European Commission: Industry 5.0

Wir alle kennen “Industrie 4.0”, ein Begriff der in Deutschland kreiert (Acatech 2013, und dann weltweit genutzt wurde. Die Entwicklungen sind allerdings damit nicht abgeschlossen, sodass es Sinn macht, weiterzudenken. Genau das hat die Europäische Union in verschiedenen Forschungsbereichen unterstützt. Herausgekommen sind unterschiedliche Dimensionen wie “Society 5.0” oder auch “Industry 5.0”. Das Konzept “Society 5.0” wurde von “Keidanren, Japan’s most important business federation, in 2016” präsentiert (ebd. S. 9). Ich möchte an dieser Stelle auf die Definition von “Industry 5.0” eingehen.

“Industry 5.0 recognises the power of industry to achieve societal goals beyond jobs and growth to become a resilient provider of prosperity, by making production respect the boundaries of our planet and placing the wellbeing of the industry worker at the centre of the production process” (European Commission 2021:14).

Dabei wird herausgestellt, dass es folgende drei Schwerpunkte gibt: Human-centric, Resilent, Sustainable. Es lohnt sich, die Veröffentlichung(en) zum Thema zu lesen. Weiterhin wird es spannend sein zu beobachten, wie wir Technologie für die Bürger der Europäischen Union nutzen werden.

Wie bleiben Teams während des Veränderungsprozesses handlungsfähig ? Mit Resilenz-Selbsttest!

Es ist schon nicht ganz einfach in diesen turbulenten Zeiten persönlich widerstandsfähig und handlungsfähig zu bleiben. Diese Resilenz dann auch auf der Teamebene, auf der Ebene der Organisation und auch auf der Ebene des Netzwerks (Unternehmensnetzwerk) zu erreichen, ist dann schon hohe Kunst. In diesem Beitrag möchte ich mich darauf beschränken, eine Möglichkeit aufzuzeigen, die Sie auf der Teamebene nutzen können, z.B. in Projektteams.

“Teams in dynamischen und unsicheren Umfeldern müssen für diesen Einsatz gewappnet sein. Projektleiter, Führungskräfte, Projektmanagement-Office, Personalentwickler etc. sollten die Projektteams ideal unterstützen und gut darauf vorbereiten, wenn es mal kritisch werden sollte. Die Projektteams sollen stark, flexibel, widerstands- und handlungsfähig, kurzum ´resilient´ gemacht werden. Es ist unanständig, anderen zu sagen, sie müssten mal agiler oder resilienter sein. Dies wäre in etwa gleichzusetzten mit dem Anspruch ´Sei perfekt!´. Die sieben Resilienzfaktoren nach KANOSSA (Sasse 2018a) sind ein Indiz für hohe Resilienz im Team:

Kohärenz
Akzeptanz
Netzwerkorientierung
Optimismus
Selbstwahrnehmung
Selbstregulierung
Ausrichtung

Mit Hilfe des Resilienztests nach KANOSSA können Sie die Resilienz in Ihrem Projektteams reflektieren und projektspezifisch Interventionen und Trainings auswählen, mit denen Sie Ihr Team unterstützen und mit Resilienz impfen (Sasse 2018b)” (Mezick et al. 2019:210).

Zu diesem Thema gibt es ein EU-Projekt mit vielen Informationen/Guidelines usw. zum Thema. Damit können Sie sich und anderen helfen, mit dem turbulenten Umfeld besser zurechtzukommen. Fangen Sie einfach bei sich selbst mit diesem Resilenz-Selbsttest (PDF) an – viel Spaß! Siehe dazu auch

Wir thematisieren diese Zusammenhänge in dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in Agil (IHK) zusammen mit anderen Ansätzen, wie z.B. der Stacey-Matrix. Informationen zu unseren Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Moodle Workplace 4.0: Corporate Learning in Unternehmen

Moodle LMS und Moodle Workplace (Quelle: https://moodle.com/)

Das Open Source Lern-Management-System (LMS) Moodle wird seit vielen Jahren in verschiedenen Organisationen genutzt. Der Schwerpunkt lag bisher auf Schulen, Weiterbildungsorganisationen, Universitäten – allerdings auch immer mehr auf Unternehmen. Nun haben (Weiter-) Bildungsorganisationen und Unternehmen ähnliche Ziele, wie z.B. das selbstorganisierte Lernen für die Kompetenzentwicklunmg zu nutzen, doch gibt es auch Unterschiede, wie z.B. das geschäftsprozessorientierte Lernen, oder auch Fragen der Personalentwicklung usw.

Es ist natürlich möglich, das bekannt LMS Moodle auch für Unternehmen zu nutzen – gerade Kleine und Mittelständische Unternehmen (KMU). Bei etwas größeren Unternehmen gibt es den Bedarf, die Kompetenzen auf allen Ebenen (Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk) zu entwickeln. Die Studie Kienbaum (2021): Future Skills Future Learning (PDF) zeigt die Zusammenhänge auf. Es ist daher gut, wenn auch Moodle auf diese Entwicklung reagiert und mit MOODLE WORKPLACE 4.0 ein speziell auf diese Bedürfnisse abgestimmtes Angebot macht.

Folgende Schwerpunkte gibt es mit der aktuellen Version:
– Train your Teams
– Onboard new employees
– Manage compliance
– An LMS that integrates with your organisation
– Centrally manage multiple learning platforms
– Make informed decisions

Nachteilig ist allerdings, dass MOODLE WORKSPACE nur über die zertifizierten Partner zu erhalten ist.

In den von uns entwickelten Lehrgängen (Lernplattform) nutzen wir das LMS Moodle. Weiterhin unterstützen wir auch Unternehmen dabei, dieses LMS für ihre Zwecke anzupassen. Sprechen Sie mich bei Interesse an.

Effectuation: All das, was wir steuernd beeinflussen können, brauchen wir nicht vorherzusagen

Image by Nicola Giordano from Pixabay

Wir sind es seit Newton und der Industrialisierung gewohnt, das vieles (alles) in irgendeiner Form vorhersehbar, und damit kontrollierbar zu schein scheint. Durch das veränderte Umfeld entstehen allerdings seit geraumer Zeit Vernetzungen und Komplexitäten, die eine Planbarkeit und Vorhersehbarkeit infrage stellen. Wir kommen dadurch zur Frage, wie man in solch nicht-vorhersehbaren Entwicklungen dennoch eine Art Kontrolle ausüben kann.

Lang/Scherber (2019.32) verweisen dabei auf Agile Innovationsmethoden, die eine neue Entscheidungslogik nutzen: “Agile Innovationsmethoden eint die Voraussetzung, Entscheidungen unter Ungewissheit zu treffen. Sie basieren deshalb auf einer neuen Entscheidungslogik, der sogenannten Effectuation. Ihr entgegen steht die kausale Logik, mit der traditionell Entscheidungen getroffen werden. Die kausale Logik basiert auf begründeten Prognosen für die Zukunft, belastbare Vorhersagen sind unter Unsicherheit jedoch nicht möglich. Vor diesen Hintergrund unterscheidet sich die Leitthese über die Zukunft zwischen kausaler Logik und Effectuation wie folgt (vgl. Sarasvathy 2008):
– Kausale Logik: Nur das, was wir vorhersagen können, können wir steuern.
– Effectuation: All das, was wir steuernd beeinflussen können, brauchen wir nicht vorherzusagen.”

Die Prinzipien von Effectuation sind nach Wikipedia: (a) Nicht-vorhersagende Kontrolle, (b) Mittelorientierung, (c) Leistbarer Verlust, (d) Partnerschaften und (e) Umstände und Zufälle nutzen. Siehe dazu auch Wie ist es möglich, in kritischen Situationen unter Zeitdruck Entscheidungen zu treffen?

Wir thematisieren diese Zusammenhänge in dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in Agil (IHK) zusammen mit anderen Ansätzen. Informationen zu unseren Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Markenranking 2022 (Interbrand)

Quelle: Interbrand

Das jährliche Markenranking von Interbrand stellt die Top 100 Marken mit ihren Bewertungen (Werten) dar. Natürlich sind die Marken alle geschützt und werden in den jeweiligen Bilanzen als Werte dargestellt. Wie sich dieser Wert berechnet, ist allerdings nicht ganz einfach. Hier kommt Interbrand ins Spiel, eine US-Markenagentur.

“Nach Berechnung der internationalen Markenberatung Interbrand haben die 100 wertvollsten Marken zusammengenommen erstmals einen Wert von mehr als drei Billionen US-Dollar – ein Plus von 16 Prozent zum Vorjahr. So stark sind die Werte seit Beginn der jährlichen Erhebung im Jahr 2000 noch nie angestiegen.” (Quelle: Handelsblatt “Apple und Microsoft vorn, Tesla überholt BMW – Das sind die wertvollsten Marken der Welt” vom 03.11.2022).

Mir liegt der Originalbericht von Interbrand nicht vor, insofern bleiben doch einige Fragen bei mir offen. z.B. die Frage nach der Bewertungsmethode, denn alleine in dem Fachbuch „Der Wert der Marke“ werden mehr als 30 Markenbewertungsverfahren vorstellt. Welche Verfahren – oder welchen Mix verschiedener Verfahren – die US-Firma Interbrand hier nutzt ist (mir) nicht klar, aber bestimmt sind die Rankings gut für die Top 10 – Marken (Siehe Grafik). Es ist mir auch nicht ganz klar, welche Rollen asiatische Marken spielen … Fragen über Fragen. Doch immerhin habe auch ich einen Beitrag zum Markenranking geschrieben und zur Verbreitung der Marken beigetragen. Dann will ich wenigstens auch noch auf unsere Marke hinweisen, die (noch) nicht in den TOP 100 von Interbrand gelistet ist.

Was hat KANBAN mit einem Toaster zu tun?

Image by Frank Oschatz from Pixabay

KANBAN kommt ursprünglich aus dem Toyota-Produktions-System (TPS), in dem komplexe Fertigungsprozesse mit Signalkarten (Kanban) – und Transportboxen – gesteuert wurde. In der Zwischenzeit wissen wir (David J. Anderson 2010), dass KANBAN sehr gut für die Steuerung komplexer Wissensarbeit eingesetzt werden kann. Ein Kernelement von KANBAN ist dabei, Anforderungen und Leistungsfähigkeit in Einklang zu bringen. Das wird erreicht, indem pro Prozessschritt die parallel maximal bearbeitbaren Tasks begrenzt werden. Dieser WIP (Work in Progress) kann mit der Zeit der Leistungsfähigkeit des Systems angepasst werden. Wie kann man sich so ein WIP vorstellen?

“Das Limitieren von paralleler Arbeit im System ist eine zentrale Praktik und Namensgeber der Kanban-Methode. Ein durch physikalisches oder virtuelles Kanban limitiertes System nennt man Kanban-System. Als Beispiel für physikalisches Kanban können Sie sich einen handelsüblichen Toaster mit zwei Schlitzen vorstellen. Die Schlitze repräsentieren das (physikalischen) Kanban. Das ´System Toaster´ ist also auf zwei (Toast) limitiert. Wenn einer der Schlitze frei geworden ist, kann ein neuer Toast eingelegt werden” (Lang/Scherber 2019:259-260).

In dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Informationen zu den Lehrgängen und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

tldraw: Ein Whiteboard kollaborativ bearbeiten – natürlich Open Source

Das kollaborative Arbeiten an Dokumenten haben wir ja schon in unserer Lernplattform integriert (Blogbaitrag). Natürlich kann man schon mit diesen Möglichkeiten gemeinsam an einer Power-Point-Folie arbeiten, die dann wie eine Art Whiteboard fungiert. Dabei läuft die gemeinsame Bearbeitung in Echtzeit und im eigenen Browser.

Eine interessante Alternative auf Open Source Basis bietet tldrawtiny little drawing app – mit der es möglich ist, sehr einfach und schnell im Browser zusammenzuarbeiten – ohne Anmeldung. Die Daten sind verschlüsselt und somit auch geschützt. Wenn man mit anderen etwas gemeinsam bearbeiten möchte, wird ein Multilayer Projekt angelegt und der dann generierte Link an die anderen Teilnehmer geschickt. Nach der gemeinsamen Bearbeitung kann die Datei im tldraw-Format oder in verschiedenen anderen Formaten exportiert werden.

Für uns liegen die Vorteile von tldraw auf der Hand: Kostenlos, Open Source, Daten sind verschlüsselt. Ein weiterer Grund kommt noch hinzu, denn tldraw wird in der nächsten Version von Big Blue Button (Videokonferenzsystem) das dort enthaltene Whiteboard ersetzen.

In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanagerin Agil (IHK) werden wir nach und nach diese Möglichkeiten integrieren. Informationen zu den Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Moodle: Kollaboratives Arbeiten in Echtzeit integriert

Die Aktivität KOLLABORATIVES DOKUMENT in MOODLE integriert

In immer mehr Unternehmen gehört es zum Standard, an Dokumenten (Dateien) einzeln und gemeinsam (kollaborativ) zu arbeiten. In Moodle war das schon von Anfang an das Ziel, doch hatte man zunächst auf WIKI gesetzt. In dieser Aktivität können verschiedene Mitglieder einer Gruppe an einer HTML-Datei arbeiten – allerdings nicht gleichzeitig. Weiterhin kamen die Teilnehmer mit der “WIKI-Logik” nicht immer gut zurecht, sodass wir nach alternativen Lösungen gesucht haben.

In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass die Zusammenarbeit an einem Dokument, in Echtzeit und gemeinsam im Browser erfolgen sollte. In den bekannten Cloudangeboten wie Google Drive, Dropbox oder auch bei Sharepoint (Beispiele) ist das seit geraumer Zeit möglich. Wir haben allerdings eine Lösung favorisiert, die unser Open Source Ökosystem passt, und den Datenschutzanforderungen genügt.

Zunächst haben wir NEXTCLOUD (Cloudlösung) installiert und dazu die App COLLABORA (Kollaboratives Arbeiten) aktiviert und getestet. Nachdem das alles sehr gut funktioniert hat, haben wir das Plugin KOLLABORATIVES ARBEITEN in Moodle installiert und an COLLABORA in NEXTCLOUD angebunden. Die Grafik oben zeigt diese Aktivität, hinter der sich die Datei zur Projektdokumentation verbirgt.

Klickt ein Teammitglied auf diese Aktivität wird eine Verbindung zu COLLABORA auf NEXTCLOUD hergestellt, sodass das kollaborative Arbeiten möglich ist. Jeder Teilnehmer sieht in Echtzeit, wer was an dem Dokument bearbeitet. Die Zusammenarbeit ist natürlich nicht nur wie hier an einer hinterlegten Wordvorlage, sondern auch an einem vorgegebenen Text, einer Tabellenkalkulation oder einer Präsentation möglich.

Informationen zu den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Personalauswahl und Personalentwicklung: Besseres Kompetenzverständnis statt Persönlichkeitstests?

Es ist ein veritables Geschäftsmodell, Persönlichkeitstests in Organisationen für die Personal- und Organisationsentwicklung zu nutzen. Doch sind Persönlichkeitstests mit ihren vielfältigen statistischen Auswertungen wirklich geeignet, die erforderlichen Handlungen verschiedenen Kontexten in irgendeiner Form vorherzusagen? Solche Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge hat schon Ryle in seiner Intellektualistischen Legende zumindest infrage gestellt. Ein weiterer Kritiker der Persönlichkeitseigenschaften ist John Erpenbeck, der dafür auch einige Argumente aufführt.

“Die Frage, wie Kompetenzmodelle gestaltet werden können, wird maßgeblich durch das zugrunde liegende Kompetenzverständnis beantwortet (vgl. Arnold & Erpenbeck 2014). Noch immer werden in zahlreichen Unternehmen und Organisationen wunderbar objektive, reliable und valide Persönlichkeitstests eingesetzt und von versierten, testtheoretisch bestens geschulten und statistische Methoden perfekt beherrschenden Psychologen zu einem Maßstab von Personalauswahl und Personalentwicklung gemacht. Dagegen gibt es ernsthafte Einwände (vgl. Erpenbeck & Hasebrook 2011, S. 227–262). Der ursprüngliche Glaube, durch Intelligenz- und Persönlichkeitstests vernünftige Vorhersagen über das Potenzial an Handlungs- und Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter zu treffen, wurde von McClelland (1972, S. 134–156) und von Boyatzis (1982) bereits frühzeitig widerlegt. Kompetenzen schlagen sich nämlich immer in Handlungen nieder. Sie sind keine Persönlichkeitseigenschaften (vgl. Erpenbeck & Hasebrook 2011, S. 227–262). Die sehr stabilen Persönlichkeitseigenschaften sind für Unternehmen bei der Einschätzung von Mitarbeitern oder Bewerber viel weniger interessant als die vergleichsweise schnell zu entwickelnden Handlungsfähigkeiten in Form von Kompetenzen (Hossiep & Mühlhaus 2005, S. 15 f.). Zudem ist der Schluss von Persönlichkeitseigenschaften auf Handlungsfähigkeiten fragwürdig. Selbst wenn beispielsweise die Persönlichkeitseigenschaft Extraversion zu 90 % mit einer hohen Akquisitionsstärke gekoppelt wäre, kann sich ein Unternehmen gehörig und kostenaufwendig irren, wenn es zufällig an einen der 10 % der Bewerber gerät, der zwar vollkommen extrovertiert, aber bei Akquisitionsaufgaben gänzliche Versager sind” (Sauter/Sauter 2017).

Dabei verbindet Erpenbeck “Intelligenz- und Persönlichkeitstests”. Zu beachten ist dabei, dass Erpenbeck die traditionelle Intelligenzauffassung meint, die sich stark verkürzt über Binet bis heute in einer Zahl, dem IQ, manifestiert. Darüber hinaus gibt es allerdings auch Intelligenz-Konstrukte, die eine etwas andere Auffassung von Intelligenz vertreten. Neben Sternberg, Salovay/Mayer etc. ist es auch Howard Gardner, der von Multiplen Intelligenzen spricht, die sich in den verschiedenen Kontexten einer (komplexen) Problemlösung zeigen, und somit zu Multiplen Kompetenzen werden. Diese so verstandenen Multiplen Kompetenzen können allerdings nicht direkt aus den Multiplen Intelligenzen in einer Ursache-Wirkung-Betrachtung abgeleitet und bestimmt werden.

Siehe dazu auch Rauner, der auf domänenspezifische Kompetenzen in Zusammenhang mit der Multiple Intelligenzen Theorie von Howard Gardner verweist (Blogbeitrag), Kompetenz und Intelligenz – eine Gegenüberstellung, und Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk.

Alle reden von “Lernen”, doch was versteht man heute darunter?

In unserem Blog habe ich schon mehrfach darauf hingewiesen, dass es wichtig ist zu klären, was unter “Lernen” zu verstehen ist. Siehe dazu beispielsweise Vom Lernen über das Lernmanagement zum Kompetenzmanagement in Unternehmen, und Vom Lernen über das Lernmanagement zum Kompetenzmanagement in Unternehmen. Die folgende Beschreibung von “Lernen” ist zwar schwere Kost, doch ist es möglich, dadurch den Begriff besser zu verstehen. Der eine oder andere wird möglicherweise verwundert sein, dass die Erläuterungen aus 2007 sind, doch haben Reimann/Rehn in ihrer Veröffentlichung aus 2022 ganz bewusst auf diese Quelle verwiesen. Eine gute Beschreibung von “Lernen” ist die Basis dafür, Lernen in den verschiedenen Kontexten – z.B. in Schulen, an Universitäten, Weiterbildungsorganisationen und Unternehmen – besser zu ermöglichen und zu unterstützen.

“Göhlich & Zirfas (2007, S. 17) formulieren als »Arbeitsbegriff des Lernens«:
»Lernen bezeichnet die Veränderungen von Selbst- und Weltverhältnissen sowie von Verhältnissen zu anderen, die nicht aufgrund von angeborenen Dispositionen, sondern aufgrund von zumindest basal reflektierten Erfahrungen erfolgen und die als dementsprechend begründbare Veränderungen von Handlungs- und Verhaltensmöglichkeiten, von Deutungs- und Interpretationsmustern und von Geschmacks- und Wertstrukturen vom Lernenden in seiner leiblichen Gesamtheit erlebbar sind; kurz gesagt: Lernen ist die erfahrungsreflexive, auf den Lernenden sich auswirkende Gewinnung von spezifischem Wissen und Können.« Lernen hat eine mentale Dimension mit kognitiven, emotionalen und motivationalen Momenten und eine physisch-leibliche Dimension; Lernen ist auf tätig-operativem Umgang mit einem Lerngegenstand beruhendes Verarbeiten von Erfahrungen mit dem Lerngegenstand; Lernen hat soziale Dimensionen mit interpersonalen, kollektiven und sozial-kulturellen Momenten und Lernen ist raum-zeitlich situiert und biographisch und lebensweltlich kontextualisiert.” (Rhein, R. (2022:27-28): Theorieperspektiven zur Grundlegung von Wissenschaftsdidaktik. In: Reinmann/Rhein (Hg.) (2022): Wissenschaftsdidaktik I. Einführung.)

Ich möchte hier nur auf zwei Aspekte (physisch-leibliche Dimension und soziale Dimension) eingehen (im Text von mir fett hervorgehoben), da diese beiden Punkte aktuell durch die starke Digitalisierung etwas untergehen. Gerade wenn es um komplexe Problemlösungen geht, sind die genannten Dimensionen wichtig, um das erforderliche implizite Wissen (Expertise) gemeinsam zu erschließen. Es kann sein, das z.B. Unternehmen diesen Wert durch eine zu starke und eindimensional geprägte Digitalisierung nicht nutzen, da reine Kostengründe im Vordergrund stehen. Es gibt sehr gute Gründe für die Digitalisierung, und es gibt sehr gute Gründe, die Digitalisierung angemessen zu nutzen.

In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Informationen zu den Lehrgängen und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.