Bitcom (2009): Wissensmanagement-Prozess-Systematik

Der Leitfaden Bitcom (2009): Wissensmanagement-Prozess-Systematik ” (…) ist eine strukturierte Übersicht über Prozesse, Vorgehensweisen und Aktivitäten des Wissensmanagements auf verschiedenen Detaillierungsstufen. Die primäre Prozessgruppierung erfolgt über die Rollenverteilung der verantwortlich ausführenden Hauptbeteiligten im WM”. Es ist sinnvoll Wissensmanagement-Prozesse von anderen Prozessen in Organisationen, wie z.B.  Geschäftsprozessen, zu unterscheiden. Wenn allerdings von “Wissen und WM-Systeme strategisch planen und steuern” (Seite  7) die Rede ist, so kommt bei mir etwas Unbehagen auf. Diese Formulierungen deuten auf ein eher ingenieurwissenschaftliches Verständnis von Wissen hin. Auf Seite 6 wird dann auch deutlich, was man in diesem Leitfaden unter Wissen versteht: “Wissen ist die Befähigung zum effektiven Handeln”. Diese Formulierung geht auf Senge zurück: “Knowledge is the capability for effective action” (Fußnote auf Seite 6 des Leitfadens ohne weitere Angaben). Man muss Wissen daher nur gut planen und steuern und schon ist die effektive Handlung gesichert? Ist Wissen wirklich eine Voraussetzung für effektives Handeln? Gibt es eine solche Ursache-Wirkungs-Beziehung? Ryle (1949,1978) und Neuweg (2004) nennen dies eine Intellektualistische Legende. Diese Auffassung geht davon aus, dass sich Wissen oder auch Intelligenz in der Handlung zeigt und keine Vorbedingungen sind. Wissen oder Intelligenz hat man nicht, sondern zeigt sich in der aktuellen, domänenspezifischen (komplexen) Problemlösung. Weiterhin sollte man den Wissensbegriff auch im Rahmen von komplexen Probelmlösen mit Emergenz verknüpfen. Diese Ansätze kommen allerdings in dem Bitcom-Leitfaden nicht vor. Dennoch wird der Bitcom-Leitfaden Erfolg haben, da alle anderen Aspekte des Konstrukts “Wissen” ja viel zu kompliziert, bzw. zu komplex sind. Allerdings würde gerade darin die große Chance für Organisationen liegen….. Aber wer will das schon? Siehe dazu auch Reduktionismus: Die Vereinfachung komplexer Sachverhalte ist unangemessen.

Automobilindustrie: Zu viele Massenproduzenten und zu wenige Mass Customizer

Wie der Grafik zu entnehmen ist (Quelle: PwC Automitive Institute. In: Der Spiegel 46/2009:21), gibt es seit vielen Jahren eine deutliche Überkapazität bei der Produktion traditioneller Automobile. Auch die Prognose für 2010 geht von einer Überkapazität von 28.000.000 Autos weltweit aus. Weiterhin werden voarussichtich im kommenden Jahr 61.000.000 Autos produziert, was nicht heißt, dass es für die Produktion auch Abnehmer gibt. Womack/Jones/Roos haben schon in ihrer von 1985-1989 durchgeführten IMVP-Studie gezeigt (Blogbeitrag), dass damals von den ca. 60.000.000 Autos ca. 12.000.000 ohne einen direkten Kundenauftrag produziert wurden. Diese gigantische Verschwendung hat sich auch durch den verstärkten Einsatz von Lean Production und Lean Management nicht merklich reduzieren lassen. Es sieht also auch 2009 so aus, dass es zu viele Massenproduzenten und zu wenige wettbewerbsfähige Hersteller gibt, die sich massenhaft auf die einzelnen Kunden einstellen können (Mass Customizer). Siehe dazu auch Faktenblatt Mass Customization. Die Umsetzung von Lean-Konzepten ist eine notwendige, allerdings nicht ausreichende Bedingung, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen. Darüber hinaus sollten Innovation in den Mittelpunkt rücken, die sich an den Bedürfnissen der Kunden orientieren und nicht alleine auf neue Antriebskonzepte fokussiert sind (Blogbeitrag). Die Kunden sind nicht an Autos, sondern an Mobilität interessiert. Es kommt also darauf an, massenhaft individuelle Mobilitätskonzepte zu entwickeln und somit Service- und Produktinnovationen anzustoßen. Der Blick auf auf die aktuellen Diskussionen in der Automobilindustrie zeigt die stark verkürzte Perspektive der aktuell Handelnden: Poltiker denken bis zur nächsten Wahl (in NRW Anfang 2010), Hersteller an ihre aktuellen Anlagen, die ausgelastet werden sollten und Gewerkschaften an den Erhalt der Arbeitsplätze. Wo bleiben da die Bedürfnisse der Kunden?

Robert Freund Newsletter 2009-10 an alle Abonnenten versandt

Heute haben wir den Robert Freund Newsletter 2009-10 an alle Abonnenten versandt. Alle bisher erschienenen Newsletter finden Sie als PDF-Dateien auf dieser Seite. Sollten Sie auch an dem monatlich erscheinenden Newsletter interessiert sein, so senden Sie uns einfach eine E-Mail, wir nehmen Sie dann gerne in unsere Abonnentenliste auf. Natürlich würden wir uns auch freuen, wenn Sie den Newsletter an Ihre Bekannten weiterleiten. Herzlichen Dank.

Rating für IKT-Unternehmen mit Hilfe der Wissensbilanz – Made in Germany

Die Broschüre Rating für IKT-Unternehmen wurde 2009 vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung (was für ein Name) herausgegeben. “Dieser Leitfaden bietet Unterstützung, die wichtigsten Aspekte bankinterner und bankenunabhängiger Ratingsysteme zu verstehen und Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologie auf die Anforderungen vorzubereiten, die sich aus der internationalen Rechtslage ergeben” (Seite 4). Besonders freut es mich, dass auf den Seiten 104-113 sehr ausführlich auf die Wissensbilanz – Made in Germany eingegangen wird. Die Wissensbilanz – Made in Germany kann also eine wertvolle Hilfe für Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologie sein. Am 04.12.2009 stellen wir Ihnen bei der IHK Köln die Wissensbilanz – Made in Germany vor. Dabei wird auch ein Unternehmen aus der IT-Branche von seinen Erfahrungen mit der Wissensbilanz – Made in Germany berichten: Programm:Einladungsflyer.

VfL Bochum verliert gegen den SC Freiburg mit 1:2

Am Samstagnachmittag haben wir wieder eines dieser verrückten Spiele des VfL Bochum gesehen. Überrascht waren wir zunächst von der Zuschauerresonanz. Immerhin kamen über 20.000 zu einem Spiel, das nicht gerade besondere Klasse versprach. Der VfL Bochum begann recht gut und relativ sicher im Spielaufbau, ohne jedoch viel Torgefahr auszustrahlen. Eine Standardsituation führte dann auch zur überraschenden Führung für Freiburg. Ein Freiburger Spieler stand bei einer Ecke für den SC am Bochumer 16er ganz alleine. Über 20.000 Zuschauer wiesen lautstark darauf hin, doch keiner der VfL-Spieler bewegte sich… Es kam wie es kommen musste. Die Ecke kam genau zu diesem SC-Spieler, der auf das VfL-Tor schoss, vor dem ein ander SC-Spieler den Ball letztendlich über die Torlinie spitzelte. Wie schlafmützig/unkonzentriert diese Mannschaft sein kann, haben wir in dieser (und in der letzten Saison) schon oft erleben müssen. Kann es sein, dass die Speiler einfach nicht fit sind und es daher zu Unkonzentriertheiten kommt? In der zweiten Halbzeit kam der VfL Bochum noch durch Kliemowicz zum Ausgleich, weiterhin wurde ein reguläres Tor wegen Abseits nicht gegeben. Die Fernsehbilder zeigten allerdings, dass es ein reguläres Tor war. Es schien, als ob der VfL Bochum doch noch den Siegtreffer erzielen würde, doch dann kam wieder so ein Black Out der Mannschaft. In der letzten Minute der Nachspielzeit reklamierten fünf Speiler des VfL Bochum ein Handspiel, anstatt sich nach hinten zu orientieren. Der SC Freiburg spielte den Ball schnell in die Spitze, der VfL-Abwehrspieler ließ sich überlaufen und der SC erzielte das 1:2. Eine Mannschaft, die immer wieder solche dilettantischen Fehler produziert, hat in der ersten Bundesliga nichts zu suchen. Doch als VfL-Fan sollte man auch die positiven Punkte hervorheben: Dedic machte ein sehr gutes Spiel, Sestak kommt auch immer besser klar und die Abspielfehler waren nicht mehr soooo häufig. Möglicherweise schafft es der neue Trainer Heiko Herrlich ja doch noch, aus der Truppe ein bundesligataugliche Mannschaft zu formen. Als VfL-Fan glaubt man daran – bis zum letzten Spieltag.

Industrie- und Techniksoziologie: Forschungsprojekt Konsumentenarbeit

Die Professur für Industrie- und Techniksoziologie (Prof. Dr. Günter Voß) an der Technischen Universität Chemnitz befasst sich u.a in einem neuen Forschungsprojekt mit der Konsumentenarbeit: Zur Einbindung der Arbeitskraft in den betrieblichen Produktionsprozess. Das von der DFG geförderte Projekt läuft von November 2009 bis Oktober 2011: “Neben den für das Vorhaben zentralen empirischen Befunden ist als theoretischer Ertrag angestrebt, zu untersuchen, welche Konsequenzen die verstärkte betriebliche Nutzung privater ´Konsumentenarbeit´ für das arbeitssoziologische Verständnis von ´Betrieb´ sowie von ´Arbeit´ und ´Arbeitskraft´ hat.” Dieser Ansatz geht in Richtung Open Innovation (Chesbrough 2003) oder auch Interaktive Wertschöpfung (Reichwald/Piller 2009). Bin gespannt auf die Ergebnisse, denn die ganzen Begriffe wie Swam Intelligence, Crowdsourcing usw. können aus meiner Sicht durchaus von der Soziologie lernen. Siehe dazu auch Open Innovation, Crowdsourcing, Schwarmintelligenz – oder einfach nur Soziologie?

Roadshow Wissensbilanz – Made in Germany gastiert am 04.12.2009 bei der IHK Köln

Die Roadshow Wissensbilanz – Made in Germany gastiert am 04.12.2009 von 14.00 – ca. 17.00 Uhr bei der IHK Köln (Camphausensaal, Unter Sachsenhausen 10-26). Es freut mich sehr, dass die IHK Köln die Initiative unterstützt, und auf die Wissensbilanz – Made in Germany aufmerksam macht. Wie Sie dem Programm (Einladungsflyer) entnehmen können, werde ich den einleitenden kurzen Vortrag halten, bevor anschließend zwei Unternehmen über ihre praktischen Erfahrungen mit der Wissensbilanz – Made in Germany berichten. Selbstverständlich ist auch genügend Zeit für Fragen und Diskussionen vorgesehen. Nutzen Sie die Möglichkeit, sich über die Vorteile der Wissensbilanz – Made in Germany am 04.12.2009 bei der IHK Köln zu informieren. Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Redecker, C. (Ed.) (2009): Learning 2.0. Case Database

Der Bericht Redecker, C. (Ed.) (2009): Learning 2.0. Case Database vom Joint Research Center der European Comission enthält eine Fallsammlung, “(…) die Teil eines EU-Forschungsprojekts [ist], das sich mit den Auswirkungen des Social Computing auf die Innovation in der Bildungspraxis und seinen potenziellen Nutzen für eine integrativere europäische Wissensgesellschaft befasst. Die Publikation beschreibt rund 250 Learning 2.0-Initiativen in Europa und anderswo” (elearningeuropa.info Newsletter Oktober 2009). Es ist schon beeindruckend, wie viele Initiativen es gibt. Es ist gut zu sehen, wie sich die Sozialen Medien (Münker 2009) auf die Bildungspraxis auswirken. Der nächste Schritt wird sein, auch die Entwicklungen bei Serious Games stärker zu berücksichtigen. Abschließend sollte allerdings nicht vergessen werden, dass soziales Lernen nicht alleine auf Technologie begrenzt sein kann und dass Lernen und Wissen eng verbunden sind: Lernen ist der Prozess und Wissen das Ergebnis (Willke 1998).

Mortara/Napp/Slacik/Minshall (2009): How to implement Open Innovation?

Der im September veröffentlichte Bericht Mortara/Napp/Slacik/Minshall (2009): How to implement Open Innovation: Lessons from studying large multinational companies geht auf eine zweijährige Forschung an der University of Cambridge (UK) zurück. Obwohl der Fokus auf große, multinationale Unternehmen gelegt wurde, kann man doch grundsätzliche Erkenntnisse für die Einführung von Open Innovation  gewinnen. Es wird deutlich hervorgehoben, das vier Bereiche wichtig sind: Culture, Procedures, Skills and Motivation. Der Großteil also sind weiche Faktoren und es zeigt, dass Open Innovation an sich eine Innovation darstellt, und zwar eine organisationale Innovation. Gerade diesen Punkt habe ich in meinem Vortrag auf der MCPC 2009 in Helsinki Anfang Oktober hervorgehoben: Freund, R. (2009): Multiple Competencies in Open Innovation Business Model. Siehe dazu auch Veröffentlichungen.

Forum “Open Innovation” am 29.09.2009 am Fraunhofer IAO in Stuttgart

“Über 80 Teilnehmer diskutieren am 29. September 2009 am Fraunhofer IAO unter dem Titel »Open Innovation – Vernetzt zum Erfolg« in Stuttgart Chancen und Potenziale neuer, kooperativer und dezentraler Modelle der Wertschöpfung. Der Vodcast zeigt in einer kurzen Zusammenfassung einige Kernaussagen der Praxisvorträge von Vertretern führender Unternehmen und Ausschnitte aus der Paneldiskussion” Der entsprechende Blogbeitrag Von Closed zu Open Innovation: Verändern die neuen Spielregeln unser Innovationsmanagement? gibt weitere Hinweise zu Open Innovation. Da ich zu dieser Zeit schon auf dem Weg nach Helsinki zur Weltkonferenz MCPC2009 war (über Vilnius, Riga und Tallinn), konnte ich an der Veranstaltung leider nicht teilnehmen. Möglicherweise ist allerdings der Schritt von Closed Innovation zu Open Innovation für viele mittelständische Unternehmen zu groß. Betrachtet man die Entwicklung in den Unternehmen von der Massenproduktion zu Lean Production/Management (KAIZEN, KVP, QM, TQM …) könnte der nächste Schritt Mass Customization sein. Durch die Öffnung des bei Mass Customization noch begrenzten Lösungsraums (Solution Space Ebene) kommt ein Unternehmen zu Open Innovation. Eine solche Entwicklung würde den Veränderungsprozess (Change Management) und die damit verbundene Änderung der Unternehmenskultur, der Kompetenzen usw. nicht überfordern. Siehe dazu auch Mass Customization und Open Innovation in Mittel- und Osteuropa oder auch Konferenzen und Veröffentlichungen.