Die Grafik zeigt das Gestaltungsfeld “Kultur” mit den beiden Dimensionen “Soziale Kooperationen” und “Bereitschaft für Veränderung”. “Soziale Kooperationen” werden dabei von einem demokratischen Führungsstil, einer offenen Kommunikation, und vom Vertrauen in Prozesse und Informationssysteme beeinflusst. Die “Bereitschaft für Veränderung” wiederum kann angestoßen werden, indem Fehler als Schätze umgedeutet werden, eine Offenheit gegenüber Innovationen vorherrscht, Datenbasiertes Lernen und Entscheiden und eine fortlaufende Qualifikation gefördert, und Veränderung gestaltet werden. Siehe dazu auch Innovationsmanagement.
Komplexität bzw. komplex – in Abgrenzung zu einfach und kompliziert
Es ist gar nicht so einfach “Komplexität” zu erklären, ohne wieder in die Kategorie “Kompliziert” zu verfallen. Es wundert daher nicht, dass auch die Beschreibung von Komplexität durchaus anspruchsvoll ist.
„Komplexität bzw. komplex – in Abgrenzung zu einfach und kompliziert – beschreibt ein nicht zerlegbares, am Rand des Chaos befindliches System, welches in bestimmten (System-) Bereichen kohärente, regelgeleitete und rekursive Verhaltensmuster aufzeigt, in einer Zeitspanne eine große Zahl von verschiedenen Zuständen annehmen kann, und dessen Beschreibung abhängig vom Beobachter ist. Komplexe Systeme sind Evolution, Anpassung sowie Selektion permanent ausgesetzt und tragen aktiv zur evolutionsfähigen Gestaltung der Systemumwelt bei. Für diese Arbeit charakterisieren sich komplexe Systeme durch das Vorliegen folgender Systemeigenschaften: Überlebenssicherung, Dynamik, Vielzahl und Varietät, Pfadabhängigkeit, Rückkopplungen, Nichtlinearität, Offenheit, begrenzte Rationalität, Selbstorganisation, Selbstreferenz, Emergenz und Autopoiesis“ (Bandte 2007:78).
Wenn Sie sich diese Beschreibung durchgelesen haben, gehören sie schon einmal zu den wenigen, die sich mit diesem Thema intensiver. auseinandersetzen – Glückwunsch! Dieser Strukturbruch zwischen einfacher und reflexiver Modernisierung ist nicht einfach zu verstehen und erfordert viel von Personen, Gruppen, Organisationen und Netzwerken. Siehe dazu auch Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Ebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk.
In den uns uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Informationen zu den Lehrgängen und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.
Neue und alte Denkansätze – eine Gegenüberstellung
In der aktuellen Diskussion wird oft über da alte und neue Denken gesprochen, ohne dies genauer zu spezifizieren. Mutius hat das in der folgenden Tabelle recht umfassend dargestellt.
Altes Denken | Neue Denkansätze |
Logiken des Trivialen =Muster, die trennen | Logiken des Komplexen =Muster, die verbinden |
„So ist es“ | „Ist es so?“ |
Objekte | Beziehungen |
Dinge | Prozesse |
Meinungen | Beobachtungen |
Objektive Erkenntnisse | Beobachterabhängige Erkenntnisse |
Materiell | Immateriell |
Bestimmtheit | Unbestimmtheit |
Gegenstände | Kontexte |
Gesetze | Muster |
Abbildung | Konstruktion |
Eindeutigkeit | Ambivalenz |
Einfache Definition | Doppelte Beschreibung |
Entweder – Oder | Sowohl – Als auch |
Eindimensional | Mehrdimensional |
Linear | Zirkulär |
Widerspruchsfrei | Paradox |
Systematisch | Systemisch |
Kurzfristig | Nachhaltig |
Positionen | Optionen |
Einfachheit diesseits der Komplexität | Einfachheit jenseits der Komplexität |
Hierarchische Organisation | Selbstorganisation |
Räderwerk | Netzwerk |
Zentralperspektive | Abschied von der Zentralperspektive |
Starre Grenzen | Grenzüberschreitungen |
Kolossal | Transversal |
Wissensbesitz | Wissensaustausch |
Feststellungen | Lösungen |
Unterscheiden und ausschließen | Unterscheiden und anschließen |
Antworten | Fragen |
Monologe | Dialoge |
Ethik | Kybernethik |
Zentralverantwortung | Selbstverantwortung |
Machen | Entwickeln |
Umsetzen | Gestalten |
Stückwerk | Korrespondenzen |
Vorsetzen | Einbeziehen |
Einzelleistungen | Gemeinschaftsleistungen |
Teile, Teilungen | Verbindungen |
Exklusion | Re-Inklusion |
Auf solche Zusammenhänge gehen wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen ein. Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.
Eine Gegenüberstellung: Stage-Gate und Agile Entwicklung
Der von Cooper etablierte Stage-Gate-Prozess (PDF) wurde in der Produktentwicklung weltweit als einer der Standards etabliert (Stage-Gate ist ein eingetragenes Warenzeichen). Die folgende Gegenüberstellung zeigt die Schwerpunkte einer Entwicklung nach Stage-Gate und die Schwerpunkte einer Agilen Entwicklung.
Stage-Gate Development | Agile Development | |
Type | Macroplanning | Microplanning |
Domain | Hardware Development | Software Development |
Purpose | Investment model for sequential resource allocation | Tactical model for guiding largely self-managed teams |
Focus | Risk and quality | Learning and speed |
Logic | Deterministic | Stochastic |
Directionality | Largely linear | Highly iterative |
Scope | Idea to launch | Development and testing |
Owner | Cross-functional team (R&D, marketing, sales, operations | Technical team (software developers, engineers, project managers) |
Customer Involvement | Episodic | Continuous |
Betrachtet man die beiden Ansätze als Pole so wird schnell klar, dass es zwischen den beiden Extrempositionen ein Kontinuum an Möglichkeiten gibt, die je nach Anwendungsfall genutzt werden können. Deshalb ist eine der Empfehlungen in dem Paper Paluch, S. et al. (2019:6): “(1) Find the appropriate innovation approach for a given context.” Auch hier wird wieder deutlich, dass hybride Vorgehensweisen jetzt schon Realität sind und in Zukunft noch stärker gefragt sein werden.
Solche Zusammenhänge besprechen wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager(in AGIL (IHK). Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.
Das menschliche Gehirn zwischen Computer und lernenden Algorithmen
Wir sind es schon seit vielen Jahrzehnten gewohnt, dass Maschinen und Computer unsere Arbeit erleichtern. Wir sehen es auch als “normal” an, dass digitale Computersysteme dazu geführt haben, dass es neue Arbeitsmöglichkeiten (Jobs, bzw. Jobprofile) gibt. In der Zwischenzeit kommt allerdings hinzu, dass es eine weitere Qualität in diesem Zusammenspiel gibt: Lernende Algorithmen. Die folgende Tabelle stellt die verschiedenen Kategorien mit ihren markanten Eigenschaften gegenüber.
Neuromorphes Computing | Menschliches Gehirn | Digitale Computer | |
Algorithmen | Lernende Algorithmen | Unbekannt | Programme/ Logiken |
Architektur | Neuronale Netze (von der Biologie inspiriert) | Biologische neuronale Netze | Von-Neumann-Architektur |
Mittel | Künstliche Neuronen und Synapsen | Biologische Neuronen und Synapsen | CPU (zentrale Prozessoreinheiten) Speichereinheiten |
Dabei wird klar, dass die Algorithmen des menschlichen Gehirns immer noch unbekannt sind, und dass neuromorphes Computing durchaus von der Biologie inspiriert wurde. In Zukunft wird es darauf ankommen, die verschiedenen Kategorien je Anwendungsbezug (Kontext, Domäne) flexibel zu nutzen. Diese situationsspezifische Konfiguration, und die damit verbundene Lerngeschwindigkeit auf allen Ebenen (Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk) werden sicherlich wesentliche Erfolgsfaktoren in der zukünftigen Arbeitswelt sein.
John Dewey: Projektmethode und lebenslanges Lernen
Die Begriffe “Lebenslanges Lernen” oder auch “Projektmethode” werden in vielen Zusammenhängen genutzt, doch kaum einer weiß, dass diese Begriffe auf John Dewey zurückgehen. Dewey kombiniert dabei die Ansätze des sozialen Konstruktivismus mit einem Handlungsbezug, der in der Wissenschaftssicht des Pragmatismus mündet.
“In der Wiederentdeckung des Deweyschen Pragmatismus bietet sich hier eine erziehungs- und bildungswissenschaftliche Perspektive. John Deweys (1859-1952) bekanntestes Werk heißt ´Demokratie und Erziehung´ (1916/2000). Es geht um die Kontinuität zwischen philosophischen, psychologischen und pädagogischen Voraussetzungen demokratischen Zusammenlebens. Verbunden sind mit seinem Namen die ´Projektmethode´ im Unterricht und auch der Begriff ´des lebenslangen Lernens´ (permanent learning) stammt von ihm” (Zeuner/Faulstich 2009:22).
Projektorientiertes Arbeiten nimmt immer mehr zu und es ist wichtig, dass die Kompetenzen für diese Arbeitsweise in Schulen und Organisationen entwickelt werden. Je nach beruflicher Domäne kommt es dann darauf an, ob ehr plangetriebenes (klassisches), agiles oder hybrides Projektmanagement eingesetzt werden sollte.
In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgänge Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf solche Zusammenhänge ein. Informationen zu den Lehrgängen finden Sie auf unserer Lernplattform.
Wandel, Change, Transformation oder doch Transition?
Das heutige und zukünftige Umfeld verlangt viel von Personen und Organisationen. In allen Branchen werden daher Begriffe wie Wandel, Change, Transformation oder auch Transition bemüht. Am Beispiel von Artikeln in der Zeitschrift immobilienmanager 11/12-2020 möchte ich aufzeigen, wie verwirrend das für Leser sein kann.
In der genannten Ausgabe des wird das Schwerpunktthema gleich auf der Titelseite genannt: “Den Wandel annehmen”. In dem Beitrag von Markus Gerharz “Bleibt alles anders” auf den Seiten 6-8 erläutert der Autor anhand von Netflix und Lego, dass ein Wandel gelingen kann und unterscheidet dabei einen inkrementellen und einen fundamentalen Wandel. Weiterhin zieht Gerharz als eine Quelle den Change-Readiness -Index 2019 heran.
Dass die Arbeitswelt im Wandel ist, ist schon lange bekannt. Als Beispiel möchte ich nur beispielhaft Nöllenheidt, Ch.; Brenscheidt, S. (2013): Arbeitswelt im Wandel: Zahlen – Daten – Fakten nennen. Ich frage mich an dieser Stelle: Was haben die Unternehmen der Immobilienwirtschaft die ganzen Jahre gemacht, wenn erst jetzt auf den erforderlichen Wandel hingewiesen wird? Weiterhin lesen wird gleich in dem folgenden Artikel von Bianca Diehl “Ständig unter Druck” (S. 9-11) davon, dass ´Immobilienunternehmen den Transformationsdruck am Markt spüren”.
Fassen wir die beiden Artikel zusammen finden wir also schon einmal die Begriffe “Wandel“, “Change” und “Transformation“, die alle die Situation der Immobilienbranche beschreiben sollen. Doch ist “Transformation” etwas anderes als “Change”. In den Blogbeitrag Was unterscheidet eine Transformation vom üblichen Change-Management? zitiere ich dazu ausführlich Marrenbach, D. und Korge, A. (2020:15). Darüber hinaus muss auch die Frage gestellt werden, ob es sich hier statt um Transformation, um Transition handeln kann. Der Leitfaden Digitale Veränderung gestalten – das Transitionsmodell im Praxistest (PDF) beschreibt dazu das Transitionsmodell von Bridges.
Solche Zusammenhänge besprechen wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in AGIL (IHK). Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.
Worin unterscheiden sich ein komplexer Beobachter und ein weniger komplexes Individuum?
Ist es Ihnen auch schon einmal so gegangen? Ein Bekannter, der sich mit Autos sehr gut auskennt, und den alle als Experten in dem beruflichen Umfeld sehen, sagt, dass wohl an dem einen oder anderem vorbeifahrenden Auto etwas nicht stimmt. Die Bemerkung kann auf sein Expertenwissen – auf seine Expertise – hinweisen, die zu einer Mustererkennung führt. Dieses Gefühl (Bauchgefühl) ist oft ein markantes Zeichen für komplexe Beobachter.
„Komplexe Beobachter nehmen mehr auf. Sie sehen Muster, welche weniger komplexe Individuen übersehen, und sie beuten diese subtilen Muster aus, indem sie sich auf sie konzentrieren und alles andere ignorieren. Unsere Begeisterung für Komplexität macht uns nicht blind für einige der Probleme, die sie schafft. Mehrere lose gekoppelte Zyklen zu ´managen´, ist potentiell schwieriger, zeitraubender, ungerechtigkeitsanfälliger als das Managen relativ homogener, straff gekoppelter Einheiten, bei dem Delegieren und Befehle – Erteilen legitim ist und erwartet wird. Eine weitere Gefahr der Komplexität liegt darin, dass Offenheit für Mehrdeutigkeit das Handeln lähmt“ (Weick 1995:276).
In Organisationen gibt es 8oftmals) nicht nur komplexe Aufgabenstellungen (Complex Problem Solving), sondern auch etwas einfachere Aufgaben (Simple Problem Solving). Beide Extrempunkte sind Bestandteil eines Kontinuums an Aufgaben, das auf der individuellen Ebene, auf der Teamebene, auf der organisationalen Ebene und auch auf der Netzwerkebene bewältig werden muss. Siehe dazu auch Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk.
Das Interdependenzdrama und eine Zimmermann-Wasserwaage
“Wörter wie Verbindung, Beziehung, Zusammenhang, Netzwerk, Interdependenz und gegenseitig finden sich in der Organisationsliteratur in Hülle und Fülle” (Weick 1995:97). Der Organisationspsychologe beschreibt weiterhin, wie man sich Interdependenzen vorstellen kann. Er weist dabei auf einen Laborapparat hin, der von Alex Bavelas entworfen und von Raven und Eachus (1963) benutzt wurde.
In der Anordnung “sitzen drei Leute an den Ecken eines gleichseitigen Dreiecks; vor Ihnen sind Knöpfe, und vor jedem Knopf liegt eine Zimmermanns-Waage – ein Stück Holz mit einer Luftblase in der Mitte. Wenn die Wasserwaage auf eine schräg stehende Fläche gelegt wird, bleibt die Blase nicht in der Mitte, wenn die Fläche allerdings vollständig waagerecht ist, muss die Blase in der Mitte sein. So einfach dieses Instrument ist, kann es doch die meisten Interdependenzdramen des Alltagslebens darstellen. (…). Das Faszinierende an dieser einfachen Aufgabe ist, dass sie durch bloßes Variieren der Anordnung der Wasserwaagen zur Erzeugung einer Vielfalt von Interpendenz-Situationen genutzt werden kann” (Weick 1995:98.99).
Wenn wir uns darüber hinaus klar machen, dass ja nicht nur drei Personen in gegenseitiger Abhängigkeit fungieren, sondern sehr viele Abhängigkeiten in der heutigen Vernetzung von allem (IoT usw.) bestehen wird deutlich, dass solche Systeme mit klassischen Methoden des Managements immer weniger angegangen werden können. Solche Zusammenhänge besprechen wir auch in dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in Agil (IHK). Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.
Pyramiding für das Herausfinden von Experten nutzen
Immer wieder kommt es bei Problemlösungen vor, dass man als Person oder als Team oder als Organisation nicht weiter kommt. Zunächst wird analysiert, wen wir so kennen, oder ob es nicht irgendwelche Informationen dazu im Internet gibt. Es geht um Empfehlungen von Experten, die dann im Ranking “nach oben” rutschen. Etwas wissenschaftlicher ausgedrückt, handelt es sich dabei um eine Art von pyramiding.
“Pyramiding search is a variant of snowballing – but with an important difference. Pyramiding requires that people having a strong interest in a given attribute or quality, for example a particular type of expertise, will tend to know of people who know more about and/or have more of that attribute than they themselves do (von Hippel et al 1999)”. zitiert von von Hippel/Franke/Prügl 2009).
Personen mit einer bestimmten Expertise herauszufinden ist nach den Autoren auch kostengünstiger als eine Screening Methode: “Thus, the cost per lead user identified via the pyramiding procedure in this real world case was $1,500 – 15% of the cost of the screener method” (ebd). Beispielhaft wird das Paramyding beim Herausfinden von Lead User beschrieben, die mit Hilfe vorbereiteter Interviews analysiert werden konnten.
Warm sollte das Pyramiding auf den Innovationsprozess beschränkt sein, und nicht auch für das Kompetenzmanagement oder Wissensmanagement eingesetzt werden? Mit Hilfe moderner Technologien wäre das sogar in Echtzeit und in verschiedenen Kontexten (Domänen) möglich.