Was versteht man unter Wissensökologie?

smart1.jpgDer Begriff Wissensökologie wird immer wieder erwähnt. In Kuhlen, R. (2003): Konzepte nachhaltiger Wissensgesellschaften. Bausteine zur Entwicklung einer Wissensökologie werden vier Sichten auf Wissensökologie dargestellt und letztendlich zusammengefasst erläutert:

“Das der Wissensökologie zugrundeliegende Konzept der nachhaltigen Entwicklung setzt gegenüber der derzeit zweifellos dominierenden technischen und ökonomischen Sicht auf die Informationsgesellschaft einen deutlichen Akzent auf Wissen selber, also auf die Inhalte, die über die Netze transportiert werden.”

North (2007:133) führt deutlicher aus: “Die Sichtweise der Wissensökologie (North, 2005) geht davon aus, dass die Rahmenbedingungen oder Kontexte zu gestalten sind, in denen Wissen sich entwickeln kann und in denen Mitarbeiter motiviert werden, geschäftseinheits- und unternehmensübergreifend Wissen zu erwerben und zu nutzen. Die Wissensökologie betont den Prozesscharakter von Wissen und die Elemente der Selbstorganisation, um in einem sich schnell verändernden Umfeld zu agieren. Organisationen werden als dynamisch lernende Systeme begriffen, die sich durch die Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt und mit sich selbst in einem kontinuierlichen Prozess erneuern (sogenannte autopoietische Systeme).”

Die Kontextsteuerung kann hier als Hinweis für den Umgang mit Wissen verstanden werden. Wissen managen bedeutet dann also, die Rahmenbedingungen bzw. Kontexte zu gestalten, in denen sich Wissen entwickeln kann.

Wissensbilanz – Made in Germany goes Bonn (II)

Plakat-Bonn-02.jpgWie schon in einem anderen Blogbeitrag ausführlicher beschrieben, findet am 27.08.2008 in Bonn eine Informationsveranstaltung zur Wissensbilanz – Made in Germany statt (Flyer). Die Anmeldungen zeigen, dass die Wissensbilanz – Made in Germany auf reges Interesse stößt. Ich freue mich auf eine Veranstaltung mit Vorträgen aus Unternehmen, die die Wissensbilanz – Made in Germany umgesetzt haben, und auf rege Diskussionen.

Bildungscontrolling als ein Mittel, Bildung wertzuschätzen. Ist das so?

Lernmaterial3.jpgAuf der Website Lernquotient kann man sich das Interview mit Dr. Ehlers zum Thema Bildungscontrolling als Mittel, Bildung wertzuschätzen als Podcast anhören. Auch eine Zusamenfassung im pdf-Format steht zur Verfügung. Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, stehe ich dem Begriff “Bildungscontrolling” skeptisch gegenüber. Ich halte es da mit Prof. Arnold (2000:26ff): “Die neuen Begriffe, wie Bildungscontrolling oder Qualitätssicherung, begreifen nicht das Wesen der Erwachsenenbildung – im Gegenteil: Sie drohen es zu verfälschen und einem trivisalisiert-mechanistischen Bild von Erwachsenenbildung Vorschub zu leisten.” Nun findet man in dem oben erwähnten Interview selbstverständlich Hinweise darauf, dass sich der Begriff “Bildungscontrolling” weiterentwickelt hat, die Zusammenhänge mit anderen Konstrukten werden allerdings nicht deutlich hervorgehoben (Wissen, Kompetenz usw.):

“Ich bin ein Vertreter der Schule, die sagt, Bildungscontrolling ist – genau wie auch Qualitätsmanagement, da hat man sozusagen eine Parallele – der Versuch, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Kompetenz zum Unternehmenswert beitragen kann”

Handelt es sich bei dem hier propagierten Konstrukt etwa um Wissenscontrolling oder Kompetenzcontrolling? Wird Kompetenz als Fähigkeit/Fertigkeit oder als Selbstorganisationsdisposition (Erpenbeck) verstanden, bzw. eher als kontextabhängiges Konstrukt (Klieme)? Ist es der Beitrag der Bildung zum Unternehmenswert oder eher der Beitrag von Kompetenz/Wissen? Gerade weil es hier in den letzten Jahren große Veränderungen im Verständnis gab, sollte man diese Begriffe erläutern. Darüber hinaus stelle ich mir auch die Frage, ob man wirklich ein Bildungscontrolling braucht, um Bildung wertzuschätzen, wie es in dem Titel des Interviews behauptet wird. Immerhin endet der Titel nicht mit einem Fragezeichen. Der Tenor des Interviews ist eher ingenieurwissenschaftlich/betriebswirtschaftlich. Natürlich fragen Sie sich jetzt: Wie sollte man es denn dann angehen? In meinem Blog, in meiner Masterarbeit und in meinem Promotionsvorhaben finden Sie entsprechende Hinweise.

Zentrum für Transformation der Bundeswehr goes Wissensbilanz – Made in Germany

zentrum-der-bundeswehr.gifDas Zentrum für Transformation der Bundeswehr befasst sich schon seit vielen Jahren mit Controllingfragen. Die zunächst in den 90er Jahren eingeführte Kosten- und Leistungsrechnung konnte allerdings die Probleme nicht vollständig lösen. Der Fokus verschob sich in den letzten Jahren auf die Möglichkeit, das Intellektuelle Kapital darzustellen. Es gibt hier viele Möglichkeiten (in Europa und weltweit), das Intellektuelle Kapital transparent zu machen. In Deutschland hat sich die Wissensbilanz – Made in Germany als geeignetes und anerkanntes Instrument durchgesetzt. Das Zentrum für Transformpolitik der Bundeswehr hat sich anschließend zu einem Pilotprojekt entschlossen und dabei die frei verfügbare Toolbox erfolgreich eingesetzt. Es freut mich, dass auch immer mehr öffentliche Verwaltungen die Möglichkeiten der Wissensbilanz – Made in Germany erkennen und nutzen.

Back, A. (2008): Arbeitspraxis Web-2.0: Die Lernkurve von 1.0 nach 2.x kriegen

Arbeiten07.jpgProf. Dr. Andrea Back von der Universität St. Gallen beschreibt in dem Artikel Arbeitspraxis Web-2.0: Die Lernkurve von 1.0 nach 2.x kriegen (GoldwynReport vom 14.02.2008) den schwierigen Übergang von “1.0” zu “2.0”. Auf Seite 4 findet man folgendes dazu: “Es genügt nicht, hinter die im vorausgehenden Abschnitt aufgezählten Toolkategorien ein Häkchen für ´beherrsche ich´ zu machen, wenn man eine zugehörige Anwendung schon einmal aufgerufen hat und benutzen kann. Wirklich verinnerlicht hat die 2.0-Kultur, wer im Mitmach-Web zum Prosumer wird, also nicht nur Inhalte konsumiert, sondern selbst welche beiträgt. Hier ist von User (Generated) Content die Rede.” Das ist ein wichtiger Unterschied: Die Interaktivität der (zumeist kostenlosen) Tools verlangt eine stärkere Selbstorganisation im eigenen Umfeld (Kontext/Domäne). Es geht somit auch um Selbstorganisationsdisposition – eben Kompetenz.

Dewe, B.; Weber, P. J. (2007): Wissensgesellschaft und Lebenslanges Lernen

dewe_weber_2007.jpgIn dem Buch Dewe, B.; Weber, P. J. (2007): Wissensgesellschaft und Lebenslanges Lernen. Eine Einführung in bildungspolitische Konzeptionen der EU beschreiben die beiden Autoren im ersten Teil wichtige Aspekte einer Wissensorientierung, die sich von der Informationsperspektive unterscheidet (S. 14): “Wir halten den Begriff der Wissensgesellschaft gegenüber dem der Informationsgesellschaft für zutreffender, ´weil die anvisierten qualitativen Veränderungen nicht auf Information, sondern auf der neuen Wertigkeit, ökonomischen Bedeutung und politischen Steuerung von Wissen und Expertise´beruhen (Willke 1998, 162)” (Seite 19). “Ein weiterer Aspekt bei der Rede von der Wissensgesellschaft und der Wissensbasierung gesellschaftlicher Prozesse bezieht sich auf die komplizierte Beziehung zwischen Wissen und Handeln und Wissen und Können” (Seite 22). Nicht zuletzt verweisen Dewe und Weber auf Seite 34 auf die vier Dimensionen eines modernen Lernbegriffs (Allgemein, Zeitdimension, Sozialdimension und Sachdimension). Die Abgrenzung des Wissensbegriffs zu Informationen und die Berücksichtigung der Dimensionen des Lernbegriffs haben erhebliche Konsequenzen für den Umgang mit Wissen (Wissensmanagement).

Reichling, T. (2008): Wissensmanagement in einer Netzwerkorganisation

Entspannen10.jpgIn der Dissertation Reichling, T. (2008): Wissensmanagement in einer Netzwerkorganisation beschreibt der Autor (S. 10) “eine Fallstudie, in der Anforderungen und Bedarfe an Wissensmanagement in einer Organisation empirisch ermittelt werden und ein entsprechendes System eingeführt und evaluiert wird. Dabei handelt es sich um einen nationalen Europäischen Industrieverband der Investitionsgüterindustrie.” Weiterhin findet man auf Seite 15 interessante Hinweise zu den oftmals verwendeten Begriffen Tacit Knowledge, Tacit Knowing und Implizites Wissen:

“Das von Polanyi (1958) so benannte Konzept des Tacit Knowing unterscheidet sich auf subtile Weise von implizitem Wissen (Tacit Knowledge, Polanyi 1985). (…)  Möglicherweise auch aufgrund der feinen Unterscheidung dieser Begrifflichkeiten werden die Begriffe implizites Wissen, Tacit Knowledge und Tacit Knowing in der Literatur uneinheitlich und teilweise widersprüchlich verwendet. Insbesondere taucht der Begriff des impliziten Wissens als Synonym für Polanyis’ (1958) Konzept des Tacit knowing auf. Wie beschrieben, ist dies nicht zulässig und kann zu Missverständnissen und falschen Erwartungen hinsichtlich der Übertragbarkeit von Wissen führen, wie Wilson (2002) mit Bezug auf Nonaka und Takeuchi (1995, siehe unten) bemerkt.”

Siehe dazu auch Personalführung 4/2007 und Schilcher (2006): Die implizite Dimension des Wissens und ihre Bedeutung für betriebliches Wissensmanagement.

Wissen im Web: Themenheft UNESCO heute 01/2008

unesco-heute-01-2008.jpgDas Themenheft Wissen im Web (UNESCO heute 01/2008) enthält viele interessante Beiträge. Besonders hervorheben möchte ich den Artikel Gabi Reinmann: Wissen und Information im Zeitalter des Internets. Abstract: “Die Informationsflut im Internet steigt unaufhörlich. Aber steigt damit auch die Menge und Qualität des Wissens der Internetnutzer? Was ist der Unterschied zwischen Information und Wissen, zwischen öffentlichem und personalem Wissen? Der folgende Artikel klärt die Begrifflichkeiten und fragt, inwieweit Wissen über das Internet vermittelt werden kann.”

Knol – units of knowledge: Das neue Angebot von Google

knol.jpgEs ist schon beeindruckend, wie Google die verschiedenen Felder besetzt. Mit Knol bietet Google nun eine (englischsprachige) Plattform an, auf der Autoren Beiträge einstellen können: “The Knol project is a site that hosts many knols — units of knowledge — written about various subjects. The authors of the knols can take credit for their writing, provide credentials, and elicit peer reviews and comments. Users can provide feedback, comments, related information. So the Knol project is a platform for sharing information, with multiple cues that help you evaluate the quality and veracity of information.” Im Gegensatz zu wikipedia zielt Knol gerade darauf ab, die eingestellten Informationen mit dem Autor zu verknüpfen. In dem Artikel Ein Wikipedia-Killer? (Süddeutsche Zeitung vom 24.07.2008) findet man folges Zitat aus dem entsprechenden Google-Blog: “Wir glauben, dass man Web-Inhalte besser nutzen kann, wenn man weiß, wer was geschrieben hat.” Da ist etwas dran… Mal sehen, wie das neue Angebot auf dem Markt angenommen wird.

EFFAS-CIC: Finanzanalysten befassen sich intensiver mit Intellektuellem Kapital

Kollegen27.jpgEFFAS ist der europäische Verband der Finanzanalysten mit über 14.000 Mitglieder. Eine Sektion, die EFFAS-CIC, befasst sich intensiv mit den Entwicklungen beim Intellectual Capital Reporting. In Deutschland ist es die Wissensbilanz – Made in Germany (Intellectual Capital Statement – Made in Germany), die die Anforderungen auch der Finanzbranche erfüllen will. Die durchgeführte Finanzmarktstudie zeigt auf, welche Anforderungen Finanzanalysten an eine aussagefähige Wissensbilanz – Made in Germany stellen. In den Prinzipien für die effektive Kommunikation intellektuellen Kapitals hat die EFFAS-CIC 10 Punkte zusammengefasst. Es ist für die Aktzeptanz der Wissensbilanz – Made in Germany sicherlich wichtig, dass die Finanzbranche diesen Standard akzeptiert und in die Beurteilung von Organisationen einfließen lässt. Darüber hinaus darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Wissensbilanz – Made in Germany auch für die interne Kommunikation eine wichtige Rolle spielt, wenn es um die geeigneten Wissensmanagement-Aktivitäten und deren Evaluation geht.