Die Überschrift hört sich etwas komisch an, wenn man bedenkt, dass das deutsche Duale Ausbildungssystem so erfolgreich ist. Im Vergleich zu anderen Ländern, hinkt Deutschland allerdings bei der Anerkennung informell erworbener Kompetenzen hinterher. Der Beitrag Anerkennung von Kompetenzen – Deutschland muss nachsitzen vom 10.02.2015 stellt die Zusammenhänge gut dar: “Laut jüngsten Ergebnissen einer Studie am WZB verfügt jeder sechste formal gering qualifizierte Mann über hohe alltagsmathematische Kompetenzen. Diese zahlen sich für ihn aber überhaupt nicht auf seine Erwerbschancen aus. In Deutschland liegt das Nichterwerbsrisiko unabhängig von den tatsächlich vorhanden Kompetenzen bei Geringqualifizierten Männern in Deutschland bei knapp 30%.” In 2003, also vor gut 12 Jahren, war ich auf einer Konferenz zu dem Thema in Saarbrücken, auf der genau diese Unterschiede im Vergleich zu anderen europäischen Ländern aufgezeigt wurden. In der Zwischenzeit hat sich scheinbar nichts gebessert. Es wird Zeit, dass sich in Deutschland die vielfältigen Potentiale der Menschen besser entfalten können. Das ist nicht nur für den Bildungsbereich, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen wichtig. Siehe dazu auch Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen, Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk.
Maps: Start-up Communities weltweit
Die Seite 117 Start-up Communities Maps of 42 Countries ist eine wahre Fundgrupe: Klicken Sie die globalen, regionalen oder nationalen Karten an und schauen Sie, welche Start-ups sich dort befinden. Für Deutschland gibt es eine nationale Karte, aber auch Karten für die Regionen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart. Viel Spaß beim Stöbern.
Die Deutschen haben Angst vor Innovationen
FAZ-Artikel: Deutschlands Innovationsangst
In dem FAZ-Artikel Deutschlands Innovationsangst. Wir Neobiedermeier vom 06.09.2014 beschreibt der Autor schonungslos anhand der Innovationsstatistiken und Hightech-Strategien des Bundes, wie es um die deutsche Innovationskultur bestellt ist. In der Scheinwelt einer scheinbar innovativen Gesellschaft wird bisher nicht deutlich genug herausgestellt, dass Deutschland in vielen innovativen Bereichen auf dem absteigenden Ast ist. Nicht im europäischen, sondern im weltweiten Vergleich müssen wir uns messen lassen. Der FAZ-Artikel hat dafür einige schöne Formulierungen parat:
Die Lust am Fortschritt, die Freude am Morgen, die Sehnsucht nach einer anderen, besseren Welt – davon ist in diesem Land nichts zu spüren. Deutschland ist ein Oberjammergau der Bedenkenhaftigkeit. Eine Abrechnung.
INSM (Hrsg.) (2012): Innovationsmonitor 2012 – Die Innovationskraft Deutschlands im internationalen Vergleich
Zum Jahresende und zum Jahresanfang gibt es immer wieder interessante Studie, wie z.B. die Studie INSM (Hrsg.) (2012): Innovationsmonitor 2012 – Die Innovationskraft Deutschlands im internationalen Vergleich. Darin wird Deutschland recht gut positioniert. Mir ist die Studie ein wenig zu eng ausgerichtet. Es geht hier hauptsächlich um Produkt- und Prozessinnovationen, die von Unternehmen umgesetzt werden (Siehe Leitbild). Das Innovationsspektrum ist allerdings in den letzten jahren deutlich breiter geworden. Geschäftsmodellinnovationen und soziale Innovationen sollen hier nur beispielhaft genannt werden. Es verwundert daher nicht, dass die Studie gerade naturwissenschaftliche Kompetenzen in den MINT-Fächern als Erfolgsfaktor hervorhebt. Wünschenswerter wäre ein breiterer Blick auf Innovation, der dann möglicherweise zu einem anderen Ergebnis in dem Ranking führen würde…, oder? Siehe dazu auch Gesellschaft innovativ, Herausforderung soziale Innovation, Soziale Innovation im Fokus.
Bullinger (2012): Besser durch Innovation
Im Frauhofer-Magazin weiter.vorn 1.2012 geht Prof. Bullinger im Beitrag Besser durch Innovation auf die verbesserte Innovationsleistung Deutschlands ein: “Gute Nachrichten zum Jahresausklang: Deutschland hat in den vergangenen fünf Jahren seine Innovationsleistung deutlich verbessert. Die Bundesrepublik belegt den vierten Rang von 26 Industriestaaten. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren nahmen wir noch Platz 9 von 17 Ländern ein. Ein wesentlicher Grund für die deutlich höhere Innovationsfähigkeit liegt in den gestiegenen Investitionen der öffentlichen Hand in Forschung und Wissenschaft. Zu diesem Fazit kommt der Innovationsindikator 2011 (…).” Weiterhin ist zu lesen, dass das Bildungssystem immer noch ein Schwachpunkt ist – wen wundert´s? In der Diskussion um die Schuldenkrise europäischer Staaten wird es in der nächsten Zeit wohl häufiger um Innovationen gehen, denn es reicht nicht aus, in den verschiedenen europäischen Ländern nur auf Kostensenkung zu setzen. Siehe dazu auch Closed Innovation, Open Innovation und Innovationsmanager.
Exzellenzinitiativen für Ingenieure, Werkzeugmacher, Tischler?
In dem Essay Du bist Elite schreibt Detlef Gürtler heute in DIE WELT über die Vergeudung von Potenzialen in Deutschland. Neben einigen Allgemeinplätzen wie “Der entscheidende, der einzige Rohstoff, über den Deutschland verfügt, sind seine Menschen, und in der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts” findet man auch differenziertere Beurteilungen: “Je besser Menschen in der Lage sind, ihre Einzigartigkeit zu entwickeln, ihre Besonderheit zu betonen, desto höher ihre Erträge und desto höher auch die Produktivität der Gesellschaft.” Es wird deutlich, dass die wissensbasierte Gesellschaft nicht nur Akademiker braucht, sondern die Potenziale auf allen Ebenen erschlossen werden sollten. Dazu gehört auch eine entsprechende Entlohnung. In Deutschland werden immer noch die Leistungen (Wertschöpfungen), die direkt am Kunden erbracht werden (Verkäuferinnen, Pflegedienste, usw.) am schlechtesten bezahlt. Berechtigt fragt der Autor deshalb: “Aber wo sind die Exzelenzinitiativen für Ingenieure, für Werkzeugmacher, für Tischler?” Deutschland hat “einen immensen Nachhobedarf an Investitionen bei der Investition in Menschen, in Köpfe, in Humankapital.” Der Autor hat mit diesem Essay einen wichtigen Beitrag geliefert, da der Artikel die Elite-, bzw. Exzellenzdiskussion erweitert und auf die vielen unterschiedlichen Potenziale von Menschen verweist. Wie Sie als Leser meines Blog wissen, favorisiere ich die Multiple Intelligenzen Theorie, um die Potenziale von Menschen zu erschließen. Es scheint der richtige Weg zu sein …
Innovationsindikator 2007: Kaum Verbesserungen festzustellen
Auf der Website Innovationsindikator Deutschland findet man den ausführlichen Innovationsindikator 2007 (4,4 MB, pdf): “Der Innovationsindikator Deutschland bewertet die Innovationsfähigkeit nicht nur auf Basis harter Daten und Fakten, sondern auch als ökonomisches, technisches und gesellschaftliches Phänomen.” Im Vergleich zum Innovationsindikator 2006 sind die Beurteilungen in vielen Bereichen schlechter geworden – trotz aller Ermahnungen von Politik und Wirtschaft. Ein wesentliches Kriterium von Innovation ist eben die Umsetzung. Frei nach Goethe: Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch wollen. Es ist nicht genug zu können, man muss auch tun.
KAM 2007: Knowledge Assessment Methodology (Updated)
Wollen Sie wissen, wie Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern steht? Dann sind Sie bei KAM richtig: “The KAM is an interactive benchmarking tool created by the Knowledge for Development Program to help countries identify the challenges and opportunities they face in making the transition to the knowledge-based economy.” Immerhin von 140 Ländern. Nun liegt ein Update vor. Dabei sind der Knowledge Economy Index (KEI) und der Knowledge Index (KI) interessante Werte. Schauen Sie sich diese doch einmal in der Übersicht an. Heute (28.10.2007) lag Deutschland auf Rang 15 und Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland auf den Plätzen 1-4…
Heisig, P. (2007): Professionelles Wissensmanagement in Deutschland
Peter Heisig stellt in seinem Artikel Professionelles Wissensmanagement in Deutschland den aktuellen Stand der Diskussion dar. Dabei wird deutlich, dass Wissensmanagement sich permanent weiterentwickelt. Neben den zukünftigen Trends im Wissensmanagement (nach einer amerikanischen Studie) wird eine Zusammenfassung von Geiger (2006) zitiert, in der philosophische Ansätze zu “Wissen” von Habermas, Toulmin, Lyotard und Faucault auf folgenden Nenner gebracht werden:
(1) „Wissen ist immer originär sprachlich verfasst, (…). Außerhalb von Sprache kann es kein Wissen geben!
(2) Wissen ist immer sozial konstruiert und bemisst seine Güte niemals an der mit einer wie auch immer gearteten außerhalb des Wissens liegenden Realität. (…).
(3) Wissen muss immer ein sozial anerkanntes Prüfverfahren durchlaufen haben. (…)
(4) Wissen ist immer sozial, nie rein individuell. Da Wissen (…) einem sozial anerkannten Prüfverfahren genügen muss, kann nur eine Gemeinschaft über die Gültigkeit von Wissen entscheiden, nicht ein Individuum. Nur Gemeinschaften können sozusagen das Attribut Wissen verleihen.“
Eine enge Auslegung des Konstrukts “Wissen” mit Konsequenzen … Siehe dazu auch Schreyögg/Geiger (2001): Kann implizites Wissen Wissen sein? In dem Vortrag werden die Grundzüge der Überlegungen von Geiger (2006) hergeleitet und thematisiert.