Malik, F. (2008): Wie Organisationen sich selbst organisieren

malik.jpgDas Buch Malik, F. (2008): Wie Organisationen sich selbst organisieren ist aus der Reihe “Management heute: Komplexität meistern” und im April erschienen. In der Financial Times vom 31.07.2008 erläutert Axel Gloger unter dem Titel Regeln entlasten Chefs einige Kernpunkte des Buchs. Die Hinweise auf Selbstorganisationsprozesse in Organisationen sind zwar nicht neu, dennoch ist es immer gut, wenn ein so bekannter Autor wie Fredmund Malik dazu etwas schreibt. Wissenschaftliche Paper lesen die Verantwortllichen in den Unternehmen nicht so gerne, Bücher von bekannten Autoren jedoch schon. Wenn dann noch in der Financial Times darüber geschrieben wird, dann muss doch etwas an dem Thema sein… oder? Möglicherweise überlegen nun immer mehr Entscheider, wie sie Selbstorganisationsprozesse in ihren Organisationen unterstützen können. Das wäre ein guter Anfang. Siehe dazu auch

  1. Mitchell, S. (2008): Komplexitäten
  2. Wie hängen Komplexität und Selbstorganisation zusammen?
  3. Was versteht man unter Selbstorganisationsdisposition?
  4. Können Kompetenzen im Unternehmen statisch und dynamisch sein?

Komplexe Welt: 3sat-Sendung vom 24.07.2008 (Wdhlg.)

Regenbogen2.jpgEs ist schon erstaunlich, wenn ein Fernsehsender eine Sendung über Komplexität ausstrahlt. Am 24.07.2008 habe ich mir die Sendung Komplexe Welt auf 3sat angesehen. Es wurde deutlich, was heute unter Komplexität zu verstehen ist und wie sich diese Erkenntnis in den verschiedenen Bereichen Klima, Gehirn, Medizin, Ökonomie und Physik auswirkt: “Nach der Chaostheorie ist das Leitthema der Wissenschaften nun die Komplexitätsforschung. Dahinter steht nach Meinung vieler Wissenschaftler ein massives Umdenken, eine Revolution, die von den harten Naturwissenschaften wie Physik über die Biologie bis hin zur Gesellschaft, zur Philosophie und Religion reicht. Denn überall sind komplexe, also dynamische und anpassungsfähige, sich entwickelnde Systeme am Werk. Auch bei den Mechanismen der Zelle und in Materie und Energie.” Zu der Sendung stehen viele Videos und Audiofiles zur Verfügung. Es ist sehr erfreulich, dass sich 3sat mit dem Thema Komplexität so intensiv befasst hat. Möglicherweise haben diese Sendung ja auch einige Politiker gesehen und erkannt, dass nicht alles auf einfache Ursache-Wirkung-Beziehungen zurückzuführen ist… In komplexen Systemen kommt der Selbstorganisation eine wichtige Rolle zu. Siehe dazu auch Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition oder auch Mitchell, S. (2008): Komplexitäten.

Mitchell, S. (2008): Komplexitäten. Warum wir erst anfangen, die Welt zu verstehen

mitchell.jpgDas Buch Mitchell, S. (2008): Komplexitäten. Warum wir erst anfangen, die Welt zu verstehen beschreibt sehr schön, welche Themen in der Diskussion um Komplexität aktuell sind. Dabei vertritt sie folgende These (S. 22): “Komplexität, ob in der Biologie oder anderswo, liegt nicht außerhalb unserer Verständnisfähigkeit, sondern sie erfordert eine neue Art von Verständnis. Dieses setzt voraus, daß man genauer analysiert, in welch vielfältiger Form der Kontext die Naturphänomene mitgestaltet.” Es freut mich dabei natürlich, dass Sandra Mitchell ausdrücklich auf die wichtige Rolle von Kontext eingeht. Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, weise ich darauf auch immer wieder im Rahmen der Kompetenzdebatte hin (Promotionsskizze). Nicht zuletzt zeigt die Autorin auch, dass komplexe Systeme und deren emergente Eigenschaften mit Hilfe von Selbstorganisation und Rückkopplungsschleifen erklärbar sind (S. 53). Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen. Siehe dazu auch die Rezension von Andreas Franke vom 19.06.2008.

Ballstaedt, S.-P. (2005): Kognition und Wahrnehmung in der Informations- und Wissensgesellschaft

wissensgesellschaft.jpgDer Beitrag Ballstaedt, Steffen-Peter (2005): Kognition und Wahrnehmung in der Wissensgesellschaft ist erschienen in Kübler/Elling (Hrsg.): Wissensgesellschaft. Der Autor stellt die wichtigen Begriffe Kognition und Wahrnehmung aus der Perspektive der Überflutung mit Informationen dar und stellt einen Zusammenhang zum Konstrukt Wissen her. Darüber hinaus findet man auf Seite 8 diesen Hinweis: “Die Bedeutung inhaltlichen, domainspezifischen Wissens nimmt ab, die Bedeutung von Kompetenzen im Umgang mit Wissen nimmt zu. Überzeugend hat die Soziologin Nina Degele die These analysiert: ´Während die Inhalte des Gewussten immer kurzlebiger werden und an Bedeutung verlieren, avancieren die Umgangsweisen mit Wissen zur entscheidenden Kompetenz´ (Degele 1999: 171). Wie in der kognitiven Psychologie unterscheidet sie Wissen erster Ordnung, das sind die inhaltlichen Wissenbestände. Wissen zweiter Ordnung ist Metawissen zum Umgang mit Wissen. Was man lernen muss, sind nicht primär Inhalte, sondern Techniken, Strategien und Tools zum Umgang mit Wissen: Nicht mehr ‚having knowlege‘, sondern ‚doing knowlege‘ (Ahrens/Gerhard 2002) (…).” Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition? Siehe dazu auch Die Wissenstreppe.

Buzan, T. (2008): Revolutions of the Mind

Gesicht3.jpgIn dem Artikel Buzan, T. (2008): Revolutions of the Mind beschreibt Tony Buzan Anforderungen an Manager im 21. Jahrhundert. Dabei weist er ausdrücklich auf die Bedeutung die Multiple Intelligenzen hin (Seite 3): “The Manager of the Future will therefore need to develop his or her own Multiple Intelligences, and the Multiple Intelligences of all their co-workers.” Die Erweiterung des traditionellen Intelligenzbegriffs ist erforderlich und passt mit den Entwicklungen in der Wissens- und Kompetenzdebatte, sowie mit modernen Entwicklungen bei der Betrachtungen des Intellektuellen Kapitals zusammen. Siehe dazu auch das sehr lesenswerte Paper von Bratianu et al. (2007): Integrators for organizational intellectual capital, IC-Congress 2007, Netherlands.

Hofmann, J. (2008): Wie intellektuelles Kapital Werte schafft

Zeitung7.jpgDer Artikel Hofmann, J. (2008): Wie intellektuelles Kapital Werte schafft ist am 18.06.2008 bei Deutsche Bank Research erschienen: “Unternehmen müssen systematischer mit ihrem intellektuellen Kapital umgehen. Vermögenswerte wie Qualifikationen, Innovationskraft und Kundenbeziehungen sind heute ihre wichtigsten Wettbewerbsvorteile. Wissensbilanzen können helfen, dieses intellektuelle Kapital strukturiert zu erfassen – und strategisch zu steuern. Das leistet aber nicht jede Art von Wissensbilanz. Wir geben eine pragmatische Orientierung in dem breiten Spektrum vorhandener Ansätze.” Dabei wird auch auf die wichtige Rolle der Kernkompetenzen der Organisation verwiesen. Wirklich lesenswerter Artikel.

Das Daimler Blog: Hier bloggen Mitarbeiter

daimler-blog-02.jpgDas Daimer Blog – Hier bloggen Mitarbeiter erläutert auch, warum große Unternehmen bisher so wenig bloggen: “Als ein Grund wird oft das ´One Voice´-Prinzip angeführt. ´One-Voice-Policy´ und Corporate Blogging können jedoch durchaus parallel stattfinden. Auf der einen Seite gibt es natürlich eine ´offizielle Unternehmensmeinung´, etwa bei Finanz-, Strategie- oder Kooperationsthemen. Auf der anderen Seite hat Daimler wiederum viele Inhalte, die den Weg in die klassischen Medien nicht finden. Das fängt beim technischen Hintergrundwissen an und geht bis zu sozialen Projekten innerhalb einer bestimmten Abteilung. Hier geht es somit vor allem um Einblicke in das ´Leben im Konzern´.” Diese Entwicklungen “von unten” (Bottom-Up) aufzunehmen ist aus meiner Sicht in der heutigen Zeit besonders wichtig (mehr dazu). Die Frage stellt sich natürlich, was macht das Unternehmen wenn es feststellt, dass der TOP-Down-Ansatz nicht mehr mit dem Bottom-Up übereinstimmt? Eine spannende Entwicklung deutet sich da auch in Großunternehmen an – etwa zu Enterprise 2.0? Dafür sind allerdings noch zu wenige Beiträge vorhanden. Woran das wohl liegt?

Bonabeau, E.; Meyer, C. (2001): Swarm Intelligence – A Whole New Way To Think About Business

Ameisen021.jpgWenn man heute den Begriff Schwarmintelligenz oder Swarm Intelligence hört, so denkt man dabei häufig an das Buch von James Surowiecki (2004): Weisheit der Vielen (Original: Wisdom of the Crowds), dabei haben den Begriff andere geprägt – es weiss nur kaum jemand. In dem Beitrag Bonabeau, E.; Meyer, C. (2001): Swarm Intelligence – A Whole New Way To Think About Business (Harward Business Review, May 2001, pp. 106-114) beschreiben die beiden Autoren schon Jahere vor Surowiecki, was sie unter Swarm Intelligence verstehen: “The collective behavior that emerges from a group of insects has been dubbed ´swarm intelligence´.” Es geht also bei Swarm Intelligence zunächst einmal um das Verhalten einer Gruppe von Insekten. Dennoch erläutern die Autoren, dass es durchaus Sinn machen könnte, die Prinzipien in der Geschäftswelt zu nutzen, mit folgendem Ergebnis: “the ultimate self-organizing enterprise, that could adapt quickly – and instinctively – to fast-changing markets.” Dem Leser meines Blogs werden die Hinweise auf self-organization und bottom-up-Ansätze aus der Kompetenzdebatte (Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition) und aus Open Innovation (unser-centred innovation) bekannt sein. Es schein so, als ob die verschiedenen Debatten aufeinander zulaufen, ja manchmal sograr miteinander verwoben sind…. Siehe dazu auch Open Innovation, Crowdsourcing, Swarm Intelligence…

Stiegler, B. (2008): Die Logik der Sorge. Verlust der Aufklärung durch Technik und Wissenschaft

Gesichthalb1.jpgIn dem lesenswerten Buch Stiegler, B. (2008): Die Logik der Sorge. Verlust der Aufklärung durch Technik und Medien befasst sich der Autor mit “dem Zusammenhnag von Kultur und Technik und den Veränderungen der Gesellschaft durch Medien und Digitalisierung”. Dabei konzentriert sich Bernard Stiegler auf die daraus resultierende “gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeitsstörung”. In Anlehnung an den von Francois Fillion geprägten Begriff der “Schlacht für die Intelligenz” plädiert der Autor für “eine menschliche Intelligenz, die psychisch und sozial zugleich” (S. 15), mit seinen Worten organologisch ist. Wobei er allerdings eine individuelle Intelligenz ausschließt (vgl. S. 57) und eher an eine kollektive Intelligenz denkt. Interessant ist auch der Hinweis darauf, wie sich dieser Zusammenhang auf Unternehmensebene darstellt:

“Ein Unternehmen muss daher – durch seine Produkte oder durch deren Distributionsweise – selbst zu einer Vorrichtung für die Aufmerksamkeitsvereinnahmung werden, denn die verfügbare ´Aufmerksamkeitsqualität´ ist begrenzt. Das klingt so, als wäre die Aufmerksamkeit eine Flüssigkeit, deren Verhalten man durch Pegel und Druckverhältnisse gewissermaßen kalkulieren könnte, und nicht das Ergebnis der Erziehung und Formierung der Individuen durch ein organologisches Zusammenspiel, das den Aufbau und die Erweiterung des Bewusstseins und seiner Analysekapazitäten ermöglicht – also seine Intelligenz (ebd. S. 145).

Es zeigt sich auch hier, dass der Intelligenzbegriff (Konstrukt) seine Aktualität hat, und dass “die knappe Ressource nicht mehr Information, sondern die Aufmerksamkeit der Individuen ist” (S. 144). In meiner Dissertation (Promotionsskizze) gehe ich auch diesen Aspekten nach und verknüpfe dabei die Erkenntnisse aus den Intelligenz- und Kompetenzdebatten (Multiple Kompetenzen) in einem Ebenen übergreifenden Modell. Das scheint aktueller denn je zu sein…

Was hat der Blog THESARTORIALIST.COM mit Open Innovation und Kompetenz zu tun?

Freizeitkleidung1.jpgIn der heutigen Ausgabe der Welt am Sonntag schreibt Ulf Poschardt über Jedermanns neue Kleider. In dem Artikel geht es nicht um die in vielen Magazinen beworbene Designermode einzelner Größen der Branche, sondern um die Mode, die auf der Straße zu finden ist. Diese Mode wird von einigen Modeinteressierten fotografiert und in das Netz gestellt. In der Zwischenzeit haben sich Webseiten und Blogs etabliert, die sogar schon (wie zu lesen ist) unter den TOP 100 der Meinungsmacher in der Modebranche zu finden sind. In dem Beitrag Jedermanns neue Kleider sind folgende genannt: Das Social Network ILIKEMYSTYLE und die Blogs THESARTORIALIST, FACEHUNTER.BLOGSPOT.COM, STYLECLICKER.NET, STILINBERLIN.BLOG.SPOT.COM usw.. Mode wird dabei nicht mehr alleine “von oben” verordnet: Bekannte Designer sagen, was “in” ist. Mode entsteht hier durch die Blogs selbstorganisert “von unten” (Bezug zu Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition), wodurch sich Muster ergeben (Modetrends). Darüber hinaus werden die Kunden in die Wertschöpfungskette integriert, indem sie nicht nur Lieferant von Bedarfsinformationen sind, sondern die konkrete Lösung umsetzen (Kernelement von Open Inovation, bzw. der Interaktiven Wertschöpfung). In Zukunft wird sich die Modebranche (und nicht nur die) daran gewöhnen müssen, dass man zwar weiterhin Geschäftsmodelle “von oben” entwicklen kann, diese sich allerdings auch “von unten” selbstorganisiert entwicklen werden.