Intelligenz – Multiple Intelligenzen
Warum sollte man sich heute überhaupt mit “Intelligenz” beschäftigen?
“Unsere Vorstellungen von Intelligenz wirken hinein bis in Messungen von Intelligenz. Schon allein diese drei Ebenen der gesellschaftlichen Relevanz:
- die Kanalisierung und Steuerungsfunktion von Intelligenz-Urteilen, Intelligenz-Messungen und Noten,
- die enorme Assoziationsresonanz von Fremdurteilen zu Intelligenz,
- die Bedeutung von Intelligenz-Selbstkonzepten für das Lern- und Leistungsverhalten,
zeigen auf, warum sich eine Auseinandersetzung mit Intelligenz-Konzepten und Intelligenz-Forschung sicher lohnt“ (vgl. Rösing 2004:35). Der Intelligenzbegriff begegnet uns überall: Im Kindergarten, in der Schule, an den Universitäten und im Beruf – auch im Rahmen der Künstlichen Intelligenz (KI).
Intelligenz und Intelligenz-Quotient (IQ)
Wenn sich also an der Einschätzung, was man unter “Intelligenz” bzw. “intelligentem Verhalten” versteht, etwas ändert, so hätte das weitreichende Konsequenzen. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei “Intelligenz” um ein Konstrukt handelt. Es ist also eine Art Vereinbarung, was man heute unter “Intelligenz” versteht. Ähnlich ergeht es anderen Begriffen (Konstrukten) wie Qualität, Lernen oder Kompetenz, die alle in den letzten 100 Jahren weiterentwickelt wurden. Es ist daher nur konsequent zu fragen, ob sich nicht auch unser Verständnis von “Intelligenz” weiterentwickeln sollte.
Zusätzlich muss man beachten, dass es sich bei “Intelligenz” um eine Zuschreibung handelt. “Intelligenz” hat man also nicht, sondern sie zeigt sich durch entsprechendes Verhalten und wird einem von anderen zugeschrieben. Die Industrialisierung brachte es am Anfang des 20. Jahrhunderts mit sich, dass alles messbar gemacht wurde: “If you can not measure ist, you can not manage it” ist ja der weit bekannte Managerspruch dazu. Es ist daher aus meiner Sicht nicht verwunderlich, dass man auch am Anfang des 20. Jahrhunderts versucht hat, die “Intelligenz” bei Menschen zu messen: Intelligenz-Quotient (IQ). Dieser Ansatz wird allerdings immer öfter hinterfragt.
Multiple Intelligenzen nach Howard Gardner
Emotionale Intelligenz, soziale Intelligenz und die Auffassungen zum Intelligenz-Quotienten lassen multiple Dimensionen eines Intelligenzbegriffs vermuten. Nach Howard Gardner gibt es nicht eine, sondern viele verschiedene, unabhängige Intelligenzen (Multiple Intelligenzen). Keine ist dabei direkt messbar, schon gar nicht nach der psychometrischen Tradition. Weiterhin sind Intelligenzen erfolgreich förderbar (vgl. dazu Rösing 2004:90). Es ist interessant, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
In dem EU-Projekt MIapp (PDF) und in meiner Dissertation habe ich mich intensiv mit Howard Gardner´s Theorie der Multiplen Intelligenzen befasst.