Das Video zeigt C. K. Prahalad, der am 16.04.2010 verstarb. Prahalad ist vielen als Vordenker zu Kernkompetenzen bekannt. In den letzten Jahren hat er sich verstärkt dafür eingesetzt, Innovationen für die vielen Milliarden Menschen zu entwickeln, die sich die teuren Produkte der sogenannten “entwickelten Welt” nicht leisten können. Bottom of the Paramid wird diese Zielguppe genannt, die nach der Auffassung von Prahalad dringend Innovationen benötigt. Vor vier Jahren ist sein entsprechendes Buch auch in deutscher Sprache erschienen Prahalad, C. K. (2006): Der Reichtum der dritten Welt. In meinen Forschungsarbeiten habe ich mich häufig auf Prahalad bezogen, wenn es um die Kompetenzdebatte ging. In den letzten Jahren beschäftigt mich allerdings immer mehr der Gedanke Bottom of the Pyramid. Es trauern ganz sicher viele Menschen “am unteren Ende der Pyramide” um einen wichtigen Vordenker unserer Zeit: C. K. Prahalad. Es bleibt zu hoffen, dass seine Ideen von vielen Menschen weiterentwickelt und umgesetzt werden.
Hardt, M.; Negri, A. (2010): Common Wealth. Das Ende des Eigentums
Nach der Finanzmarkt- und der sich daraus entwickelnden Wirtschaftskrise ist es mal wieder an der Zeit darüber nachzudenken, ob unser aktuelles Wirtschaften noch angemessen ist. In dem Buch Hardt, M.; Negri, A. (2010): Common Wealth. Das Ende des Eigentums beschreiben die Autoren einen Alternativentwurf, der zumindest zum Nachdenken anregt. Immerhin geht es um eine “menschlichere Alternative des Zusammenlebens”. Fragt man sich natürlich sofort, was für eine Art des Zusammenlebens zur Zeit wohl noch überwiegt? Die verschiedenen Krisen der Vergangenheit haben auch gezeigt, dass sich zunächst nicht sehr viel ändert, obwohl Politiker permanent davon reden. Dennoch kommt der Wissenschaft in gesellschaftlichen Transformationsprozessen (Refexive Modernisierung) alternative Deutungsmuster aufzuzeigen. Immerhin der erste Schritt bei Veränderungsprozessen… Siehe dazu auch Fritz Böhle: Der Mensch als geistiges und praktisches Wesen
Komplexität im Unternehmen als Kopierschutz?
Komplexität ist ein Begriff, den viele Manager nicht so gerne hören, denn Sie denken dabei an Chaos und Unkontrollierbarkeit. Da Manager gerne “alles unter Kontrolle” haben wollen, versuchen sie oft, Komplexität zu reduzieren. Das führt allerdings häufig zu verkürzten und realitätsfernen Entscheidungen. In dem Artikel Chaos im Kinderzimmer (FTD vom 01.04.2010) bedient der Redakteur die eingangs erwähnten Assoziationen der Manager und entwickelt daraus eine entsprechende Überschrift. Diese wird allerdings dadurch nicht passender, denn im Artikel geht es um komplexe Geschäftsprozesse in Unternehmen und weniger um Chaos. Der Redakteur sollte sich mit den Begriffen ein wenig genauer auseinander setzen und weniger auf Effekthascherei aus sein (Oder ist die Überschrift etwa als Aprilscherz gemeint?). Empfehlenswert ist in dem Zusammenhang z.B. Kappelhoff, P. (2003): Chaos und Komplexitätstehorie. Im Kontext eines Unternehmens geht es auch nicht um Komplexität allgemein, sondern um die Komplexität sozialer Systeme. Bemerkenswert ist in dem FTD-Artikel ein Satz von Prof. Wrona: ” Weil Außenstehende die genauen Erfolgsfaktoren des Unternehmens nicht entschlüsseln können, fungiert die Komplexität als Kopierschutz.” Dabei bezieht Prof. Wrona sich auf das Unternehmen Apple Inc. Komplexität im Unternehmen zulassen, um nicht so leicht kopiert werden zu können? Der Umgang mit Komplexität im Unternehmen als Alleinstellungsmerkmal? Das bedeutet allerdings ein Management durch Komplexität. Doch wer kann das schon?
Fritz Böhle: Der Mensch als geistiges und praktisches Wesen
Der Vortrag Böhle, F. (2006): Der Mensch als gesitiges und praktisches Wesen (Video, Ringvorlesung mit Folien) hat den Untertitel “Verborgene Seiten intelligenten Handelns”. Der Autor weist sehr überzeugend darauf hin, dass die klassischen Unterscheidungen Mensch vs. Natur, geistige Arbeit vs. körperliche Arbeit usw. obsolet geworden sind. Experten beispielsweise nutzen für die Problemlösung oftmals ihr “Gespür”, oder man sagt, sie haben einen “guten Riecher” für die Situation gehabt. Gerade in komplexen Problemlösungssituationen zeigen sich Grenzen der rationalen, scheinbar objektiven Analyse. Es kommt dann stattdessen auch auf die subjektiven Eigenschaften eines Menschen an. Dieses sowohl-als-auch mit ihren vielfältigen Rückkopplungen sind der Schlüssel zur Bewältigung von Unbestimmtheit/Unsicherheit. Es wird Zeit, dass das Menschenbild entsprechend erweitert wird. Siehe dazu auch Multiple Intelligenzen oder Multiple Kompetenzen.
Die „Rückkehr des Subjekts“ in die betriebliche Organisation von Arbeit
Dass man die „Rückkehr des Subjekts“ in die betriebliche Organisation von Arbeit (Moldaschl 2002, Sauer 2005) überhaupt hervorheben muss, ist schon erstaunlich. In den Unternehmen werden über die objektiven Qualifikationsanforderungen hinaus “extrafunktionale” Qualifikationen (z.B. sozial-kommunikative und kreative Kompetenzen) erwartet, die dem Subjekt entspringen (vgl. Frey 2009:20). Die bisher vorherrschende Vorstellung, dass berufliche Qualifikation ausreicht, um sich in dem turbulenten Marktumfeld zu beweisen, ist zu ergänzen. Formale Qualifikationsnachweise reichen heute einfach nicht mehr aus. Die “ganze” Person mit ihrer besonderen Biographie ist gefordert. Eine Diskussion über die Austauschbarkeit von Mitarbeitern läuft somit ins Leere.
Unternehmen als sozialer Organismus – Unsinn, oder?
Das Bild vom Unternehmen als Maschine hat ausgedient. Andere Methaphern werden gesucht. Dabei kommt der Begriff ´Organismus´ häufig vor. In dem Interview Reflexion statt Gehirnwäsche (wiwo.de, 18.02.1010) mit Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Telekom, wird darauf Bezug genommen: “Ich muss verstehen, dass Unternehmen nicht nur betriebswirtschaftliche, sondern soziale Organismen sind. Die Zahlen kommen am Schluss, sind das Ergebnis sozialen Handelns oder psychologischer Wirkung. Ich muss wissen, dass ich als Manager Teil dieses Organismus bin”. Diese Erkenntnis ist erstaunlich und folgenreich. Ein Unternehmen ist somit nicht nur ein Organismus, sondern ein sozialer Organismus. Diese kleine Ergänzung hat weitreichende Folgen, denn die sozialen Prozesse mit ihrer Komplexität kommen damit stärker in den Fokus der Manager Die Telekom hat sich damit eine große Aufgabe gestellt: Man wird versuchen, die bestehenden Deutungsmuster der Mitarbeiter zu transformieren – immerhin eine zentrale Aufgabe von Erwachsenenbildung. Hätte man das gedacht, dass das harte Business sich auf die weichen sozialen Austauschprozesse reduzieren lässt…? In Zeiten einer neuen Modernität (Reflexive Moderne) ist diese Erkenntnis allerdings notwendig, um das Handeln unter Unsicherheit zu fördern. Siehe dazu auch Complex, Historical, Self-Reflexive: Expect the Unexpected.
BWP 1/2010: Berufliche Kompetenzen messen
Das Heft BWP 1/2010: Berufliche Kompetenzen messen befasst sich ausschließlich mit dem aktuellen Thema der Kompetenzmessung im beruflichen Umfeld: “Die Beiträge im Themenschwerpunkt dieser Ausgabe stellen zentrale Modelle und Verfahren zur Kompetenzmessung in der Berufsbildung vor und beleuchten diese vor ihrem Entstehungskontext und mit Blick auf ihre Ziele.” An den verschiedenen Beiträgten ist abzulesen, wie vielfältig das Thema ist und dass es gut ist, wenn mit diesem Heft ein wenig Transparenz geschaffen wird. Obwohl das Thema Kompetenz schon seit Jahrzehnten immer wieder diskutiert wird, bekommt es durch die gesellschaftlichen Entwicklungen der Reflexiven Modernisierung und der damit verbundenen Handlung unter Unsicherheit eine neue zentrale Rolle. Siehe dazu auch Komplexität, Selbstorganisation oder auch Multiple Kompetenzen.
FG Berufsbildungsforschung (2009): Berufliche Kompetenzen messen
In dem Zwischenbericht der FG Berufsbildungsforschung (2009): Berufliche Kompetenzen messen geht es um das Projekt KOMET der Bundesländer Bremen und Hessen. Die Autoren skizzieren einen Begründungsrahmen für ein zeitgemäßes Kompetenzmodell. Auf Seite 6 werden vier Eckpunkte genannt. Im ersten Punkt wird gleich auf die Arbeiten von Howard Gardner zur Multiple Intelligenzen Theorie verwiesen. Es zeigt sich auch hier wieder die enge Verbindung zwischen Intelligenz- und Kompetenzdebatte. Siehe dazu auch Multiple Kompetenzen.
Wie hängen Immaterielle Werte, Lernkultur, Kompetenzentwicklung und Organisationales Lernen zusammen?
Oft ist es erforderlich, Begriffe im Zusammenhang darzustellen. Schüßler/Thurnes (2005) haben eine Darstellung gewählt, die z.B. die Begriffe Immaterielle Werte, Materielle Werte, Kompetenzentwicklung, Lernkultur und organisationales Lernen übersichtlich zusammenstellt. Die aktuelle Diskussion über verschiedenen Themen ist häufig sehr auf einen Teilaspekt gerichtet, sodass wichtige Beziehungen untereinander verloren gehen. Doch erst im Zusammenhang versteht man, dass sich die Begriffe zwar oft ähneln, ihre Bedeutung im Kontext einer Reflexiven Modernisierung allerdings anders ist….
Kompetenzthematik innerhalb der Arbeitswelt
Im Jungel der Kompetenzen (Huber 2004) deuten sich zumindest in der Arbeitswelt zwei Stränge ab (Truschkat (2008 und 2010): Der strukturell-normative und der individuell-dispositive Ansatz. Der zuerst genannte sieht Kompetenzen eher aus der Unternehmenssicht (Kernkompetenzen und Bedarf). Der zweite Ansatz geht von indivuellen Kompetenzen aus, die den selbstorganisierten Umgang mit komplexen Veränderungen in der Arbeitswelt ermöglichen (Selbstorganisationsdisposition). Was fehlt, ist ein Gesamtansatz, der das Unternehmen, das Individuum, Teams und Netzwerke integriert. Möglicherweise kann das Konzept der Multiplen Kompetenz dazu beitragen.