Digitale Souveränität: Europa, USA und China im Vergleich

Fratini, S., Hine, E., Novelli, C. et al. Digital Sovereignty: A Descriptive Analysis and a Critical Evaluation of Existing Models. DISO 3, 59 (2024). https://doi.org/10.1007/s44206-024-00146-7

Digitale Souveränität ist ein Begriff, der in den verschiedenen Regionen der Welt durchaus unterschiedlich interpretiert wird. In Deutschland hat beispielsweise das Bundesministerium des Innern den Begriff in einer Veröffentlichung zum Thema wie folgt beschrieben:

„Digitale Souveränität beschreibt die Fähigkeiten und Möglichkeiten von Individuen und Institutionen, ihre Rolle(n) in der digitalen Welt selbstständig, selbstbestimmt und sicher ausüben zu können“ (Bundesministerium des Inneren (2020): Digitale Souveränität).

In der Europäischen Union gibt es Initiativen, die den Sovereign Workplace mit Open Source Anwendungen propagieren, da die kommerziellen, marktgetriebenen Anwendungen (bis hin zur Künstlichen Intelligenz) durchaus kritisch gesehen werden. Der Grund dafür liegt u.a. auf der Argumentation, dass gute Trainingsdaten für Künstliche Intelligenz nur zu bekommen sind, wenn die Urheberrechte “nicht so genau” genommen werden. Common Corpus zeigt allerdings genau das Gegenteil.

In einem Paper haben nun Fratini et al. (2024) die verschiedenen Perspektiven auf die Digitale Souveränität von verschiedenen Ländern in einer Grafik positioniert, in der es die Pole Hard Regulation >< Soft Regulation bzw. Domestic State Control >< Geopolitical Competition gibt (siehe Abbildung). Wie zu erkennen ist, liegen die USA im marktorientierten Bereich und China eher im staats-dominierten Sektor.

Die Europäische Union favorisiert eher einen rechte-basierten Ansatz und versucht, dem mit verschiedenen Grundsatz-Veröffentlichungen, wie dem EU Artificial Intelligence Act, gerecht zu werden. Die Autoren weisen berechtigt darauf hin, dass es eine einheitliche europäische Positionierung zur Digitalen Souveränität bisher nicht gibt, da die nationalen Regelungen noch kein einheitliches Bild ergeben. Dennoch ist durchaus ein Trend zu erkennen.

Meines Erachtens ist der von der Europäischen Union eingeschlagene Weg richtig. Es zeigt sich gerade in der Nutzung von mehr Open Source Anwendungen, dass es eine lebenswertere Alternative zu den amerikanischen oder chinesischen Vorgehen gibt – gerade im Sinne einer menschenzentrierten Society 5.0.

Was bedeutet “Agil” nach dem PM² Project Management Methodology Guide der Europäischen Union?

Der Begriff “Agil” ist in seinen vielen Facetten in aller Munde. Es ist daher gut, sich den Kern des Begriffes immer wieder vor Augen zu führen, damit “Agil” nicht zu einem Buzzword wird. Man kann es dabei recht allgemein formulieren, oder etwas detaillierter betrachten. Der PM² Project Management Methodology Guide der Europäischen Union hat “Agil” in Bezug auf Projekte sehr ausführlich beschrieben.

„Agil ist ein Ansatz für das Management von Projekten, der auf einer Reihe von Prinzipien und Praktiken basiert, die eine adaptive Planung, eine evolutionäre Entwicklung, eine frühzeitige inkrementelle Lieferung und eine kontinuierliche Verbesserung fördern. Er fördert schnelle und flexible Reaktionen auf Veränderungen (…). Agile Ansätze berücksichtigen die inhärente Ungewissheit des Projektumfelds und schaffen eine Organisation, die in hohem Maße anpassungsfähig ist. Kurze Rückkopplungsschleifen ermöglichen eine schnelle Reaktion auf veränderte Produktanforderungen und eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse. (…) Die wichtigsten Merkmale sind: Konzentration auf die frühzeitige und häufige Wertschöpfung während des gesamten Projekts, Entscheidungen, die auf der Grundlage von Erkenntnissen getroffen werden, enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, kontinuierliche Einbeziehung der Stakeholder auf allen Ebenen, Einbeziehung der Teammitglieder in die Planung der inkrementellen Entwicklung mit kurzen Zyklen, Umfangsmanagement durch kontinuierliche (Neu-) Priorisierung von Aufgaben, eine positive Haltung zu Veränderungen, kontinuierliches Lernen und Verbesserung, nur das erforderliche Maß an Dokumentation und Kontrolle“ (CoEPM² European Commission Centre of Excellence in PM² (2021): PM² Project Management Methodology Guide 3.0.1. Publications Office of the European Union, Abschnitt 3.7: zitiert in: Heydenreich, N. (2023): Nachhaltigkeit und Agilität in Projektmanagementstandards, in: ProjektmanagementAktuell 3/2023.

Siehe dazu auch meine Blogbeiträge Projektmanagement-Initiative PM² der Europäischen Union, Was ist unter dem “Agilitätsparadox” zu verstehen?, Führt das Arbeiten nach dem Scrum Guide zu einer neuen Bürokratie?

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen, Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK), die wir an verschiedenen Standorten anbieten. Weitere Informationen zu den Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Anmerkungen zu “Deep Tech Innovation”

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Zum Thema Innovation habe ich schon sehr viele Beiträge geschrieben. Es ist unzweifelhaft, dass wir unseren Lebensstandard nur halten können, wenn wir als Gesellschaft immer wieder Innovationen in allen gesellschaftlichen Bereichen einfordern und fördern. Die Europäische Union hat sich dieser Förderung seit vielen Jahren verschrieben, indem sie sehr viele Steuergelder auch an große Unternehmen ausschüttet. Gebracht hat es nicht sehr viel, denn im Ranking der weltweit führenden Unternehmen sind europäische Unternehmen kaum mehr vertreten. Die “wirklichen Innovationen” kommen aus Asien oder den USA. In der Zwischenzeit ist allerdings in der EU die Erkenntnis gewachsen, dass es möglicherweise auch Start-Ups sind, die in der Zukunft das Innovations-Ökosystem Europas bilden werden. In The New European Innovation Agenda (PDF) der Europäischen Union, die am 05.07.2022 veröffentlicht wurde, wird diese Entwicklung wie folgt beschrieben:

“A new wave of innovation is on its way: deep tech innovation, which is rooted in cutting edge science, technology and engineering, often combining advances in the physical, biological and digital spheres and with the potential to deliver transformative solutions in the face of global challenges. The deep tech innovations that are emerging from a growing cohort of innovative startups in the EU have the potential to driven innovation across the economy and society. This can in turn transform the EU’s business landscape and associated markets and help addressing the most pressing societal challenges, including by achieving the UN Sustainable Development Goals.” (ebd. Seite 1).

Es ist gut, wenn Start-Ups gefördert werden, da dies – im Gegensatz zur bisherigen Praxis – eher ein Bottom-Up-Ansatz zur Förderung von Innovationen ist. Ich würde mich freuen, wenn die Europäische Union den Bottom-Up-Gedanken von Innovation noch viel weiter entwickeln würde. Dabei kann der Ansatz von Eric von Hippel helfen, der in seinem frei verfügbaren Buch Free Innovation einen offenen Innovationsansatz (Open Innovation) beschreibt, den es ja schon gibt, der allerdings in den traditionellen Innovationsstatistiken nicht auftaucht. Dabei geht es um Innovationen eines jeden Einzelnen und nicht nur um Innovationen von Organisationen/Strukturen. Siehe dazu auch Free Innovation: Was wäre, wenn wir Innovationen stärker Bottom-Up denken und fördern würden?

Projektmanagement-Initiative PM² der Europäischen Union

Neben Projektmanagement-Normen wie z.B. die ISO 21500 oder die DIN 69901 gibt es auch weltweit bekannte Standards, die von den Verbänden wie PMI, IPMA und PRINCE2 für Zertifizierungen genutzt werden. Man sollte meinen, dass diese branchenunabhängigen Ansätze ausreichen, das Projektmanagement in Organisationen mit den dazugehörenden Vorgehensmodellen zu professionalisieren, doch gibt es natürlich auch seit vielen Jahren branchenspezifische Ansätze.

Dazu kann jetzt auch die Initiative PM² der Europäischen Union gezählt werden. Immerhin gibt es auf europäischer Ebene sehr viele geförderte Projekte, die initiiert, geplant, durchgeführt und abgeschlossen werden müssen. Auf der Website PM² : The Project Management methodology developed by the European Commission findet man sehr viele Informationen zu der Initiative und zu den Zielsetzungen. Das frei verfügbare Handbuch aus 2021 (Englisch, PDF) und das dazugehörende Glossar (Englisch, PDF) enthalten alle erforderlichen Inhalte des klassischen Projektmanagements und eines hybriden Ansatzes (Klassisches und agiles Projektmanagement).

Betrachtet man die Inhalte etwas genauer wird deutlich, dass hier das Projektmanagement nicht neu erfunden wird, sondern dass sich PM² durchaus an den etablierten Standards orientiert – es finden sich beispielsweise auch Quellenangaben zum IPMA-Standard etc. Es ist gut, das Projektmanagement auf europäischer Ebene für die Institutionen und Fördermittelgeber zu professionalisieren – immerhin stehen diese Unterlagen allen frei zur Verfügung – im Gegensatz zu den Normen und Standards der oben genannten Initiativen.

In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) können Sie die erforderlichen Kompetenzen entwickeln. Informationen zu den Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Internet der Dinge: Schöne Beispiele der Europäischen Union

Das “Internet der Dinge” (Internet of Things: IoT) ist ein abstrakter Begriff, unter dem sich viele nichts Konkretes vorstellen können. Es ist daher sehr schön, dass die Europäische Union in fünf kleinen Videos Beispiele aufzeigt. Die Videos laufen hintereinander ab!

Die EU wird immer innovativer – zumindest in den Statistiken

Die Pressemitteilung Leistungsanzeiger: EU wird innovativer, aber Kluft zwischen den Ländern vertieft sich zeigt, dass doch alles in Ordnung ist- oder? Der Vergleich unter den verschiedenen EU-Staaten zeigt deutlich, unterschiedliche Geschwindigkeiten und Entwicklungen. Diese innereuropäische Perspektive zeigt allerdings nicht, dass Europa in vielen Innovations-Bereichen im weltweiten Vergleich zurückgefallen ist. Viele international wichtige Messen und Veranstaltungen zu neunen technologischen Entwicklungen finden gar nicht mehr in Europa statt… Doch wer will das hören? Weiterhin basiert dieser Leistungsanzeiger der Innovationsunion 2013 auf den Definitionen des Oslo Manual (2005), in dem neuartige Innovationsformen gar nicht vorkommen: “The Oslo Manual is the foremost international source of guidelines for the collection and use of data on innovation activities in industry.” Was soll man von solchen Statistiken halten? Siehe dazu z.B. Warum kommen “User Innovation” in den offiziellen Statistiken nicht vor?