Juristische Bedenken bei intensiver Zusammenarbeit in der Planungsphase eines Bauprojekts

Beispielbild eines Skywalks: Image by stefanie_koelbli from Pixabay

In der Planungsphase eines Projekts werden zwischen 60-80% der Dimensionen Qualität, Zeit und Kosten (Magisches Dreieck) beeinflusst. Weiterhin ist in dieser Phase die Unsicherheit (Cone of Uncertainty) noch sehr groß.

Diese Gemengelage führt dazu, dass in der Planungsphase möglichst das Wissen vieler am Projekt Beteiligter einbezogen werden sollte, um die bestmögliche Planung nach und nach zu entwickeln. Genau das haben Projektbeteiligte bei dem in 2023 eröffneten Skywalk am Königsstuhl auf Rügen gemacht. Interessanterweise kam es dabei zu juristischen Bedenken bei diesem Bauprojekt.

“Ein Jurist würde sagen: Lasst die Finger von diesem im Bauwesen unüblichen Weg der Planung. Wenn es hinterher Streit gibt, wird es schwierig, die Verantwortlichkeiten auseinanderzuhalten .(…). Wir halten dem aber entgegen, dass die konstruktive Zusammenarbeit der Sache wegen wichtiger ist als juristische Vorsichtsmaßnahmen. Ich persönlich bin überzeugt, dass Bauen eine Gemeinschaftsaufgabe ist und dies, wenn die Beteiligten zur engen Zusammenarbeit bereit sind, ein gangbarer Weg ist. Dieses Prinzip hat sich zumindest bei unserem Projekt gut bewährt” (Projektkoordinator Carsten Schwarzlose (BIG Städtebau GmbH) in einem Interview mit Oliver Steeger, in projektmanagementaktuell 3/2024).

Die Juristen begründen ihre Sicht natürlich aufgrund der aktuellen Rechtslage, die sich über viele Jahrzehnte auf eine gut trennbare, und somit gut beschreibbare Arbeitsteilung in der Projektarbeit eingerichtet hat. Das hat alles gut gepasst, solange das Umfeld relativ stabil war.

In der Zwischenzeit hat sich das Umfeld von Organisationen, ja ganzen Gesellschaften, massiv verändert, sodass andere Arten der Zusammenarbeit – auch in Projekten – erforderlich sind. Dazu sollte sich das Rechtssystem entsprechend weiterentwickeln. Gerade wenn es in Zukunft noch stärker in Richtung agil, bzw. hybrid durchzuführender Projekte geht, muss das Rechtssystem einen angemessenen Rahmen bieten. Siehe dazu auch DAS Projektkontinuum in der Übersicht.

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen, die wir an verschiedenen Standorten anbieten. Informationen zu unseren Blended Learning Lehrgängen und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Soziale Kompetenzen im digitalen Bauprojektmanagement

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Von Projektmanagern in Bauprojekten werden oft Kompetenzen erwartet, die sich auf die Technologie und das methodische Bauprojektmanagement beziehen. Unterschätzt werden dabei gerade im digitalen Projektmanagement (z.B. mit BIM) die im Projektverlauf erforderlichen Sozialen Kompetenzen. In der Individual Competence Baseline 4.0 sind 10 persönliche und soziale Kompetenzen (von insgesamt 29) beschrieben. Gerade im digitalen Raum mit seinen vielfältigen Interaktionen sollten die Sozialen Kompetenzen besonders beachtet werden.

In dem Artikel Breitwieser, K.; Paier, D.; Steinreiber, C. (2023): Soziale Kompetenzen im digitalen Bauprojektmanagement. Die Digitalisierung des Bauprozesses verlangt neue soziale Kompetenzen für Bauprojektmanager und Anforderungen an die Ausbildung im Bauprojektmanagement, in projektmanagementaktuell 2/2023 gehen die Autoren auf diese Zusammenhänge genauer ein, und heben folgende Kompetenzen aus der ICB 4.0 hervor.

Macht und Entscheidungsprozesse (ICB 1.02 und 1.05).

Transparenz und Fehlerkultur (ICB 1.05).

Ergebnisorientierung und Kollaboration (ICB 2.05, 2.06 und 2.10?).

Beziehungs- und Konfliktmanagement (ICB 2.04 und 2.07).

Persönliche Kommunikation und Verlässlichkeit (ICB 2.02 und 2.03).

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGI (IHK). Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.

Können öffentliche Infrastrukturprojekte nicht besser durchgeführt werden?

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Wir sind es gewohnt, dass öffentliche Infrastrukturprojekte oft zu unprofessionell, oder auch zu langsam durchgeführt werden. Wer kennt nicht die vielen Berichte über den neuen Flughafen in Berlin, oder den neuen Hauptbahnhof in Stuttgart, oder Digitalisierungsprojekte des Bundes …? Die Liste könnten wir natürlich an dieser Stelle beliebig fortsetzen, doch möchte ich mich darauf konzentrieren, mögliche Lösungen in Form von Best Practices anzubieten, denn es gibt immer wieder Projekte, die insgesamt sehr gut gelaufen sind. Beispielsweise wurde für ein Sanierungsprojekt auf der A40 ein neues Projektdesign entworfen und umgesetzt, das insgesamt zu erheblichen Verbesserungen geführt hat. Der Nachteil war, dass die Autobahn über 3 Monate komplett gesperrt werden musste.

KriteriumReguläre Sanierung nach 24 MonatenNeues Projektdesign in 3 Monaten
PM-VorgehensweiseSequenzieller Ansatz mit streckenweisen FahrbahnsperrungenParalleler Ansatz mit kompletter Autobahnsperrung
ErfahrungÜbliches Vorgehen, viel ErfahrungKomplette neue Vorgehensweise, keine Erfahrungen
Planungsdauer6 Wochen6 Monate
Baukosten25 Mio. EUR22 Mio. EUR
Auswirkung auf den Verkehr während der SanierungMindestens 24 Monate Stau und Stop-and-Go-VerkehrRisiko eines Verkehrschaos, Alternativen wie Umgehungsstraßen und ÖPNV wurden 6 Monate vorab kommuniziert
Auswirkung auf BauGeringe Bauqualität, geringere Sicherheit für BaumitarbeiterHöhere Bauqualität,
höhere Sicherheit für Bauarbeiter
Soziale AuswirkungenKeine Vorteile/sozialer Nutzen, übliche VorgehensweiseDurch die intensiven PR- Maßnahmen vor
und während Baubeginn hohe Akzeptanz
in der Bevölkerung
Vergleich der beiden alternativen Projektdesigns 24 vs. 3 Monate (Schoper Yvonne-G. 2020: Erfolgreiches Projektdesign am Beispiel eines öffentlichen Infrastrukturprojekts. In: Projektmanagementaktuell 2/2020, S. 11-18.

Die Gegenüberstellung zeigt, dass durch ein neues Projektdesign Sanierungsprojekte wesentlich besser durchgeführt werden können. Dabei wird eher simultan und weniger sequentiell gearbeitet, was zu einer anderen Art der Zusammenarbeit und zu anderen Kommunikationsformen führt. Die hier gewonnenen Erfahrungen können (angepasst) auf andere Projekte übertragen werden.

In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf solche Zusammenhänge ein. Informationen zu den Lehrgängen und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Hybrides Projektmanagement bei Bauprojekten – wie soll das denn gehen?

Die Vertreter der “reinen Lehre”, ob es jetzt das agile Projektmanagement mit Scrum, oder das plangetriebene, klassische Projektmanagement ist, haben es immer schwerer, sich mit ihren Ansichten durchzusetzen. Solche hybriden Ansätze waren allerdings nicht nur im Projektmanagement suspekt, sondern auch bei hybriden Produkten, hybriden Wertschöpfungen und sogar bei der hybriden Wettbewerbsstrategie Mass Customization.

In der Zwischenzeit werden hybride Ansätze – z.B. im Projektmanagement – in der HELENA-Studie von Linssen et al. 2018, oder auch von der aktuellen Studie “Status Quo (Scaled) Agile” von Komus (2020) als dominierende Vorgehensweise beschrieben. Der Dogmatismus kommt scheinbar gegen den Pragmatismus in den Organisationen nicht an.

Der Praxisleitfaden Hybrides Projektmanagement von IG Lebenszyklus Bau vom Oktober 2019 setzt der ganzen Entwicklung nun die Krone auf, indem aufgezeigt wird, wie Hybrides Projektmanagement für Bauprojekte umgesetzt werden kann. Dabei werden nicht nur klassische, plangetriebene Ansätze und agile Vorgehensweisen genutzt, sondern auch Lean und Design Thinking.

In dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir in einem Modul ganz bewusst intensiv auf die Möglichkeiten des Hybriden Projektmanagements ein. Informationen zum Blended Learning Lehrgang finden Sie auf unserer Lernplattform.