In dem Artikel Blaubeermatsch muss auf das Luxushemd (Financial Times vom 30.03.2008) beschreibt die Autorin u.a. am Beispiel von Etro (und anderer Marken), dass auch immer mehr Edelmarken den Trend zur Individualisierung aufnehmen. Allerdings ist die Wortwahl der Autorin bezeichnend dafür, dass Sie nicht wirklich weiss, wovon sie eigentlich schreibt. Hier ein Beispiel: “Seit Jahren ist es en vogue, Massenprodukte zu ´customizen´ – sie also durch eigene Bastelei in Einzelstücke zu verwandeln. Und das nicht nur im Kreis der Kreativen. Geschäfte sprießen geradezu aus dem Boden, die dem modischen Individualisten professionell beim Aufmotzen helfen.” Es ist der Autorin möglicherweise entgangen, dass es sich bei diesen (und in der Zwischenzeit vielen anderen) Geschäftsmodellen um die Umsetzung von Mass Customizaion and Personalization und darüber hinaus um Open Innovation in der Bekleidungsbranche handelt. Es stellt sich somit die Frage, ob es sich bei den von der Autorin ausgesuchten Beispielen überhaupt um Customization (wie im Text erwähnt), Personalization, Mass Customization oder um Open Innovation handelt. Diese Wettbewerbsstrategien sind somit nicht als “eigene Basteleien” zu verkürzen, sondern Entwicklungen, die den Trend zur Individualisierung aufnehmen, Existenzgründungen ermöglichen und Zukunftssicherung für etablierte Marken schaffen. Die Autorin hat zumindest eine außergewöhnlichen Überschrift gefunden, und damit Aufmerksamkeit erzielt. Wenn Sie tiefer in die Thematik einsteigen wollen: Mass Customization and Personalization: Was versteht man darunter? oder LEAPFROG: Das EU-Projekt zu Mass Customization in der Bekleidungsindustrie – um nur einige zu nennen …
Gaul, W.; Gastes, D. (2007): Erfolg mittels Open Innovation
Der Beitrag von Gaul/Gastes (2007): Erfolg mittels Open Innovation ist erschienen in Karlsruher Transfer 35/2007. Abstract: “Innovationsvorgänge haben sich seit den 60er Jahren von traditionellen technologiezentrierten (technology-push), sequenziellen Prozessen mit funktional getrennten Organisationseinheiten (Matrix- oder Linienorganisation) zu kundenorientierten (market-pull), parallelen Prozessen mit fach- und abteilungsübergreifenden Teams (integrierte Produktentwicklung) weiterentwickelt. Aktuelle Prozessmodelle des Innovationsmanagements betonen die Berücksichtigung der Kundensicht, um das Risiko des Scheiterns eines neuen Angebotes am Markt zu minimieren. Erfolgreiche Entwicklungen neuer Angebote finden vermehrt in Netzwerken statt, die verschiedene Branchen und Stufen der Wertschöpfungsketten verbinden. Vor diesem Hintergrund sind zur weiteren Verbesserung der Erfolgspotenziale ´Open Innovation´ Ansätze einzubeziehen.” Es geht deutlich hervor, dass Open Innovation kein Ersatz, sondern Ergänzung zum traditionellen Vorgehen (Closed Innovation) ist. Möglicherweise interessieren Sie auch die drei Kernprozesse des Open Innovation Ansatzes.
TommyKlein – individual tailoring: Nächste Woche erhalte ich meinen Maßanzug…
In der kommenden Woche ist es nun so weit: Ich erhalte meinen Maß-Anzug und das bestellte Maß-Hemd von TommyKlein – individual tailoring. Bin schon sehr gespannt. Wie schon beim Ausmessen angekündigt (Blogbeitrag), werden Maß-Anzug und Maß-Hemd zum vereinbarten Termin geliefert. Dazu kommt Herr Bleifuß von der gleichnamigen Modeagentur extra zu uns nach Hause. In meinem Bekanntenkreis ist man auch schon neugierig geworden. Der eine oder andere überlegt, sich auch einen Maß-Anzug machen zu lassen. Über meine Erfahrungen bei der Anprobe werde ich in diesem Blog berichten…
Blended Learning und Mass Customization
In dem Artikel Gabriel/Gersch/Weber (2007): Mass Customization und Serviceplattformstrategien im Blended Learning Engineering ist folgendes zu lesen (S. 16): “>Mass Customization bietet, gerade in Kombination mit den Potenzialen von Blended Learning, große Möglichkeiten, ökonomische Vorteile unter didaktisch sinnvollen Prämissen zu erreichen. Der Forderung nach einem qualitätsorientierten Wettbewerb der Universitäten ist unbedingt zuzustimmen und es wurde mit dem Vorschlag einer Mass Customization bei Lern-Services auf der Basis von Serviceplattformen ein auf Standardisierungspotenziale ausgerichtetes Konzept hierfür vorgestellt.” In der Literaturliste findet man leider keinen Hinweis z.B. auf
- Hutzschenreuter, T. (2002): E-Learning and Mass Customization
Freund, R. (2003): Mass Customization and Personalization in Education and Training. Paper von der ElearnChina2003 (pdf)
Freund/Piotrowski (2003): Mass Customization and Personalization in Adult Education and Training. Paper von der MCPC2003 (pdf)
um nur einige zu nennen. Ich muss zugeben, dass mich das schon ein wenig wundert, da die genannten Paper sogar problemlos im Netz zu finden und downloadbar sind…
Personalisierte Medikamente oder handelt es sich um Mass Customization?
In der heutigen Ausgabe von Die Welt gibt es einen Artikel zu personalisierten Medikamenten: Medikamente nach Maß. Bedenkt man, dass das Fraunhofer Institut schon in seiner Ausgabe 2/2007 über die Möglichkeiten der personalisierten Medizin berichtet hat (Blogbeitrag), ist es schon erstaunlich, wie lange es dauert, bis Tageszeitungen über diese Entwicklungen berichten. In dem heutigen Artikel erfährt man: “Für das Jahr 2030 wird eine Quote von 25 Prozent des weltweiten Pharmamarktes auf die sogenannte personalisierte Medizin entfallen, so die Schätzungen der Wissenschaftler.” Das ist ein enormes Potenzial. Bis dahin müssen wir uns mit massenhaft produzierten Standardmedikamenten begnügen, die wenig auf den Einzelnen abgestimmt sind und zu unerwünschten Nebenwirkungen führen können. Aber dafür gibt es ja dann wieder Medikamente… Aus den verschiedenen Beiträgen geht allerdings nicht deutlich genug hervor, ob es sich um Personalisierung (Personalization), Customization oder Mass Customization handelt.
Waslander, S. (2007): Mass customization in schools: strategies Dutch secondary schools pursue to cope with the diversity-efficiency dilemma
Der Beitrag wurde veröffentlicht in Journal of Education Policy, Volume 22, Issue 4, July 2007, pages 363-382. Abstract: “Faced with the diversity-efficiency dilemma, private companies apply ‘mass customization’ strategies to add diversity without adding costs. As schools are urged to become more ‘customer oriented’ they also face a diversity-efficiency dilemma. This article asks how Dutch secondary schools cope with this dilemma and to what extent they apply ‘mass customization’ strategies. A careful selection procedure aimed at a maximum variety of school practices resulted in seventeen schools for which case studies were conducted. Data collection included written material, observations and interviews. Analysis of the combined data indicated six dimensions along which schools differentiate their educational offerings. On the basis of emerging patterns of differentiation, four categories of schools were distinguished. These categories appear to be closely linked to organizational strategies pursued by schools. The article concludes that practices adopted by schools to cope with the diversity-efficiency dilemma strongly resemble mass customization strategies applied by companies producing tangible goods. In the final section, the risks and inherent contradictions of these strategies are pointed out. For while government policies and schools seek to put the needs of individual students at the centre, the inevitable diversity-efficiency dilemma may cause many schools to adopt practices students never asked for.” Der Beitrag zeigt, dass Mass Customization nicht nur in unternehmen, sondern auch in Schulen sinnvoll sein kann. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass ich schon auf der ELearnChina2003 Freund, R. (2003): Mass Customization in Education and Training darauf hingewiesen habe. Das weiter oben angesprochene “diversity-efficiency dilemma” würde ich allerdings mit Hilfe der Multiple Intelligenzen Theorie eher als Chance interpretieren.
Gassmann, O.; Enkel, E. (2006): Open Innovation: Externe Hebeleffekte in der Innovation erzielen
In dem Beitrag Gassmann, O.; Enkel, E.: Open Innovation: Externe Hebeleffekte in der Innovation erzielen. In: Zeitschrift Führung + Organisation (2006), Nr. 3, S. 132-138 erfährt man, dass die Misserfolgsquote bei Innovationen relativ hoch ist: Konsumgüter zwischen 35-60% und Industriegüter zwischen 25-40%. Darüber hinaus nennen die Autoren auch die drei Kernprozesse des Open Innovation Ansatzes:
(1) der Outside-in Prozess reichert das interne Wissen des Unternehmens an mit externem Wissen von Kunden, Lieferanten oder Partnern wie auch durch das aktive Transferieren von Technologien aus anderen Unternehmen und Universitäten.
(2) Der Inside-out Prozess unterstützt die externe Kommerzialisierung durch Lizensierung Ideen schneller auf den Markt zu bringen sowie Technologien besser zu multiplizieren als das durch eine interne Ausbeutung möglich wären.
(3) Der Coupled Prozess beinhaltet eine Kopplung der Integration und Externalisierung von Wissen zum Zwecke der gemeinsamen Entwicklung in Allianzen, Joint Ventures und Innovationsnetzwerken, bei welcher eine Balance zwischen Geben und Nehmen den Kooperationserfolg bedingt.
Weitergehende Informationen findet man auf der Website Center for Innovation der Universität St. Gallen.
Design Democracy 2008: Design und Mass Customization
Die Website Design Democracy ´08 ist wirklich interessant: “The website will attempt to promote mass customization concepts as they relate to furniture and product design. In the future we hope the website will become a resource for product design and a manufacturing/fabricating community.” Bis zum 21.03.2008 können Sie noch Ihre eigenen Designentwürfe für die ICFF International Contemporary Furniture Fair) einstellen. Der Zusammenhang zwischen Design und Mass Customization zeigt auch schon den Übergang zu Open Innovation an. Schauen Sie sich doch einfach einmal die schon eingestellten Vorschläge an. Manche sind wirklich sehenswert. Dazu passt der Blogbeitrag zu Ponoko.
Skibrillen: Mass Customized. Entwickelt an der Kunsthochschule Kassel
Auf der Website der Kunsthochschule Kassel findet man den Hinweis auf einen Mass Customization Ansatz, der mit dem Hugo-Sonnenberg-Preis 2007 ausgezeichnet wurde: “Mit dem ´your very own-mass customization system´ können Brillen individuell für jede Gesichtsform hergestellt werden. Der Produkt-Design-Student Martin Güntert von der Kunsthochschule Kassel hat ein System entwickelt, mit dem Produkte im industriellen Rahmen maßangefertigt werden können. Brillen, die auf diese Weise erzeugt werden, sind wegweisend für einen individualisierten Markt.” Kern des Konzepts ist, dass das Gesicht digital erfasst wird. Natürlich kann dieser Ansatz nicht nur für Ski-Brillen verwendet werden. Ob es sich dabei allerdings wirklich um Mass Customization handelt, kann dem Beitrag nicht entnommen werden. Es fehlt die Angabe zu den Preisen. Mass Customization bedeutet, dass die (Ski-)Brillen ungefähr zu den Preisen massenhaft hergestelter Brillen angeboten werden.
Das EU-Projekt Custom-Fit
Das EU-Projekt Custom-Fit zeigt deutlich, welche Möglichkeiten es heute gibt, individuelle, auf den einzelnen Kunden zugeschnittene Produkte herzustellen. Kernelement ist Rapid Prototyping, das wiederum zu Rapid Manufacturing führt. In dem Flyer wird das so formuliert: ” [Custom-Fit] is an industry led project investigating the possibility of moving towards knowledge based manufacturing and customised production through the integration of knowledge in Rapid Manufacturing, Information Technology and Material Science.” Auch der Artikel A custom-made helmet? Not just a dream any more vom 04.03.2008 verweist auf das EU-Projekt Custom-Fit und hier ganz besonders auf das Beispiel von Motorradhelmen. Vergleicht man diesen Ansatz mit den vier Ebenen von Mass Customization, so kann man bei Custom-Fit eher von Customization sprechen. Mass Customization ist es erst dann, wenn es auch möglich ist, für einen größeren Markt zu produzieren – und das zu Preisen, die denen von massenhaft produzierten Produkten nahe kommen.