Innovationsarbeit 2.0: Was soll das denn sein?

“Das integro_lab ist das Portal für Innovationsarbeit im Zeitalter von Web 2.0.” So steht es auf der Projektwebsite, auf der man auch erfährt, dass vom 20.-21.01.2011 in Dortmund die Abschlussveranstaltung zum geförderten Projekt stattfand. Toll ist, dass die ganzen Präsentationsfolien als Download zur Verfügung stehen – Danke. Andererseits macht mich der Begriff “Innovationsarbeit 2.0” etwas nachdenklich. Neben der Industriearbeit, der Wissensarbeit, der Kreativarbeit usw. usw. nun also die Innovationsarbeit 2.0 – beeindruckend. Gibt es dann auch eine Nicht-Innovationsarbeit (in Anlehnung an Moldaschl)? Es ist nicht gut, Arbeit auf bestimmte Schwerpunkte (Schubladen) zu reduzieren, denn die moderne Arbeitssituationsanalyse rückt “das Ganze der Arbeit” in den Mittelpunkt (Meyn/Peter 2010). Auch Böhle weist darauf hin, dass der Mensch ein gestiges und praktisches Wesen ist, das die Unbestimmtheit/Unsicherheit (Uncertainty) bewältigen kann. Siehe dazu auch Die Rückkehr des Subjekts in die betriebliche Organisation von Arbeit.

Intelligenz-Quotient (IQ) reicht im modernen Berufsleben und im Bildungsbereich nicht aus

Es ist schon erstaunlich, dass die Tageszeitung Die Welt am 11.02.2011 auf der Titelseite mit der Überschrift IQ ist nicht alles aufmacht. Der Untertitel “Wer im Berufsleben ganz nach oben will, benötigt vor allem Kreativität” deutet darauf hin, dass der Intelligenz-Quotient (IQ) wohl alleine nicht für das moderne Berufsleben ausreicht. Dabei bezieht sich der Artikel auf aktuelle Erkenntnisse von Robert Sternberg, der wie folgt zitiert wird: “Je besser die Ergebnisse der Probanden beim IQ-Test waren, umso schlechter schnitten sie bei den praxisrelevanten Tests ab – und umgekehrt.”

Moderne berufliche Tätigkeiten zeichnen sich durch vielfältige Interaktionen aus und stellen somit hohe Anforderungen an komplexe Problemlösungen (Das Ganze der Arbeit). Problemlösen unter Unsicherheit kann als Lernen bezeichnet werden, das die ganze Person fordert. Der Mensch, und weniger die mathematischen Modelle, ist in der Lage, mit der daraus entstehenden Unsicherheit umzugehgen – sie zu bewältigen. Diese Hinweise zeigen, dass der klassische Intelligenzansatz erweitert (und nicht ersetzt!) werden sollte. Die Triarchische Theorie von Sternberg und die Multiple Intelligenzen Theorie von Gardner werden den Anforderungen in Arbeitsprozessen gerecht und haben somit eine bessere Passung. Nur darum sollte es in der Intelligenzdebatte gehen, weniger um die Frage IQ oder andere Intelligenzkonstrukte. Ein sowohl-als-auch bringt die Diskussion weiter und deutet darauf hin, dass Entscheidungen, die auf IQ-Tests basieren, zu hinterfragen sind (Beruf und Schule).  Doch: Welche Erhebungsinstrumente sind angemessen?

Der schwarze Schwan und der Umgang mit Unsicherheit (Uncertainty)

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So, so, Die Weltwirtschaftsführer fürchten den “schwarzen Schwan” (Die Welt vom 29.01.2011). In dem Artikel wird auf Talebs Buch “The Black Swan” verwiesen, indem der Autor die Zahlengläubigkeit der Gesellschaft kritisiert, die aus den Vergangenheitsdaten eine Zukunft gestalten will, die durch die Vernetzungen in der Welt nicht mehr so einfach zu steuern ist (Siehe dazu auch Geben Konjunkturprognosen eine gute Orientierung?).

Der eingangs genannte Artikel macht die Denkweise der Redaktion deutlich: Der Begriff “Weltwirtschaftsfüher” unterstellt, dass die Weltwirtschaft geführt wird, bzw. werden kann. Das ist allerdings nur bedingt möglich. Der Hinweis, dass man sich vor dem “schwarzen Schwan” fürchtet unterstellt, dass die “Weltwirtschaftsführer” keine geeigneten Ansätze haben, wie mit einer eher unsicheren Zukunft unzugehen ist. Solche Artikel lehne ich ab, da sie die Reduktion auf Zahlen in den Vordergrund stellen, was der Komplexität der Welt nicht gerecht wird und die beschriebene Alternative (im Angesicht der Komplexität zu verzweifeln), für mich keine Alternative darstellt.

Es kommt vielmehr darauf an, diese Knight´sche Unsicherheit zu bewältigen (Dritter Weg). Es ist gerade der Mensch (und weniger die Technologie), der mit dieser Art von Unsicherheit umgehen kann. Solche Artikel regen mich schon am frühen Sonntagmorgen auf… Siehe dazu auch Unsicherheit und Unbestimmtheit akzepzieren?, Expect the Unexpected!, Der Mensch als geistiges und praktisches Wesen, Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition.

200 wissenschaftliche Crowdsourcing-Projekte im Internet

In dem Artikel Jeder kann Forscher sein (Welt am Sonntag vom 09.01.2011) geht es um Laien, die an internationalen Forschungsprojekten teilnehmen – wie das? Beispielhaft wird das Projekt Earthtrek (11.12.2013 Link nicht mehr aktiv) genannt, bei dem jeder mitmachen kann. Diese Öffnung wissenschaftlicher Projekte (Entgrenzung) zeigt auf, wie das Wissen (Intelligenz, Kompetenz?) vieler Menschen integrieret werden kann. Dem Prinzip des Crowdsourcing und dem damit verbundenen Öffnen des Innovationsprozesses (Open Innovation) ist es zu verdanken, dass immer mehr Menschen, Kunden, Bürger beteiligt werden können – woran auch immer. Machen Sie mit und schauen Sie, was passiert. Möglicherweise können Sie dazu beitragen, dass mehr nachhaltige Produkte auf den Markt kommen, oder die Politik sich endlich um die Belange der Bürger kümmert (Gesunde Nahrungsmittel und keine gesunden Nahrungsmittelkonzerne, Gesunde Bürger und keine gesunde Gesundheitsindustrie, usw.). Man weiß nie, was im Internet der Möglichkeiten so alles passiert… Siehe dazu auch Freund, R. (2010): Open Innovation, Open Evaluation and Crowdsourcing (Veröffentlichungen).

Was lesen eigentlich deutsche Manager?

Was lesen eigentlich deutsche Manager? Natürlich lesen die Manager die einschlägigen Tageszeitungen, wie z.B. das Handelsblatt, der “besten Wirtschafts- und Finanzzeitung” (Handelsblatt Aboservice, 02.01.2011) (11.12.2013 Link nicht mehr aktiv). Heute erfährt der geneigte Leser in dem Artikel Der angestellte Selbständige z.B. folgendes:

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“Immer weniger Arbeitskräfte stehen für immer komplexere Aufgaben zur Verfügung”
Kommentar: Das ist seit Jahrzehnten bekannt…

“Gab es früher klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, Erwerbsleben und Rente, so lösen sich diese scharfen Trennlinien auf”
Kommentar: Der Sonderforschungsbereich 536 (11.12.2013 Link nicht mehr aktiv) hat von 1999-2009 die gesellschaftlichen Entwicklungen analysiert z.B. auf die stattfindende Entgrenzung hingewiesen. So neu ist die Erkenntnis in dem oben genannten Artikel somit nicht gerade….

„Die Halbwertszeit des Wissens wird in Unternehmen immer kürzer“
Kommentar: Ohne Worte…

Ich kann nur hoffen, dass diese kleine Stichprobe nicht typisch ist, oder doch? Siehe dazu auch Flexible BeschäftigungReflexive Modernisierung, Rückkehr des Subjekts, Unsicherheit und Unbestimmtheit

Dewe, B. (Hrsg.) (2010): Wandlungsprozesse in Industrie- und Diensleistungsberufen und Anforderungen an moderne mediale Lernwelten in Großunternehmen und -organisationen

Herr Prof. Dr. Bernd Dewe stellt in diesem Band Dewe, B. (Hrsg.) (2010): Wandlungsprozesse in Industrie- und Diensleistungsberufen und Anforderungen an moderne mediale Lernwelten in Großunternehmen und -organisationen die Programmatik des Promotionskollegs Wandlungsprozesse , die beteiligten Hochschullehrer und die laufenden bzw. abgeschlossenen Promotionsverfahren vor. Mein Promotionsvorhaben finden Sie auf den Seiten 116-17). Wie Sie möglicherweise wissen, lautet meine Dissertation: “Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk”. Es ist spannend zu sehen, wie vielfältig das Thema “Wandlungsprozesse” von den Kollegen angegangen wird. Darüber hinaus enthält der Band auch eine theoretische Annäherung an “den gesellschaftlichen Wandel” und gibt erste Hinweise auf die “gesellschaftlichen Anforderungen” an moderne und mediale Lernwelten. Wer sich also mit dem Themenbereich und mit einer möglichen Promotion beschäftigt, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Gerne können Sie mich auch direkt auf meine Erfahrungen zur berufbegleitenden Promotion ansprechen.

Fit für den Aufschwung, fit für den Innovationswettbewerb?

Diesen Fragen ging Herr Prof. Dr. Bullinger im Editorial des Fraunhoger-Magazins weiter.vorn 1.11 nach und stellte fest: “Leistungsfähige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind das wichtigste Kapital der Unternehmen. Ihr Wissen und ihre Kompetenz sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren im Innovationswettbewerb”. Weiterhin wird angemerkt, dass Leistung mit Motivation (Hin zur Vertrauenskultur), Kompetenz (ständige Weiterbildung) und körperlicher sowie geistiger Fitness zusammen hängt. Diese Erfolgsfaktoren finden sich allerdings in den industriell geprägten betriebswirtschaftlichen Auswertungen nicht, oder nur als banale Kosten wieder. So lange sich die Steuerungsinstrumente der Unternehmen immer noch an der Mangelverwaltung traditioneller Ressourcen (Gutenberg lässt grüßen) orientieren, wird es der wohl gemeinte Rat, Mitarbeiter als Kapital eines Unternehmens zu sehen, schwer haben. Siehe dazu auch Wissensbilanz – Made in Germany.

True uncertainty and not risk: Was heißt das?

Wenn man sich den Unterschied zwischen Risiken und der Knight´schen Unsicherheit (Unbestimmtheit) klar machen will, so ist es ratsam, sich das Original anzusehen. In Knight, F. H. (1921): Risk, Uncertainty and Profit formuliert Knight deutlich:

“It will appear that a measurable uncertainty, or ´risk´ proper, as we shall use the term, is so far different from an unmeasurable one that it is not in effect an uncertainty at all. We shall accordingly restrict the term “uncertainty” to cases of the non-quantitive type. It is this ´true´ uncertainty, and not risk, as has been argued, which forms the basis of a valid theory of profit and accounts for the divergence between actual and theoretical competitio”.

Diese Nicht-Quantifizierbarkeit ist ein wesentliches Kriterium der Knight´schen Unsicherheit und (wie hier argumentiert wird) hängt diese mit unternehmerischem Profit zusammen. Doch wie kann man mit solchen Knight´schen Unsicherheiten umgehen?

Der Mensch ist dazu in der Lage, es ist daher nicht verwunderlich, dass das Subjekt immer mehr in die betriebliche Organisation von Arbeit zurückkehrt – dabei spielen die Kompetenzen der Mitarbeiter eine zentrale Rolle. Siehe dazu auch Der Mensch als geistiges und praktisches Wesen und Multiple Kompetenzen

Kompetenzen und Multiple Intelligenzen hängen zusammen, aber wie?

Ich möchte den Artikel Zawacki-Richter/Bäcker/Hanft (2010): Denn Sie wissen nicht, was sie tun… Portfolios zur Dokumentation von Kompetenzen in einem weiterbildenden Masterstudiengang (Zeitschrift für MedienPädagogik, 18, S. 1-23) zum Anlass nehmen, den aktuellen Stand der Diskussion zu beleuchten. In dem Artikel beschreiben die Autoren die Notwendigkeit, Portfolios als qualitative Methode für die Kompetenzdarstellung zu nutzen. In der Begründung wird auf S. 2 auf Connell/Sheridan/Gardner (2003) verwiesen, die Kompetenzen als “realized abilities” sehen. Leider wird darauf nicht weiter eingegangen.  Connell/Sheridan/Gardner zeigen nämlich deutlich auf, wie Multiple Intelligenzen und Kompetenzen zusammen hängen. Gerade das wäre allerdings an dieser Stelle zu hinterfragen gewesen. In meiner abgegebenen Dissertation bin ich gerade diesen Zusammenhängen nachgegangen. Sobald das Promotionsverfahren abgeschlossen und die Arbeit veröffentlicht wurde, werde ich den Gedanken noch einmal ausführlicher darstellen. Siehe dazu auch Multiple Kompetenzen.

Content is king but Context rules: Was heisst das?

Auf der ElearnChina 2003 habe ich einen eigenen Beitrag vorgestellt (Veröffentlichungen) und einen interessanten Vortrag gehört, der sich mit Content und Context auseinander setzte. In der Zwischenzeit wird immer deutlicher, dass Content (Inhalt) wichtig ist, doch entscheidender scheint zu sein, dass der Inhalt in einem bestimmten Context angewendet wird, oder daraus neuer Inhalt entsteht. Doch was versteht man unter einem Kontext?

Context can be defined as “the formal or informal setting in which a situation occurs; it can include many aspects or dimensions, such as environment, social activity, goals or tasks of groups and individuals; time (year/month/day)” (Brown et al. 2010:4)

Der Beitrag Brown, E. (2010): Education in the wild: contextual and location-based mobile learning in action befasst sich intensiv mit dem Zusammenhang und begründet, dass gerade M-Learning (Mobile Learning) für situiertes Lernen (location as context) geeignet ist.  Da Lernen mit Wissen und Kompetenz zusammenhängt, bieten sich hier auch vielfältige Möglichkeiten für Unternehmen.