Zimmermann, D. A. et al. (2006): Lernen im Prozess der Arbeit

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Der QUEM-Report Heft 98 (3.3 MB) enthält drei interessante Beiträge zu dem Thema “Lernen im Prozess der Arbeit”:

  1. Zimmermann, D. A.: Arbeits- und Lernkulturen im Rahmen von strategischer Ausrichtung, Kooperation und Lerninfrastrukturen, S. 7-56
  2. Pfeiffer, U.; Heimer, A.: Gestaltungsansätze selbstorganisierten Lernens in kleinen und mittelständischen Unternehmen, S. 57-88
  3. Wessels, J.; Kerlen, C.; Finke, I.: Erfolgreiche Strategien zur Optimierung des Wissenstransfers entlang der Wertschöpfungskette, S. 89-158

BMWI (2007): Wissensmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen und öffentlicher Verwaltung

wm-leitfaden-bmwi-2007-06.jpgDas Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat im Juni den Leitfaden Wissensmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen und öffentlicher Verwaltung (pdf, 3,41 MB) herausgebracht. Das Bundesministerium deutet mit dem Leitfaden darauf hin, dass sich kleine und  mittlere Unternehmen (aber auch die Verwaltungen) stärker mit den wissensbasierten Themen (Wissensmanagement und Wissensbilanz – Made in Germany) befassen sollen. Gut gefällt mir, dass man die aktuellen Begriffe klärt, Best Practices und laufende Projekte erwähnt, sowie darauf verweist, dass der Umgang mit der Ressource Wissen bei den Menschen ansetzen sollte. Nicht zuletzt freut es mich auch, dass die Vorgehensweise bei der Einführung von Wissensmanagement und die neuen Möglichkeiten des Web 2.0 erläutert werden. Ein wirklich gelungener Leitfaden, der den verschiedenen Initiativen wieder Rückenwind geben wird – und das ist gut so.

Ministerium für Wirtschaft Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2007): Leitfaden zur Erstellung einer Wissensbilanz in KMU (2. Auflage)

wissensbilanz-leitfaden-rp-2007.jpgDas Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz (was für ein Name…) hat die zweite Auflage des Leitfadens Wissen ist Zukunft – Wissensbilanz als strategisches Instrument des Mittelstands herausgebracht. Die Autoren beziehen sich dabei ausdrücklich auf den Leitfaden des Arbeitskreis Wissensbilanz und die dort veröffentlichte WB-Toolbox. Es erschließt sich daher nicht gleich jedem Leser, warum das Ministerium einen eigenen Leitfaden zur Erstellung der Wissensbilanz – Made in Germany herausgebracht hat. Dennoch findet man nützliche Tipps, die ich aus der praktischen Arbeit (Mitglied des Moderatorennetzwerks) bestätigen kann. Die umfangreiche Aufstellung von Erfolgfaktoren kann allerdings dazu verleiten, dass diese recht unkritisch übernommen werden. Hier (und auch an anderen Stellen) kommt es ganz besonders darauf an, dass der Prozess der Erarbeitung des Wissensbilanz – Made in Germany gut moderiert wird – ansonsten leidet die Qualität der Ergebnisse. Ich bin daher froh, dass die Autoren auch noch einmal darauf hinweisen, dass bei guter Vorarbeit, 2-3 Workshops (1 Tag pro Workshop) notwendig sind, um eine qualitativ hochwertige und aussagefähige Wissensbilanz – Made in Germany zu erarbeiten.

Multiple Intelligenzen und Fähigkeiten/Fertigkeiten, Lernstilen, Wissen, Kompetenz …

Teambesprechung09.jpgIn letzter Zeit werde ich immer wieder gefragt, ob Multiple Intelligenzen nicht einfach nur Fähigkeiten sind, oder mit Kompetenzen gleichzusetzen sind. Andere fragen, worin der Unterschied zu Lernstilen liegt, usw. Die Zusammehänge und Unterschiede hat Aissen-Crewett 1998 sehr schön zusammegefasst:

“Neben der ´Pluralisierung´ der Intelligenz besteht ein weiteres Verdienst von Gardners Intelligenztheorie in der ´Kontextualisierung´, das will sagen: in dem Postulat, Intelligenz nicht als eine isolierte Größe anzusehen, sondern die Intelligenzen in seinen sozialen und kulturellen Kontext zu stellen“ (Aissen-Crewett 1998:47). „Gardners Intelligenzbegriff ist auf die Kontextuierung angewiesen und ist damit eng mit Konzepten wie, Wissens- und Lerngebiet sowie kognitiver Stil, Arbeitsstil oder Lernstil verbunden, ohne mit diesen gleichgesetzt zu werden. Von den letzteren unterscheidet sich die Intelligenz vor allem dadurch, dass sie nach Gardner ein biologisches und psychologisches Potential darstellt (Gardner bezeichnet Intelligenz als ´bio-psychologisches Konstrukt´), wobei dieses Potential in der Lage ist, in Folge der erfahrungsmäßigen, kulturellen und motivationalen Faktoren, die auf einen Menschen einwirken, in größerem oder geringerem Ausmaß realisiert zu werden. Im Gegensatz hierzu ist ein Wissensgebiet ein organisiertes Set von Aktivitäten innerhalb einer Kultur, typischerweise charakterisiert durch ein spezielles Symbolsystem und seinen Begleitoperationen (…). Jedes Wissensgebiet kann durch den Einsatz unterschiedlicher Intelligenzen realisiert werden (…). Zwischen der Intelligenz einerseits und dem kognitiven Stil, dem Arbeitsstil oder dem Lernstil andererseits ergeben sich ebenso Probleme sowohl der Abgrenzung wie der Überlappung. Der Begriff des Stils bezeichnet in diesem Kontext eine allgemeine Zugriffsweise, die ein Mensch gleichermaßen auf jeden vorstellbaren Inhalt anwenden kann. Im Gegensatz hierzu ist die Intelligenz eine Fähigkeit, die mit einem spezifischen Inhalt (wie Musiklängen oder räumlichen Mustern) abgestimmt wird (…). Was bei Gardner nicht deutlich genug zum Ausdruck kommt: Wir sollten davon absehen, den Begriff der Intelligenz mit dem der Fähigkeit zu assoziieren, geschweige denn gleichzusetzen, wie wenn Intelligenz einen fixierten Set von Fähigkeiten bedeutet. Statt dessen sollten wir Intelligenz eher verstehen als die Fähigkeit, aus seinen Stärken ´Kapital zu schlagen´ und seine Schwächen zu kompensieren. Jeder Mensch verfügt über unterschiedliche Konfigurationen von Intelligenzen“ (ebd. 55-57).

Aissen-Crewett, M. (1998):Gardners Öffnung zur Vielfalt der Intelligenzen. In: Aissen-Crewett, M. (Hrsg.): Multiple Intelligenzen – Chancen und Herausforderungen für die Pädagogik, Potsdam, S. 45-68

Bélisle, C. (2007): eLearning and Intercultural dimensions of learning theories and teaching models

iat0102010a.jpgDas Fe-ConE-Projekt befasst sich mit den kulturellen Einflüssen auf Lernen. Der Artikel von Claire Bélisle beschreibt die Zusammenhänge und gibt wertvolle Hinweise auf interessante Quellen. Abstract: “When choosing to address learning goals within an eLearning environment, authors and educators need to become aware of hidden dimensions in their pedagogical activity. Cultural embeddedness applies to learning theories as much as teaching models. Reflecting on these dimensions and taking them into account in designing learning environments should result in facilitated intercultural learning and teaching.”

Wiley, D. A.; Edwards, E. K. (2002): Online self-organizing system: The decentralized future of online learning

PC.jpgDie beiden Autoren befassen sich in dem Artikel mit Selbstorganisationsprozessen in Onlinesystemen, was sie mit “Online Self-Organizing Social System” (OSOSS) beschreiben. In meiner Kritik zum Learning Objects Ansatz weise ich darauf hin, dass nicht die Objekte, sondern die Subjekte lernen. Daraus kann abgeleitet werden, dass in Zukunft eher der Kontext in dem Lernen ermöglicht werden sollte wichtig ist (Content is King, but Context rules). Berücksichtigt man weiterhin die Entwicklungen in der Kompetenzdebatte, wo es um die Selbstorganisationsdispositionen geht, so kann der Ansatz der beiden Autoren Wiley und Edwards durchaus weiter helfen. Auf Seite 10 findet man dazu folgenden Hinweis: “The most significant departure of the OSOSS from conventional learning objects approaches is that it relies on human beings to locate, assemble, and contextualize the resources.”.

OECD (2007): Giving Knowledge For Free. The emergence of open educational resources

Laptop202.jpgDie OECD hat ein interessantes Paper Giving Knowledge For Free herausgegeben. Darin wird die enorme Bedeutung von Open Educational Resources (OER) herausgestellt: “The open educational resource (OER) movement aims to break down […] barriers and to encourage and enable freely sharing content.” Open Source, Open Content, Open Innovation, Open Culture usw. deuten schon auf die Erweiterung des Ermöglichungsraumes in vielen Bereichen hin. Ich verwende hier absichtlich den Begriff “ermöglichen”, da es in der heutigen Zeit darauf ankommt, Lernprozesse zu ermöglichen und nicht zu diktieren. Vom Lehren zum Lernen, vom Vermitteln zum Aneignen – eben von der Erzeugungsdidaktik zur Ermöglichungsdidaktik. Diese Überlegungen deuten schon darauf hin, dass der Titel nicht passend ist: Giving Knowledge For Free ist deshalb unglücklich, da man kein Wissen gibt, sondern zunächst Daten/Informationen, die dann beim Individuum, bzw. in Organisationen eine Wissenskonstruktion ermöglicht (Konstruktivismus). Der Unterschied sollte bei der Diskussion um die technologischen Möglichkeiten (ob Open Soure oder “Closed” Source) beachtet werden, wenn man über Wissen spricht (Siehe dazu auch den Blogbeitrag Kann man Wissen vermitteln?).

ProWis: Wissensmanagement-Lösungsbox

Handwerker.jpgDas Projekt ProWis (Prozessorientiertes und -integriertes Wissensmanagement in KMU) listet in seiner Wissensmanagement-Lösungsbox viele Methoden auf, die eingesetzt werden können. Eine gute Idee. Ich frage mich nur, warum man nicht die sehr ausführliche Toolbox aus CEN/ISSS (2004): EU-Leitfaden zu Wissensmanagement in KMU (3,26 MB) benutzt. Dieser Leitfaden orientiert sind an europäischen Konzepten und enthält viele interessante Hinweise. Unter anderem ab Seite 70 die empfohlenen Tools, die den Wissenskernaktivitäten zugeordnet sind. Aus meiner Sicht müssen hier noch zusätzlich die neuen Web 2.0-Tools mit berücksichtigt werden.

Faktor Mensch entscheidet

segeln.jpgJochen Schümann hat in seinem Artikel Faktor Mensch entscheidet (DIE WELT vom 25.06.2007) darauf hingeweisen, wie wichtig der Mensch auch in einem hochtechnisierten Umfeld ist (America´s Cup). Obwohl im Vorfeld des Wettbewerbs häufig über die technologischen Entwicklungen der verschiedenen Teams gesprochen und geschrieben wird, kommt Schümann in seiner Analyse zu folgendem Fazit: “Am Ende sind es immer die Menschen, die für den entscheidenden Unterschied sorgen”. Nicht nur diese Erkenntnis ist beachtenswert, sondern auch der Hinweis, dass gerade das Team, das nicht auf eine einzige Person fokussiert ist, das bessere Team ist: “Auch die Deutschen sind an der Konzeption von zuviel Macht auf eine Person gescheitert.”

Insel.jpgIch höre schon manche Führungskräfte sagen: Was hat ein Segelwettbewerb mit einem Unternehmen zu tun? Antwort: Sehr viel, denn die Metapher, ein Unternehmen als Segelschiff in turbulentem Umfeld zu verstehen ist besser, als ein Unternehmen noch als Maschine zu interpretieren. Diese unterschiedlichen Metapher zeigen die unterschiedlichen Unternehmenskulturen auf, die zu Subkulturen, zu einem eigenen Sprachgebrauch und zu einem unterschiedlichen Umgang mit Menschen führen. Bei der Maschinen-Metapher, sind Menschen wie austauschbare Teile zu managen. Bei der Segelschiff-Metapher, kommt es auf ein sehr gut zusammengesetztes Team, und damit auf jeden einzelnen Menschen an. Die Änderung des Unternehmensbildes (Transformation von Deutungsmuster) würde einen individuellen und organisationalen Lernprozess bedeuten.