Welche Fragen unterstützen kritisches Denken?

In dem Blogbeitrag Kritisches Denken etwas genauer betrachtet wird erläutert, was kritisches Denken ausmacht. Daran anschließend können sechs Grundmuster Sokratischen Fragens das kritische Denken unterstützen. Gefunden habe ich diese bei North (2024), der sich dabei an Paul und Elder (2016) und Lechsenring (2018) orientiert. Probieren Sie es einfach einmal aus:

Klärendes Denken und Verstehen
• Können Sie mir ein Beispiel geben?
• Könnten Sie das weiter erklären?
• Meinten Sie X?
• Was ist das Problem, das Sie zu lösen versuchen?

Anspruchsvolle Annahmen hinterfragen
• Ist das immer so?
• Setzen Sie X voraus?
• Stimmen Sie dem X zu?
• Wenn das für ein X gilt, gilt das für alle X?

Beweismittel und Gründe untersuchen
• Warum sagen Sie das?
• Woher wissen Sie das?
• Welche Daten unterstützen dies? Warum?

Alternative Standpunkte und Perspektiven einbringen
• Gibt es Alternativen?
• Wie sieht die andere Seite des Arguments aus?
• Was macht Ihre Sichtweise besser?
• Was würde X dazu sagen?
• Können Sie an Fälle denken, in denen das nicht stimmt?

Folgen und Konsequenzen berücksichtigen
• Was wären die Folgen?
• Gibt es irgendwelche Nebenwirkungen?
• Was, wenn Sie falsch liegen?
• Wie können wir es herausfinden?
• Wenn das wahr ist, bedeutet das, dass X auch wahr ist?
• Was sollten wir dazu noch überlegen?

Meta-Fragen
• Was denken Sie, warum ich diese Frage gestellt habe?
• Was bedeutet das?
• Was könnte ich sonst noch fragen?

Neue Fragen und alte Antworten

Die Financial Times hat den Bereich “Bildung” zu einem Schwerpunktthema gemachte. In meinem Blogbeitrag vom 17.01.2007 hatte ich schon die Frage gestellt, wie die FTD wohl über das Thema “Bildung” berichten wird. Wie schon vermutet: Aus der Perspektive der Wirtschaft und der Wirtschaftlichkeit. Um es noch einmal zu sagen: Ich bin dafür, Universitäten, Schulen usw. so zu organisieren, dass diese wirtschaftlich sind. Allerdings stellt sich die Frage, von welcher “Bildung” sprechen wir und was bedeutet Wirtschaftlichkeit in diesem Zusammenhang? Ist es eine Bildung, die der industriellen Logik unterworfen ist (Kosten-, Leistungsrechnung/Break-Even/Bildungscontrolling usw.), oder ist es eine Bildung, die es den Menschen ermöglichen soll, in einer eher wissensbasierten Gesellschaft zurecht zu kommen? Oftmals werden also neue Fragen gestellt, aber alte Antworten gegeben (Siehe dazu auch Bildung neu Denken). Der heutige Beitrag Campus Corp. von Marion Schmidt in der FTD ist auch wieder ein Beitrag, der eher die “Industrialisierung der Bildung” propagiert. Kein Wort zur Verbesserung individueller und kollektiver Lernprozesse, zu Selbstorganisationsdispositionen der Studenten (Kompetenzentwicklung). Immerhin ist nach Wilke “Lernen der Prozess und Wissen das Ergebnis”. Wollen wir also das Ergebnis verbessern, sollten wir uns den Lernprozess (individuell/kollektiv) ansehen und die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen (Kontext) schaffen. Die Ergebnisse müssen dann allerdings nicht nur durch die Brille industriell geprägter Controller betrachtet, sondern auch mit der Brille einer Wissensbilanz gesehen werden. Ein gutes Beispiel bieten hier unsere österreichischen Nachbarn. Siehe dazu meinen Blogbeitrag vom 27.02.2007 oder Wirtschaft und Bildung.