Sehen wir uns zunächst den Innovationsprozess in seinen (sehr) groben Schritten an: Hat jemand eine Idee, so ist er kreativ. Setzt er diese Idee in eine erste technische Lösung um, so hat man es mit einer Invention zu tun, die geschützt werden kann – z.B. durch ein Patent. Führt man diese Invention auch noch in den Markt ein, so liegt eine Innovation vor. Von der Grundlagenforschung bis zur Markteinführung befasst sich das Innovationsmanagement damit, technologische Möglichkeiten (Technology Push) mit den Anforderungen des Marktes (Demand Pull) zusammen zu bringen – erst einmal unabhängig davon, ob es sich um Closed Innovation oder Open Innovation handelt. In diesem Zusammenhang wird immer wieder von den Kernkompetenzen eines Unternehmens gesprochen. Dabei ist kritisch anzumerken, dass die Fokussierung auf Kernkompetenzen auch zu einer Pfadabhängigkeit führen kann, die Innovationen blockiert. Auch das Finnische Ministerium für Arbeit und Wirtschaft (2009:4) weist auf den Zusammenhang zwischen Innovation und Kompetenz hin: “Innovation refers to a utilised competence-based competitive advantage.. A competence-based competitive advantage can emerge from scientific research, technology, business models, service solutions, design, brands or methods of organising work and production. Typically, an innovation is generated by a combination of different competencies. Capitalised as innovations, competence-based competitive advantages promote the advancement of businesses, society and wellbeing.“ Als internationaler Hot Spot in Sachen Innovation (Kao 2009) bestätigt das Finnische Ministerium zwar den Zusammenang Innovation/Kompetenz, gibt allerdings keinen Hinweis darauf, was man unter Kompetenzen (competencies) versteht. Doch gerade das ist entscheidend. Das zugrundeliegende Kompetenzverständnis (statisch-dynamisch, eine Kompetenz – multiple Kompetenzen usw.) ist wichtig für den Innovationsprozess. Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, favorisiere ich ein Kompetenzverständnis, das sich an dem Konzept der Multiplen Kompetenz orientiert. Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk ist auch mein Dissertationsthema (Promotionsskizze | Veröffentlichungen)
Open Innovation wird immer stärker beachtet
Dass Open Innovation nicht nur in Forscherkreisen, sondern immer mehr auch von einer breiten Öffentlichkeit beachtet wird, zeigen verschiedene Zeitungsartikel. Im Handelsblatt vom 03.06.2009 beispielsweise berichtet Hans Schürmann in dem Artikel Open Innovation – Gemeinsam zu neuen Technologien darüber, wie Unternehmen Open Innovation erfolgreich umsetzen. Als Ergänzung zur klassischen Innovationsstrategie (Closed Innovation) öffnet ein Unternehmen bei Open Innovation seinen Innovationsprozess und nutzt das Wissen externer Partner. Eine besondere Rolle spielt dabei das Kundenwissen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass Kundenwissen nicht einfach mit Kundendaten, bzw. -informationen verwechselt wird. Weiterhin ist bei Open Innovation das kontextbezogene Anwendungswissen der Kunden von Bedeutung für den Wertschöpfungsprozess. Unternehmen, die Open Innovation umsetzen wollen, sollten sich auch über die organistorischen Voraussetzungen informieren, denn Open Innovation ist ein durchaus anspruchsvoller Ansatz mit Konsequenzen für die organisationalen und individuellen Kompetenzen.
eMachineShop: Rapid Prototyping zum Geschäftsmodell weiterentwickelt
Auf der Website eMachineShop kann man sehen, wie Rapid Prototyping zu einem Geschäftsmodell weiterentwickelt worden ist. Metall- und Kunststoffteile können mit Hilfe einer kostenlosen Software gezeichnet werden. Anschließend schickt man die Datei an das Unternehmen, das das gewünschte individuelle Teil in einer Stückzahlen von 1 bis 1.000.000 herstellt. Auch der Bestellprozess ist konfigurierbar. Dieses Angebot erinnert stark an die vier Ebenen von Mass Customization. Ich beobachte eMachineShop seit einigen Jahren und man kann deutlich erkennen, wie positiv sich dieses Geschäftsmodell weiterentwickelt hat. Der Sitz des Unternehmens ist in New Jersey (USA)….
Myoats: Eigene Designs einfach online entwickeln
Mit Hilfe von Myoats kann sich jeder online seine eigenen Designs entwickeln und diese dann z.B. für Spreadshirt oder auch Ponoko nutzen. Darüber hinaus kann man auf Myoats (natürlich) die Designs anderer beurteilen. Myoats basiert auf eine Flash-Applikation und ist weitaus einfacher/intuitiver anzuwenden als z.B. CAD-Systeme (Siehe eMachineShop). Solche Anwendungen wie Myoats erleichtern es Menschen, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen und unterstützen daher den Weg zu Mass Customization und Open Innovation.
MCPC2009: 5. Weltkonferenz zu Mass Customization and Personalization
Die MCPC 2009 findet vom 04.-08.10.2009 in Finnland statt. Es ist die nunmehr 5. Weltkonferenz zu Mass Customization and Personalization. Auch diesmal habe ich ein Abstract eingereicht in der Hoffnung, meine Überlegungen wieder präsentieren zu können. Der erste Review-Prozess der eingereichten Vorschläge wird Ende Juni abgeschlossen sein. In den letzten Jahren hat es immer geklappt (Veröffentlichungen), aber man weiß ja nie so genau. Es gibt immer mehr Forscher auf dem Gebiet und immer mehr interessante Themen über die auf solchen Konferenzen berichtet wird. Ich würde schon gerne nach Helsinki fahren und mich mit den vielen Kollegen austauschen. Gerade Finnland ist in den letzten Jahren sehr aktiv, wenn es um Mass Customization oder auch Open Innovation geht.
Reichwald/Piller (2009): Interaktive Wertschöpfung, 2. Auflage
Das Lehrbuch Reichwald/Piller (2009): Interaktive Wertschöpfung ist im Mai in der zweiten Auflage erschienen. Der Auszug (pdf, 0.8MB) informiert darüber, was sich gegenüber der esten Auflage verändert hat. Die erste Auflage Reichwald/Piller (2006): Interaktive Wertschöpfung steht immer noch in großen Teilen als (kostenloser) Download (2.9MB) zur Verfügung. Wenn man sich auf der Webiste der Autoren die Stimmen zum Buch ansieht, kommt man schnell zu dem Schluss, dass sich die Anschaffung des Buches lohnt, wenn man sich über Open Innovation, Individualisierung und neue Formen der Arbeitsteilung informieren will.
Spath et al. (Hrsg.) (2008): Organisatorische Wandlungsfähigkeit produzierender Unternehmen
Der Forschungsbericht des Fraunhofer Instituts für Arbeitswissenschaft und Organisation IAO Spath/Hirsch-Kreinsen/Kinkel (Hrsg.) (2008): Organisatorische Wandlungsfähigkeit produzierender Unternehmen beleuchtet einen interessanten Aspekt produzierender Unternehmen. Produzierende Unternehn sind aus ihrer Historie von Einzelfertiger zu Massenproduzenten geworden, die sich nun wiederum den Individualisierungswünschen ihrer Kunden gegenüber stehen (Mass Customization). Die Organisatorische Wandlungsfähigkeit ist somit ein Kernelement der Anpassung produzierender Unternehmen an die veränderten Rahmenbedingungen. Die Studie stellt dazu fest (Seite 6): “Wesentliche Handlungsfelder organisatorischer Wandlungsfähigkeit beziehen sich auf die Bereiche
- Personal- und Personalinstrumente
- zwischenbetriebliche Kooperationen
- prozessorientierte Organisation
Die einzelnen Bereiche werden weiter erläutert. Schauen Sie sich die Ergebnisse doch einmal an.
RKW-Arbeitskreis ´Kundenindividuelle Produktion – Mass Customization´ trifft sich am 18.06.2009
Der RKW-Arbeitskreis “Kundenindividuelle Produktion – Mass Customization” trifft sich am 18.06.2009 nun schon zum vierten Mal. Diesmal werden wir beim RKW Kompetenzzentrum in Eschborn zu Gast sein. Unter anderem werden wir über Voraussetzungen für Mass Customization sprechen. Darüber hinaus möchte ich Sie noch darauf hinweisen, dass im Oktober voraussichtlich eine größere Veranstaltung zu Mass Customization in Marburg/Lahn stattfinden wird. Sobald ich weitere Informationen dazu habe, werde ich hier darüber berichten. Siehe dazu auch Treffen bei der Firma Eisenbach vom 10.02.2009 und das Treffen bei der Firma Rittal in Herborn
Wirtschaftspsychologie 1/2009: Der (freiwillig?) arbeitende Kunde
Eine ganze Ausgabe Wirtschaftspsychologie 1/2009: Der (freiwillig?) arbeitende Kunde befasst sich mit dem Phänomen, dass immer mehr Kunden die Arbeit von Produzenten übernehmen. Alleine die Begriffe Kunde und Produzent deuten auf eine arbeitsteilige Struktur hin, die schon seit langem durch den Begriff Prosument überwunden scheint. Kunde und Produzent sind dabei wechselseitig am Wertschöpfungsprozess beteiligt. Die Frage ist, ob diese Entwicklung eher zum Wohl des Kunden, oder doch eher zum Wohl der Anteilseigner von Unternehmen beiträgt. Einige Unternehmen nutzen dabei den Kunden schamlos aus, andere gestalten mit ihm gemeinsam die Wertschöpfungskette zu beiderseitigem Nutzen (Open Innovation). Eine weitere Variante ist, dass Kunden (?) ohne Unternehmen sich selbst über das Netz organisieren, um ihre Probleme zu lösen. Unternehmen sind gut beraten, diese Entwicklungen konstruktiv aufzunehmen.
Taylor, F. W. (1911): The Principles of Scientific Management
Sie sind es gewohnt, relativ aktuelle Informationen von mir zu erhalten und fragen sich jetzt bestimmt, warum ich einen Beitrag zu Taylor, F. W. (1911): The Principles of Scientific Management (PDF) schreibe.
Der Grund ist ein aktueller: Die Auseinandersetzung mit dem Scientific Management ist in Zeiten von Lernenden Organisationen und Wissensmanagement wichtig, doch es machen sich wenige die Mühe, den Originaltext von Taylor zu lesen. Was hat Frederick Winslow Taylor unter Scientific Management wirklich verstanden?
- Gibt es möglicherweise tendenzielle Texte, die sich auf Taylor beziehen, allerdings nicht genau zitieren?
- Können wir von Taylors Ideen möglicherweise mehr profitieren als gedacht?
Es ist immer gut, wenn man sich nicht mit Sekundärliteratur zufrieden gibt, und das Original liest. Probieren Sie es aus.