Innovations-Kompetenz: Online Profil erstellen und bearbeiten

innovationskompetenz_online_bestimmen.gifAuf der Website der Steirischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft (Österreich), kann man online ein Innovations-Kompetenz-Profil erstellen. Interessant dabei ist, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Innovation und Kompetenz hergestellt (unterstellt) wird [Wie auch in dem lesenswerten Buch von Bergmann/Daub (2006): Systemisches Innovations- und Kompetenzmanagement]. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Modells zu Innovationsfähigkeiten aus Kompetenztheoretischer Sicht. Ob es allerdings Sinn macht, noch eine Kompetenz (Innovations-Kompetenz) den schon recht zahlreichen “Bindestrich-Kompetenzen” hinzuzufügen? Darüber hinaus deutet die Vorgehensweise auf ein unterstelltes statisches Verständnis des Kompetenzbegriffs hin. Ob ein Unternehmen durch das Online-Ausfüllen des vorgegebenen Fragebogens wirklich weiterkommt? Ist es nicht heutzutage sinnvoller, ein dynamisches Kompetenzmodell zu unterstellen, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden?

Mistele, P; Trolle, A. (2006): Zur Konstruktion von Lernräumen in Hochleistungsystemen

lernraeume.gifMistele und Trolle beschreiben in ihrem Arbeitspapier, dass das Lernen im Arbeitsprozess an Bedeutung zugenommen hat und auch noch zunehmen wird. Dabei gehen die Autoren auf die damit verbundenen Veränderungen der Örtlichkeiten und der Räumlichkeit des Lernens ein. In der Zusammenfassung findet sich folgender Satz: “Die zunehmende Verlagerung des Lernens in den Prozess der Arbeit dient dem Erwerb und Ausbau situativer Handlungsfähigkeiten über formelle und informelle Lernprozesse.” Meines Erachtens wieder ein Hinweis darauf, dass Kontextbezug und Selbstorganisation, also Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition, im Unternehmensbereich wichtig ist. Das von Rauner beschriebene Konzept der Multiplen Kompetenz (Kompetenz und Multiple Intelligenz) ist in diesem Sinne anschlussfähig.

evolino – Dynamik evolutionärer Suchagenten in komplexen Landschaften – Anwendung auf die Modellierung der Rolle von Kompetenzen und Metakompetenz

evolino.gifKompetenz als Selbstorganisationsdisposition ist heute (viel stärker als früher) dynamisch zu betrachten. Das hat allerdings den Nachteil, dass einfache Messverfahren, die eine einfache SOLL-IST-Analyse anbieten, nicht mehr ausreichen. Wie kann man aber ein so dynamisches System beschreiben, bzw. simulieren? Das Projekt evolino bietet dazu einige interessante Ansätze: “Evolution von Kompetenz wird als Eigenschaft einer kollektiven Suche wechselwirkender Gruppen von Individuen nach lokal besseren Lösungen in einem mehrdimensionalen Problemraum beschrieben, in dem eine Wertelandschaft definiert ist. (…) Das Konzept des evolutionären Suchagenten wird eingeführt und es werden verschiedene interaktive Simulationen ausgearbeitet. Evolutionäre Suchagenten sind abstrakte Modelle realer Individuen oder Gruppen, die nach Lösungen von Problemen bzw. maximaler Kompetenz suchen, wobei ihnen ein Reservoir von Möglichkeiten zur Verfügung steht.” (Beispiele)

QUEM Report Teil 2 (2006): Metakompetenzen und Kompetenzentwicklung

quem_report_2_2006.gifIn dem QUEM-Report Teil 2 geht es den Autoren Bergmann/Daub/Meurer um “Metakompetenzen und Kompetenzentwicklung in systemisch-relationaler Sicht. Selbstorganisationsmodelle und die Wirklichkeit von Organisationen.” Neben vielen interessanten Aspekten der Kompetenzdebatte gehen die Autoren auch der Frage nach, ob es eine Metakompetenz gibt. Die Frage ist deshalb so interessant, weil sie an die Intelligenzdebatte erinnert. In der Intelligenzdebatte geht es darum, ob es eine Intelligenz gibt oder möglicherweise mehrere, viele oder auch Multiple Intelligenzen. In dem QUEM-Report Teil 2 gehen die Autoren auch wirklich auf die Frage ein, und beziehen sich dabei ausdrücklich auf Gardner. Auf Seite 27 findet man folgenden Hinweis : “Zur Kategorisierung von Persönlichkeitsmerkmalen und damit auch Kompetenzen verweisen wir auf die Modelle des Brain Mapping und der Persönlichkeitsforschung (Bergmann 2001, S. 272 ff.; 2003 d; Roth 2001, S. 171 ff.; Gardner 1985, 1998).” Das ist umso erstaunlicher, da die Multiple Intelligenzen Theorie von Gardner in Europa doch eher kritisch beurteilt wird (Siehe dazu auch das von mir initiierte EU-Prokekt MIapp). Im folgenden Text kommt es aber doch noch zu einer unterschiedlichen Interpretation auf Seite 113: “In Anlehnung an Howard Gardner lassen sich einige herausragende Persönlichkeiten der Geschichte als metakompetent beschreiben. Während Gardner Teilkompetenzen und spezifische Intelligenzbereiche mit Persönlichkeiten verknüpft, setzen wir bei metakompetenten Akteuren eine universelle Kompetenz voraus, die sich gerade nicht auf Spezialbereiche beschränken darf (Gardner 1991).” Ich glaube, dass hier Gardner nicht richtig dargestellt wird. Nach Gardner können die verschiedenen Intelligenzen in einer Domäne aktiviert werden. Insofern setzt Gardner Intelligenzen nicht direkt mit Kompetenzen gleich. Auch Rauner (2004) zeigt auf, dass es zwar Überschneidungen bei den beiden Konstrukten gibt, aber Intelligenzen und Kompetenzen nicht gleichzusetzen sind. “Statt dessen sollten wir Intelligenz eher verstehen als die Fähigkeit, aus seinen Stärken ´Kapital zu schlagen´ und seine Schwächen zu kompensieren. Jeder Mensch verfügt über unterschiedliche Konfigurationen von Intelligenzen (Aissen-Crewett 1998:55-57)”. Es lohnt sich daher, die Intelligenz- und Kompetenzdebatte genauer zu beobachten.

ConWeaver: Eine Lösung zur Wissensvernetzung?

conweaver.gifDie Ankündigung des Tools ConWeaver ist vielversprechend: “ConWeaver ist eine Lösung für die automatisierte Wissensvernetzung, semantische Integration und intelligente Suche in Portalen und Intranets.” Um es gleich vorweg zu sagen: Ich bin sehr für die Nutzung der neuen technologischen Möglichkeiten, möchte aber dennoch auf die Besonderheiten von Wissen eingehen. Schauen wir uns zunächst den ersten Teil des Satzes an, in dem von “automatisierter Wissensvernetzung” die Rede ist. Betrachtet man Wissen durch die Brille des Konstruktivismus´, so ist diese Aussage zu relativieren. Wenn Wissen situativ ist und in dem jeweiligen Kontext konstruiert wird, so leuchtet mir eine automatische Wissensvernetzung z. B. von impliziten Wissen mit Hilfe des Tools nicht ein. Weiterhin wird von einer “intelligenten Suche” gesprochen. Scheinbar ist heute alles intelligent: Software, Häuser, Autos, Straßenschilder usw. Intelligenz ist ein Konstrukt, das über 100 Jahre von dem IQ bestimmt war. In der Zwischenzeit gibt es Alternativen, die zwar auch heftig kritisiert werden, aber doch immer stärker auf dem Vormarsch sind (Siehe den Hinweis von Rauner 2004, der auf die Konvergenz der Kompetenz- und Intelligenzdebatte verweist). Von welcher Art “Intelligenz” wird hier in Verbindung mit dem Tool ConWeaver gesprochen? Ist es die künstliche Intelligenz (dann sollte man es auch so formulieren) oder meint man nur ein adaptives System? Und was ist mit den intelligenten Personen, die Wissen aus Daten und Informationen konstruieren, und es selbstorganisiert in Unternehmen (Domänen) so einsetzen, dass Probleme (Complex Problem Solving) des Kunden gelöst werden (Kompetenz: Selbstorganisationsdisposition)? Wie werden diese intelligenten Menschen von dem Tool unterstützt? Am Ende noch einmal der Hinweis: Ich bin für die Nutzung des Semantic Web, dennoch halte ich den Sprachgebrauch zur Zeit für etwas unglücklich.

Bitkom-Trendreport: Wissensmanagement 2006-2010, Positionen und Trends

bitkom_wm_2006_2010.gifDer Bitkom-Trendreport ist in vielfacher Hinsicht lesenswert. Einerseits stellt er sehr schön dar, dass Wissensmanagement bisher sehr verküzt (ingenieurwissenschaftlich) verstanden wurde, zu sehr IT-lastig war, und sich zu wenig mit den Unterschieden zwischen Wissen und Information befasst hat. Andererseits ist es bemerkenswert, dass gerade so eine Organisation wie die BITKOM darauf verweist, dass Wissensmanagement in Zukunft anders aussehen wird. Denn gerade solche Organisationen haben in der Vergangenheit sehr stark ein E-Wissensmanagement propagiert, wobei ich (ähnlich meinen Anmerkungen zu E-Learning) E-Wissensmanagement interpretiere als “E minus Wissensmanagement”. Nunmehr scheint die Einsicht zu greifen, dass “Wissensmanagement plus E” der bessere Weg ist. Wer aber ist nun verantwortlich dafür, dass in den letzten 10 Jahren so viel in IT-gestützte Strukturen und weniger in WM-Strukturen investiert worden ist? Wenn man heute über Wissensmanagement in Unternehmen spricht merkt man, dass das Thema Wissensmanagement regelrecht “verbrannt” worden ist, und man es wieder behutsam aufbauen muss. Die implizite, soziologische Dimension des Wissens (lesenswert dazu Schilcher 2006) wird allerdings immer noch zu wenig beachtet. Mir ist der BITKOM-Trendreport und sind die hier genannten Trends daher immer noch zu sehr aus der Perspektive der Informations- und Kommunikationstechnik formuliert. Ein Beipiel soll meine Kritik etwas verdeutlichen. Der erste Trend im BITKOM-Report lautet: “Das allgemeine Verständnis von Wissensmanagement rückt den Wissensarbeitsplatz und seinen unmittelbaren Praxisbezug stärker in den Vordergrund”. Hier wird nun richtigerweise darauf verwiesen, dass kontextspezifische Information personen- und arbeitsplatzorientiert verfügabr gemacht werden muss. Das reicht aber nicht. Beim lernen im Arbeitsprozess kommt es auch darauf an, dass die Selbstorganisationsdisposition (Kompetenz nach Erpenbeck) entwickelt werden muss. Lernen als Kompetenzentwicklung zu verstehen und insbesondere Erwachsenenlernen besser zu verstehen, ist Voraussetzung dafür. Welchen Beitrag leisten die vorhandenen Systeme dazu? Erst wenn es geingt, das Wissen selbsorganisiert so anzuwenden, dass für Kunden Probleme (Complex Problem Solving) gelöst (und honoriert) werden, hat das Unternehmen die Stufe der Wettbewerbsfähigkeit erreicht (Siehe Wissenstreppe von North, bzw. erweiterte Wissenstreppe von Zawacki-Richter 2004). Kurz und gut: Meines Erachtens wird zur Zeit immer noch zu viel an dem Übergang Information-Wissen und zu wenig am Übergang Wissen-Kompetenz gearbeitet. Es gibt noch viel zu tun …

Malik: “Menschen nehmen wie sie sind” in DIE WELT vom 04.11.2006

malik_04_11_2006.gifIn seinem Beitrag in DIE WELT geht Prof. Malik darauf ein, dass sich Führung im 21. Jh. verändert hat. Hier einige (aus meiner subjektiven Sicht ausgewählte) Auszüge, die ich dann gerne mit Kommentaren versehen habe. Möglicherweise regt das ja zum Nachdenken an – würde mich freuen:

  • Malik:”Ein erster Grundsatz muss lauten, Menschen dort einzusetzen, wo sie ihre Stärken haben”. Mein Kommentar: Ich frage mich, was hat man denn bisher gemacht, bzw. was macht man immer noch? Setzt man die Menschen denn zur Zeit nicht dort ein, wo sie ihre Stärken haben? Ein teurer Luxus…Aus meiner Sicht könnte hier die Multiple Intelligenzen Theorie von Gardner helfen (Siehe dazu auch meinen MI-Weblog bzw. das von mir initiierte EU-Projekt MIapp).
  • Malik:”Wer als Manager im 21. Jahrhundert mit seinen schon vollzogenen und noch bevorstehenden Veränderungen erfolgreich sein will, muss als Wichtigstes lernen, dass nicht Macht entscheidend ist, sondern Kommunikation.” Mein Kommentar: Ein Volltreffer. Damit fordert Prof. Malik allerdings auch ganz andere Unternehmen (soziale Systeme)…. Das zu fordern ist eine Sache, es in der Praxis um-, bzw. durchzusetzen eine andere. Dennoch: Es sollte das Ziel sein, Führungskräften diese Zusammenhänge immer wieder Bewusst zu machen.
  • Malik:”Komplexitätsmanagement heißt, das Funktionieren eines Systems durch die Beeinflussung seiner Informationslage zu verändern.” Mein Kommentar: Der Umgang mit Komplexität bedeutet, Selbstorganisationsdispositionen (Kompetenz) im Unternehmen zu ermöglichen und zu fördern. Aus meiner Sicht nicht nur Top-Down und in Zukunft vertärkt Bottom-Up. Letzeres wurde in der Vergangenheit aber leider vernachlässigt. Ein Monitoring (vgl. Schreyögg) führt zum notwendigen Abgleich.

Teilnehmer an der Konferenz am 15.11.2006: Kompetenzkapital finden, schaffen, nutzen

kompetenzkapital_konferenz.gifAm 15.11.2006 nehme ich in Frankfurt/Main an der Konferenz “Kompetenzkapital finden, schaffen nutzen. Wege zum Integrierten Kompetenzmanagement (IKM)” teil (Konferenzflyer). Ich möchte mich aus erster Hand über die neuen Entwicklungen informieren. Veranstalter ist die HfB (Business School of Finance and Management) gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung (ABWF)/Qualitäts-Entwicklungs-Management (QUEM). Prof. Barthel beschreib die aktuelle Situation wie folgt: “Innovation ist die Entstehung von etwas Neuem. Wirklich Neues ist nicht planbar oder steuerbar, sondern selbstorganisiert (…). Im Hinblick auf Integriertes Kompetenzmanagement (IKM) gilt es Brücken zwischen den Kompetenzebenen -Individuum, Team und Organisation – zu schlagen.” Gerade mit dieser Thematik befasse ich mich in meiner Dissertation, in der ich auf das Konzept der Multiplen Kompetenzen eingehe.

The personal knowledge management (PKM) enabled organization

personal_knowledge_management.gifDave Pollard stellt in seinem Beitrag vom 27.09.2006 fest, dass viele KM-Initiativen gescheitert sind, weil sie zu sehr IT- und auch zu sehr Top-Down-lastig waren. Er beschreibt nun einen eher von unten kommenden Ansatz, eben Bottom-Up: ” What we in KM need to do is go back to the original premise and promise of KM and start again — but this time from the bottom up:

  • Develop processes and programs, and buy or build tools, that measurably improve the effectiveness of front-line workers in the performance of their unique and increasingly-specialized jobs;
  • Refocus from top-down centralized content acquisition and collection to peer-to-peer content-sharing;
  • Develop processes and programs, and buy or build tools, that measurably improve sense-making: the value and meaning of content in context;
  • Refocus from top-down community-of-practice management to enabling peer-to-peer  expertise-finding and connectivity.”

Seit einiger Zeit weise ich auf diese Zusammenhänge hin, bin aber darüber hinaus der Meinung, dass es ein Gegenstromverfahren sein muss. Gemeint ist hier ein Top-Down- und ein Bottom-Up-Ansatz, die sich gegenseitig beeinflussen und somit die Basis bilden für eine dynamische und innovative Organisationsform. Gerade durch die verfügbaren neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (wie z.B. Web 2.0) ist es nun auch mittelständischen Unternehmen möglich, solche Ansätze kostengünstig zu verfolgen. Weiterhin sollte auch bedacht werden, dass es sich hierbei nicht nur um Wissen, sondern um Kompetenz im Sinne von Selbstorganisationsdispositionen handelt (Siehe Wissenstreppe von North). Let´s go for it!

Vortrag auf der 7. Weiterbildungsmesse in Köln: Kompetenzentwicklung und Wissensmanagement im Unternehmen

robert_freund_weiterbildungsmesse_koeln_2006.jpgDie 7. Kölner Weiterbildungsmesse fand vom 09.-10.09.2006 in Räumen der IHK Köln statt. In meinem Vortrag Kompetenzentwicklung und Wissensmanagement im Unternehmen bin ich zunächst auf die verschiedenen Begriffe (Daten – Informationen – Wissen – Kompetenz) eingegangen. Es zeigt sich in Gesprächen in den Unternehmen immer wieder, dass die Begriffe unterschiedlich aufgefasst werden. In letzter Konsequenz bedeutet das aber auch, dass der Umgang mit den Themen in den Unternehmen oft unklar ist. Zur Klärung der Begriffe bietet sich daher die Wissenstreppe an. Anschließend habe ich noch die Verbindungen von Kompetenzentwicklung und Wissensmanagement zur Wissensbilanz – Made in Germany aufgezeigt. Mein Eindruck war, dass die Teilnehmer sehr an diesen Themen interessiert waren.