MCP-CE 2010: Konferenz zu Mass Customization and Open Innovation in Mittel- und Osteuropa

Die MCP-CE 2010 ist die vierte Konferenz in einer Konferenzserie, die von mir initiiert wurde und 2004 in Rzeszow/Polen begann. Gastgeber ist in diesem Jahr die Universität Novi Sad in Serbien: Konferenz-Programm. Am 22.09.2009 haben wir zunächst einen Workshop für Unternehmen, die sich über Mass Cuatomization und Open Innovation informieren wollen. An den Konferenztagen (23.09. und 24.09.2010) werden dann insgesamt 29 Paper präsentiert und diskutiert. Ganz besonders freue ich mich, dass Prof. Cipriano Forza (Italien) am ersten Tag einen Vortrag zu aktuellen Trends halten wird (Detailliertes Programm). Ein wichtiges Element der Konferenz ist, dass es viele Möglichkeiten für den informellen Austausches gibt: Pre-Conference Meeting, Gala Dinner und gemeinsame Fahrt in den Fruska Gora Nationalpark sind hier stellvertrend genannt. Ich freue mich sehr auf die vielen Kollegen aus den verschiedenen Ländern und bin gespannt, welche neuen Erkenntnisse und Kontakte sich ergeben.

Tragen Sie auch Schuhe, die nicht ihren Maßen entsprechen?

… dann sind Sie in guter Gesellschaft. Im Fußreport des Deustchen Schuhinstituts steht, dass 82 Prozent der Deutschen Schuhe tragen, die nicht ihren Maßen entsprechen. Dazu wurden mehr als 5.000 Befragungen durchgeführt… Das hätte man einfacher haben können, denn jeder der ca. 80 Millionen Deutschen hat unterschiedliche Füße, eine individuelle Körperform, sprich: Jeder ist einmalig. Interessant ist allerdings, die Konsequenz mit der die Schuhindustrie die möglichen technologischen Entwicklungen ignoriert und für die mangelnde Passform den Kunden an den Pranger stellt: Der Kunde sollte Abendschuhe abends kaufen usw. Ein qualitativ guter Schuh sollte den Anforderungen entsprechen (Siehe Definition von Qualität). Es fragt sich allerdings, welche Anforderungen gemeint sind. Sind es die Anforderungen der Hersteller, die einfach Zahlen (Größen) festlegen, in die wir uns einzufügen haben, oder sind es die Anforderungen der Kunden? Selbstredend sind es natürlich die Anforderungen der Kunden, die zu erfüllen sind. Eine Anforderungen ist nun einmal, dass beide Schuhe passen sollten. Manche Schuhhersteller halten solche Forderungen für eine ausgemachte Unverschämtheit, andere wiederum nutzen die neuen Möglichkeiten, massenhaft individuelle Schuhe zu kleinen Preisen herzustellen. Mass Customization in der Schuhindustrie ist seit langem möglich, doch wer will das schon … ? Da ich zu dem Thema schon viele Beiträge geschrieben habe, möchte ich nur auf die folgenden hinweisen: Schuhe für das 21. Jahrhundert , Kinderschuhe passen nicht, Die Schustadt von China, Was hat der Ballenbreitengrad mit Mass Customization zu tun? , Size Germany – Brauch man diese Messungen? Warum muss eine Frau 10 Jeans anprobieren … , EU-Projekt Leapfrog ,

Warum muss ´Frau´ 10 Jeans anprobieren, bis dann endlich eine gekauft wird?

Die Firma Levi´s sollte eigentlich wissen, wie man Jeans herstellt – sie weiss es auch. Levi´s weiss allerdings nicht, wie man Jeans herstellt, die passen. In dem FAZ-Artikel Unzufrieden in der zweiten Haut vom 09.08.2010 wird beschrieben was Frauen so alles durchmachen, bis sie endlich eine Jeans kaufen – und dann doch nicht richtig zufrieden sind. Wenn man allerdings weiss, dass es schon viele kostengünstige Möglichkeiten gibt, Bekleidung massgerecht herzustellen, dann wundert man sich doch ein wenig über die Leidensfähigkeit der Kundschaft – und den guten Verdienst der Änderungsschneidereien, die teilweise in sehr guten Lagen in den Städten zu finden sind. In meinem Blog habe ich schon sehr oft über diese Punkte geschrieben, dennoch wollte ich Ihnen die Meldung nicht vorenthalten. Weitere Hinweise auf entsprechende Blogbeiträge erspare ich mir. Ich hoffe, Sie sehen es mir nach.

Howaldt, J.; Schwarz, M. (2010): ´Soziale Innovation´ im Fokus

Innovation ist auf allen Ebenen ein Thema, soziale Innovationen allerdings stehen dabei häufig am Rande. Um das zu ändern, ist gerade ein Buch veröffentlicht worden, das die Bedeutung von sozialen Innovationen unterstreicht: Holwaldt, J.; Schwarz, M. (2010): ´Soziale Innovation´ im Fokus. Neben der banalen, aber doch wichtigen Frage, was überhaupt soziale Innovationen sind, gehen die Autoren auch auf den gesellschaftlichen Kontext ein. Aus meiner Perspektive werden Innovationen immer noch zu sehr technologie-orientiert betrachet, obwohl Entwicklungen wie z.B. Open Innovation zeigen, dass gemeinschaftlich entwickelte Innovationen marktfähig und zeitgemäß sind. Siehe dazu auch die englischsprachige Trendstudie Howaldt/Schwarz (2010): Social Innovation.

Wie geht man nur mit hybriden Wertschöpfungsprozessen um?

Von der hybriden Wettbewerbsstrategie Mass Customization habe ich schon oft geschrieben. Doch was ist bitte eine hybride Wertschöpfung und wie geht man damit um? Auf diese (und weitere) Fragen gehen verschiedene Autoren in dem folgenden Werk ein, dass als Download zur Verfügung steht: Ganz/Bienzeisler (Hrsg.) (2010): Management hybrider Wertschöpfung. Potenziale, Perpektiven und praxisorientierte Beispiele. (28.01.2014 Link nicht mehr aktiv). Gleich am Anfang liest man: “Hybride Wertschöpfung entsteht, wenn sich der maximale Nutzen einer Leistung erst aus der gleichzeitigen Inanspruchnahme von Produkt und Dienstleistungsanteilen ergibt. Dies geht vielfach einher mit neunen Organisations- und Geschäftsmodellen, was das Management hybrider Wertschöpfungsformen vor neue Herausforderungen stellt”. Siehe dazu auch Reichwald/Piller (2009): Interaktive Wertschöpfung

Mass Customization in der Automobilindustrie: The CATER story

Schon Anfang 2008 und auch in 2009 habe ich über das Projekt CATER berichtet (Innovatice ICT Tools and Methods for Mass Customization of Vehicles) Es wird also mal wieder Zeit nachzuschauen, wie der aktuelle Stand ist. Das Video von Ende letzten Jahres zeit, wie man sich die Konfiguration eines massenhaft individuell hergestellen Fahrzeugs vorstellen kann (Mass Customization). Dabei ist deutlich die Begrenzung des Lösungsraums (Solution Space) zu erkennen, was ja im Gegensatz zu Open Innovation ein wesentliches Markmal von Mass Customization ist. In der letzten Zeit lag der Schwerpunkt des Projekts auf der Evaluation der gefundenen Lösungen durch Nutzer aus Europa und Asien. Einzelheiten dazu findet man in CATER project Final products Document (4.9MB). Interessant ist auch, wie diese Konfigurationen dann im Montageprozess umgesetzt werden. Die folgende Simulation zeigt diesen Vorgang im Volvo-Werk in Göteborg.

Siehe dazu auch Krise in der Automobilindustrie, 27 Millionen Autos zu viel auf dem Markt, Massenproduktion und das Toyota-Produktionssystem, das OScar-Projekt, das LEAPFROG-Projekt oder auch Freund, R. (2009): Kundenindividuelle Massenproduktion (Mass Customization) (RKW-Faktenblatt 5/2009

Nach Crowdsourcing nun Crowdfunding – und was kommt danach?

Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis nach Crowdsourcing nun Crowdfunding in aller Munde ist. Es geht dabei um die Finanzierung von Ideen/Projekten durch das soziale Netz. Das Video zu Flattr zeigt das Prinzip auf einfache Weise. Über eine Micropayment-Plattform bietet man seine Idee (sein Projekt) an und hofft, von Interessenten Geld einzunehmen (Siehe dazu auch das Interview zu Crowdfunding mit Cynthia Typiados). Die Entgrenzung klassischer Strukturen der Kapitalbeschaffung (Venture Capital Gesellschaften, Förderprogramme des Staates, Banken, …) nimmt immer weiter Fahrt auf. Es handelt sich bei Crowdfunding um einen Bottom-Up-Ansatz, der in die Landschaft einer neueren gesellschaftlichen Entwicklung passt (Theorie der reflexiven Modernisierung) und Selbstorganisationsformen stärkt (Kompetenzen). Die Entwicklungen können nicht mehr aufgehalten werden. Traditionelle Strukturen sollten sich diese Entwicklungen zu Nutze machen und sie nicht (wie allgemein üblich) verzögern. Ich glaube, dass sich die neuen Finazierungsmöglichkeiten von Ideen/Vorhaben/Projekten selbst einen  Markt schaffen werden. Wie groß der sein wird? Wir werden sehen.

Nutzerinnovationen, Lead User und Open Innovation

Der Artikel Wie Unternehmen von innovativen Kunden profitieren (Daniel Roman Jung, ZEIT ONLINE vom 01.07.2010) thematisiert die große Rolle der Nutzer im Innovationsprozess. Eine besondere Spezies sind dabei die Lead User, die Produkte und Dienstleistungen in ihrem Umfeld einsetzen und auch verändern (wollen). Immer mehr Unternehmen/Organisationen erkennen die großen Möglichkeiten, den Innovationsprozess zu öffnen und orientieren sich an Open Innovation. Es stellen sich allerdings auch kritische Fragen: Wenn der Kunde alles selbst macht (z.B. bei Open Source Projekten), wozu benötigt man denn dann noch Unternehmen? Mit der bekannten Transaktionskostentheorie kann man hier nicht mehr kommen. Wo liegt also der ausgewogene Ansatz, Open Innovation für die Kunden, für das Unternehmen und nicht zuletzt für die Gesellschaft zu nutzen? Auf diese Frage kann es aus meiner Sicht keine pauschale Antwort geben, da es sich um branchen-, bzw. unternehmensspezifische Kontexte handelt. Bei der Beachtung der verschiedenen Dimensionen von Open Innovation, können auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) von den Entwicklungen profitieren. Ich habe allerdings den Eindruck, dass gerade KMU sich immer noch zu sehr an den traditionellen Innovationsprozessen orientieren (Closed Innovation) und manche dadurch die Chancen verpassen. Siehe dazu auch Lead User und Open Innovation und Lohmann/Depner (2010): Open Innovation – Kundenwissen für neue Produkte nutzen.

Innovationsmanager (IHK) ab Herbst bei der IHK Köln

Ab Herbst 2010 bietet die IHK Köln den Blended-Learning-Lehrgang Innovationsmanager (IHK) an. Der Lehrgang ergänzt den erfolgreich eingeführten Projektmanager (IHK). Das methodisch-didaktische Konzept ist ähnlich, die zu erlernenden Inhalte (Innovation) natürlich unterschiedlich. Informieren Sie sich über den Aufwand und die geplanten Termine. Da ich den Lehrgang durchführen werde, können Sie sich auch direkt an mich wenden. Es würde mich freuen, Sie im Herbst in Köln begrüßen zu können:

“Mit jeder Innovation ist eine komplexe Führungsaufgabe verbunden – das Managen von Innovationen. Kleine und mittelständische Unternehmen bedürfen dabei häufig einer Unterstützung. Der Innovationsmanager (IHK) hilft denUnternehmen dabei, ein modernes Innovationsmanagement aufzubauen und umzusetzen. Ziel des Lehrgangs ist es, die dafür erforderlichen Kompetenzen der zukünftigen Innovationsmanager (IHK) zu entwickeln. Zielgruppen für den Lehrgang sind Führungskräfte und Mitarbeiter, die schon in Innovationsprojekten mitgearbeitet haben.”

Innovationsforschung: Knowledge Angel oder besser Competence Angel?

Der Artikel There must be an angel – oder? (Managerseminare Juni 2010, S. 14) verweist auf ein interessantes Forschungsfeld des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI). Untersucht werden hier KIBS (Knowledge-Intensive-Business-Services), also wissensintensive Dienstleistungen. Dabei konnten die Forscher herausarbeiten, dass Innovationen bei den KIBS von bestimmten “Kernpersonen” abhängen. Anhand von Inteviews, die in verschiedenen Ländern durchgeführt wurden, konnte man nachweisen, dass es diese Knowledge Angels wirklich gibt. In dem Artikel liest man auch folgendes: “Sie haben ein Gespür dafür, die richtigen Personen zur Lösung von Aufgaben zusammenzubringen”. Recherchiert man noch ein wenig zu dem Thema, findet man auch wissenschaftliche Paper, die den Hintergrund ein wenig genauer beleuchten: Müller/Zenker/Héraud (2009): Entering the KIB´s Black Box: There must be an angel! (or is tehre somthing like a knowledge angel?) Auf Seite 7 wird der Knowledge Angel abgegrenzt vom Business Angel, und auf Seite 23 liest man etwas von “feeling before the others”. Diese Charakteristika von Knowledge Angels scheint mir etwas zu kurz gegriffen. Die auf Erfahrungswissen basierenden impliziten Dimensionen einer Person mit ihrer beruflichen Kompetenz (Multiple Kompetenzen) sind aus meiner Sicht entscheidend für den modernen und hoch kompexen Innovationsprozess (Closed Innovation und Open Innovation). Die ganze Person und die ganze Arbeit sind hier zu thematisieren. Handelt es sich daher nicht eher um einen Competence Angel?