Soziologie, die Finanzmarktkrise und das Wissensparadoxon

Entspannen06.jpgWenn man sich den Pressespiegel zum 34. DGS-Kongress ansieht, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Soziologie durch die Finanzmarktkrise wieder stärker in den Mittelpunkt rückt. Gerade der Spiegel-Artikel (auf Seite 39 des Pressespiegels) enthält beispielsweise den Hinweis, dass man den Ökonomen zu lange die Deutungshoheit überlassen habe. Es wird spannend sein zu beobachten, inwiefern sich die Perspektive der Soziologen durchsetzen kann. Immerhin liest man im Themenpapier zur Konferenz folgendes: ” (…) Paradoxon der Moderne: das Wissensparadoxon. Mit dem Zuwachs an (wissenschaftlichem) Wissen schärft sich zwangsläufig zugleich auch das Wissen über unser Nicht-Wissen, und damit unser Bewusstsein von der Kontingenz des Sozialen.”  Die Soziologie kann wichtige Beiträge zur Transformation zur Wissensgesellschaft liefern. Siehe dazu auch Open Innovation, Crowdsourcing, Swarm Intelligence usw. oder einfach nur Soziologie.

Suchmaschinen und Wissenskonstruktion

yahoo-india.jpgGestern habe ich den Artikel Suchmaschinen verstehen uns (Helge Denker, Welt am Sonntag vom 26.10.2008, Seite 58) gelesen. Darin geht es ganz allgemein um die Möglichkeiten der neuen Suchmaschinengenerationen. Interessant dabei ist der Hinweis auf die indische Suchmaschine von yahoo.in. Gibt man dort (wie in dem Artikel vorgeschlagen) “London Tower” ein, so erhält man nicht nur die üblichen Linklisten, sondern gleichzeitig den entsprechenden Artikel bei wikipedia, Bilder und Videos angezeigt. Die multiple Darstellung von Content erleichtert es dem Nutzer, daraus Wissen zu konstruieren. Diese Entwicklung bei den Suchmaschinen ermöglicht es dem Lernenden den für ihn besten Zugang zu Content auszusuchen, und berücksichtigt somit den jeweiligen Lernstil (Kontextunabhängiger Zugang) bzw. die Multiple Intelligenz (Kontextabhängiger Zugang) von Nutzern. Siehe dazu auch Multiple Intelligenzen, Fähigkeiten/Fertigkeiten, Lernstile, Wissen und Kompetenz.

Wissen Sie, was man unter Wissensökologie versteht?

Herbst2.jpgNorth, K. und Friedrich, P. (2007:133) erläutern den Begriff Wissensökologie in einem Buchbeitrag wie folgt: “Die Sichtweise der Wissensökologie (North, 2005) geht davon aus, dass die Rahmenbedingungen oder Kontexte zu gestalten sind, in denen Wissen sich entwickeln kann und in denen Mitarbeiter motiviert werden, geschäftseinheits- und unternehmensübergreifend Wissen zu erwerben und zu nutzen. Die Wissensökologie betont den Prozesscharakter von Wissen und die Elemente der Selbstorganisation, um in einem sich schnell verändernden Umfeld zu agieren. Organisationen werden als dynamisch lernende Systeme begriffen, die sich durch die Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt und mit sich selbst in einem kontinuierlichen Prozess erneuern (sogenannte autopoietische Systeme).”

Einige Elemente dieser Beschreibung sind nicht neu:

  1. Der Kontextbezug geht aus dem konstruktivisitischen Ansatz hervor: Wissen wird konstruiert.
  2. Den Prozesscharakter von Wissen beschreibt das Münchner Modell auch.
  3. Darüber hinaus ist der Hinweis auf Selbstorganisation nicht neu, denn Erpenbeck versteht z.B. Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition.

Dennoch ist die Bündelung der verschiedenen Punkte in dem Konstrukt Wissensökologie neu, und deshalb interessant.

Wissensbilanz – Made in Germany: Informationsbroschüre 2. Auflage

infobroschuere-2008.jpgDie Informationsbroschüre Wissensbilanz – Made in Germany steht jetzt in der zweiten Auflage zur Verfügung. Die Informationsbroschüre bietet auf 24 Seiten eine kompakte Übersicht zur Wissensbilanz – Made in Germany, inkl. der Toolbox. Stellungnahmen von Praktikern runden das Thema ab. Es freut mich natürlich, dass ich mit einer Stellungnahme auf Seite 19 erwähnt werde. Die Broschüre eignet sich somit gut zum Einstieg in das Thema. Darüber hinaus sollte die Broschüre nicht mit dem Leitfaden zur Wissensbilanz – Made in Germany verwechselt werden, der die konkreten Schritte zur Umsetzung der Wissensbilanz – Made in Germany beschreibt. Auch bei dem Leitfaden steht die Version 2.0 an. Ich hoffe sehr, dass der neue Leitfaden bald erscheint…

Wissensbilanz – Made in Germany: Newsletter Oktober 2008

wissenswert-6-2008.jpgIn dem Newsletter WissensWert Oktober 2008 stellt das Zentrum für Transformation der Bundeswehr seine ersten Erfahrungen mit der Wissensbilanz – Made in Germany vor. Interessant ist, dass auch solche Organisationen von dem Erstellungsprozess profitieren können und auch überlegt wird, die Wissensbilanz – Made in Germany mit der Balanced Scorecard zu verbinden. Ich bin gespannt, wie es beim Zentrum für Transformation der Bundeswehr mit der Wissensbilanz – Made in Germany weiter geht. Eine Studie aus Baden-Württemberg hat herausgefunden, dass dort schon 4% der KMU eine Wissensbilanz – Made in Germany erstellt haben und weitere 5% daran arbeiten. Gute Aussichten für die Wissensbilanz – Made in Germany.

Heisig, P. (2005): Integration von Wissensmanagement in Geschäftsprozesse

Das Buch Heisig, P. (2005): Integration von Wissensmanagement ist aus einer Forschungsarbeit entstanden und zeigt, wie man Wissensmanagement in Geschäftsprozesse (Unternehmenskontext) integrieren kann:

“Peter Heisig stellt in dieser Arbeit die Methode zum Geschäftsprozessorientierten Wissensmanagement – GPO-WM® vor, die die Identifikation, Beschreibung, Analyse, Bewertung und Gestaltung eines systematischen Umgangs mit Wissen in Geschäftsprozessen unterstützt.  Dabei wird an bewährte Vorgehensweisen zur Gestaltung von Geschäftsprozessen angeknüpft und ein beteiligungsorientiertes Vorgehen durch einfache Analysewerkzeuge und Gestaltungsprinzipien ermöglicht. Die GPO-WM®-Lösungsdatenbank klassifiziert rund 100 Methoden und Werkzeuge des WM nach den Kategorien des GPO-WM®-Referenzmodells und unterstützt damit die Lösungssuche im Team. Da die Anwendung von Wissen bereits zu den täglichen Arbeitsaufgaben in Unternehmen zählt, können vorhandene Methoden und Werkzeuge aus den Hauptgeschäftsprozessen ebenfalls berücksichtigt werden.” Siehe dazu auch Es regiert und versagt: Das Prinzip Zufall (Handelsblatt 12.05.2006).

Ich habe mir die mitgelieferten Unterlagen einmal angesehen: Man bekommt erläutert, wie man vorgehen sollte, auf was zu achten ist und welche Hilfsmittel sinnvoll sind. Gerade für KMU ist diese Methode zu empfehlen.

 

 

Piller/Hilgers (2008): Open Innovation: Externes Wissen nutzen

Teambesprechung11.jpgDer Beitrag Piller, F.; Hilgers, D. (2008): Open Innovation: Externes Wissen nutzen ist erschienen im RKW-Magazin 03/2008. Die Autoren stellen Unternehmen vor, die Open Innovation umsetzen und weisen darauf hin, dass Open Innovation den traditionellen Innovationsprozess (Closed Innovation) ergänzt: “Das Management von Innovationen ist eine zentrale Herausforderung für Unternehmen, um langfristig erfolgreich zu sein. Dabei wird die Integration externen Wissens (z.B. von Kunden, Zulieferern, Universitäten, etc.) zu einem häufig wettbewerbsentscheidenden Faktor. Ein offener Innovationsprozess in Innovationsnetzwerken und anderen Kooperationsformen vermag dabei einen bedeutenden Beitrag  zu leisten.” Spannend ist dabei natürlich auch die Wissensperspektive: Externes Wissen nutzen.

InCaS: European Multiplier Conference am 13.11.2008 in Brüssel

incas-logo.jpgDas EU-Projekt InCaS (Intellectual Capital Statement) stellt am 13.11.2008 in Brüssel Ergebnisse vor (Programm). Am Vormittag werden die Ergebnisse des Projekts vorgestellt. Am Nachmittag schließen sich Diskussionen zum Thema an. Weiterhin ist es Ziel der Konferenz, aus den verschiedenen EU-Länder Personen und Organisationen zu gewinnen, die als nationale Promotoren fungieren wollen. Da ich mit Universitäten aus Osteuropa zusammen arbeite und diese Interesse an dem Thema haben, werde ich an der Konferenz in Brüssel teilnehmen. Selbstverständlich werde ich dann auch in diesem Blog darüber berichten.

Baumgartner, P. (1993): Der Hintergrund des Wissens. Vorarbeiten zu einer Kritik der programmierbaren Vernunft

Fahrrad1.jpgPeter Baumgartner hat seine 1993 erschienene Habilitationsschrift im August 2008 unter der Creativ Commons Lizenz neu aufgelegt, da das Buch in der Zwischenzeit vergriffen ist. Herzlichen Dank. Baumgartner, P. (1993): Der Hintergrund des Wissens. Vorarbeiten zu einer Kritik der programmierten Vernunft. Spannend für mich war, dass sich Baumgartner unter anderem auch mit Ryle auseinadersetzt (Die intellektualistische Legende), also Wissen und Können genauer betrachtet. Es lohnt, sich diese Zusammenhänge klar zu machen.

Das WAMo-Projekt: Erfahrungsbasierte WissensArbeit in flexiblen Montagesystemen

Collage07.jpgWenn wir über wissensbasierte Arbeit sprechen, denken wir oft an Arbeiten/Tätigkeiten, die nichts mit Produktion zu tun haben – warum eigentlich? Wir sind oftmals der Meinung, dass Wissen nur etwas mit dem Intellekt zu tun hat und nichts mit profanen Tätigkeiten wie Schrauben und Montieren – und das ist falsch. Das WAMo-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, das zu ändern – und das ist gut so. Es geht bei dem Projekt um Erfahrungsbasierte WissensArbeit in flexiblen Montagesystemen: “Überraschenderweise wird trotz der wachsenden Bedeutung dieser ganzheitlichen Ansätze das Potenzial der Beschäftigten und ihres Erfahrungswissens noch nicht systematisch genug einbezogen. Dies gilt auch für den Montagebereich.” Siehe dazu auch Adami, Wilfried; Lang, Christa; Pfeiffer, Sabine; Rehberg, Frank; (Hrsg.) 2008: Montage braucht Erfahrung – Erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage