organisatorischen Lernens und einer kontinuierlichen Organisationsentwicklung durch Projekte
Dabei ist es erst einmal unerheblich, welches Vorgehensmodell bei der Projektorientierung dominierend ist: Plangetrieben (Klassisch), Hybrid, Agil.
Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen, Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK), die wir an verschiedenen Standorten anbieten. Weitere Informationen zu den Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.
Die von uns entwickelten Blended Learning Lehrgänge Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK) werden mehrmals im Jahr in Köln und Düsseldorf durchgeführt. In der kommenden Woche enden wieder vier Lehrgänge mit dem jeweils abschließenden Zertifikatsworkshop.
Projektmanager/in (IHK) – Blended Learning Lehrgang – Durchführung durch das ProfessionalCenter der Universität Köln (Website), 15.04..-05.07.2024, IHK Köln, Ansprechpartner: Herr Leuchter, Telefon: 0221/1640-6730, E-Mail: bernd.leuchter@koeln.ihk.de
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