In unserem Blog habe ich schon mehrfach darauf hingewiesen, dass es wichtig ist zu klären, was unter “Lernen” zu verstehen ist. Siehe dazu beispielsweise Vom Lernen über das Lernmanagement zum Kompetenzmanagement in Unternehmen, und Vom Lernen über das Lernmanagement zum Kompetenzmanagement in Unternehmen. Die folgende Beschreibung von “Lernen” ist zwar schwere Kost, doch ist es möglich, dadurch den Begriff besser zu verstehen. Der eine oder andere wird möglicherweise verwundert sein, dass die Erläuterungen aus 2007 sind, doch haben Reimann/Rehn in ihrer Veröffentlichung aus 2022 ganz bewusst auf diese Quelle verwiesen. Eine gute Beschreibung von “Lernen” ist die Basis dafür, Lernen in den verschiedenen Kontexten – z.B. in Schulen, an Universitäten, Weiterbildungsorganisationen und Unternehmen – besser zu ermöglichen und zu unterstützen.
“Göhlich & Zirfas (2007, S. 17) formulieren als »Arbeitsbegriff des Lernens«:
»Lernen bezeichnet die Veränderungen von Selbst- und Weltverhältnissen sowie von Verhältnissen zu anderen, die nicht aufgrund von angeborenen Dispositionen, sondern aufgrund von zumindest basal reflektierten Erfahrungen erfolgen und die als dementsprechend begründbare Veränderungen von Handlungs- und Verhaltensmöglichkeiten, von Deutungs- und Interpretationsmustern und von Geschmacks- und Wertstrukturen vom Lernenden in seiner leiblichen Gesamtheit erlebbar sind; kurz gesagt: Lernen ist die erfahrungsreflexive, auf den Lernenden sich auswirkende Gewinnung von spezifischem Wissen und Können.« Lernen hat eine mentale Dimension mit kognitiven, emotionalen und motivationalen Momenten und eine physisch-leibliche Dimension; Lernen ist auf tätig-operativem Umgang mit einem Lerngegenstand beruhendes Verarbeiten von Erfahrungen mit dem Lerngegenstand; Lernen hat soziale Dimensionen mit interpersonalen, kollektiven und sozial-kulturellen Momenten und Lernen ist raum-zeitlich situiert und biographisch und lebensweltlich kontextualisiert.” (Rhein, R. (2022:27-28): Theorieperspektiven zur Grundlegung von Wissenschaftsdidaktik. In: Reinmann/Rhein (Hg.) (2022): Wissenschaftsdidaktik I. Einführung.)
Ich möchte hier nur auf zwei Aspekte (physisch-leibliche Dimension und soziale Dimension) eingehen (im Text von mir fett hervorgehoben), da diese beiden Punkte aktuell durch die starke Digitalisierung etwas untergehen. Gerade wenn es um komplexe Problemlösungen geht, sind die genannten Dimensionen wichtig, um das erforderliche implizite Wissen (Expertise) gemeinsam zu erschließen. Es kann sein, das z.B. Unternehmen diesen Wert durch eine zu starke und eindimensional geprägte Digitalisierung nicht nutzen, da reine Kostengründe im Vordergrund stehen. Es gibt sehr gute Gründe für die Digitalisierung, und es gibt sehr gute Gründe, die Digitalisierung angemessen zu nutzen.
In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Informationen zu den Lehrgängen und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.