UNIQLO & TORAY: Mass-User Innovation aus einer etwas anderen Perspektive

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Der Begriff “User Innovation” wird meistens mit den Überlegungen und Veröffentlichungen von Eric von Hippel in Verbindung gebracht, der bei Innovationen nicht so sehr von Unternehmen/Organisationen, sondern von einzelnen Usern ausgeht (Siehe dazu: Von Democratizing Innovation zu Free Innovation). Dabei war es Eric von Hippel schon in den 80er Jahren wichtig, beispielsweise auf Lead User hinzuweisen (von Hippel 1986).

Dieser Ansatz, Innovationen – auch massenhafte Innovationen – von einzelnen Personen (User) aus zu betrachten, kann auch als Mass User Innovation bezeichnet werden, wobei der Schwerpunkt hier auf sehr vielen “Usern” liegt. Interessanterweise habe ich in einem Paper den Begriff Mass-User Innovation ganz anders interpretiert gefunden. Dort geht es eher darum, den Schwerpunkt von der Anbieterseite her zu betrachten. Der folgende Text stellt die Zusammenhänge dar:

“On the contrary to the one-way flow of disseminating context of new breakthroughs from a minor group of avant-couriers to the uninterested mass public, the mass-user innovation is driven by the dynamic tension amongst what is possible from the offering side, what is valuable from the intermediating body, and what is needed from the consuming mass. This model necessitates ever intensive processing of technical information in mass quantity in order to retain the signalling precision between the enmeshed fabrics of product supply and market demand. (…) Now it is known that TORAY has established an array of exclusive product lines for UNIQLO and let the committed production stop and go according to Fast Retailing’s analysis of market demand” (Choi 2011 | PDF).

Auch hier wird wieder deutlich, dass Begriffe durchaus unterschiedlich und missverständlich sein können. Es kommt immer wieder auf den jeweiligen Kontext an. Erst wenn der bekannt ist (möglichst mit Quellenangabe) wird klar, was gemeint ist. Siehe dazu auch Innovationsmanagement.

Customization bzw. Personalization wird für Kunden immer interessanter

mass-customization.jpgWer hätte gedacht, dass Customization (Mass Customization) bzw. Personalization endlich den Durchbruch in den verschiedenen Bereichen schafft? Immerhin ist dieser Ansatz (Hybride Wettbewerbsstrategie) schon seit den 70er (Tofler) und 80er Jahren (Davis) bekannt, und seit Pine (1993) in immer mehr Branchen umgesetzt worden. Die Kunden haben allerdings erst in den letzten Jahren solche Produkte/Dienstleistungen gekauft – wenn auch noch recht wenig, wie der Artikel Clothing a top category for mass personalisation vom 30.07.2015 zeigt. Der Wunsch nach Personalization liegt bei den jüngeren Konsumenten schon bei ca. 50%. Je älter die Konsumenten, umso weniger sind die Kunden daran interessiert. Seltsam ist immer noch die Diskrepanz zwischen “Hätte ich gerne” und “Kaufen”. Viele Kunden hätten gerne einen personalisierten Kaufprozess, doch kaufen recht wenige individualisierte/personalisierte Produkte/Dienstleistungen. Ich vermute, dass durch die neuen, additiven Fertigungsmöglichkeiten wie 3D-Druck usw., Personalization, Customization und Mass Customization wieder in den Fokus rücken werden. Da ich an der nächsten Weltkonferenz zu dem Thema (MCPC 2015 im Oktober in Montreal) teilnehmen werde (Konferenzen), kann ich diese These ja gleich überprüfen… Darauf bin ich schon jetzt sehr gespannt. Solche Themen besprechen wir auch in dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Innovationsmanager (IHK). Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform. Siehe dazu auch Freund, R. (2009): Kundenindividuelle Massenproduktion (Mass Customization). RKW Kompetenzzentrum, Faktenblatt 5/2009 und meine weiteren Veröffentlichungen.

Warum muss ´Frau´ 10 Jeans anprobieren, bis dann endlich eine gekauft wird?

Die Firma Levi´s sollte eigentlich wissen, wie man Jeans herstellt – sie weiss es auch. Levi´s weiss allerdings nicht, wie man Jeans herstellt, die passen. In dem FAZ-Artikel Unzufrieden in der zweiten Haut vom 09.08.2010 wird beschrieben was Frauen so alles durchmachen, bis sie endlich eine Jeans kaufen – und dann doch nicht richtig zufrieden sind. Wenn man allerdings weiss, dass es schon viele kostengünstige Möglichkeiten gibt, Bekleidung massgerecht herzustellen, dann wundert man sich doch ein wenig über die Leidensfähigkeit der Kundschaft – und den guten Verdienst der Änderungsschneidereien, die teilweise in sehr guten Lagen in den Städten zu finden sind. In meinem Blog habe ich schon sehr oft über diese Punkte geschrieben, dennoch wollte ich Ihnen die Meldung nicht vorenthalten. Weitere Hinweise auf entsprechende Blogbeiträge erspare ich mir. Ich hoffe, Sie sehen es mir nach.

Kennen Sie das EU-Projekt Open Garments?

Das EU-Projekt Open Garments ist eines von vielen EU-Projekten, die sich mit Open Innovation (oder auch Mass Customization) in der Bekleidungsindustrie befassen. Siehe dazu auch meine Beiträge zu LEAPFROG, SizeGermany oder zum Forum Bekleidungsindustrie, um nur einige zu nennen. Open Garments startete im September 2008 und ist auf zunächst 36 Monate angelegt. Kernelement ist das Manufacturing Service Provider (MSP) Business Model, das Open Innovation und Open Manufacturing verbinden soll. Umgesetzt werden soll dieses Modell in realen industriellen Umgebungen. Wäre es nicht toll, wenn Sie ihr eigenes Bekleidungsstück komplett designen und herstellen lassen könnten? Mal sehen, was bei dem Projekt herauskommt. Einen Mitarbeiter des Projekts habe ich in Helsinki auf der MCPC2009 getroffen. Er war an meinem Vortrag interessiert, der sich ja mit dem Kompetenzen in einem Open Innovation Business Modell befasste (Veröffentlichungen). Wir haben vor, uns im kommenden Jahr einmal bei einer Tasse Kaffee auszutauschen…

TommyKlein – individual tailoring: Maßanzug passt optimal, Service beeindruckend

Robert_Freund_Massanzug_TommyKlein.jpgDer bestellte TommyKlein Maßanzug (Blogbeitrag) wurde am 10.04. termingerecht von Herrn Bleifuß (Modeagentur Bleifuß in Grünberg bei Gießen) persönlich zu mir nach Hause geliefert. Ich war auf den Anzug sehr gespannt, denn beim Ausmessen (Siehe Blogbeitrag) hatte sich ja u.a. herausgestellt, dass meine Arme unterschiedlich lang sind. Bei der Anprobe hatte ich gleich ein sehr gutes Gefühl. Nichts kneifte oder zwackte, Hosenlängen waren optimal und auch mein Problem mit den unterschiedlichen Armlängen war gelöst (Siehe Foto). In der Innentasche findet man eine Information darüber, dass dieser Anzug für mich individuell hergestellt wurde. Weiterhin ist der Markenname TommyKlein und mein eigener Name dort zu sehen. Die Stoffqualität und auch die Verabeitung ist tadellos. Obwohl ich gleich sehr zufrieden war, ließ es sich Herr Bleifuß nicht nehmen, doch noch einmal genau alle neuralgischen Punkte des Anzugs und die Passform zu überprüfen. Man merkt sofort, dass die Marke TommyKlein auch professionell auf Kleinigkeiten achtet. Insgesamt bin ich von der Produktqualität und auch von der Servicequalität von TommyKlein positiv beeindruckt. Auf der Website von TommyKlein steht: “TommyKlein überzeugt durch edle Stoffe, schnelle Lieferungen und kundennahe Servicequalität”. Das kann ich aus eigener Erfahrung nun bestätigen. Es war für mich der erste Maßanzug – voraussichtlich aber nicht der letzte… Weitere Informationen finden Sie auf der genannten Website und in dem Flyer (pdf, 605KB), den Sie sich gerne herunterladen können. Demnächst werde ich noch über das gelieferte Maßhemd berichten und auch darüber, wie TommyKlein aus Sicht von Mass Customization einzuschätzen ist. Wenn Sie mehr wissen wollen, können Sie aich auf der genannten Website umsehen, oder sich den Flyer herunterladen.

TommyKlein – individual tailoring: Nächste Woche erhalte ich meinen Maßanzug…

Anzug1.jpgIn der kommenden Woche ist es nun so weit: Ich erhalte meinen Maß-Anzug und das bestellte Maß-Hemd von TommyKlein – individual tailoring. Bin schon sehr gespannt. Wie schon beim Ausmessen angekündigt (Blogbeitrag), werden Maß-Anzug und Maß-Hemd zum vereinbarten Termin geliefert. Dazu kommt Herr Bleifuß von der gleichnamigen Modeagentur extra zu uns nach Hause. In meinem Bekanntenkreis ist man auch schon neugierig geworden. Der eine oder andere überlegt, sich auch einen Maß-Anzug machen zu lassen. Über meine Erfahrungen bei der Anprobe werde ich in diesem Blog berichten…

TommyKlein – individual tailoring: Ein Selbstversuch

Anzug1.jpgAuf der Website von TommyKlein findet man folgenden Hinweis: “Maßkleidung von TommyKlein besitzt einen unvergleichbaren Tragekomfort und ist bezahlbar.” Weiterhin erfährt man, dass TommyKlein schon seit vielen Jahrzehnten in der Bekleidungsbranche tätig ist. Darüber hinaus bietet das Unternehmen einen für mich unschätzbaren Vorteil: Der Mitarbeiter der zuständigen Modeagentur kommt zu mir nach Hause, wo ich dann in Ruhe meine Wünsche besprechen kann. Da ich in Nordhessen wohne, ist die Modeagentur Reiner Bleifuß in Grünberg für mich zuständig. In einem kurzen Telefonat hatten wir im Februar einen Termin für Anfang März abgestimmt. Auf die Minute pünklich kam Herr Bleifuß zu uns und erläuterte mir und meiner Frau zunächst, welche Stoffe zur Auswahl stehen. Entsprechende Stoffmuster wurden vorgelegt und ich konnte fühlen, wie hochwertig die verschiedenen Stoffe sind. Es ist die Philosophie von TommyKlein, dass man die Maße klassisch abnimmt, also keine Technologie (Scanner) einsetzt. Beim Ausmessen habe ich einen Anzug von TommyKlein getragen, um auch den Tragekomfort zu spüren. Gerade das “Erfühlen” und “Erspüren” aus Kundensicht ist in dieser Phase wichtig. Sie können sich vorstellen, dass ich aus Interesse immer wieder Fragen hatte… Diese wurden von Herrn Bleifuß kompetent und geduldig beantwortet. Beim Ausmessen kam dann auch noch heraus, dass meine Armlängen unterschiedlich sind. Bisher war mir das bei Anzügen noch gar nicht aufgefallen. Allerdings hatte ich bei Hemden immer wieder einmal Schwierigkeiten – jetzt weiß ich auch warum. Bei dieser Gelegenheit habe ich dann auch noch gleich ein Hemd bestellt. In ca. 4 Wochen sollen der Maßanzug und das Maßhemd geliefert werden. Ich werde Sie darüber in Teil 2 des Selbstversuchs informieren. Aus der Sicht von Mass Customization ist TommyKlein interessant:

  1. TommyKlein sucht den Kunden in dessen gewohnter Umgebung auf und verzichtet im Vergleich zu Wettbewerbern bewusst auf Einzelhandelsgeschäfte in 1a-Lagen der Großstädte. In meinem Vortrag zur MCPC2007 (MIT, Boston/USA) habe ich auf die Wichtigkeit des Kontextbezugs bei der Interaktion mit Kunden hingewiesen.
  2. TommyKlein nimmt traditionell am Kunden Maß und setzt bewusst keine Scanner ein. Einerseits ist es möglicherweise der Zielgruppe geschuldet, andererseits erscheint es auch wichtig, die Maße noch mit dem Erfahrungswissen der Fachleute zu ergänzen um die gewünschte Passform und somit das Wohlgefühl zu erreichen.
  3. TommyKlein nutzt moderne Fertigungskapazitäten in Europa, um sich in Richtung Mass Customization weiterzuentwickeln.

LEAPFROG: Das EU-Projekt zu Mass Customization in der Bekleidungsindustrie

T-Shirts1.jpgEuropa hat in den letzten Jahrzehnten viele Arbeitsplätze in der Bekleidungsindustrie nach Asien verloren, da dort die arbeitsintensiven Prozesse für standardisierte Massenware wirtschaftlicher waren. Der Trend zu Individualisierung und neue technologische Entwicklungen wie den Laser-Cutter, machen es möglich, kundenindividuelle Massenprodukte kostengünstig in Europa zu fertigen (Mass Customization). Die Europäische Union hat schon vor vielen Jahren ein Projekt gefördert, dass Wege aufgezeigt hat, wie man Mass Customization in der Schuhindustrie nutzen kann (EURO-SHOE). In dem EU-Projekt LEAPFROGLeadership for European Apparel Production From Research along Original Guidelines) arbeiten namhafte europäische Hersteller aus der Textil und Bekleidungsbranche zusammen (2004-2009): “Leapfrog is a joint research and innovation initiative of the European textile and clothing industry, led by Euratex, aiming at a technology breakthrough in the clothing industry. It brings together a critical mass of European textile and clothing companies and research centres which will attempt to develop and implement new ways of optimal fabric preparation for clothing production, automated garment manufacture, virtual garment prototyping, supply chain integration and mass customisation. The ultimate goal of LEAPFROG is to achieve a step change in productivity and competitiveness of Europe’s clothing sector and to decrease its dependence on the labour cost factor.” Mit diesem Ansatz ist es möglich, wieder Arbeitsplätze aus Asien nach Europa zu verlagern – mit Hilfe von Mass Customization…