Die deutschsprachige Mass-Customization-Community trifft sich am 16.02.2007 an der FH in Salzburg zur MC2007. Im Vorfeld der Weltkonferenz MCPC2007 in Bosten (Oktober 2007) ist das eine tolle Gelegenheit, sich über den aktuellen Stand der Diskussion und über interessante neue Fallstudien zu informieren. Frank Piller ist Garant für eine anspruchsvolle, interessante, aber auch angenehme Veranstaltung.
Mass Customization bei einer Zeitung
Auf der Website www.medieninnovation.de wird gezeigt, wie man Mass Customization (Kundenindividuelle Massenproduktion) auf Zeitungen übertragen kann, denn: Alles, was digitalisierbar ist, ist auch individualisierbar. Das Konzept ist erfogversprechend, wenn der Abgabepreis nicht höher ist, als der jetzige Preis für eine “Standard-Zeitung”. Wenn ich mir überlege, dass ich mich jeden Tag über die Standardausgabe meiner Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen ärgere …… Meine Tageszeitung kostet über 250 EUR im Jahr und enthält immer mehr Standdardcontent, der auch in anderen Zeitungen verwendet wird. Darüber hinaus werden die Bilder im Lokalteil (der mich wirklich interessieren würde) immer größer, so dass man kaum noch Text “auffüllen” muss. Genau das, habe ich der Zeitung auch schon per Mail mitgeteilt. Immerhin hat sich jemand telefonisch bei mir gemeldet und sich alles noch einmal angehört. Ändern wird sich allerdings nichts, weil man immer noch nach den alten Wettbewerbsstrategien arbeitet. Inhalte werden immer wieder neu aufgefrischt (Gerade im Reiseteil der HNA), die Beiträge schlecht recherchiert (wenn überhaupt), viele Schreibfehler nicht erkannt, Bilder vertauscht und so weiter und so weiter. Wir werden die Tageszeitung im kommenden Jahr wieder abbestellen. Nachdem ich mich nun genug aufgeregt habe, noch etwas zum Thema Mass Customization und Zeitung:
Wie Sie wissen, besteht das MC-Konzept aus vier Bereichen. Es genügt also nicht, nur
(1) individualisierte Inhalte zu erstellen (ist wohl erfüllt in dem oben genannten Beispiel erfüllt).
(2) Auch der Abgabepreis sollte nicht höher als der jetzige Standardpreis sein.
(3) Ein Konfigurator ermöglicht einen dynamischen Lösungsraum bei stabilen Prozessen (ist wohl erfüllt). Dabei kann ich noch nicht sagen, ob der Konfigurator OK ist, da ich ihn noch nicht getestet habe.
(4) Nicht zuletzt sollte eine lernende Beziehung zum Kunden aufgebaut werden (Darauf geht man auf der Wesite nicht ein)
Es ist aus der Sicht von Mass Customization also noch einiges zu tun. Darüber hinaus, entwickelt sich schon ein neues Geschäftsfeld: Open Innovation und Zeitungen. Ein Beispiel dafür ist Ohmynews.com. Hoffentlich setzt sich das schnell durch 🙂
Innovations-Kompetenz: Online Profil erstellen und bearbeiten
Auf der Website der Steirischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft (Österreich), kann man online ein Innovations-Kompetenz-Profil erstellen. Interessant dabei ist, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Innovation und Kompetenz hergestellt (unterstellt) wird [Wie auch in dem lesenswerten Buch von Bergmann/Daub (2006): Systemisches Innovations- und Kompetenzmanagement]. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Modells zu Innovationsfähigkeiten aus Kompetenztheoretischer Sicht. Ob es allerdings Sinn macht, noch eine Kompetenz (Innovations-Kompetenz) den schon recht zahlreichen “Bindestrich-Kompetenzen” hinzuzufügen? Darüber hinaus deutet die Vorgehensweise auf ein unterstelltes statisches Verständnis des Kompetenzbegriffs hin. Ob ein Unternehmen durch das Online-Ausfüllen des vorgegebenen Fragebogens wirklich weiterkommt? Ist es nicht heutzutage sinnvoller, ein dynamisches Kompetenzmodell zu unterstellen, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden?
Dörflinger/Marxt (2001): Mass Customization – Neue Potenziale durch kundenindividuelle Massenproduktion
Es ist zwar ein etwas älterer Beitrag, dennoch werden hier verständlich die interessanten Mäglichkeiten von Mass Customization (Kundenindividuelle Massenproduktion) dargestellt. Die hier dargestellt Definition ist nicht auf dem neusten Stand, deshalb empfehle ich auch, sich noch einmal auf meiner Website zu Mass Customization gründlich zu informieren. Darüber hinaus stellen meine Veröffentlichungen auf den verschiedenen MC-Konferenzen aktuelle Trend dar. Dennoch: Der Artikel ist lesenswert, weil er die wichtigen Zusammenhänge ausreichend darstellt.
MCPC 2007: Vierte Weltkonferenz zu Mass Customization and Personalization
Die vierte Weltkonferenz zu Mass Customization and Personalization MCPC2007 findet diesmal vom 07.-10.10.2007 am berühmten MIT Media Lab (Massachusetts Institute of Technology) in den USA statt. Nachdem ich an der ersten MCPC2001 (Hong Kong), an der zweiten MCPC2003 (München) und an der dritten MCPC2005 (wieder Hong Kong) teilgenommen habe, werde ich auch wieder ein Paper für diese Konferenz einreichen. Ich hoffe natürlich, dass mein Vorschlag angenommen wird, und ich einen Vortrag halten kann. Falls Sie an meinen Vorträgen interessiert sind, so können Sie sich diese hier herunterladen. Mass Customization (Kundenindividuelle Massenproduktion) ist in der Zwischenzeit in vielen Branchen erfolgreich umgesetzt worden (Beispiele). Weiterhin ist Mass Customization ein zentraler Bestandteil von Open Innovation. Es wäre schön, wenn man in Europa (Deutschland) die enormen Potenziale dieser hybriden Wettbewerbsstrategie stärker nutzen würde. Open Innovation und Mass Customization können in vielen Unternehmen Ansätze sein, den Wettbewerbsvorsprung weiter auszubauen, bzw. einen Wettbewerbsvorsprung zu entwickeln.
Innovationsindikator Deutschland 2006
Der Innovationsindikator Deutschland 2006 zeigt (wieder einmal) auf, wo wir unsere Stärken (Markterfolge mit Produkten der Hochtechnologie usw.), aber auch, wo wir unsere Schwächen (u. a. Bildung) haben. Dass gerade in Zeiten eines stärker werdenden Wissenswettbewerbs Lernprozesse im Mittelpunkt stehen sollten, liegt auf der Hand. Allerdings habe ich oftmals den Eindruck, als ob alle Akteure unter dem Begriff Bildung etwas anderes verstehen. Bildung im Kontext einer Industriegesellschaft bedeutet etwas anderes als Bildung in einer stärker wissensbasierten Gesellschaft. Es wäre daher besser, den Bildungsbegriff aus der Diskussion zu nehmen und stärker von (selbstorganiserten) Lernprozessen zu sprechen. Leider haben das viele Entscheidungsträger noch nicht verinnerlicht und geben daher auf neue Fragen alte Antworten. Siehe dazu auch Bildung neu denken.
Cross, G. (2006): The importance of internal alignment for open innovation
Auf der Website von www.openinnovation.eu findet man ein interessantes Interview mit Graham Cross zum Thema Open Innovation bei Unilever. Es handelt sich zwar hier um ein Großunternehmen, dennoch ist es immer wieder gut zu erkennen, wohin die Reise geht. Auch für KMU ist es wichtig realisieren, dass Innovationsmanagement um Open Innovation erweitert werden kann/muss. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal auf das Paper von Reichwald/Piller (2006): Open Innovation: Kunden als Partner im Innovationsprozess hinweisen.
Was ist Web 2.0? Deutsche Übersetzung des Originalbeitrags von O´Reilly (2005)
Der Originalbeitrag von O´Reilly (30.09.2005) wurde von Patrick Holz übersetzt (Deutsche Fassung). Ich hoffe sehr, dass viele sich den Artikel durchlesen, denn er bietet viele neue Erkenntnisse und regt zum Nachdenken an. In dem Artikel kommt beispielsweise immer wieder der Begriff “Intelligenz” vor. Wie Sie wissen, befasse ich mich seit Jahren mit den Thema. Hier ein kleiner Textauszug: “Das zentrale Prinzip hinter dem Erfolg der Giganten aus der Web 1.0 Ära, die überlebt haben um nun die Web 2.0 Ära anzuführen, scheint zu sein, dass sie sich die Stärke des Web zu Eigen gemacht haben, die kollektive Intelligenz zu nutzen (…)”. Es werden dann einige Beispiele genannt, die meines Erachtens nicht geeignet sind das Thema “Kollektive Intelligenz” zu verdeutlichen. Auf der selben Seite kommt auch noch der Begriff “Weisheit des Volkes” vor. Aus meiner Sicht sind das alles Marketingaktivitäten bei denen versucht wird mit einem griffigen Slogan komplexe Sachverhalte darzustellen – was allerdings misslingt. Es muss deutlich gemacht werden, was das Web 2.0 wirklich darstellt. Ist es einfach mehr Interaktion, Collaboration usw.? Ist es eine Technologie, um Daten, Informationen, Wissen oder Kompetenz besser zu transformieren? Und welche Rolle spielt dabei die Intelligenz – oder eher die Intelligenzen? Die Fragen sind aus meiner Sicht nocht nicht ganz geklärt, daher bietet sich auch ein großer Raum für Spekulationen und verwirrende Sprachvielfalt. Ich bin dennoch fest davon überzeugt, dass das Web 2.0 die schon vorhandene Dynamik und Komplexität auf dem Markt weiter erhöhen wird. Aus der Sicht von Unternehmen kommt es darauf an, diese Entwicklung nicht zu verschlafen, denn Mitarbeiter (aber auch Kunden) nutzen diese Möglichkeiten schon längst privat (Asymmetrie der Nutzung von Web 2.0-Anwendungen). Unternehmen haben meines Erachtens immer noch Vorbehalte gegenüber Web 2.0 weil sie spüren, dass es nicht nur neue Tools mit sich bringt, sondern Unternehmen damit viel stärker “von unten” beeinflusst werden (Bottom-Up). Dadurch werden Strukturen, Prozesse und Regel nicht von oben festgelegt, sondern sie bilden sich …
Teilnehmer an der Konferenz am 15.11.2006: Kompetenzkapital finden, schaffen, nutzen
Am 15.11.2006 nehme ich in Frankfurt/Main an der Konferenz “Kompetenzkapital finden, schaffen nutzen. Wege zum Integrierten Kompetenzmanagement (IKM)” teil (Konferenzflyer). Ich möchte mich aus erster Hand über die neuen Entwicklungen informieren. Veranstalter ist die HfB (Business School of Finance and Management) gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Betriebliche Weiterbildungsforschung (ABWF)/Qualitäts-Entwicklungs-Management (QUEM). Prof. Barthel beschreib die aktuelle Situation wie folgt: “Innovation ist die Entstehung von etwas Neuem. Wirklich Neues ist nicht planbar oder steuerbar, sondern selbstorganisiert (…). Im Hinblick auf Integriertes Kompetenzmanagement (IKM) gilt es Brücken zwischen den Kompetenzebenen -Individuum, Team und Organisation – zu schlagen.” Gerade mit dieser Thematik befasse ich mich in meiner Dissertation, in der ich auf das Konzept der Multiplen Kompetenzen eingehe.
Rohwetter, M.: Vom König zum Knecht (DIE ZEIT vom 21.09.2006)
In dem Artikel geht der Autor auf den Trend ein, dass Kunden immer stärker in den Wertschöpfungsprozess einbezogen werden, bzw. eingreifen. Dabei werden Unternehmen wie Ikea, Selve aus München und andere Beispiele genannt, die vordergründig scheinabar in ein Schema passen – dem ist aber nicht so. Selve ist ein Beispiel für die hybride Wettbewerbsstratgie Mass Customization and Personalization (Kundenindividuelle Massenproduktion). Auf den bisherigen Konferenzen zu Mass Customization wurde deutlich, dass man nicht nur Schuhe (bzw. Textilien), sondern auch viele andere Produkte und Dienstleistungen mass-customized herstellen kann (Beispiele). Das hätte dann auch Auswirkungen auf die in Europa verloren gegangenen Arbeitsplätze. Warum sollte es nicht möglich sein, mit Hilfe neuer Technologien und einer kundenbezogeneren Wertschöpfungskette, wieder Arbeitsplätze in Europa zu schaffen, die scheinbar unwiederbringlich an z.B. asiatische Länder verloren schienen? Darüber hinaus gibt es innovative Unternehmen, die die klassische Innovationsstrategie um Open Innovation erweitern. Dabei geht es um eine neue Arte der Intergation des Kundenwissens in die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. Das sehr lesenswerte Buch von Reichwald/Piller (2006): Interaktive Wertschöpfung zeigt den Zusammenhang, dabei wird auf die besondere Interaktionskompetenz mit dem Kunden hingewiesen. Aus meiner Sicht beschreibt der Artikel den Trend insgesamt zu ungenau. Der Autor bezieht den Titel auf die Rolle des Kunden: Vom König (Kunde) zum Knecht (Kunde). Möglicherweise kann man aber in Zukunft den Titel ein wenig uminterpretieren: Vom König (Unternehmen) zum Knecht (Unternehmen) des Kunden…..