Personales Wissen und organisationales Wissen intelligent vernetzen

Wie Sie der Grafik entnehmen können, stellt Willke (2003) dem personalen Wissen (Laien, Facharbeiter, klassische Professionen, Experten) ein eher organisationales Wissen gegenüber, das auf individueller und systemischer Ebene Expertise darstellt. Die Vernetzung des Wissens von Experten in z.B. Projekten ist somit ein wichtiges Kennzeichen moderner Organisationsformen. Bezeichnend ist weiterhin, dass Willke dabei ausdrücklich auch den Intelligenzbegriff mit einbezieht. Allerdings wird hier der IQ erwähnt. Wie Sie wissen, würde ich diesen Ansatz etwas erweitern…. Siehe Multiple Intelligenzen und Multiple Kompetenzen.

Das EU-Projekt IN PATH befasst sich mit den Möglichkeiten der Multiple Intelligenzen Theorie

Das EU-Projekt IN PATH befasst sich von 2011 bis 2013 mit den Möglichkeiten der Multiple Intelligenzen Theorie. Der deutsche Partner in dem Projekt ist das Institut für Lern-Innovation an der Universität Erlangen. Es wird ein Handbuch entwickelt, das “unterschiedliche Berufsgruppen (Sozialarbeit, Erwachsenenbildung, Arbeitsamt, etc.) darin unterstützen [soll], die Fähigkeiten ihrer Klienten identifizieren und stärken zu können.” Es freut mich sehr, dass es zur Multiple Intelligenzen Theorie weitere EU-Projekte gibt. Das von mir initiierte und von 2004-2006 durchgeführte EU-Projekt MIAPP hatte sich das Ziel gesetzt, einen generellen Überblick zur Anwendung der Multiple Intelligenzen Theorie in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen zu erarbeiten. Ich bin sehr gespannt, wie das angesprochene Handbuch des EU-Projekts IN PATH aussehen wird. Anfnag 2013 werde ich es mir ansehen können… Siehe dazu auch Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk.

Wen interessiert schon die Lerngeschwindigkeit?

In der heutigen Welt kommt es darauf an, Informationen schnell und zielgerichtet zu verarbeiten und in Handlungen umzusetzen. Der Lernprozess als elementarer Bestandteil der Kompetenzentwicklung wird allerdings von Führungskräften in den Unternehmen kaum beachtet. Welche Führungskraft (Manager?) weiss schon, wie seine Mitarbeiter lernen? Die Personalakte zeigt nur, was gelernt wurde, nicht wie gelernt wurde. Durch die Halbwertszeiten des Wissens wird allerdings deutlich, dass nicht das WAS entscheidend ist, sondern das WIE. Manager sollten wissen, wie ihre Mitarbeiter lernen, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, dieses Lernen zu beschleunigen (zu unterstützen). Es ist schon seltsam, dass dieser zentrale Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit in den Unternehmen so vernachässigt wird.

Arbeitsweltbezogenes Handeln, Intelligenz und Kompetenz

Das arbeitsweltbezogene Handeln stellt immer höhere Anforderungen an Unternehmen und Mitarbeiter. Wobei es gerade die Mitarbeiter sind, die die mit Interaktionsarbeit verbundene Unsicherheit bewältigen können. Durch eine Entgrenzung des Intelligenzkonstrukts führt in diesem Zusammenhang zu einem besseren Verständnis von Intelligenz und Kompetenz. Freund (2011:8): “Die Triarchische Theorie (vgl. Sternberg 1984/1985) und die Multiple Intelligenzen Theorie (vgl. Gardner 1983/1993) sind auch dazu geeignet, Brücken zwischen den verschiedenen Ansätzen der Intelligenzforschung zu schlagen, und dem arbeitsweltbezogenen Handeln mit seiner Kontextabhängigkeit und Komplexität gerecht zu werden (vgl. Jez 2005:54). Beide Theorien integrieren damit bisher disparate Forschungsergebnisse und Theorien, wodurch sich ein neuer Rahmen für ein besseres Verständnis von menschlicher Intelligenz und Kompetenz ergeben kann (vgl. Kail/Pellegrino 1988:166).”

Anmerkungen zur 3sat-Sendung “Schwärme. Über kollektive Intelligenz”

Gestern Abend habe ich mir in 3sat die Sendung Schwärme. Über kollektive Intelligenz angesehen, obwohl das Thema schon vor einem Jahr in einer Sendung ausführlich beleuchtet wurde… Der gut vorbereitete Moderator hatte sich kompetente Gäste eingeladen: Die Informatikerin Constanze Kurz, den Verhaltensbiologen und Schwarmforscher Jens Krause und den Literaturwissenschaftler Niels Weber. Darüber hinaus wurden kleine Filme gezeigt, die verschiedene Aspekte des Phänomens Schwarmintelligenz beleuchteten. Der häufig benutzte Begriff der Intelligenz wurde für den diskutierten Zusammenhang allerdings nicht ausreichend geklärt, was zu Mißverständnissen führte. Letztendlich habe ich mich gefragt, warum kein Sozialwissenschaftler anwesend war (nur in Filmausschnitten erwähnt), denn es ging auch um die Frage, ob die Erkenntnisse aus der Soziobiologie auf den Menschen mit seinen sozialen Interaktionen übertragbar sind. In den Gesprächen kamen immer wieder Formulierungen vor wie “unter bestimmten Bedingungen übertragbar”, “teilweise übertragbar” oder ähnliches. Möglicherweise liegt es an den Besonderheiten von komplexen sozialen Systemen:

“Das ´sowohl – als auch´ von absichtsvollem Verhalten und Unvorhersehbarem macht allerdings nur komplexe soziale Systeme aus (vgl. Czada/Schimank 2000:39, Hervorhebungen im Original, vgl. dazu auch Mayntz 1998:12, Güth/Kliemt 2009:14), daher sind naturwissenschaftliche Modelle nur auf einen kleinen Bereich sozialer Phänomene  anwendbar, bei denen keine Gestaltungsaktivitäten vorkommen (vgl. Czada/Schimank 2000:37, Haken 2006:3)” (Freund 2011:29-30).

Siehe dazu zum Beispiel Open Innovation, Crowdsourcing, Schwarmintelligenz usw. oder einfach nur Soziologie?, Bonabeau/Meyer (2010): Swarm Intelligence – A Whole New Way To Think About Business, Schwarmintelligenz: Sonderheft 08/2007 des National Geograhic, IQ aus Sicht der Komplexitätsforschung, Aulinger (2006): Kollektive Intelligenz – Zugänge zur Intelligenz der vielen Unverbundenen

Internet-Präsentation meines Buches im Online-Katalog des Verlags Dr. Kovac in Hamburg

Soeben wurde die Internet-Präsentation meines Buches im Online-Katalog des Verlags Dr. Kovac in Hamburg veröffentlicht. Das Buch selbst wird in 3-4 Wochen auf dem Markt sein:

Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk. Verlag Dr. Kovac, Hamburg, 244 Seiten. ISBN: 978-3-8300-5720-8.

Der Strukturbruch zwischen der ersten und zweiten Moderne (Reflexive Modernisierung) zeichnet sich durch Kontingenzzuwachs, nicht-intendierte Nebenfolgen und einer Krise der Rationalitätsunterstellungen aus. Die Auswirkungen wie Flexibilisierung, Entgrenzung und Subjektivierung von Arbeit sind dabei wesentliche Bausteine neuer Strategien zur Bewältigung von Unbestimmtheit. Modernisierung stellt sich in diesem Zusammenhang als Umgang mit Entscheidungen unter vielfältigen Ungewiss­heits­bedingungen dar, und wird somit zum Handlungsproblem auf allen Ebenen (Individuum, Gruppe, Organisation, Netzwerk). Es geht dabei nicht darum, Ungewissheit zu beherrschen oder zu verdrängen, sondern Ungewissheit zu akzeptieren und zu lernen, in allen Bereichen damit umzugehen.

Die Bewältigung solch realer Arbeitssituationen ist entscheidendes Kriterium eines modernen Kompetenzbegriffs. So verstandene Kompe­tenzen sind dann auch entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit von Organisationen, die vor der Frage stehen, wie der Umgang mit Unbestimmtheit auf allen Ebenen (Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk) zielgerichtet bewältigt werden kann.

Das hier vorgestellte Konzept der Multiplen Kompetenz basiert auf dem Systemmodell der Multiplen Intelligenz, berücksichtigt sowohl subjektive Leistungsvoraussetzungen als auch objektive Kompetenzanforderungen und ist dadurch anschlussfähig zu aktuellen Erkenntnissen der Arbeits­situations­analyse. Mit dem Konzept der Multiplen Kompetenz als Emergenzphänomen wird ein Rahmen für ein modernes und ebenen­übergreifendes Kompetenzmanagement aufgezeigt.

Braucht Open Innovation aufgeschlossene Menschen mit emotionaler Intelligenz?

Ja, denn immerhin findet sich dieser Hinweis in den Zehn Voraussetzungen für eine erfolgreiche Open Innovation Kultur (entnommen aus dem Buch von Lindegaard). Ich möchte diesen Ansatz noch ein wenig erweitern und argumentieren, dass Mitarbeiter nicht nur emotionale Intelligenz, sondern multiple Intelligenzen benötigen, um diese dann als multiple Kompetenzen in einer komplexen Problemlösung einzubringen. Dieses Wechselspiel zwischen multiplen Intelligenzen als subjektive Leistungsvoraussetzung und objektiven Kompetenzanforderungen ist die Basis für das Konzept der multiplen Kompetenz als Emergenzphänomen auf den Ebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk (Freund 2011). Siehe dazu (Veröffentlichungen):

Freund, R. (2009): Multiple Competencies in Open Innovation Business Model. MCPC2009, 5th World Conference on Mass Customization and Personalization, 04.-08.10.2009, Helsinki, Finland

Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk. Dissertation, Verlag Dr. Kovac. Das Buch wird in die wissenschaftiche Reihe Wandlungsprozesse in Industrie- und Dienstleistungsberufen und moderne Lernwelten. Schriftenreihe des Graduiertenkollegs der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg von Prof. Dr. Bernd Dewe aufgenommen. Veröffentlichung im September 2011.

Intelligenz: Bewusst und messbar?

Dazu möchte ich noch einmal auf folgende Zusammenhänge hinweisen: “Häufig ist die Intelligenz ohne bewusstes Denken am Werk. Tatsächlich ist die Großhirnrinde, in der die Flamme des Bewusstseins leuchtet, ebenso angefüllt mit unbewussten Prozessen wie die älteren Teile unseres Gehirns. Es ist ein Irrtum anzunehmen, Intelligenz sei zwangsläufig bewusst und hänge nur mit Überlegung zusammen.” (Gigerenzer 2007:24). Dabei verweist der Autor zusätzlich noch in den Anmerkungen auf folgende Zusammenhänge: “Sogar wenn es um emotionale Intelligenz geht, herrscht noch die Ansicht vor, man könne sie messen, indem man Fragen stellt, die das deklarative Wissen betreffen” (ebd.:244). Gigerenzer sieht Bauchentscheidungen als die Intelligenz des Unbewussten an und kritisiert damit deutlich jeden Versuch, solche komplexen Prozesse mit einfachen Messverfahren gerecht zu werden. Siehe dazu auch Multiple Intelligenzen.

Gastvortrag am 25.07.2011 an der TU Dortmund: “Wie kann man Kundeninteraktion mithilfe des Konzeptes der multiplen Kompetenzen verbessern?”

Auf Einladung des Lehrstuhls für Marketing und der Juniorprofessur für Marketing der TU Dortmund werde ich am 25.07.2011 einen Gastvortrag zu folgendem Thema halten: “Wie kann man Kundeninteraktion mithilfe des Konzeptes der multiplen Kompetenzen verbessern?”. Ich werde zunächst Kernelemente eines Papers erläutern, das ich in diesem Zusammenhang auf der MCPC 2007 am MIT in den USA vorgestellt habe. Anschließend gehe ich auf Weiterentwicklungen des Ansatzes ein. Abschließend werden sich bestimmt angeregte Diskussionen ergeben – ich bin gespannt. Der Vortrag findet am 25.07.2011 von 16:30-18:00 Uhr im Gebäude Chemie 1, Raum C1-06-777 statt.