Von Business Intelligence zu intelligentem Business

In dem Blogbeitrag von Marc McDonald (2010): Without the Business in Business Intelligence, BI is Dead! bezieht sich der Autor auf die 2010 Gartner Excecutive Program CIO Survey, in der Business Intelligence 2009 auf Platz 5 abgerutscht ist. McDonald weist darauf hin, dass die reine Technologie-Fokussierung nicht mehr ausreicht. Dem kann ich nur zustimmen. Es wird Zeit, Business Intelligence zu einem intelligenten Business weiter zu entwicklen. Wie schon in anderen Beiträgen von mir erläutert, habe ich manchmal das Gefühl, dass wir von intelligenten Produkten/Technologien usw. sprechen, allerdings dumme Menschen/Kunden unterstellen. Ziehen wir den Rahmen etwas weiter und Fragen uns, was intelligentes Business ausmacht. Dazu gehören natürlich intelligente Menschen/Kunden, intelligente Organisationen usw. Nur die entscheidende Frage ist: Was wird in diesem Business unter Intelligenz verstanden? Ist es der Klassiker, der Intelligenz-Quotient, oder sind etwas Intelligenzkonstrukte, die den Intelligenzbegriff erweitern: Multiple Intelligenzen?  Die Beantwortung der Frage entscheidet, wie intelligentes Business ausgefüllt und umgesetzt werden sollte. Siehe dazu auch: Was macht eine intelligente Organisation aus?

FG Berufsbildungsforschung (2009): Berufliche Kompetenzen messen

In dem Zwischenbericht der FG Berufsbildungsforschung (2009): Berufliche Kompetenzen messen geht es um das Projekt KOMET der Bundesländer Bremen und Hessen. Die Autoren skizzieren einen Begründungsrahmen für ein zeitgemäßes Kompetenzmodell. Auf Seite 6 werden vier Eckpunkte genannt. Im ersten Punkt wird gleich auf die Arbeiten von Howard Gardner zur Multiple Intelligenzen Theorie verwiesen. Es zeigt sich auch hier wieder die enge Verbindung zwischen Intelligenz- und Kompetenzdebatte. Siehe dazu auch Multiple Kompetenzen.

Multiple Intelligences Institute und das MI World Symposium

Für die Koordination der weltweiten Aktivitäten zur Multiple Intelligenzen Thorie gibt es nun das Multiple Intelligences Institute: “The Multiple Intelligences (MI) Institute is committed to the understanding and application of Multiple Intelligences Theory in educational settings, from pre-school through adult education.”

Darüber hinaus wird es in 2010 das MI World Syposium vom in Peking (30.05.-01-06.2010) und in Singapur (03.-04.06.2010) geben: “The MI Institute will hold its inaugural MI World Symposium in 2010 in two cities: Beijing between May 30-June 1, 2010 and Singapore between June 3-4, 2010.  Presenters (including Howard Gardner) will represent MI practices (…).”

Rede und Gegenrede zur ´Informationsflut´ in der Gesellschaft

Am 16.11.2009 erschien bei SPIEGELONLINE der Beitrag Mein Kopf kommt nicht mehr mit von Frank Schirrmacher, der sich auf sein Buch Schirrmacher, F. (2009): Payback bezieht. Es geht Frank Schirrmacher darum aufzuzeigen, dass uns die vielen (unnötigen) Informationen wohl “auffressen”.  In dem genannten SPIEGELONLINE-Beitrag liest man auch: “Darunter gibt es unendlich viel Trash, aber auch unzählige Gedanken und Erkenntnisse, die nach unserem bisherigen Verständnis von Intelligenz jedermann angehen und interessieren müssten.” Möglicherweise ist unser bisheriges Verständnis von Intelligenz nicht mehr passend zu den Entwicklungen? Ist es wirklich intelligent, sich jeden auch noch so irrwitzigen Gedanken, jede auch noch so irrwitzige Information anzueignen und daraus Wissen zu konstruieren? Der Mensch existiert nur dadurch, dass er die unendliche Daten- und Informationsmenge reduziert und dadurch Komplexität handhabbar macht. Lassen wir es also zu, dass es viel mehr Daten, Informationen und Wissen gibt, dass wir nicht aufnehmen können. Na und? Genau an dieser Stelle setzt die Gegenrede von Sascha Lobo an, der in dem heute auf SPIEGELONLINE erschienenen Beitrag Die bedrohte Elite einen Gegenentwurf erläutert, der aus meiner Sicht die Kernpunkte eines etwas anderen Deutungsmusters darstellt. Ich kann Sascha Lobo nur zustimmen, wenn er schreibt: “Es tut uns gut, von unserem hohem Ross herabzusteigen”. Es ist erfrischend und zeigt von einem wohl verstandenen Journalismus, dass SPIEGELONLINE Rede (Frank Schirrmacher) und Gegenrede (Sascha Lobo) relativ zeitnah veröffentlicht hat und uns allen damit die Gelegenheit gibt, unsere eigene Meinung daraus zu bilden. Danke. Was letztendlich allerdings nicht beantwortet wird ist, warum die beiden Beiträge mit “Intelligenz” überschrieben wurden. Aus meiner Sicht könnte es auch Multiple Intelligenzen heißen…

Kurtz, T.; Pfadenhauer, M. (Hrsg) (2010): Soziologie der Kompetenz

Das Buch Kurtz, T.; Pfadenhauer, M. (Hrsg.) (2010): Soziologie der Kompetenz greift einen interessanten Aspekt der Kompetenzdebatte auf, eben die Rolle des Kompetenzkonstrukts in der Soziologie. Auf der Website des Verlags für Sozialwissenschaften heisst es dazu: “Kompetenz ist als eigenständiges Thema in der Soziologie bisher nicht, jedenfalls nicht auffällig, in Erscheinung getreten. Wer im Rahmen der Sozialwissenschaften von Kompetenzforschung spricht, denkt vor allem an Disziplinen wie Psychologie und Pädagogik. Insbesondere in der Empirischen Bildungsforschung wird der Kompetenzbegriff seit einigen Jahren in das Zentrum vieler Untersuchungen gestellt. Ein Grund dafür, dass ‚Kompetenz’ bislang kaum in den Fokus von Soziologen geraten ist, dürfte darin bestehen, dass der Begriff in der Regel ausschließlich personengebunden und häufig kognitiv reduziert angewandt wird, während er in der Soziologie zumeist lediglich metaphorisch verwendet und mitunter gar gesamt- und teilgesellschaftlichen Institutionen und Organisationen zugeschrieben wird. Der Band versammelt theoretische und empirische Herangehensweisen an Kompetenz aus soziologischer Sicht. Die Beiträge klären dabei auch die Frage nach dem Sinn und Nutzen des Kompetenzbegriffs als soziologische Kategorie, um dergestalt den Boden zu bereiten für eine dezidiert soziologische Kompetenzforschung”. Dewe weist in seinem Beitrag auf Seite 116 z.B. auf folgenden wichtigen Punkt hin: “Kontextunspezifische bzw.  sozialkontextfreie Kompetenzen kann es im Rahmen eines sozialwissenschaftlichen Verständnisses nicht geben. Wissen und der Kontext der Anwendung von Wissen sind nicht zu trennen. Es handelt sich vielmehr um emergente Prozesse, welche nicht nach einer seite hin zu bestimmen bzw. aufzulösen sind.” In meinem Promotionsvorhaben (Promotionsskizze) weise ich auf die Kontextabhängigkeit des Kompetenzkonstrukts hin und entwickle mit Hilfe des Konzepts der Multiplen Kompetenz einen ebenenübergreifenden Ansatz (Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk). Siehe dazu auch Kernkompetenzen als Emergenzphänomene.

Münker, S. (2009): Emergenz digitaler Öffentlichkeiten – Die Sozialen Medien im Web 2.0

Das Taschenbuch Münker, S. (2009): Emergenz digitaler Öffentlichkeiten. Die Sozialen Medien im Web 2.0 hat mich durch den Titel angesprochen, da mich emergente Phänomene interessieren (Komplexität). Der Autor stellt die Entwicklung der neuen Sozialen Medien gut dar, wobei er leider zu wenig auf die emergenten Phänomene eingeht. Die hinreichend bekannten Beispiele zu beschreiben reicht mir nicht aus. Ich hätte mir gewünscht, wenn auf die Entstehung emergenter Strukturen inteniver eingegangen worden wäre. Die Transformationsbewegungen von der Mikroebene zur Makro- und Mesoebene – die Übergänge – interessieren dabei am meisten. Welche Rolle spielen Kontexte in diesem Zusammenhang? Macht es Sinn zwischen der Emergenz digitaler Öffentlichkeiten und der Emergenz nicht-digitaler Öffentlichkeiten zu unterscheiden? Dennoch: Das Taschenbuch ist durchaus lesenswert, auch wenn die Überschrift einen anderen Schwerpunkt vermuten lässt. Möglicherweise habe ich auch zu viel in den Titel hineininterpretiert.

Der Kunde hat immer Recht, oder?

Dazu gibt es von Joyce Martin (2001:287-298) eine interessante Antwort: “Diesem Satz fehlt noch das Ende: ´Der Kunde hat immer Recht mit dem, was er über das Produkt oder die Dienstleistung empfindet oder denkt´. Das heißt, die Wahrnehmung des Kunden kann sich auf eine andere Interpretation von Informationen stützen, weil er sie mit einer anderen Intelligenz beurteilt [Multiple Intelligenzen]. So ist das Produkt das beste der Welt oder eben gerade nicht. Darum geht es aber gar nicht. Wichtig ist, ob die Kundenansprüche an Qualität und Service befriedigt werden. Auch ein Kunde, der das beste Produkt zum besten Preis (mathematisches Kriterium) erhält, kann doch enttäuscht sein, weil Bedienungsanleitung oder Vertrag unklar sind (linguistisches Kriterium), oder verstimmt, weil das Design das Auge beleidigt (visuell-ästhetisches Kriterium) oder weil das Produkt zu laut ist (auditives Kriterium) etc. Nach Gardners Modell können Systeme entwickelt werden, mit denen sich nicht nur Produkt oder Dienstleistung selbst, sondern auch die Zufriedenheit der Kunden messen lassen, und zwar anhand ähnlicher Kriterien, wie sie in den Fragebögen zur Zufriedenheit der Beschäftigten mit Kommunikation und Weiterbildung aufgeführt sind.“

Mit dem Messen der Multiplen Intelligenzen ist es jedoch nicht so einfach, da diese nur im Kontext und auf intelligenzgerechte Weise bestimmt werden können. Dennoch: Joyce Martin gibt Hinweise darauf, wie man die Multiple Intelligenzen Theorie im Kundenkontakt nutzen kann.

Auf welchen Systemebenen laufen in Unternehmen Lernprozesse ab?

Lernprozesse in Unternehmen laufen nach Pawlowsky (2003) auf den Systemebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk ab. Diese Perspektive deckt sich mit dem Mehrebenenansatz in der Kompetenzdebatte (Wilkens 2004). Es wird deutlich, dass Lernen und damit verbunden die Kompetenzentwicklung auf den verschiedenen Ebenen in Zukunft immer wichtiger wird. Dabei stellen sich natürlich auch Fragen zum Umgang mit diesem komplexen (sozialen) System. Darüber hinaus ist im Unternehmensumfeld wichtig, dass man auf allen Ebenen zielgerichtet Handeln kann. Denn eins ist klar, die Existenzberechtigung der Unternehmen resultiuert aus der Fähigkeit Probleme zu lösen – und zwar komplexe Probleme. Diese Zusammenhänge arbeite ich gerade ein wenig in meiner Dissertation auf, in der ich der Frage nachgehe, ob das Konzept der Multiplen Kompetenz geeignet ist, ein entsprechendes Rahmenkonzept zu entwickeln…

Körperwissen (performed knowledge) – Was soll das denn sein?

Schon das Wort “Körperwissen” führt zu einem Kopfschütteln. Denn ist es nicht so, dass es entweder den Kopf mit dem dazugehörenden Wissen oder den Körper gibt? Hier Körper, da Geist. Hier Theorie, da Praxis. Diese Dichotomien könnte man fast endlos fortsetzen. Nur frage ich mich, stimmen diese scharfen Trennungen überhaupt noch? Nachdenklich machen mich neuere Forschungsergebnisse die zeigen, dass “Handlungssteuerung und Bewegungskoordination weder nur auf zuvor bewusst entworfenen Plänen noch auf zentral gespeicherten Steuerungsprogrammen, sondern auf dem Handlungsverlauf impliziten Rückkopplungsschleifen beruhen” (Alkemeyer 2009:192). Diese Rückkopplungsschleifen erinnern an die Theorie der reflexiven Modernisierung und den dort angesprochenen Strukturbruch zu einem eher einfachen Modernitätsverständnis. Verbindet man diesen Gedanken auch noch mit Ryle´s (1949) Hinweis, dass sich Intelligenz in der Handlung zeigt (Intellektualistische Legende), dann würde sich auch eine gewisse Körperlichkeit von Intelligenz ergeben… Siehe dazu auch Multiple Intelligenzen

Was ist das kritische Erfolgpotenzial in Organisationen?

“Das kritische Erfolgspotenzial in Organisationen stellt heute nicht mehr die Technik, sondern der Mensch dar. Somit muss die ökonomisch-technische Rationalität von einer ökonomisch-sozialhumanen abgelöst werden. Die Einsicht, dass das Ökonomische vom Sozialen getragen und bewegt wird, muss realisiert werden“ (Bleicher 1992:31).  Ja sollen wir denn alle Sozialarbeiter werden? Nein, das ist nicht gemeint – ist ja auch schwer möglich. Doch: Viele sehr rational denkende Manager könnten von Sozialarbeitern durchaus einiges lernen…-doch wer will das schon? Was Bleicher meint ist, dass der Mensch in komplexen sozialen Systemen im Gegensatz zu technischen Systemen gut zurecht kommt. Unternehmen sehen allerdings Mitarbeiter immer noch als lästigen Kostenfaktor und weniger als Erfolgspotenzial. Mal sehen, ob sich das in Zukunft ein wenig ändern wird…