Chen/Moran/Gardner (Eds.) (2009): Multiple Intelligences around the world

Das neue Buch Chen/Moran/Gardner (Eds.): Multiple Intelligences around the world ist soeben veröffentlicht worden. In dem Buch erläutert Howard Gardner zunächst die Geschichte der Multiple Intelligenzen Theorie, wobei er auch auf die vorhandenen Fehlinterpretationen eingeht. Klicken Sie doch einfach auf den angegebenen Link und blättern Sie in den ersten Seiten des Buchs, Sie werden dort einige interessante Informationen finden. Die Multiple Intelligenzen Theorie ist weltweit beachtet und umgesetzt worden, dennoch: Da sie eine Erweiterung des vorherrschenden Intelligenz-Konstrukts “Intelligenz-Quotient” vorschlägt ist klar, dass aus dieser Ecke starke Kritik an der Multiplen Intelligenzen Theorie kommt. Entscheidend wird sein, welcher Ansatz eine bessere Passung zu allen anderen Debatten (Wissensdebatte, Kompetenzdebatte, usw.) bietet. In meiner Dissertation analysiere ich beispielsweise das Konzept der Multiplen Kompetenz, das sich auf die Multiple Intelligenzen Theorie stützt. Auch in dem von mir initiierten EU-Projekt MIapp (2004-2006) konnten wir zeigen, dass die Multiple Intelligenzen Theorie in Europa von vielen Schulen, aber auch von Unternehmen (Danfoss Universe) umgesetzt wird. In Deutschland zeigt die von mir angefangene MI-Map (Karte) verschiedenen Aktivitäten. Mal sehen, was sich in den kommenden Jahren noch so alles bewegen wird…

Kennen Sie Ihren Lernstil?

Lernen ist wichtig, doch wissen Sie, wie Sie lernen, bzw. welchen Lernstil Sie haben? Privat- personen, aber auch Unternehmen, wissen häufig nur, was gelernt wurde (werden sollte), allerdings nicht, wie gelernt wurde. Oftmals muss ich feststellen, dass Unternehmen hier Potential verschenken. Was wäre, wenn Führungskräfte wüssten, wie ihre Mitarbeiter lernen…? Kann man den Lernstil online testen? Prof. Röll ist der Meinung, dass es durchaus Sinn macht, seine Lernstilpräferenzen online zu analysieren: Lernstil-Test online. Dabei wird zwischen Typen unterschieden (Siehe Grafik). Ich stelle mir nur die Frage: Wenn lernen situiert ist, muss denn dann nicht auch der Kontext in dem der Lernenprozess abläuft berücksichtigt werden? Der Begriff des Stils bezeichnet nach Aissen-Crewett (1998) eine generelle Zugriffsweise, wobei Multiple Intelligenzen eher den Umgang mit spezifischen Inhalten meint – somit kontextspezifischer ist. Siehe dazu ausführlicher Multiple Intelligenzen und Fähigkeiten/Fertigkeiten, Lernstilen, Wissen, Kompetenz

Kritik am Wertansatz der Kultur: Die Beziehung von Werten und Normen

Vor der Bundestagswahl, aber auch vor anderen Wahlen, kommen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Ecken Standpunkte zur Rolle der Kultur – manche sprechen sogar von einer Art “Leitkultur”. Dieser Ansatz unterstellt, dass Kultur handlungsleitend sein kann. Das klingt auch zunächst logisch und schlüssig… doch es gibt dagegen auch erhebliche Bedenken. Swidler (1986) führt dazu aus: “Das herrschende Modell, das benutzt wird, um die Wirkungen von Kultur auf das Handeln zu verstehen, ist grundlegend irreführend. Es nimmt an, daß Kultur das Handeln formt, indem sie höchste Ziele oder Werte, an denen sich das Handeln ausrichtet, zur Verfügung stellt, was die Werte zum zentralen, kausalen Element von Kultur macht”. In die gleiche Richtung argumentiert DiMaggio (1997) und ergänzt: “Wenn wir anerkennen, dass Kultur inkonsistent ist… wird es entscheidend, Einheiten für Kulturanalysen zu identifizieren und die Aufmerksamkeit auf die Beziehungen zwischen diesen zu richten. In der Folge sind unsere Ergebnisse nicht länger Indikatoren einer latenten Variable (Kultur)”. Beide Quellen argumentieren gegen eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Kultur und einem Handeln, das auf Kultur zurückzuführen ist. Kultur ist wie so viele andere Begriffe auch ein Konstrukt, das gerne auf eine vereinfachende Formel gebracht wird, um Stammtische vor Wahlen zu bedienen. Dieser Reduktionismus der komplexen Zusammenhänge ist nicht förderlich, und sollte unterlassen werden (Komplexität) Genau so wie es unsinnig ist, Unternehmen auf eine Zahl zu reduzieren (Shareholder-Value) oder Intelligenz in einer Zahl zu beschreiben (Intelligenz-Quotient:IQ) ist es auch nicht mehr zeitgemäß Kultur auf eine handlungsleitende Dimension zu reduzieren. Konzentrieren wir uns in der Debatte um den Begriff Kultur darauf anzuerkennen (wie DiMaggio es nennt), “dass Kultur inkonsistent ist”. Daraus ergeben sich natürlich viele neue Perspektiven, die manchen Politikern nicht gefallen werden, allerdings der komplexen Wirklichkeit eher entsprechen, als dumpfe Stammtischparolen…

Gedanken zum Problemlösen

Probleme lösen zu können ist für uns persönlich, aber auch für Unternehmen wichtig. In letzter Zeit fällt allerdings auf, dass der Begriff “Problemlösen” unterschiedlich verwendet wird. Funke unterscheidet dazu das einfache Problemlösen (Simple Problem Solving) und das komplexe Problemlösen (complex problem solving). Beim einfachen Problemlösen sind Ist- und Soll-Zustand gut beschreibbar. Durch planbares Vorgehen ist der Soll-Zustand dann mehr oder weniger gut erreichbar. Komplexes Problemlösen ist anders, denn die Ausgangszustände sind nicht so eindeutig beschreibbar und auch der Weg zum Ziel ist vielfältig und schwierig. Bamberger/Wrona (2000:6) formulieren das so: “Sie stellen Entscheidungen unter Unsicherheit dar und werden auch als sog. Multi-Kontext-Probleme derart bezeichnet, dass sie in unterschiedlichen, jeweils aktorspezifischen Kontexten definiert bzw. expliziert werden“. Die Gesamtsituation kann man als komplex bezeichnen. Komplexität begegnet man mit Selsbtorganisation – die Fähigkeit zur Selbstorganisation ist somit ein Kernelement komplexen Problemlösens. Damit sind wir allerdings auch schon beim Begriff “Kompetenz”, den Erpenbeck als Selbstorganisationsdisposition beschreibt. Berücksichtigt man weiterhin, dass Problemlösen auch mit Intelligenz in Verbindung gebracht wird, so stellt sich die Frage, wie Intelligenz mit Problemlösen zusammenhängt. Ceci und Kollegen haben herausgefunden, dass es keine Korrelation zwischen dem komplexen Probelemlösen und dem IQ gibt (vgl. dazu auch Funke). Was es allerdings gibt, ist eine Verbindung zwischen Multiplen Intelligenzen und dem komplexen Problemlösen (Ceci, Funke). Es scheint so zu sein, dass die Multiple Intelligenzen Theorie eher in der Lage ist, komplexes Problemlösen zu ermöglichen und zu unterstützen. Diesen Gedanken greife ich in meiner Dissertation (Promotionsvorhaben) auf. Siehe dazu auch Intelligenz-Quotient (IQ) aus Sicht der Komplexitätsforschung oder Psychologie der Kreativität oder Alfred Binet – oder der erste Intelligenztest der Welt

Was sind eigentlich die Erfolgsfaktoren von Netzwerken?

Wir leben in einer vernetzten Welt – klar. Alle sind Netzwerker – logisch. Beziehungsnetzwerke schaden nur dem, der keine hat – natürlich. Doch was sind die Erfolgfaktoren von Netzwerken? Bei Denison/Grohmann (2009:431) werden folgende Punkte genannt: Vertrauen zwischen den Mitgliedern, Reziprozität, Homogenität der Mitglieder innerhalb eines Netwerks, Unterstützung der Mitglieder untereinander, Commitment zum Netzwerk und weitere Rahmenbedingeungen wie optimale Größe und Stabilität. Zu allen Punkten kann die Multiple Intelligenzen Theorie einen Beitrag leisten. Beispielsweise beschreibt Joyce Martin (2006) in einem Artikel den Zusammenhang zwischen der Multiple Intelligenzen Theorie und Vertrauen. Siehe dazu auch Es gibt kaum noch eindeutige Grenzen von Unternehmen, warum nur? oder Analyse informeller Kommunikationsnetzwerke

Gardner´s Theorie der Multiplen Intelligenzen

Das Video Gardner´s Theory of Multple Intelligences wurde von Christel Warren am 21.05.2008 bei Youtube eingestellt. In der Zwischenzeit gibt es dort sehr viele Videos zu Multiple Intelligenzen – ganz im Sinne von Gardner, der einen multiplen Einstieg in Inhalte empfiehlt. Das Video ist ein schönes Beispiel dafür, wie man ein Thema (Content) mit Hilfe moderner Technologien an Interessenten heranführen kann. Die Multiplen Intelligenzen kommen in den verschiedenen Domänen zum Ausdruck – ein Beispiel: Beim Musizieren kommt nicht nur die musikalische Intelligenz, sondern auch die kinästhetische Intelligenz usw. zum Ausdruck. Es gibt an dieser Stelle häufig Mißverständnisse zur Multiple Intelligenzen Theorie, die dann auch zu berechtigter Kritik geführt hat. Dennoch kann man weltweit feststellen, dass die Multiple Intelligenzen Theorie durchaus als alternatives Deutungsmuster zum klassischen IQ ist. Siehe dazu auch IQ aus Sicht der Komplexitätsforschung oder Über den Unsinn von Intelligenztests.

Kann ein Unternehmen sterben?

In den Medien liest man häufig Sätze wie “Mit General Motors stirbt …”. Mit solchen Sätzen rückt man ein technologisch orientiertes Unternehmen sprachlich eng an ein Lebewesen. Wie kommt es, dass Unternehmen in Krisenzeiten wie Lebewesen betrachtet werden (sollen), in Boomzeiten allerdings Begriffe wie Stakeholder-Value und “Führen nach Zahlen” gebräuchlich sind? Weiche Faktoren wie Emotionen von Kunden und Mitarbeitern werden in den traditionellen ökonomischen Theorien wenig beachtet, denn es regiert ja die Welt der Zahlen: If you cannot measure it, you can not mange it. Diese Welt hat allerdings bei der Vorhersage der aktuellen Marktsituation kläglich versagt. Nicht nur Alkerhof/Shiller (2009) beschreiben diese Zusammenhänge deutlich. Die heutige Managergeneration sollte sich nicht nur in Krisenzeiten bewusst machen, dass Kunden, Mitarbeiter, Unternehmen usw. soziale Systeme sind, die nicht so einfach wie triviale Maschinen “gemanaged” werden können: Die Metapher vom Unternehmen als Maschine hat ausgedient. Lebende Systeme existieren in einem turbulenten, komplexen Umfeld mit Hilfe der Selbstorganisation (Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition). Weiterhin kommt es im Zusammenspiel der jeweiligen Systeme zu emergenten Phänomenen. Diese Zusammenhänge zu durchdringen ist nicht leicht und fordert von Managern, sich inteniver mit diesen Entwicklungen zu befassen. Das allerdings passt nicht zusammen mit dem ewigen K(r)ampf mit den beliebten Quartalszahlen…

Von Bridge zu Poker: Eine Akzentverschiebung die auch im Wirtschaftsleben zu erkennen ist

Bei Akerlof/Shiller (2009:69) findet man einen interessanten Hinweis darauf, dass der Trend zum Pokerspiel durchaus auch im Wirtschaftsleben seine Entsprechung hat: “Heute, anfangs des 21. Jahrhunderts, geht die Beliebtheit von Bridge immer weiter zurück. Nun gilt es als Spiel für ältere Leute; unter den Jungen hat es nur wenige Anhänger. Im Gegensatz dazu hat sich in den letzten Jahren das Pokerspiel, insbesondere in seiner modernen Variante namens Texas hold’em, sprunghaft verbreitet. Poker spielt jeder für sich allein, und entscheidend für den Erfolg ist das Geschick bei der Täuschung der Mitspieler, die gekonnte Zurschaustellung des ´Poker Face´. Und nicht zuletzt wird Poker im Allgemeinen um Geld gespielt. Selbstverständlich ist uns klar, dass möglicherweise gar keine Verbindung existiert zwischen dem, was an den Spieltischen einerseits und in der Wirtschaft andererseits passiert. Doch wenn in Kartenspielen, die von Millionen Menschen gespielt werden, Täuschung zum beherrschenden Moment wird, wäre es dann nicht naiv zu glauben, solche Akzentverschiebungen seien in der Geschäftswelt ausgeschlossen?” Ein interessanter Hinweis darauf, dass “(…) Wirtschaftskrisen in erster Linie von einem Wandel der Denkmuster verursacht werden” (ebd:21. Diese Zusammenhänge sind allerdings dem gängigen ökonomischen Denken fremd…

Soziale und psychologische Zusammenhänge rücken stärker in den Fokus der ökonomischen Forschung

Die Psychologie ist ein entscheidendes Element der Wirtschaft. Viele wissen das, andere wiederum vermuten es. Die aktuelle Krise weist deutlich darauf hin, dass der Mensch kein rein rational handelndes Subjekt ist – kein homo oeconomicus. Das Buch Akerlof/Shiller (2009): Animal Spirits: How Human Psychology Drives The Economy, and Why It Matters For Global Capitalism beschreibt diese Zusammenhänge. Shiller hatte als einer der wenigen Fachleute den Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes vorhergesehen, indem er Muster beobachtet hat. In dem Artikel Robert Shiller entdeckt den Instinkt (FTD vom 11.05.2009) erläutern Hubert Beyerle und Martin Kaelble die Denkansätze des Yale-Professors Robert Shiller: ” Soziale und psychologische Mechanismen der Ausbreitung von wirtschaftlichen Trends rücken in den Fokus der ökonomischen Forschung”. Viele Forscher stehen jetzt vor der Aufgabe, soziale und psychologische Elemente in ihre Theorien und Modelle zu integrieren, denn die bisherigen Modelle haben sich in der Realität nicht bewährt. Die sogenannte Finanzmarktkrise entpuppt sich immer mehr als eine Krise des Denkens. Siehe dazu auch Geld regiert nicht die Welt, sondern … und Wirtschaftswissenschaften beachten zu wenig die weichen, psychologischen Faktoren oder auch Multiple Inteligenzen in Bildung und Beruf

Stundenplan von 1906/1907: Geändert hat sich bis heute (fast) nichts

Ein Stundenplan aus dem Jahr 1906/1907 zeigt, dass sich nach über 100 Jahren Reformen im Bildungswesen (fast) nichts geändert hat. Wir haben heute immer noch getaktete Schulstunden und trennen wichtige Inhalte voneinander. Im (Berufs-) Leben kommt es aber immer mehr darauf an, alles miteinander zu verbinden – zu vernetzen – und selbstorganisiert Probleme zu lösen. Der getaktete Stundenplan ist ein Symbol für ein Bildungssystem, das einer Entwicklung zur wissensbasierten Gesellschaft entgegen steht, da die Trennung von Themengebieten die Konstruktion von Wissen einschränkt. Die Schaffung von neuem Wissen ist allerdings Vorausestzung für die Wissensnutzung – für Innovationen. “Every time I pass a jailhouse or a school, I feel sorry for the people inside” (Quelle). Der Satz stimmt mich nachdenklich – Sie auch? Siehe dazu auch Multiple Intelligenzen