Was ist eigentlich unter Nachhaltigkeit zu verstehen?

Holz vor der Hütt'nDer Begriff “Nachhaltigkeit” wird immer öfter verwendet, doch scheint es kein einheitliches Verständnis darüber zu geben, was unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist. In dem aktuellen Fraunhofer-Magazin weiter.vorn 1.2015 habe ich im Vorwort folgendes gefunden:

Geprägt hat diesen Begriff Hans Carl von Carlowitz bereits im Jahr 1713 in seinem Buch »Sylvicultura oeconomica«. Schon vor 300 Jahren setzte er sich dafür ein, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßiges Aufforsten nachwachsen konnte. Ein wesentlicher Grund für seine Forderung: Der wichtige Rohstoff Holz drohte knapp zu werden.

Nachhaltigkeit ist also keine “Erfindung” der Moderne, sondern schon lange ein Thema. Manchmal werden sogenannte neue Trends vor dem Hintergrund geschicktlicher Entwicklungen relativiert. Ähnlich sieht es mit Begriffen wie “Beschleunigung”, “Informationsflut” usw. aus. Eine gewisse Gelassenheit gegenüber den sogenannten Hypes ist daher angebracht.

KapaflexCy: Selbstorganisierte Kapazitätssteuerung

Das Projekt KapaflexCy zeigt deutlich den Trend zu mehr Selbstorganisation – auch in Industriebetrieben – auf. Das Projekt stellt die technischen Hilfsmittel in den Vordergrund und weniger die Selbstorganistionsdispositionen (Kompetenzen) der Mitarbeiter. Doch ohne die Kompetenzen (Selbstorganisationsdispositionen) der Mitarbeiter (M:Mitarbeiter) wird es nicht möglich sein, Technologie (T:Technik) in die Strukturen einer Organisation (O:Organisation) sinnvoll und zielführend einzubetten. Das TOM-Modell sollte also eher in ein M-T-O-Modell überführt werden? Siehe dazu auch Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk.

Chesbrough, H.; Brunswicker, S. (2013): Managing Open Innovation in large firms

Open Innovation ist erst seit der Veröffentlichung des Buchs Chesbrough, H.W. (2003): Open Innovation: The new imperative for creating and profiting from technology, Boston: Harvard Business School Press, S. XXIV in aller Munde. Es hat mich erstaunt, dass schon wenige Jahre danach, die ersten großen Unternehmen Open Innovation ganz bewusst in Ihre Unternehmensstrategie eingebaut haben. Da solche Entwicklungen bei großen Unternehmen ja bekanntlich nicht so schnell verlaufen, kann ich mir gut vorstellen, dass die Öffnung der Innovationsprozesse nicht erst nach dem Buch von Chesbrough initiiert wurde, sondern diese Öffnung ein Kontinuum zwischen Closed Innovation und Open innovation darstellt. Die jetzt vorliegende Studie Chesbrough, H.; Brunswicker, S. (2013): Managing Open Innovation in large firms haben die UC Berkeley und die Fraunhofer-Gesellschaft zusammen erarbeitet. Auf der Website des Fraunhofer-Instituts werden die Ergebnisse wie folgt zusammengefasst:

“Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass Open Innovation keine Modeerscheinung ist, sondern eine nachhaltige Entwicklung”, so Open Innovation-Vater Henry Chesbrough über die Publikation. Nach der Befragung sind die Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit der Praxis haben, mit den Ergebnissen zufrieden – und zufriedener, je mehr Erfahrung sie haben. Der Spielraum ist aber noch längst nicht ausgeschöpft. »Unternehmen werden in den nächsten Jahren noch viel Erfahrung sammeln, um von Open Innovation zu profitieren, und so wird sich das Phänomen stetig weiterentwickeln«, so Chesbrough. Die größte Herausforderung liegt dabei innerhalb der Unternehmen: Und zwar im organisatorischen Wandel weg vom geschlossen zum offenen Modell und im Aufbau neuer Strukturen, Prozesse und Verantwortlichkeiten.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich Henry Chesbrough persönlich auf der MCPC 2011 in San Francisco erleben durfte. Siehe dazu MCPC2011: Die Weltkonferenz in San Francisco. Sollten Sie an dem Thema interessiert sein, so sprechen Sie mich bitte an. Gerne können wir ein unverbindlichen Gespräch vereinbaren.

Mit dem Konfigurator zum energieeffizienten Haus

Effizienzhaus Online - BoschDie Configurator-Database listet ca. 1.000 Konfiguratoren auf, die in den unterschiedlichsten Branchen engesetzt werden. Dabei ist der Konfigurator oftmals ein wesentliches Element, um Mass Customization umzusetzen, da der Konfigurator die vielfaltigen Varianten im Rahmen der unternehmerischen Möglichkeiten (Fixed Solutionspace: Definierter Lösungsraum) virtuell anzeigt. Konfiguratoren können dabei für die Produktkonfiguration, aber auch zum Konfigurieren von Dienstleistungen genutzt werden. Wie der Configurator-Database zu entnehmen ist, wird die Servicekonfiguration allerdings bisher nur wenig genutzt. Dass der Entscheidungsprozess mit Hilfe von Konfiguratoren sinnvoll unterstützt werden kann, zeigt nun die Internetplattform Effizientes Haus, die von BOSCH – unterstützt von Fraunhofer IBT – entwickelt wurde. Die Nutzer können hier ihre Daten eingeben und erhalten Vorschläge zur Verbesserung der Energieeffizienz ihres Hauses. BOSCH wiederum kann durch die Analyse des Konfigurationsprozesses wertvolle Informationen für sein Marketing gewinnen. Ein ähnliches Projekt gab es vor einigen Jahren in der Energiewirtschaft, wo die Zusammenstellung der elektrischen Energie mit Hilfe eines Konfigurators zusammengestellt werden konnte. Auch dieses Projekt hatte das Ziel, wichtige Marketinginformationen zu erfassen. Der Einsatz von Konfiguratoren sollte daher etwas weiter gefasst werden, und auch Dienstleistungen und Entscheidungsprozesse beinhalten. Darüber hinaus ist es mit so einem Konfigurator möglich, den definierten Lösungsraum (Fixed Solutionspace) kontinuierlich zu erweitern, um den Übergang zu einem immer offeneren innovationsprozess (Open Innovation) vorzubereiten.

Bullinger (2012): Besser durch Innovation

Im Frauhofer-Magazin weiter.vorn 1.2012 geht Prof. Bullinger im Beitrag Besser durch Innovation auf die verbesserte Innovationsleistung Deutschlands ein: “Gute Nachrichten zum Jahresausklang: Deutschland hat in den vergangenen fünf Jahren seine Innovationsleistung deutlich verbessert. Die Bundesrepublik belegt den vierten Rang von 26 Industriestaaten. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren nahmen wir noch Platz 9 von 17 Ländern ein. Ein wesentlicher Grund für die deutlich höhere Innovationsfähigkeit liegt in den gestiegenen Investitionen der öffentlichen Hand in Forschung und Wissenschaft. Zu diesem Fazit kommt der Innovationsindikator 2011 (…).” Weiterhin ist zu lesen, dass das Bildungssystem immer noch ein Schwachpunkt ist – wen wundert´s? In der Diskussion um die Schuldenkrise europäischer Staaten wird es in der nächsten Zeit wohl häufiger um Innovationen gehen, denn es reicht nicht aus, in den verschiedenen europäischen Ländern nur auf Kostensenkung zu setzen. Siehe dazu auch Closed Innovation, Open Innovation und  Innovationsmanager.

Spath et al. (Hrsg.) (2008): Organisatorische Wandlungsfähigkeit produzierender Unternehmen

Der Forschungsbericht des Fraunhofer Instituts für Arbeitswissenschaft und Organisation IAO Spath/Hirsch-Kreinsen/Kinkel (Hrsg.) (2008): Organisatorische Wandlungsfähigkeit produzierender Unternehmen beleuchtet einen interessanten Aspekt produzierender Unternehmen. Produzierende Unternehn sind aus ihrer Historie von Einzelfertiger zu Massenproduzenten geworden, die sich nun wiederum den Individualisierungswünschen ihrer Kunden gegenüber stehen (Mass Customization). Die Organisatorische Wandlungsfähigkeit ist somit ein Kernelement der Anpassung produzierender Unternehmen an die veränderten Rahmenbedingungen. Die Studie stellt dazu fest (Seite 6): “Wesentliche Handlungsfelder organisatorischer Wandlungsfähigkeit beziehen sich auf die Bereiche

  • Personal- und Personalinstrumente
  • zwischenbetriebliche Kooperationen
  • prozessorientierte Organisation

Die einzelnen Bereiche werden weiter erläutert. Schauen Sie sich die Ergebnisse doch einmal an.

Initiative Kompetenznetze Deutschland

kompetenznetze.jpg“In der Initiative Kompetenznetze Deutschland bündelt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie herausragende Innovationsnetzwerke der Bundesrepublik, insbesondere aus dem Bereich der Hochtechnologie”. Auf der Jahrestagung 2008, die am 07.02.2008 stattfand, wurden unter anderem Preisträger geehrt. Wie man auf der Website weiter lesen kann, geht es bei der Initiative auch um “Networking for Innovation”. Nicht ganz deutlich wird für mich daher, welche Unterschiede es zu dem vom Fraunhofer Institut propagierten Innovationscluster gibt.

InnoScore: Kostenlose Selbstbewertung der Innovationsfähigkeit

innoscore.jpgDas Portal InnoScore bietet online die Möglichkeit, die Innovationsfähigkeit zu bewerten und zu vergleichen. Ziegruppen sind produzierende KMU. Veranschlagen Sie ca. eine Stunde für die Beantwortung der 58 Fragen: “Dieses Selbstbewertungsinstrument ist ein Ergebnis des Forschungs- und Entwicklungsprojektes InnoKMU “Verfahren zur Bewertung und Steigerung der Innovationsfähigkeit produzierender KMU” und wurde unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) konzipiert. Das Projekt wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Rahmenkonzeptes “Forschung für die Produktion von Morgen” gefördert und vom Projektträger Forschungszentrum Karlsruhe, Bereich Produktion und Fertigungstechnologien (PTKA-PFT) betreut. Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie unter http://www.innokmu.de.” Der Schwerpunkt der Fragen zielt auf den klassischen Closed Innovation Prozess. Dass KMU auch von Open Innovation profitieren können, kommt bei der Befragung leider nicht deutlich hervor.

Know-how schützen – gewusst wie

Nachdenken2.jpgIn dem Artikel Know-how schützen – gewusst wie (Fraunhofer Magazin 4.2007) ist ein sehr schönes Beispiel zu finden: “Mehr als 67 Millionen Pfund war dem Automobilkonzern SAIC ein ganz besonderes Paket aus der Konkursmasse von Rover wert. Die Chinesen investierten das Geld nicht in die gerade erst für vier Milliarden modernisierten Produktionsanlagen des britischen Autoherstellers, sondern in die Patente der Firma. Die materiellen Unternehmenswerte interessierten die Chinesen nicht. Sie kauften das Know-how – und das für viel Geld. Zum Vergleich. Für nur knapp 60 Millionen Pfund erwarb der Automobilhersteller Nanjing das gesamte restliche Unternehmen mitsamt dem Motoren- und Getriebehersteller Powertrain. Das Beispiel macht deutlich, wie wertvoll geistiges Eigentum (englisch: intellectual Property, IP) ist.”

Wie kann man Wissensarbeit analysieren?

wissensarbeit.jpgDer Artikel Hermann, S. (2004): Produktive Wissensarbeit – Eine Herausforderung. In: S. Hermann (Hrsg.): Ressourcen strategisch nutzen: Wissen als Basis für den Dienstleistungserfolg. Stuttgart: Fraunhofer – IRB Verlag, 2004, S. 205-224 stellt die Besonderheiten der Wissensarbeit sehr gut dar. Beispielsweise wird vorgschlagen, die Einschätzung der Kompetenz-/Wissensanforderungen folgendermaßen vorzunehmen (Seite 16): “Als Grundlage hierfür dient das Modell von Quinn et al. (1996), das unterscheidet zwischen:

– Erkenntnismäßigem Wissen (´Know-what´): das zur Beherrschung eines Fachgebietes notwendige, in einer gründlichen Ausbildung erworbene Wissen

– Hoch entwickelten Fertigkeiten (´Know-how´): Fähigkeit, das reine ´Bücherwissen´ erfolgreich auf komplizierte Probleme des Alltags anzuwenden

– Verständnis der systemischen Zusammenhänge (´Know-why´): fundierte Kenntnis von Ursache-Wirkungs-Beziehungen; hoch entwickelte Intuition, welche die Experten dazu befähigen, schwierigste Probleme zu lösen.

– Kreativität aus eigenem Antrieb (´Care-why´): Wille, Motivation und Gespür für Erfolg

Jedem Arbeitsschritt wird eine der vier Kompetenzstufen zugeordnet. Dabei wird immer die höchste Kompetenzstufe (Care-why -> Know-why -> Know-how -> Know-what) angegeben, die zur Bewältigung der Arbeitsaufgabe erforderlich ist. Auf diese Weise erhält man einen sehr guten Überblick darüber, wo im Tagesgeschäft Wissensarbeit geleistet wird. Entsprechend lassen sich aber auch neue Tätigkeiten modellieren.”

Da die Prozessbeschreibungen in den meisten Unternehmen vorliegen (Qualitätsmanagement-System), kann man mit dieser Methode gut und einfach den nächsten Schritt in Richtung Wissensmanagement machen (Qualitätsmanagement als Ankerpunkt für Wissensmanagement). Probieren Sie es doch einmal aus. Siehe dazu auch Hube, G. (2005): Beitrag zur Beschreibung und Analyse von Wissensarbeit und Kleske, J. (2006): Wissensarbeit mit Social Software.