Es handelt sich hier um eine Expertise im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, in der auch begründet wird, warum Kompetenz im Kontext gesehen werden sollte. Darüber hinaus wird auch auf den Zusammenhang Intelligenz und Kompetenz verwiesen. In dem Beitrag von Klieme/Maag-Merti/Hartig: Kompetenzbegriff und Bedeutung des Kompetenzbegriffs im Bildungswesen, S. 5-15 findet man auf Seite 6 folgende Hinweise: “So definierte bereits White (1959, S. 317) Kompetenz als ´effective interaction (of the individual) with the environment´; besonders prägnant beschreiben Connell, Scheridan und Gardner (2003, S. 142) Kompetenzen als ´realized abilities´. Auch für Weinert (1999, 2001), der in einem für die OECD erstellten Gutachten eine Übersicht über verschiedene Kompetenzdefinitionen vornahm, ist die Kontextspezifität von Kompetenzen zentral (vgl. auch Klieme 2004a). Während in der Intelligenzforschung kognitive Leistungskonsrukte untersucht werden, die über eine breite Vielfalt von Situationen generalisierbar sind, beziehen sich Kompetenzkonstruke auf spezifische Anforderungsbereiche – die Frage ´kompetenz wofür?´ ist notwendiger Bestandteil jeder Kompetenzdefinition.” Die Autoren gehen auf Gardner ein, verwenden anschließend allerdings einen Intelligenzbegriff, der auf den klassischen IQ hindeutet (g-Faktor). Die Multiple Intelligenzen Theorie erweitert das Intelligenzverständnis, indem es Intelligenz kontextualisiert (Siehe dazu die Erläuterungen von Aissen-Crewett 1998). Aus diesem Grund schlägt Rauner (2004) auch vor, von Multiple Kompetenzen zu sprechen.
Multiple Intelligenzen in Unternehmen?
In dem Buch Simon, Hermann (2004:96): Think! findet man dazu folgenden Hinweis: “Was bewirkt das Geisteskapital im Unternehmen? Es ersetzt im Wesentlichen andere Produktionsfaktoren. Bei der Automatisierung wird manuelle Arbeit durch geistige Vorleistung in Verbindung mit Kapitalinvestitionen substituiert. Forschung dient in weiten Teilen dazu, Rohstoffe einzusparen; so braucht man in der Telekommunikation heute statt einer Tonne Kupfer nur noch 100 g Glasfasern. Doch der Geisteseinsatz macht keineswegs bei den materiellen Faktoren halt. Expertensysteme übernehmen bisherige »White Collar-Arbeit«. Die steigende Bedeutung des Geisteskapitals erwächst nicht nur aus höherer technischer Komplexität, sondern gleichermaßen aus organisatorischen Veränderungen wie Dezentralisierung und Delegation der Verantwortung nach unten. Trotz dieser immer kritischeren Rolle steht die Brainpower eines Unternehmens in keiner Bilanz. Kaum jemand verfügt über aussagekräftige Zahlen und Konkurrenzvergleiche. Es wird deshalb Zeit, dass wir einen Intelligenzquotienten (IQ) für Unternehmen entwickeln, der das gesamte Geisteskapital einer Firma misst. Ähnlich wie in der Literatur (etwa in Howard Gardners Multiple Intelligences) sollte man hierbei einen breiten Intelligenzbegriff verwenden.” Nicht nur Hermann Simon weist auf einen direkten Zusammenhang zwischen Unternehmensbilanz, Kompexität und Multiple Intelligenzen Theorie hin. Auch Andriessen und Joyce Martin (um nur zwei zu nennen) haben schon auf diesen Zusammenhang verwiesen. Es lohnt sich also auch für Unternmehmen, sich mit der Multiple Intelligenzen Theorie zu befassen.
Portal Bildungsökonomik in Europa
Das Portal www.education-economics.org ist ein Forum bildungsökonomischer Forschung in Europa, bereitgestellt vom Europäischen Expertennetzwerk Bildungsökonomik. Es ist interessant zu beobachten, wie die Ökonomie in der Bildung immer stärkeres Gewicht bekommt. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt…
Kleske, J. (2006): Wissensarbeit mit Social Software
Konzeption & Entwicklung eines Systems für die kollaborative Wissensarbeit in der Forschung basierend auf Social Software. Diplomarbeit an der FH Darmstadt.