Geld regiert nicht die Welt – sondern …?

Ein Bekannter hat mich auf das Interview Geld regiert nicht die Welt (Wirtschaftswoche vom 12.02.2009) mit Fredmund Malik hingewiesen, in dem er auf die Gründe der aktuellen Krise eingeht. Dabei weist Malik darauf hin, dass es sich nicht um eine Finanzmarktkrise oder Wirtschaftskrise handelt, sondern um eine Krise der auf “isolierte Gewinnzahlen” orientierten Unternehmenführung.  Das unterstellte mechanistische Weltbild mit seinen einfachen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen und daraus abgeleitet die Vorstellung von Menschen als homo oeconomicus hält Malik für grundlegend falsch. Doch woran fehlt es? “Es fehlt am Wissen, wie Geld in Unternehmen und Ökonomien eingesetzt wird. Es fehlt an Kreativität und Innovation. Wissen ist in modernen Gesellschaften und Unternehmen die knappe Ressource – nicht so sehr das Geld. Unsere globalisierte Welt hat ultrakomplexe Systeme erzeugt, die über materielle Größen weder zu steuern, noch zu analysieren sind.” Der Umgang mit komplexen Systemen und der selbstorganisierte Umgang mit Wissen sind also die Kernelemente moderner Unternehmensführung. Genau diese Punkte werden Sie in meinen Blogbeiträgen immer wieder finden. Es freut mich, bei Fredmund Malik dafür Bestätigung gefunden zu haben. Auch unser Logo weist darauf hin, denn
K N O W L E D G E  M A K E S  T H E  W O R L D  G O  R O U N D ®

Liessmann, K. P. (2008): Theorie der Unbildung. Die Irrtümer der Wissensgesellschaft

Auf Empfehlung eines netten Kollegen aus Österreich habe ich mir das Buch Liessmann, K. P. (2008): Theorie der Unbildung durchgelesen. Im Untertitel Die Irrtümer der Wissensgesellschaft wird schon deutlich, welche Richtung der Autor mit seiner Argumentation einschlägt. Es ist spannend zu sehen, wie Konrad Paul Liessmann den Bogen von Wer wird Millionär? bis zu Schluß mit der Bildungsreform schlägt. Die berechtigten Hinweise auf die Unterscheidung zwischen der Informations- (Desinformationsgesellschaft) und der propagierten Wissensgesellschaft werden in Richtung der aktuellen Bildungsdiskussion erweitert und kritisch hintergfragt. Liessmann hält allen, die sich mit Daten, Informationen, Wissen und Bildung befassen den Spiegel vor und liefert so einen wertvollen Beitrag zur Reflexion. Nutzen wir die Gelegenheit, und denken über die Themen noch ein wenig intensiver nach…

Supermacht des Wissens: Indien?

In den letzten Monaten gabe es verschiedene Zeitungsmeldungen, die sich mit Indien und China befassten. Martin Spiewark wies beispielsweise in dem Artikel Klasse statt Masse (Die Zeit, 18.12.2008) darauf hin, dass Indien wie China Supermacht des Wissens sein will. Ähnliche Artikel waren vorher auch bei anderen Zeitungen erschiedenen: Auf die Neue Supermacht des Wissens weist Die Welt am 06.12.2008 hin, und meint damit Indien. Wirklich neu ist das allerdings nicht, denn man kann in der Einleitung des Buchs Wagner, Chr. (2006): Das politische System Indiens nachlesen: “Die Ankündigung des indischen Präsidenten Kalam, sein Land zur ´Wissenssupermacht´ des 21. Jahrhunderts zu machen, unterstreicht den angestrebeten Imagewandel des Landes”. Auch andere Region haben erkannt, dass Wissen in Zukunft die wichtigste Ressource sein wird: Arabische Emirate: Wissen statt Öl? Alle Artikel verbinden die Thematik Wissen mit den In vestitionen in Bildung. Wie sieht aber Bildung in einer wissensbasierten Gesellschaft aus? Siehe dazu auch Neue Fragen aber alte Antworten. Es ist schon verwunderlich, dass wir in Deutschland erst jetzt so langsam merken, dass sich andere Länder auch auf die Wissensökonomie ausrichten. Dafür gibt es ein sehr schönes indisches Sprichwort: Froschperspektive im Brunnen – vom Rest der Welt keine Ahnung.

Wissensbilanz – Made in Germany: Roadshow am 10.03.2009 in Frankfurt/Main

Am 10.03.2009 findet von 13.30 Uhr bis ca. 18.00 Uhr eine Informationsveranstaltung zur Wissensbilanz – Made in Germany in Frankfurt/Main statt. Gastgeber ist die Bonner Akademie. Die Roadshow bietet Ihnen die Möglichkeit, sich über die Wissensbilanz – Made in Germany zu informieren und mit Praktikern über die bisher gemachten Erfahrungen zu diskutieren. Wie schon bei der Roadshow in Bonn, werde ich auch die Veranstaltung in Frankfurt/Main moderieren. Die Einladung zur Roadshow in Frankfurt/Main informiert Sie über den genauen Ablauf. Melden Sie sich bitte rechtzeitig zu der (kostenlosen) Roadshow Wissensbilanz – Made in Germany an – Ich würde mich freuen.

Wissen, was Wissen wert ist

In der heutigen Welt am Sonntag fiel mir eine Anzeigen-Sonderveröffentlichung mit der Überschrift Wissen, was Wissen wert ist auf. Es geht dabei um die Initiative Deutschland – Land der Ideen, die sich mit Zukunft – Made in Germany befasst und jeden Tag eine Erfolgsgeschichte erzählt. Der mir aufgefallene Text Wissen, was Wissen wert ist bezieht sich auf eine Passage, in der es um Bildung für Arbeiterkinder geht (Arbeiterkind). In der Überschrift geht es um Wissen, und dessen Wert – in dem Text kommen diese Begriffe allerdings nicht mehr vor, sondern es geht um Bildung. Ist nun Wissen gleich Bildung? Gabi Reimann hat das in Ihrem Beitrag Lehren als Wissensarbeit? thematisiert. Dennoch sprechen wir bei Wissen auch über die Wissenskonstruktion in verschiedenen Kontexten. Hier der Lernkontext (Schule, Universität…) und dort im Unternehmenskontext die Wissenskonstruktion in Bezug auf die Geschäfstprozesse (Geschäftsprozessorientiertes Wissensmanagement). Der Wert des Wissens (wie es in der Überschrift thematisiert wurde), ist in den Unternehmen demnach nicht über den Bildungsbegriff zu erfassen, sondern durch die Darstellung des Intellektuellen Kapitals – in Deutschland üblicherweise mit Hilfe der Wissensbilanz – Made in Germany. Darüber hinaus reicht es nicht aus, Ideen zu haben (kreativ zu sein), sondern man muss diese auch umsetzen in Innovationen. Die Initiative beschreibt auch solche Umsetzungen – es wäre daher besser, vom Land der Innovationen zu sprechen. Siehe dazu auch Sieht so Ihre Wissensgesellschaft aus?, Bildung bewerten, oder was?, Neue Fragen und alte Antworten.

Informationsqualität – Wissensqualität

In dem Gastkommentar von  Riza C. Birkan Überlebensfaktor Qualität (Die Welt vom 09.01.2008) erläutert der Autor, dass Googles Algorithmen “die Informationsqualität nicht berücksichtigen” kann. Der Ausweg ist nach Auffassung von Riza C. Birkan die “semantische Technologie”. Da der Autor Experte für Künstliche Intelligenz ist, war dieser Schluss natürlich naheliegend. Semantische Technologien können natürlich einen sehr wichtigen Beitrag zur Qualität von Information liefern, und somit zur Verbesserung der Wissenskonstruktion beitragen. Die in dem Artikel angesprochene “Wissensverfeinerung nach semantischer Technologie” wird durch Menschen und deren Wissenskontruktion zu einer Wissensqualität. Dabei kommt heute dem personengebundenen, impliziten Wissen, eine bedeutende Rolle zu. Informationsqualität und Wissensqualität sollten daher unter konstruktivistischen Gesichtspunkten deutlicher abgegrenzt werden. Siehe dazu auch

  1. Die erweiterte Wissenstreppe  
  2. Kann man Wissen vermitteln?
  3. Baier, E. (2008): Semantische Technologien in Wissensmanagementlösungen (Marktanalyse)
  4. Hitzler et al. (2008): Semantic Web (Lehrbuch) 

Kennen Sie das Projekt ICKE 2.0 (Basis: DokuWiki)?

Das Projekt ICKE 2.0 wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und ” (…) entwickelt eine offene, innovative Kollaborations- und Wissensumgebung (ICKE-Plattform) für die Vernetzung von Personen und die interpersonelle Kommunikation durch die Integration verschiedener Web 2.0-Technologien. Die ICKE-Plattform wird auf Basis von DokuWiki entwickelt, (…).” Weitere Informationen finden Sie in der Projektbeschreibung. Interessant dabei ist, dass die verschiedenen Web 2.0-Anwendungen gerade für das Wissensmanagement mit Hilfe von DokuWiki integriert werden sollen. Siehe dazu auch Back et al. (2008): Web 2.0 in der Unternehmenspraxis, GOTOWEB20.Net: The complete Web 2.0 Directory, Buzinkay (2007): Web 2.0 für KMUs

Kennen Sie STWT: Sociotechnical Walkthrough?

Die Einführung von Wissensmanagement in Organisationen wird häufig von einem Satz unterschiedlicher Methoden unterstützt, die in ihrer Gesamtheit allerdings nicht immer konsistent sind. Diese Schwachstelle will STWT (das Sociotechnical Walkthrough) beheben. In dem Artikel Herrmann, T.; Jahnke, I. (2006): Der „Sociotechnical Walkthrough“ (STWT) als Methode zum Transfer innovativer Wissensmanagement-Lösungen, in Gronau et al. (Hrsg.): Mit Wissensmanagement besser im Wettbewerb, Knowtech 2006, München, S. 433-441 wird die Methode ausfühlich beschrieben: “Der Kern des soziotechnischen Ansatzes ist eine integrierende Sicht auf Organisationen (insbesondere Aufgabenteilung, Prozessen, Rollen, Qualifikationen) und die darin eingebetteten technischen Systeme. Eine solche integrierende Sicht muss sich in einer einheitlichen Dokumentation niederschlagen, die kontinuierlich den Verständigungs- und Entwicklungsprozess bei der Etablierung der Wissensmanagementlösung begleitet.” Der Ansatz ist auch in dem Leitfaden des BMWi (2007) eingebunden worden. Ich halte den STWT-Ansatz für sehr gut geeignet, eine ganzheitliche Vorgehensweise bei der Einführung von Wissensmanagement in Organisationen zu unterstützen.

Reinmann, G. (2008): Lehren als Wissensarbeit? Persönliches Wissensmanagement mit Weblogs

In dem Artikel Reinmann, G. (2008): Lehren als Wissensarbeit? Persönliches Wissensmanagement mit Weblogs (IWP – Information Wissenschaft & Praxis, 2008, Heft 1, Seiten 049-057) erläutert die Autorin u.a. wie mit Hilfe von Weblogs, persönliches Wissensmanagement betrieben werden kann. Darüber hinaus wird die Frage gestellt, ob Lehren nicht auch Wissensarbeit bedeutet. Abstract:

Wissensarbeit und Wissensmanagement sind Konzepte, die bislang vorrangig im Unternehmenskontext diskutiert und untersucht werden. Interpretiert man Lehren als eine Form von Wissensarbeit, wird auch für Schule und Hochschule vor allem das persönliche Wissensmanagement interessant, das persönliche Kompetenzentwicklung wie auch kollaboratives Lernen und Arbeiten anregen und verbessern kann. Anhand von Einzelbeispielen aus der Blogosphäre wird gezeigt, wie Lehrende in ihrer Rolle als Wissensarbeitende von Web 2.0-Anwendungen profitieren können und inwiefern Weblogs ein vielfältiges Instrument zum persönlichen Wissensmanagement sind. Anhand eines Modells zum persönlichen Wissensmanagement wird die Verbindung individueller und kollaborativer Prozesse herausgearbeitet. Wie Lehrende darin unterstützt werden können, persönliches Wissensmanagement zu lernen, wird wiederum anhand zweier Beispiele beschrieben. Die beiden Fortbildungsbeispiele aus dem Bereich des E-Learning sind für das Thema deshalb hilfreich, weil sie selbst formale Bildungsangebote mit informellem Lernen und damit auch mit persönlichem Wissensmanagement verknüpfen.” 

Aus meiner Sicht sind “Lehrende” auch Wissensarbeiter, die sich allerdings nicht im Unternehmenskontext, sondern im universitären/schulischen Kontext bewegen. Wenn dem so ist, könnte man natürlich auch Führungskräfte in Lernenden Organisationen als “Lehrende” bezeichnen, wobei sich die Unterschiede bei der “Lehrtätigkeit” auf den Kontext beschränken würden. Die jeweilige Kontextsteuerung (Ermöglichungsräume) gerät immer stärker in den Fokus und somit weniger der Content. Siehe dazu auch Content is King – but Context rules.