Open Innovation und Open Evaluation

Im Innovationsmanagement sind Ideenwettbewerbe ein wichtiges Element für die erste Stufe des Innovationsprozesses. Dieser kann geschlossen (Closed Innovation) oder offen sein (Open Innovation). Wenn es zu vielen Ideen oder innovativer Konzepte gibt, müssen diese IT-gestützt analysiert und bewertet werden. Diese Vorgehensweise wird als Open Evaluation bezeichnet.

Unter Open Evaluation subsumieren wir daher die Bewertung und/oder Kommentierung von Lösungsvorschlägen unterschiedlichen Ausarbeitungsgrads im Rahmen von Innovationsaktivitäten durch Personen, die nicht regulär zum Personenkreis der Entscheider gehören (Möslein/Haller/Bullinger 2010:6).

Dabei gehen die Autoren allerdings nur von der Perspektive auf Open Innovation aus, die von Chesbrough (2006) beschrieben wurde, und damit Open Innovation auf Organisationen anwendet.

Kunden und externe Partner stellen eine wichtige Informationsquelle für neue Produkt- und Dienstleistungskonzepte dar. Ihre aktive Einbindung in den Innovationsprozess wird als „Open Innovation“ bezeichnet (Möslein(Haller/Bullinger 2020:2).

Es wäre interessant zu erfahren, wie Open Evaluation genutzt werden könnte, um Ideen oder Ideen-Konzepte zu bewerten, die eher aus dem von Eric von Hippel beschriebenen Bottom-Up-Ansatz zu Open Innovation ausgehen.

Siehe dazu auch Freund, R. (2010): How to Overcome the Barriers between Economy and Sociology with Open Innovation, Open Evaluation and Crowdfunding? In: International Journal of Industrial Engineering and Management (IJIEM), Vol.1 No 3, 2010, pp. 105 – 109. Paper first published in Proceedings of the 4th International Conference on  Mass Customization and Open Innovation in Central Europe (MCP-CE 2010).

Open Innovation: Three Innovation Modes

Wenn von Open Innovation gesprochen oder geschrieben wird, sollte zunächst klar sein, um welchen Ansatz es hier geht. Einerseits gibt es die Perspektive von Henry Chesbrough, der Open Innovation für Organisationen beschreibt, indem er den klassischen Innovationsprozess an verschiedenen Stellen öffnet. Dazu habe ich hier schon verschiedene Blogbeiträge, oder auch Konferenzpaper veröffentlicht (Veröffentlichungen).

Allerdings kann Open Innovation auch als Bottom-Up-Prozess interpretiert werden, der von einzelnen Personen ausgeht. Diese Perspektive vertritt Eric von Hippel besonders in seinem Buch Free Innovation, dass 2017 veröffentlicht wurde. Free Innovation definiert Eric von Hippel wie folgt: “First, no one pays free innovators for their development work, they do it during their unpaid, discretionary time. Second, free innovation designs are not actively protected by their developers—they are potentially acquirable by anyone for free” (ebd. p. 26). In diesem Sinne ergeben sich dann “three innovation modes” (p. 37-38):

  • A single free innovator is an individual in the household sector of the economy who creates an innovation using unpaid discretionary time and does not protect his or her design from adoption by free riders.
  • A collaborative free innovation project involves unpaid household sector contributors who share the work of generating a design for an innovation and do not protect their design from adoption by free riders.
  • A producer innovator is a single, non-collaborating firm. Producers anticipate profiting from their design by selling it. It is assumed that, thanks to secrecy or intellectual property rights, a producer innovator has exclusive control over the innovation and so is a monopolist with respect to its design.

Sechs nationale Studien zeigen dabei, dass der Anteil von single free innovator im Vergleich zu collaborative free innovation bei 72%-90% liegt (ebd. p. 25). Solche Zahlen sollten dazu führen, Innovationen nicht alleine nach dem Oslo Manual (2018) zu definieren, da diese Definition zu sehr auf Organisationen fokussiert ist. Weiterhin sollten einzelne Innovatoren stärker gefördert werden, da es hier scheinbar ein großes Potenzial gibt, das dann auch von anderen frei genutzt werden kann.

Hybrides Innovationsmanagement: User Innovation und Producer Innovation

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Seit Schumpeter (1934) propagieren Wirtschaftswissenschaftler, Geschäftsleute und Politiker ein Modell der Innovation, das auf die Hersteller ausgerichtet ist: Producer Innovation. Doch das ist nur eine Perspektive. Eine andere stellt bei Innovationen eher die User an den Anfang der Überlegungen: User Innovation.

Users, as I use the term, are firms or individual consumers that expect to benefit from using a product or a service. In contrast, manufacturers expect to benefit from selling a product or a service (Eric von Hippel 2013:118). Empirical studies also show that many users -from 10 percent to nearly 40 percent- engage in developing or modifying products (ebd. p. 120).

Die einen (Producer) wollen hauptsächlich ein Produkt verkaufen, und die anderen (User) wollen hauptsächlich ein Produkt nutzen. Es ist weiterhin erstaunlich, dass wohl zwischen 10-40% der User Produkte entwickeln, bzw. anpassen.

Aus meiner Sicht stellen die beiden Perspektiven allerdings kein Entweder-oder dar, sondern Extrempunkte zwischen denen vielfältige Kombinationen möglich sind. Solche hybriden Vorgehensweisen sind in vielen Bereichen heute Standard (Siehe dazu z.B. die HELENA-Studie zum hybriden Projektmanagement), warum also nicht auch in einem hybriden Innovationsmanagement? Eric von Hippel hat schon häufig darauf hingewiesen, dass Unternehmen mit User – Lead User – kooperieren sollten.

Innovation: Neue Definition nach dem Oslo Manual 2018

Der Begriff “Innovation” unterscheidet sich von “Idee” und “Invention” (Erfindung). Darüber hinaus ist eine Definition von Innovation für vielfältige Statistiken zum Thema wichtig. In den letzten Jahren kann es hier zu einer Veränderung/Weiterentwicklung der Definition, die im Oslo Manual aus dem Jahr 2005 formuliert war, und nun neu im Oslo Manual 2018 verfasst wurde.

The Oslo Manual distinguishes between innovation as an outcome (an innovation) and the activities by which innovations come about (innovation activities). This edition defines an innovation as “a new or improved product or process (or combination thereof) that differs significantly from the unit’s previous products or processes and that has been made available to potential users (product) or brought into use by the unit (process)”. This general definition is given a more precise formulation for use with businesses, which represent the main focus of this manual (Oslo Manual 2018).

Diese Definition unterscheidet nicht mehr vier (Produktinnovationen, Prozessinnovationen, organisationale Innovationen oder Marketinginnovationen), sondern nur noch zwei Innovationen (Produkt und Prozess).

The types of innovations have been reduced from four to two: wherethe CIS 2016 and earlier editions differentiate between product, process, organisational and marketing innovation, the CIS 2018 and future editions differentiate between product and business process innovations, the latter comprising the previous three types process, organisational and marketing innovation (European Innovation Scoreboard 2020:38).

Interessant ist, dass im European Innovation Scoreboard 2020 Prozessinnovationen in Business Process Innovation konkretisiert, und somit User Innovation nach Eric von Hippel weiterhin ausgeschlossen werden. Diese Bottom-Up-Innovationen sind allerdings in den letzten Jahrzehnten zu einem nicht mehr zu vernachlässigenden Teil der Gesamtinnovationen einer Region, eines Landes oder der EU geworden.

The Third RWTH Open Innovation Accelerator Survey als Download

Es ist toll, dass die Studie nun als Download zur Verfügung steht: Diener, Kathleen & Piller, Frank (2019). The Third RWTH Open Innovation Accelerator Survey: The Market for Open Innovation: Collaborating in Open Ecosystems for Innovation (PDF).

Die Studie befasst sich mit Open Innovation Accelerators, die wie folgt beschrieben werden: “Open Innovation Accelerators (OIA) are intermediaries that operate on the behalf of companies seeking to innovate in cooperation with external actors from their periphery. OIAs offer one or several methods of open innovation and, in many instances, also provide supporting services for the innovation process. Their methods are especially focused on the integration of external actors. In consequence, OIAs facilitate the collaboration between an innovating company and its environment. They accelerate a company’s open innovation process” ebd. S. 19.

Diese Definition weist schon darauf hin, dass es hier bei Open Innovation um den Prozess von Unternehmen/Organisationen mit ihren organisationalen und technischen Grenzen geht, was grundsätzlich der Perspektive von Chesbrough (2003, 2006) entspricht.

Auf Eric von Hippel wird bei den beiden Informationstypen (S. 16) und beim Lead User Ansatz (S. 31) eingegangen. Dabei wird auch die Quelle Eric von Hippel (2005): Democratizing Innovation benutzt, ohne auf den besonderen Ansatz von Open Innovation bei Eric von Hippel hinzuweisen (Video: Framing an new user innovation Paradigm von 2013). Es ist natürlich verständlich, sich bei der Studie auf eine Perspektive – hier auf die von Chesbrough – zu fokussieren, doch hätte ich mir gewünscht, dass in dem Kapitel “What is Open Innovation?” auch auf den Bottom-Up-Ansatz von Eric von Hippel hingewiesen wird .

Die aktuellere Veröffentlichung Eric von Hippel (2016): Free Innovation ist in der Literaturliste nicht erwähnt. Dort macht der Autor deutlich, wie wichtig die Entgrenzung von Innovation durch Bottom-Up-Initiativen Einzelner schon heute ist, und in Zukunft noch stärker werden wird. Siehe dazu auch Was wäre, wenn wir Innovationen stärker Bottom-Up denken und fördern würden?

Free Innovation: Was wäre, wenn wir Innovationen stärker Bottom-Up denken und fördern würden?

Aktuell werden Ideen, Inventionen und Innovationen intensiv Top-Down gefördert, und damit gelenkt. Die Kreativwirtschaft (Ideen) bekommt ihren Anteil, die Forschung und Entwicklung (FuE und Patente), und Organisationen/Strukturen, die Innovationen auf den Markt bringen. Verbunden ist alles mit einem Preis-Verleih-Aktionismus, der auf organisationaler Ebene beginnt, und auf europäischer Ebene (erst einmal) endet. Diese grundsätzliche Denkweise (Paradigma), die auf Schumpeter zurückzuführen ist, ist so selbstverständlich geworden, dass wir kaum noch darüber nachdenken.

In den letzten Jahren wird allerdings zaghaft versucht, dieses Paradigma etwas zu öffnen. Dabei bezieht man sich oft auf Henry Chesbrough, der einen offenen Innovationsprozess in Organisationen befürwortet, und das dann Open Innovation nennt (Chesbrough 2003). Diese Perspektive ist deshalb so populär, da sie sich immer noch grundsätzlich daran orientiert, dass Innovationen von Unternehmen/Organisationen kommen. An dieser Stelle möchte ich weiterhin anmerken, dass die “Entgrenzung von Arbeit” – und den damit verbundenen Prozessen (auch Innovationsprozessen) – schon in den 1980er Jahren von Soziologen wie z.B. Beck (1986): Risikogesellschaft hervorgehoben wurde.

Der Top-Down-Perspektive auf Innovation stellt Eric von Hippel schon seit den 1980er Jahren eine Perspektive entgegen, die zeigt, dass Innovationen immer stärker von Anwendern/Usern entstehen. Diese User Innovation ist dabei nicht abhängig von Strukturen/Organisationen, sondern geschieht Bottom-Up. Eric con Hippels Studien haben gezeigt, dass es einen erheblichen Prozentsatz an Innovationen gibt, die in den klassischen Statistiken gar nicht auftauchen (vgl. dazu beispielsweise Eric von Hippel 2017:21). “Eventually, Kuhn writes, conflicts between the predictions of a reigning paradigm and real-world observations may become so pervasive or so important that they can no longer be ignored, and at that point, the reigning paradigm may be challenged by a new one (Kuhn 1962)” zitiert in Eric von Hippel (2017:11): Free Innovation.

Ich habe Eric von Hippel auf der MCPC 2007 am MIT in Boston, und Henry Chesbrough auf der MCPC 2011 in San Francisco erlebt (Konferenzen). Beide haben ihre Positionen vertreten, und auch viele erfolgreiche Beispiele und Studien zeigen können. Durch die Digitalisierung sind die Kosten für die Umsetzung eigener Ideen in Innovationen so niedrig geworden, dass meines Erachtens die Perspektive von Eric von Hippel deutlich an Schwung gewinnen wird. Unternehmen/Organisationen sollten diese Entwicklung beachten, und möglichst frühzeitig mit innovativen Personen kooperieren .

Eine etwas andere Perspektive auf den Bundesbericht Forschung und Innovation 2020

Der Bundesbericht Forschung und Innovation 2020 liegt nun vor, und kann als Gesamtdokumentation im PDF-Format heruntergeladen werden. Darüber hinaus stehen auf der Website auch verschiedene Auswertungen als Grafiken zur Verfügung. Der Bericht hat das Ziel, “forschungs- und bildungspolitische Ziele” darzustellen. Er hat also eine politische Perspektive, und erwähnt schon auf Seite 13: “Deutschland ist ein Innovationsland. Es gehört zu den führenden Innovationsnationen und attraktivsten Wirtschaftsstandorten weltweit”. Das war so, ist so, doch wird das auch in Zukunft so sein?

Möglicherweise sind wir in unserem Innovationsverständnis noch zu sehr in dem Mindset der Industriegesellschaft gefangen. Da der Begriff “Innovation” in seinen vielfältigen Facetten 1.508 mal vorkommt wäre es gut zu wissen, was, unter “Innovation” zu verstehen ist. Ich habe allerdings keine Beschreibung dazu gefunden.

Warum das wichtig sein kann, möchte ich kurz an einem Beispiel illustrieren: Wird Innovation nicht alleine auf Organisationen bezogen (wie es beispielsweise im Oslo Manual aus dem Jahr 2005, oder auch bei Chesbrough mit seiner Perspektive auf Open Innovation beschrieben wird), müssten auch Innovationen thematisiert werden, die Bottom-Up entstehen. Diese durch Eric von Hippel aufgezeigten Potenziale von Innovationen einzelner Personen werden in den einschlägigen Statistiken nicht berücksichtigt, obwohl sie signifikant zur Innovationsfähigkeit einer Nation beitragen. Ausführlich werden diese Zusammenhänge in Eric von Hippel (2005): Democratizing Innovation (PDF) erläutert.

Weiterhin möchte ich auf folgenden Satz im Vorwort eingehen: ” Wir brechen auf in eine Zeit der digitalen Souveränität für ein weiterhin starkes Deutschland und Europa”. Wenn wir erst jetzt in eine Zeit der digitalen Souveränität aufbrechen, ist es möglicherweise etwas spät, denn das “Öl der Zukunft sind Daten”. Diese Daten werden allerdings schon lange von Google, Amazon, Facebook, Microsoft abgegriffen. Ähnliche “Datenkraken” gibt es in China mit Alibaba, Tencent WeChat usw. In Europe schauen wir bewundernd zu, und unternehmen seit Jahren … wenig. Die bisherigen Initiativen beispielsweise für eine Europäische Cloud waren ernüchternd. Siehe dazu den Beitrag Die “europäische Cloud” ist eine Kopfgeburt, die nicht überleben wird (Gründerszene vom 31.10.2019).

Meines Erachtens gibt es in Deutschland mehr Innovationspreise von Bürgermeistern, Landräten, Ministerpräsidenten, Zeitschriften, Verbänden, Unternehmensberatungen, Branchen usw. als wirkliche Innovationen.

Anmerkungen zur Open Innovation Strategie für Österreich

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Ja, es gibt in Österreich eine Initiative für Open Innovation. Verantwortlich dafür sind das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft in Österreich. Es gibt hier – neben vielen positiven Elementen – immer noch einen Punkt, der aus meiner Sicht etwas unglücklich ist. Die österreichische Initiative bezieht sich bei Open Innovation auf das Verständnis von Chesbrough (Website, 27.08.2016):

Open innovation is “the use of purposive inflows and outflows of knowledge to accelerate internal innovation, and expand the markets for external use of innovation, respectively.” – Henry Chesbrough

Die Quelle ist hier ein Forbes-Artikel vom 21.03.2011 mit dem bezeichnenden Titel “Everything You Need to Know About Open Innovation”, was gelinde gesagt wohl eher einer redaktionellen Übertreibung, denn der Wahrheit entspricht. In meinem Blogbeitrag Open Innovation ist nicht gleich Open Innovation gehe ich beispielsweise darauf ein, dass Chesbrough seinen Ansatz zusammen mit Bogers weiter spezifiziert hat (2014):

“a distributed innovation process based on purposively managed knowledge flows across organizational boundaries” (p. 17).

Das ist auf der Startseite der Initiative leider nicht vermerkt. Bezieht man sich also auf Chesbrough, ist Open Innovation auf Organisationen ausgerichtet.

Ein konträrer Standpunkt wird von Eric von Hippel vertreten, der folgende Frage aufwirft: Open Innovation oder Innovation Openness?  Schon in seiner frei verfügbaren Veröffentlichung Eric von Hippel (2005): Democratizing Innovation hat er dafür plädiert, alle in das Innovationssystem mit einzubeziehen, nicht nur Organisationen. Im Herbst wird Eric von Hippel noch deutlicher, denn dann veröffentlicht er sein Buch Free Innovation (Siehe dazu meinen Blogbeitrag Von Democratizing Innovation zu Free Innovation).

Möchte die Bundesregierung in Österreich mit der Initiative wirklich jeden in den gestarteten Prozess mit einbeziehen, so kann das daher nicht alleine mit Bezug auf Chesbrough geschehen. In der nun vorliegenden Veröffentlichung Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft; Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie (Hrsg) (2016): Open Innovation Strategie für Österreich (PDF) wird deutlicher, dass man sich nicht alleine auf Chesbrough fokussiert, sondern sich an dem Open Innovation Framework 2.0 der EU orientiert, das doch erheblich weiter gefasst ist. Siehe dazu auch

  • Bogers, M.; Zobel A.-K. (2016): The Open Innovation Research Landscape: Established Perspectives and Emerging Themes Across Different Levels of Analysis.
  • Freund, R. (2016): Cognitive Computing and Managing Complexity in Open Innoavtion Business Model | Springer

Von Democratizing Innovation zu Free Innovation

free-innovation

Eric von Hippel hat schon 2005 mit seinem Buch Democratizing Innovation (frei verfügbar) gezeigt, dass Innovation immer noch zu sehr als Innovation von Strukturen/Organisationen verstanden wird. Nun erweitert Eric von Hippel seinen Ansatz und wird im September 2016 sein neues Buch herausbringen, das Free Innovation heißen wird. Ich freue mich schon jetzt darauf! Zu einer Konferenz hat Eric von Hippel nun einen kurzen Einblick in das Buch gegeben (PDF-Datei). Unter Free Innovation versteht Eric von Hippel folgendes (Seite 1):

I define a free innovation as a functionally novel product, service, or process that (1) was developed by consumers at private cost during their unpaid discretionary time (that is, no one paid them to do it) and (2) is not protected by its developers, and so is potentially acquirable by anyone without payment – for free. No compensated transactions take place in the development or in the diffusion of free innovations.

Dabei bezieht er sich mit Free Innovation – im Gegensatz zu Wirtschaft oder Verwaltung – auf den ´household sector´(Seite 2):

“Free innovation is carried out in the “household sector” of national economies. In contrast to the business or government sectors, the household sector is the consuming population of the economy, in a word all of us, all consumers, “all resident households, with each household comprising one individual or a group of individuals” (OECD 2013, 44).

Darin unterscheidet sich der Ansatz von Eric von Hippel, von dem Ansatz von Chesbrough (2003), der Open Innovation mehr als Modell für Organisationen versteht, die sich mit ihrem Innovationsprozess öffnen. Ich finde beide Ansätze sehr spannend. Eric von Hippel habe ich 2007 auf einer Konferenz am MIT in Boston erleben dürfen – Chesbrough dann später 2011 auf einer Konferenz in San Francisco (Siehe dazu auch meine Veröffentlichungen).  

Open Innovation und Google´s Initiative “Open Web of Things”

innovationEs ist sehr interessant, dass sich Google´s Initiative Open Web of Things ausdrücklich auf Open Innovation bezieht:

Google is soliciting proposals for pioneering research related to the Internet of Things. This is a crossdisciplinary expedition intended to address the complex challenges and opportunities before us as we explore the next generation of systems, services and Internetconnected devices. Open innovation is a core principle of this program to make the Internet of Things a reality for everybody.

Dabei bezieht man sich bei der Quellenangabe ausdrücklich nur auf Chesbrough (2003). Das verwundert etwas, da im Text später ausdrucklich User Innovation angesprochen werden, die möglicherweise nicht nur auf Unternehmen bezigen sind. Wenn dem so ist, wäre ein zusätzlicher Hinweis auf Eric von Hippel gut, der schon in den 80er Jahren auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht, und in seinem Buch aus dem Jahr 2005 “Democratizing Innovation” beschriben hat. Aber so genau will man es wohl hier nicht nehmen – schade.