Willke, H. (1998): Wissensarbeit in Intelligenten Organisationen

In dem Beitrag erläutert Prof. Willke Zusammenhänge zwischen Wissensmanagement und Intelligente Organisation. Dabei fallen einem gleich einige Fragen ein:

  1. Gibt es wirklich Intelligente Organisationen?
  2. Was ist, wenn Intelligente Personen in Dummen Organisationen arbeiten (müssen)?
  3. Gibt es überhaupt Dumme Organisationen?
  4. Wie sieht der IQ eines Unternehmens aus? Kann man diesen wie bei einem Menschen bestimmen?
  5. Ist der IQ beim Menschen und bei Organisationen Unsinn?
  6. Bringen uns neuere Intelligenzkonzepte auf individueller und organisationaler Ebene weiter?

Kompetenz ist kontextabhängig – Intelligenz aber auch

kompetenzdiagnostik.gifAuf der Website Kompetenzdiagnostik.de wird auf ein interessantes Projekt hingewiesen. Es handelt sich um das in 2006 eingerichtete Schwerpunktprogramm (SPP) Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsergebnissen. Dabei spielt der Kompetenzbegriff eine entscheidende Rolle. Die Autoren Klieme/Leutner (2006:4) argumentieren wie folgt: “Für das SPP definieren wir Kompetenzen als kontextspezifische kognitive Leistungsdispositionen, die sich funktional auf Situationen und Anforderungen in bestimmten Domänen beziehen. Das wesentliche Charakteristikum des hier verwendeten Kompetenzbegriffs ist die Kontextabhängigkeit. So wurde der Kompetenzbegriff in der Psychologie als Gegenbegriff zur klassischen Intelligenzforschung eingeführt, die generalisierte, kontextunabhängige, nur begrenzt erlernbare kognitive Dispositionen untersucht (z.B. McClelland, 1973; ´Testing for competence rather than for ‚intelligence’´).

Ich bin froh darüber, dass man die Kontextabhängigkeit des Kompetenzbegriffes berücksichtigt (Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, plädiere ich schon länger dafür). Nicht einverstanden bin ich allerdings damit, dass die Autoren nur die traditionelle Beschreibung von Intelligenz berücksichtigen. Neuere Intelligenzkonzepte berücksichtigen sehr wohl den Kontext. Zum Beispiel die Multiple Intelligenzen Theorie von Gardner. Wenn also Kompetenz und Intelligenz kontextabhängig sind, könnte man dann nicht wie Rauner (2004) von einem Konzept der Multiplen Kompetenz sprechen?

Es gibt sehr viele Kompetenzdefinitionen

kompetenzdefinitionen.gifAuf der Website von Prof. Dr. Amberg gibt es eine Übersicht zu verschiedenen Kompetenzdefinitionen auf indivudueller Ebene. Diese Übersicht könnte auch noch weiter ergänzt werden. Darüber hinaus gibt es auch noch auf der organisationalen Ebene das Kompetenzmanagement (Competence-Based-View), das in der Vergangenheit sehr statisch (z.B. Kernkompetenzen) interpretiert wurde. In letzter Zeit kommen immer mehr dynamische Ansätze für ein Kompetenzmanagement auf. Es ist alles in Bewegung. Durchsetzen werden sich solche Ansätze, die zu vielen anderen Entwicklungen (Expertiseforschung, Wissensdebatte, Intelligenzdebatte usw.) anschlussfähig sind. Möglicherweise ist es das Konzept der Multiplen Kompetenzen (Rauner 2004).

The challenge of transformation of universities is basically intellectual rather than technological

In Kwiatkowski/Stowe (2001:57-58) findet man diesen deutlichen Hinweis: “Technology will play a role in the reform of the university, but it will never be a glamorous one. For instance, more courseware will be designed, and uses of multimedia and the Internet will increase. Technology will enable new organizational forms. Technology creates new communication paths, and connections with the global IC. Distance learning will become commonplace as will networked and virtual universities. Technology permits the customization of educational products and technology will permit just-in-time learning. However, these are all technological applications, none of which allone can radically transform the university. The challenge of transformation of universities is basically intellectual rather than technological. The control of wealth is shifting away from institutions and corporations, and into the hands of individuals”. Aus der Sicht der Teilnehmer sieht Bildung/Kompetenzentwicklung eben anders aus. Diese Veränderung findet in allen Lernprozessen statt, ob sie nun formal, non-formal oder informell sind. Wir haben hier ein Überangebot an klassichen Institutionen/Strukturen und ein Mangel an neuen, innovativen Institutionen/Strukturen.

Warum sollte man sich mit der Multiple-Intelligenzen-Theorie befassen?

Kail/Pellegrino (1988:166) geben dazu folgende Antwort: „Gardners (1983) Theorie der multiplen Intelligenzen und Sternbergs (1984) triarchische Theorie sind die bisher ehrgeizigsten Versuche, eine Brücke zwischen den traditionellen Ansätzen der Intelligenzforschung zu schlagen. Wahrscheinlich sollte man sie als allge­meine theoretische Entwürfe und nicht als vollständig ausgearbeitete, abschlie­ßende Theorien betrachten. Miller (1983) schrieb in einer Beurteilung von Gardners Arbeiten: »Wir alle schulden Gardner für seinen Versuch der Inte­gration verschiedener Ansätze Dank. Daß er ihn als Theorie bezeichnet, soll­te den gewöhnlichen Leser nicht ab­schrecken; denn es handelt sich tatsäch­lich weniger um eine wissenschaftliche Theorie als um eine Leine, auf die er seine intellektuelle Wäsche hängt.« (Seite 5) Sternberg stellt in einem ähn­lichen Tenor fest, daß »die Subtheorien, und insbesondere die Kontext-Subtheorie, weiter spezifiziert werden müßten« (Seite 286). Der Beitrag die­ser Theorien liegt also weniger darin, daß sich spezifische Prognosen aus ihnen ableiten ließen, als vielmehr in der Integration bisher disparater Forschungsergebnisse und Theorien und darüber hinaus im Entwurf eines neuen Rahmens für die Konzeptualisierung der Intelligenz. Daraus erge­ben sich die Fragen, deren Beantwor­tung zu einem besseren Verständnis der menschlichen Intelligenz führen kann“.

Freund, R. (2006): Multiple Intelligences in the Workplace

miapp-website.gifVom 12.-13.10.2006 haben wir uns das letzte Mal im Rahmen des EU-Projekts MIapp getroffen. Gastgeber war diesmal die Universität in Rzeszów (Polen). Einzelheiten zum Ablauf finden Sie im Seminarprogramm. Ziel des Seminars war es, gemeinsam mit interessierten Personen über unsere Erkenntnisse zu diskutieren. In meinem Vortrag Multiple Intelligences in the Worklpace habe ich dargestellt, wie die MI-Theorie mit Problemlösen (CPS: Complex Problem Solving) und mit der aktuellen Kompetenzdebatte zusammenhängt. Daraus ergebn sich dann Möglichkeiten die MI-Theorie am Arbeitsplatz sinnvoll einzusetzen.

ETCOM: Forschergruppe Kommunizierende Unternehmen

etcom.gifDie Forschergruppe um Prof. Bergmann von der Universität Siegen befasst sich mit dem etcom-Management-Modell, dass auf einem “individuenorientierten, systemischen und konstruktivistischen Ansatz” basiert. “(…) etcom interveniert auf den Ebenen Personal (Wissen, Kompetenzen, Intelligenzen) , Organisation und Performance (Strukturen und Netzwerke, Prozesse und Dynamik) und Umwelt (Stakeholder, Politik, Kultur, Markt).” Mehr dazu im Thesenpapier.

Ich muss zugeben, dass mir das sehr gefällt und ich mit großem Interesse Prof. Bergmann´s Beiträge gerade im Zusammehang mit der aktuellen Kompetenz- und Intelligenzdebatte gelesen habe. Dennoch gibt es auch abweichende Auffassungen. Forschen ist eben eine permanente Suchbewegung…

Beeindruckend?

Die Welt berichtet am 19.01.2007 auf Seite 11: “Die private Hochschule ´Frankfurt School of Finance and Management´ernannte Commerzbank-Chef Klaus Peter Müller zum Honorarprofessor. In seiner Antrittsvorlesung mit dem Titel ´Mehrwert durch Bildung´ zeigte Müller, der selbst nie studierte (…)”. Da kann man wirklich nur sagen: Beeindruckend.

Kompetenz(kapital)bilanz oder Wissensbilanz?

Das Projekt Kompetenzkapital: Betriebliches Kompetenzmanagement zur Verbindung von Kompetenzentwicklung und Humankapital lief vom 01.02.2005-31.10.2006. In der Projektbeschreibung geht man kritisch auf die verschiedenen Leitfäden (Guidelines fpr Intellectual Capital Statements in Dänemark oder Wissensbilanz – Made in Germany) ein:

“Das Problem dieser Guidelines liegt darin, dass sie aus kompetenztheoretischer Sicht zu oberflächlich sind. Aus Kennzahlen, die das Humankapital als lineare und summative Funktion der Individualkompetenzen beschreiben und meist aus dem Personalcontrolling entlehnt sind, lassen sich schwerlich Unternehmenskompetenzen ableiten, die jedoch für eine strategische Entwicklung des Kompetenzkapitals von entscheidender Bedeutung sind. Selbstorganisierte Handlungsprozesse in Unternehmen sind mehrdimensional und nicht linear. Individuen handeln in Teams und bilden Teamkompetenzen aus (überindividuelle Kernkompetenzen), über die das Humankapital bestimmt wird. Im Projekt wird die Hypothese zu Grunde gelegt, dass der Schlüssel zu einer besseren Problemlösung ein integriertes betriebliches Kompetenzmanagement ist, das beide Seiten (top-down und bottom-up) verbindet (…).”

Die Problematik sehe ich auch und befasse mich in meiner Dissertation mit einer ähnlichen Fragestellung. Dennoch ist die drastische Wortwahl überraschend. Ich bin sehr darauf gespannt, welche Ergebnisse das Projekt gebracht hat. Bisher habe ich noch keine Veröffentlichungen gesehen.

Kommission der Europäischen Gemeinschaften (2005): Schlüsselkompetenzen für Lebenslanges Lernen

Zu den Schlüsselkompetenzen für Lebenslanges Lernen zählt die Kommission auf Seite 15:

  1. Muttersprachliche Kompetenz
  2. Fremsprachliche Kompetenz
  3. Mathematische und grundlegende naturwissenschaftlich-technische Kompetenz
  4. Computerkompetenz
  5. Lernkompetenz
  6. Interpersonelle, interkulturelle und soziale Kompetenz und Bürgerkompetenz
  7. Unternehmerische Kompetenz
  8. Kulturelle Kompetenz

“Kompetenzen sind hier definiert als eine Kombination aus Wissen, Fähigkeiten und kontextabhängigen Einstellungen. Schlüsselkompetenzen sind diejenigen Kompetenzen, die alle Menschen für Ihre persönliche Entfaltung, soziale Integration, aktive Bürgerschaft und Beschäftigung benötigen.”

Vergleichen Sie diese Beschreibung doch einmal mit dem Ansatz von Erpenbeck (Selbstorganisationsdisposition) oder auch mit dem Konzept der Multiplen Kompetenz nach Rauner (2004). Es ist interessant …