Wie kann man die Interaktionskompetenz von Unternehmen verbessern?

Teambesprechung.jpgDie Interaktionen zwischen Unternehmen und Kunden spielen eine wichtige Rolle im Geschäftsleben. Aber was versteht man unter Interaktion und welche Ansätze gibt es, diese zu verbessern? In dem sehr lesenswerten Buch von Reichwald/Piller (2006): Interaktive Wertschöpfung (Kostenloser Download) wird als Kern einer Interaktiven Wertschöpfung die Interaktionskompetenz genannt. Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, orientiere ich mich bei dem Konstrukt Kompetenz an der Beschreibung von Heyse/Erpenbeck, die darunter Selbstorganisationsdisposition verstehen. Bezieht man sich auf Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition, so kann man die Interaktionskompetenz auch als Selbstorganisationsdisposition zur Interaktion mit dem jeweiligen Kunden interpretieren. Mein Paper zur MCPC2007 in Boston befasst sich genau mit diesem Aspekt, wobei ich vorschlage, das Konzept der Multiplen Kompetenzen zu nutzen, da sich die anderen Kompetenzmodelle oftmals auf ein zu statisches und zu wenig umfassendes Verständnis von Kompetenz beziehen.  Auch Grollmann (2005) weist in der Diskussion um Kompetenzmodelle auf den Zusammenhang zwischen der Multiplen Inteligenzen Theorie und der Kompetenzdebatte hin: “Am ehesten scheinen Zugänge geeignet, wie sie z.B. im Rahmen der Diskussion um multiple Kompetenz/Intelligenz entstanden sind.” Mit dem Konzept der Multiplen Kompetenzen kann man die Interaktionskompetenz von Unternehmen verbessern. Das ist aus meiner Sicht eine vielversprechende These, aus der konkrete Vorschläge für Verbesserungen abzuleiten sind.

Kennen Sie die erweiterte Wissenstreppe?

wissenstreppe02.jpgDie Wissentreppe von North stellt anschaulich dar, wie sich Zeichen, Daten, Informationen und Wissen unterscheiden. Erweitert man diese Wissenstreppe (Klicken Sie bitte auf die Abbildung um eine Vergrößerung zu erhalten) um die Zuschreibung “Kompetenz” so wird deutlicher, was in diesem Zusammenhang Kompetenzentwicklung bedeutet: Entwicklung der Selbstorganisationsdisposition. Im Unternehmenskontext bedeutet das, dass Mitarbeiter (bzw. die Organisation) individuelles Wissen (bzw. organisationales Wissen) selbstorganisiert so einsetzen, dass Probleme des Kunden gelöst werden. Dadurch entsteht ein Mehrwert für den Kunden, und der Kunde bezeichnet den Mitarbeiter (bzw. die Organisation) als kompetent (Zuschreibung). Es handelt sich somit bei der Zuschreibung “Kompetenz” nicht um eine statische Soll-Ist-Analyse, sondern um ein dynamisches Modell. Zur Zeit überwiegen aus meiner Sicht allerdings auf individueller und oganisationaler Ebene noch die statischen Modelle.

OpenMoko: Mobiltelefon, das ausschließlich auf offener Software basiert

openmoko.jpgDas Projekt ist wirklich interessant. Auf der Website OpenMoko erfährt man, dass es bei dem Projekt daraum geht, “das erste Mobiltelefon der Welt zu schaffen, das ausschließlich auf offener Sofware basiert”. Ein Open Innovation Projekt, das weiter zu beobachten ist. Mal sehen, ob es klappen wird. Weiterhin hat mich natürlich folgender Hinweis beeindruckt: “We believe in standardization bottom-up (defined and implemented by the community), instead of top-down (defined by a consortium).” Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, ist es gerade mein Anliegen, in der Kompetenzdebatte (Selbstorganisationsdispositionen) auf die vielen Möglichkeiten des Bottom-Up-Approaches hinzuweisen. Dabei geht es allerdings nicht um ein “entweder-oder”, sondern um ein “sowohl-als-auch”. Soll heißen: Bottom-Up und Top-Down…

Emotionale Intelligenz – Emotional kompetent?

Arnold, R. (2005:123) formuliert es so: “Emotional kompetent ist jemand, der um die ´Selbstgemachtheit´ emotionaler Reaktionen weiß, die Fülle möglicher Gefühlzustände aus eigenem Erleben kennt (´emotional literacy´) und über ´Techniken´ verfügt, diese mit situationsangemessenem Verhalten in Einklang zu bringen.” Arnold bezieht sich dabei auch auf das Konzept der emotionalen Intelligenz. Dabei weist er auf Goleman hin, der dieses Konzept populär gemacht hat mit seinem entsprechenden Bestseller. In der Diskussion geht leider oftmals unter, dass Salovey/Mayer (1990) es waren, die das Konzept einer emotionalen Intelligenz beschrieben haben. Dieser Ansatz war nicht so weitgehend wie der von Goleman (1996). Goleman ist es allerdings zu verdanken, dass sich viele Leute mit der Thematik befasst haben, und noch befassen – ablehnend und/oder bestätigend. Wenn sich Arnold auf die emotionale Intelligenz bezieht und die Zuschreibung “emotional kompetent” ableitet, ist es aus meiner Sicht nur folgerichtig, wenn Rauner (2004:8) von dem Konzept der Multiplen Kompetenz spricht. Dieser Ansatz basiert auf der Multiple Intelligenzen Theorie.

Deutschland führend in der Kompetenzdebatte? Wen interessiert das?

Die Kompetenzdebatte hat sich über die letzten Jahrzehnte ziemlich weiterentwickelt. Ich habe oftmals den Eindruck, als ob viele den Begriff “Kompetenz” nicht mehr hören können, was ich durchaus verstehen kann. Der Begriff hat eine wechselvolle Geschichte und steht heute wieder im Mittelpunkt vieler Diskussionen. Dabei kann man schön sehen/lesen/hören, dass oftmals von ganz unterschiedlichen Konstrukten ausgegangen wird – dennoch wird heiß diskutiert – und diskutiert doch oftmals aneinander vorbei. In Deutschland haben wir den unschätzbaren Vorteil, dass mit dem QUEM-Projekt eine solide Basis für die weitere Entwicklung der Kompetenzdebatte gelegt wurde. Ausgehen von den Überlegungen John Erpenbeck´s kann man die vielfältigen Möglichkeiten des heutigen Ansatzes Nutzen. In einem Vortrag am 15.11.2006 in Frankfurt/Main sagte Erpenbeck, dass Deutschland in der Kompetenzdebatte führend ist – und ich darf anmerken: Keiner merkt es. Beeindruckend.

If You Can Not Measure it, You Can Not Manage it – Stimmt das denn?

Man hört den Spruch überall: “If You Can Not Measure it, You Can Not Manage it”. Dadurch, dass dieser Satz immer und immer wieder wiederholt wird, wird er auch nicht besser. Die “messenden Wissenschaften” werten alle anderen wissenschaftlichen Disziplinen ab, die nicht “exakte” Messverfahren bieten können. Es gibt allerdings in den letzten Jahren immer mehr Zweifel an diesen Ansichten.

Beispielhaft seien hier Hutter (1998): “Ein Wissenschaftsmodell, das sich eng an die Naturwissenschaften anlehnt und als einzige Kriterien für sein Forschungsinteresse die Beobachtbarkeit, Messbarkeit und Wiederholbarkeit von Phänomenen und Ereignissen betrachtet, wird allein nicht als adäquat angesehen, das Phänomen des menschlichen Bewusstseins und der bewussten Erfahrung adäquat zu berücksichtigen. Da sie der öffentlichen Beobachtung nicht zugänglich sind, erscheinen sie als subjektive und private Phänomene, die der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit nicht bedürfen“, oder Albert Einstein genannt: “Not everything that counts can be counted, and not everything that can be counted counts”.

Betrachtet man die Diskussion um die Messbarkeit von Multiple Intelligenzen, Wissen, dynamischen Kompetenzmodellen usw., so kann man der Diskussion gelassen entgegensehen. Das soll nicht heißen, dass man keine Verfahren zur Quantifizierung suchen und entwickeln sollte. Es muss allerdings ein gleichberechtigtes ´sowohl-als-auch´, ein ´quantitativ und qualitativ´ ermöglicht werden.

Multiple Intelligenzen und Multiple Kompetenzen

Rauner hat 2004 von einem Konzept der Multiplen Kompetenz gesprochen, das sich auf die Ergebnisse der Multiplen Intelligenzen bezieht. Recherchiert man im Internet nach “Multiple Kompetenz” oder auch “Multiple Kompetenzen” so wird man zwar fündig, allerdings beziehen sich die dort gemachten Erläuterungen kaum explizit auf die Multiple Intelligenzen Theorie von Gardner.

Nun gibt es allerdings eine Ausnahme. In dem Beitrag von Edingard Fuchs (2004): Zukunftsaspekte der Erziehung findet man folgende Passage: “Howard Gardner spricht von multiplen Intelligenzen und hat in der Welt der Erziehung darauf aufmerksam gemacht, dass es neben den kognitiven Fähigkeiten noch eine Anzahl anderer gibt, die auch wissenschaftlicher Nachprüfbarkeit standhalten. Ich selbst ziehe den Begriff multiple Kompetenzen dem Begriff multiple Intelligenzen vor. Jedenfalls in den USA haben Howard Gardners Erkenntnisse auch in der Praxis positive Wirkungen gezeigt.”

Es ist bestätigend, wenn auch andere den Zusammenhang von Intelligenz und Kompetenz im Sinne von Multiplen Intelligenzen und Multiplen Kompetenzen erörtern.

Web 2.0: Selbstorganisation und kollektive Intelligenz – wie ist das zu verstehen?

robertfreund-sciencegarden-web-2.0.jpgDer Artikel Web 2.0 – Social Software in der zweiten Generation (sciencegarden Februar/März 2007) geht sehr schön auf die aktuelle Diskussion ein und stellt klar, dass die neue Generation der Social Software Möglichkeiten birgt, die manchen Leuten wohl nicht bewusst sind. Ganz besonders möchte ich auf folgende Passage aufmerksam machen: “Selbstorganisation als Prinzip. Maßgeblich für den Einsatz der neuen Social Software-Anwendungen sind die Prinzipien der redaktionellen Selbstorganisation („Graswurzelredaktion“) und der kollektiven Intelligenz.” Die Leser meines Blog wissen, dass ich gerade auf diese Punkte immer wieder hinweise. Dennoch: Auch wenn hier die gleichen Begriffe verwendet werden kann es sein, dass andere Dinge damit gemeint sind. Deshalb hier noch einmal meine Position: Unter Selbstorganisation verstehe ich die Selbstorganisationsdisposition im Sinne der Kompetenzdefinition von Erpenbeck/Heyse (QUEM-Projekt). Weiterhin verstehe ich den Begriff “Kollektive Intelligenz” nicht im Sinne des klassischen IQ, sondern im Sinne der Multiplen Intelligenzen. Siehe dazu auch das von mir initiierte EU-Projekt MIapp (2004-2006). Es ist doch immer wieder festzustellen, dass die gleichen Begriffe verwendet werden, die Leute aber oftmals etwas anderes darunter verstehen…

MCPC2007: Zwei Paper heute eingereicht

Heute habe ich zwei Paper für die MCPC2007 in Boston eingereicht. Mein Paper, Co-Autor Dr. Alexander Tsigkas, befasst sich mit der Verbesserung der Kundeninteraktionen bei Mass Customization und der Interaktiven Wertschöpfung mit Hilfe des Konzepts der Multiplen Kompetenz. Das zweite Paper ist von Dr. Alexander Tsigkas, Co-Autor ist Robert Freund. Die Paper mussten auf die Konferenzwebsite hochgeladen werden. Direkt danach haben wir eine Bestätigung bekommen, dass die Paper nun im Review-Prozess sind (Double-Blind-Review: Die Experten erhalten die Paper ohne Kenntnis der Autoren). Ich bin sehr gespannt, ob unsere Paper angenommen werden. Bis Anfang Juni werden wir mehr wissen.

SPIEGELONLINE vom 04.04.2007: Unsinnige Auswahlverfahren

Unter der Überschrift Mitarbeitersuche als Glücksspiel berichtet SPIEGELONLINE von interessanten Ergebnissen verschiedener Forschungsprojekte. Unter anderem wird vermerkt, dass ca. “90 % der Auswahlverfahren unsinnig sind” obwohl  “Psychotests Intelligenz, Wissen oder Verhaltensweisen zuverlässig testen” könnten. Diese werden aber in deutschen Unternehmen kaum eingesetzt. Das ist ein Problem, oder: Eine Chance für den, der es lösen kann. Mit dem EU-Projekt MIapp haben wir einen ersten wichtigen Schritt getan, moderne Intelligenzkonzepte in die betriebliche Praxis der Personalentwicklung zu übertragen. Siehe dazu auch den Blogbeitrag Wie kann man die Multiple Intelligenzen Theorie im Unternehmen nutzen. Ein spannendes Feld…