Zimmermann, D. A. et al. (2006): Lernen im Prozess der Arbeit

Laborant2021.jpgHandwerker201.jpgTeambearbeitung2011.jpg

Der QUEM-Report Heft 98 (3.3 MB) enthält drei interessante Beiträge zu dem Thema “Lernen im Prozess der Arbeit”:

  1. Zimmermann, D. A.: Arbeits- und Lernkulturen im Rahmen von strategischer Ausrichtung, Kooperation und Lerninfrastrukturen, S. 7-56
  2. Pfeiffer, U.; Heimer, A.: Gestaltungsansätze selbstorganisierten Lernens in kleinen und mittelständischen Unternehmen, S. 57-88
  3. Wessels, J.; Kerlen, C.; Finke, I.: Erfolgreiche Strategien zur Optimierung des Wissenstransfers entlang der Wertschöpfungskette, S. 89-158

Multiple Intelligenzen und Fähigkeiten/Fertigkeiten, Lernstilen, Wissen, Kompetenz …

Teambesprechung09.jpgIn letzter Zeit werde ich immer wieder gefragt, ob Multiple Intelligenzen nicht einfach nur Fähigkeiten sind, oder mit Kompetenzen gleichzusetzen sind. Andere fragen, worin der Unterschied zu Lernstilen liegt, usw. Die Zusammehänge und Unterschiede hat Aissen-Crewett 1998 sehr schön zusammegefasst:

“Neben der ´Pluralisierung´ der Intelligenz besteht ein weiteres Verdienst von Gardners Intelligenztheorie in der ´Kontextualisierung´, das will sagen: in dem Postulat, Intelligenz nicht als eine isolierte Größe anzusehen, sondern die Intelligenzen in seinen sozialen und kulturellen Kontext zu stellen“ (Aissen-Crewett 1998:47). „Gardners Intelligenzbegriff ist auf die Kontextuierung angewiesen und ist damit eng mit Konzepten wie, Wissens- und Lerngebiet sowie kognitiver Stil, Arbeitsstil oder Lernstil verbunden, ohne mit diesen gleichgesetzt zu werden. Von den letzteren unterscheidet sich die Intelligenz vor allem dadurch, dass sie nach Gardner ein biologisches und psychologisches Potential darstellt (Gardner bezeichnet Intelligenz als ´bio-psychologisches Konstrukt´), wobei dieses Potential in der Lage ist, in Folge der erfahrungsmäßigen, kulturellen und motivationalen Faktoren, die auf einen Menschen einwirken, in größerem oder geringerem Ausmaß realisiert zu werden. Im Gegensatz hierzu ist ein Wissensgebiet ein organisiertes Set von Aktivitäten innerhalb einer Kultur, typischerweise charakterisiert durch ein spezielles Symbolsystem und seinen Begleitoperationen (…). Jedes Wissensgebiet kann durch den Einsatz unterschiedlicher Intelligenzen realisiert werden (…). Zwischen der Intelligenz einerseits und dem kognitiven Stil, dem Arbeitsstil oder dem Lernstil andererseits ergeben sich ebenso Probleme sowohl der Abgrenzung wie der Überlappung. Der Begriff des Stils bezeichnet in diesem Kontext eine allgemeine Zugriffsweise, die ein Mensch gleichermaßen auf jeden vorstellbaren Inhalt anwenden kann. Im Gegensatz hierzu ist die Intelligenz eine Fähigkeit, die mit einem spezifischen Inhalt (wie Musiklängen oder räumlichen Mustern) abgestimmt wird (…). Was bei Gardner nicht deutlich genug zum Ausdruck kommt: Wir sollten davon absehen, den Begriff der Intelligenz mit dem der Fähigkeit zu assoziieren, geschweige denn gleichzusetzen, wie wenn Intelligenz einen fixierten Set von Fähigkeiten bedeutet. Statt dessen sollten wir Intelligenz eher verstehen als die Fähigkeit, aus seinen Stärken ´Kapital zu schlagen´ und seine Schwächen zu kompensieren. Jeder Mensch verfügt über unterschiedliche Konfigurationen von Intelligenzen“ (ebd. 55-57).

Aissen-Crewett, M. (1998):Gardners Öffnung zur Vielfalt der Intelligenzen. In: Aissen-Crewett, M. (Hrsg.): Multiple Intelligenzen – Chancen und Herausforderungen für die Pädagogik, Potsdam, S. 45-68

Wiley, D. A.; Edwards, E. K. (2002): Online self-organizing system: The decentralized future of online learning

PC.jpgDie beiden Autoren befassen sich in dem Artikel mit Selbstorganisationsprozessen in Onlinesystemen, was sie mit “Online Self-Organizing Social System” (OSOSS) beschreiben. In meiner Kritik zum Learning Objects Ansatz weise ich darauf hin, dass nicht die Objekte, sondern die Subjekte lernen. Daraus kann abgeleitet werden, dass in Zukunft eher der Kontext in dem Lernen ermöglicht werden sollte wichtig ist (Content is King, but Context rules). Berücksichtigt man weiterhin die Entwicklungen in der Kompetenzdebatte, wo es um die Selbstorganisationsdispositionen geht, so kann der Ansatz der beiden Autoren Wiley und Edwards durchaus weiter helfen. Auf Seite 10 findet man dazu folgenden Hinweis: “The most significant departure of the OSOSS from conventional learning objects approaches is that it relies on human beings to locate, assemble, and contextualize the resources.”.

DIN-Projekt: Kompetenz für die Personalentwicklung

kompetenz_230x70.gifEs hat sich bis zum Deutschen Institut für Normung e. V. (DIN e.V.) herumgesprochen: Kompetenzen sind wichtig. Aus diesem Grunde wurde das Projekt Kompetenz für die Personalentwicklung initiiert (März – November 2007). Die Begründung: “Allerdings wird der Begriff der Kompetenz gerade in der unternehmerischen Praxis der Personalentwicklung ganz unterschiedlich definiert und dabei in der Regel die Vielschichtigkeit und Mehrdimensionalität nicht berücksichtigt und differenziert.” Projektziel: “Ziel soll es sein, ein integratives und mehrdimensionales Kompetenzmodell inklusive eines generischen Beschreibungsformats für die Analyse, die Anforderungsermittlung und den Vergleich innerhalb von Organisationen und am Arbeitsplatz zu entwickeln. Damit können sowohl Personalverantwortliche als auch die Mitarbeiter selber die benötigten Kompetenzen für Arbeitsplätze, konkrete Projekte und für die individuelle Entwicklung angemessen, differenziert und vor allen Dingen einheitlich und standardisiert bestimmen. Die Dokumentation der Ergebnisse erfolgt in Form einer PAS (Öffentlich verfügbare Spezifikation).” Der Kick-Off-Workshop findet am 11.07.2007 in Berlin statt.  Ein gewisses Umbehagen kann ich allerdings nicht unterdrücken, denn wir hatten mit dem Leitprojekt QUEM ja ein sehr erfolgreiches und großes Projekt in Deutschland, das sich mit dem Thema ausführlich befasst hat. Unter anderem hat Kirchhöffer (2004) die begrifflichen Grundlagen eindrucksvoll zusamengefasst. Auf die Ergebnisse des DIN-Projekt bin ich daher sehr gespannt…

Kirchhöfer, D. (2004): Lernkultur Kompetenzentwicklung – Begriffliche Grundlagen

Prof. Dieter Kirchhöfer hat in seiner “Begriffsarbeit” Lernkultur Kompetenzentwicklung – Begriffliche Grundlagen (PDF) dankenswerter Weise viele wichtige Begriffe der aktuellen Kompetenzdebatte zusammengefasst. Das ist insbesondere deshalb wichtig, da der Kompetenzbegriff (wie alle Konstrukte) Änderungen und Weiterentwicklungen unterworfen ist. Ich werde in den kommenden Tagen/Wochen immer wieder einmal Begriffe aus dieser Arbeit auswählen und thematisieren.

Emotional Intelligence, Emotional Competencies or what?

Gesicht.jpgIn dem Artikel Emotional Intelligence (July 2006) geht es um die Entwicklung von Mayer und Salovay zu Goleman, der den Begriff über den entsprechenden Bestseller bekannt gemacht hat. Heut spricht leider kaum noch jemand von den Mayer und Salovay… Darüber hinaus wird in dem Artikel auch die interessante Frage diskutiert, ob Emotional Intelligence und Emotional Competence gleich zu setzen sind. Spannend ist diese Frage für mich, da ich mich mit den Überschneidungen und Abgrenzungen zwischen Multiple Intelligenzen und Multiple Kompetenzen befasse.

Competences or Competencies?

Geschaeftsmann.jpgDer Artikel Competency and competency framework (Lates revisoion April 2007) beschreibt die Unterscheidungen, die in der englischsprachigen Literatur zu finden sind: “Although in the 1980s and 1990s HR professionals drew a distinction between ‘competencies’ and ‘competences’, now the two terms are often used interchangeably. ‘Competency’ is more precisely defined as the behaviours that employees must have, or must acquire, to input into a situation in order to achieve high levels of performance, while ‘competence’ relates to a system of minimum standards or is demonstrated by performance and outputs.” Siehe auch Boyatzis (1982): The competent manager – a model for effective performance.

Schmidt, A. (2007): IMPACT OF CONTEXT-AWARENESS ON THE ARCHITECTURE OF LEARNING SUPPORT SYSTEMS

Dieses Paper von Andreas Schmidt thematisiert einen Bereich, der mir schon seit langem am Herzen liegt: Es geht um die Berücksichtigung des Kontexts. Der Autor weist in seinem Paper darauf hin, dass die Definition von Dey (2001) in der Computer-Community akzeptiert ist:” Context is any information that can be used to characterize the situation of an entity. An entity is a person, place, or object that is considered relevant to the interaction between a user and an application, including the user and applications themselves.” Weiterhin wird auf den wichtigen Zusammenhang zwischen Context and Learning Processes hingewiesen. Aus meiner Sicht ein klares Indiz dafür, im Unternehmensumfeld “Lernen im Geschäftsprozess” stärker zu beachten. Andreas Schmidt leitet aus seinen Anfangsüberlegungen ein Modell ab, das unter anderem einen User Context Manager enthält. Insgesamt ist dieses Paper eine gute Grundlage, die Kontextabhängigkeit stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Diese Diskussion findet nicht nur in der Compurer-Community statt, sondern auch in vielen anderen Bereichen. In der Intelligenzdebatte z.B., wo sich die Multiple Intelligenzen Theorie auch durch den Kontextbezug vom klassischen IQ (g-Faktor) abhebt. In der Kompetenzdebatte, wo immer mehr Autoren darauf verweisen, Kompetenz im Kontext zu betrachten (Siehe dazu auch diesen Blogbeitrag).

Wie kann man die Interaktionskompetenz von Unternehmen verbessern?

Teambesprechung.jpgDie Interaktionen zwischen Unternehmen und Kunden spielen eine wichtige Rolle im Geschäftsleben. Aber was versteht man unter Interaktion und welche Ansätze gibt es, diese zu verbessern? In dem sehr lesenswerten Buch von Reichwald/Piller (2006): Interaktive Wertschöpfung (Kostenloser Download) wird als Kern einer Interaktiven Wertschöpfung die Interaktionskompetenz genannt. Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, orientiere ich mich bei dem Konstrukt Kompetenz an der Beschreibung von Heyse/Erpenbeck, die darunter Selbstorganisationsdisposition verstehen. Bezieht man sich auf Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition, so kann man die Interaktionskompetenz auch als Selbstorganisationsdisposition zur Interaktion mit dem jeweiligen Kunden interpretieren. Mein Paper zur MCPC2007 in Boston befasst sich genau mit diesem Aspekt, wobei ich vorschlage, das Konzept der Multiplen Kompetenzen zu nutzen, da sich die anderen Kompetenzmodelle oftmals auf ein zu statisches und zu wenig umfassendes Verständnis von Kompetenz beziehen.  Auch Grollmann (2005) weist in der Diskussion um Kompetenzmodelle auf den Zusammenhang zwischen der Multiplen Inteligenzen Theorie und der Kompetenzdebatte hin: “Am ehesten scheinen Zugänge geeignet, wie sie z.B. im Rahmen der Diskussion um multiple Kompetenz/Intelligenz entstanden sind.” Mit dem Konzept der Multiplen Kompetenzen kann man die Interaktionskompetenz von Unternehmen verbessern. Das ist aus meiner Sicht eine vielversprechende These, aus der konkrete Vorschläge für Verbesserungen abzuleiten sind.

Kennen Sie die erweiterte Wissenstreppe?

wissenstreppe02.jpgDie Wissentreppe von North stellt anschaulich dar, wie sich Zeichen, Daten, Informationen und Wissen unterscheiden. Erweitert man diese Wissenstreppe (Klicken Sie bitte auf die Abbildung um eine Vergrößerung zu erhalten) um die Zuschreibung “Kompetenz” so wird deutlicher, was in diesem Zusammenhang Kompetenzentwicklung bedeutet: Entwicklung der Selbstorganisationsdisposition. Im Unternehmenskontext bedeutet das, dass Mitarbeiter (bzw. die Organisation) individuelles Wissen (bzw. organisationales Wissen) selbstorganisiert so einsetzen, dass Probleme des Kunden gelöst werden. Dadurch entsteht ein Mehrwert für den Kunden, und der Kunde bezeichnet den Mitarbeiter (bzw. die Organisation) als kompetent (Zuschreibung). Es handelt sich somit bei der Zuschreibung “Kompetenz” nicht um eine statische Soll-Ist-Analyse, sondern um ein dynamisches Modell. Zur Zeit überwiegen aus meiner Sicht allerdings auf individueller und oganisationaler Ebene noch die statischen Modelle.