Heute findet der abschließende Zertifikatsworkshop zu dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in AGIL (IHK) in Köln statt. Die Teilnehmer haben ihre Dokumentation zur bearbeiteten Fallstudie abgegeben, schreiben einen Test und präsentieren dann ihre Ergebnisse. In dem anschließenden Fachgespräch gibt es dann noch einige Fragen zu den vorgestellten Inhalten.
Informationen zu den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen, und zu weiteren Terminen und Standorten, finden Sie auf unserer Lernplattform.
Zugegeben, folgende Überlegungen sind “schwere Kost”, doch finde ich es immer wichtig, sich mit scheinbar selbstverständlichen Begriffen intensiver auseinanderzusetzen. Die Begriffe, um die es mir heute geht sind “System”, “Kommunikation” und “Digitalisierung”. Digitalisierung in den Unternehmen und in der Gesellschaft insgesamt wird oft diskutiert, doch wird dabei zu wenig bedacht, dass Digitalisierung auch in den soziologischen und kulturellen Fokus geraten ist (Ahlenhoff et al. 2019: Digitalität und Privatheit), wobei der Systemtheoretischen Perspektive nach Luhmann wieder eine besondere Bedeutung zukommt, da darin Kommunikation als grundlegendes Element von Innen (System) und Außen (Umwelt) gesehen wird. In meinen Beiträgen Die formale Organisation verkennt ihre Funktion als Struktur eines großen Sozialsystems und Gedanken zum Kommunikationsbegriff in sozialen Systemen finden sich dazu schon verschiedene Aspekte der Diskussion. Darüber hinaus muss allerdings auch die Frage gestellt werden, ob die systemtheoretische Perspektive nicht auch selbst einer Veränderung/Weiterentwicklung durch Digitalisierung erfahren muss.
“Es geht mir im Folgenden um eine Beobachtung zweiter Ordnung, welche die Systemtheorie im doppelten Sinne als Theorie der digitalen Gesellschaft dechiffriert: als Theorie nämlich, die zum einen eine zunehmend digital werdende Gesellschaft zu ihrem Gegenstand erklärt und mit ihren Mitteln zu erklären versucht, die zum anderen aber selbst dem ´Geist´ eben dieser digitalen Gesellschaft entspringt – und sich damit in einer paradoxen epistemologischen Situation wiederfindet, die ihren Anspruch auf Objektdistanz mindestens gefährdet und daher dringend zur Reflexion herausfordert” (Dickel, S. (2022): Der kybernetische Blick und seine Grenzen. Zur systemtheoretischen Selbstbeschreibung der digitalen Gesellschaft. Berlin J Soziol (2022). https://doi.org/10.1007/s11609-022-00475-9).
Müssen systemtheoretische Perspektiven somit wegen der “Digitalisierung von allem” selbst auch weiterentwickelt werden? Geht die analoge Welt/Gesellschaft in eine rein digitale Welt über? Der Trend zu einem Metaverse oder auch zu Digital Twins sollen hier nur als Beispiele genannt werden. Wird das alles so weit gehen, dass die Gesellschaft “ihre analoge Umwelt digital vergessen kann?” (Dickel 2022). Fragen über Fragen …
In der kommenden Woche finden insgesamt vier Zertifikatsworkshops in Köln, Düsseldorf, Mannheim und Siegen statt. Die Zertifikatsworkshops stellen das Ende der jeweiligen Blended Learning Lehrgänge dar. Dabei schreiben die Teilnehmer einen Abschlusstest, geben ihre in Gruppen erarbeiteten Projektdokumentationen ab, und präsentieren daraus einzelne Inhalte. Ein Fachgespräch schließt sich jeweils an.
Da sich das Umfeld von Organisationen turbulent ändert, die Vernetzung und damit verbunden, die Komplexität in allen Bereichen zu nimmt, wird immer deutlicher, dass mehr “Selbstorganisation” auf allen Ebenen (Individuum, Gruppe, Organisation, Netzwerk) erforderlich ist. Dabei wird der Begriff “Selbstorganisation” so verwendet, als ob jeder wüsste, was damit gemeint ist. Moderne Konzepte der Selbstorganisation gibt es in vielen naturwissenschaftlichen Bereichen, doch ist in sozialen Systemen wie Organisationen wichtig, dass auch eine menschlich-soziale Selbstorganisation entwickelt werden muss.
“Moderne Konzepte der Selbstorganisation werden u. a. angeboten in der Theorie dissipativer Strukturen (Prigogine – Chemie), der Theorie der Synergetik (Haken – optische Physik), in Chaostheorien (Lorenz – Meteorologie), in systemtheoretisch-kybernetischen Ansätzen (v. Förster), in den Theorien der Autopoiese und Selbstreferentialität (Maturana – Neurobiologie), die vor allem in naturwissenschaftlichen Konzepten der Selbstorganisation entwickelt wurden. Die Schlüsselfrage ist die nach dem Entstehen und der Aufrechterhaltung und Ausdifferenzierung von Ordnung. In der menschlich-sozialen Selbstorganisation vereinigt sich dagegen naturwissenschaftlich zu konstatierende Komplexität und subjektive Intentionalität der sozial Handelnden. In den 80er Jahren begannen Sozialwissenschaftler wie Luhmann, Arnold, Probst oder Baitsch die Erkenntnisse auf die Sozialwissenschaften und deren Problemstellungen zu übertragen” (Kirchhöfer 2004:73-74).
Diese weitere Komponente der Selbstorganisation, die subjektive Intentionalität des sozial Handelnden, kommt mir in den verschiedenen Diskussionen zu kurz und reduziert das Konstrukt “Selbstorganisation”, was der gesamten Thematik nicht angemessen erscheint. Ich tendiere daher dazu, “Selbstorganisation” in diesem Sinne mit dem Konstrukt “Kompetenz” zu verbinden (Siehe Erpenbeck/Heyse) und Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition auf den Ebenen Individuum Gruppe, Organisation und Netzwerk zu betrachten (Kompetenzmanagement).. Siehe dazu auch Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Ebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk.
In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.
Um den in der Überschrift angedeuteten Zusammenhang darzustellen, muss ich etwas ausholen: Neue Arbeitsformen entstehen ja nicht über Nacht, sondern entwickeln sich einerseits aus gesellschaftlichen Entwicklungen, und führen selbst zu gesellschaftlichen Veränderungen. Diese beidseitige Bedingung (Kontingenz) kommt in der Beschreibung der Reflexiven Modernisierung vor und zeigt, einen Strukturbruch zu der oftmals unterstellten einfachen Modernisierung auf. Darüber hinaus wird hervorgehoben, dass es zu ganz unterschiedlichen Entgrenzungseffekten kommt – auch bei den Arbeitsprozessen. Die folgende Tabelle zeigt Elemente des Arbeitsprozesses und die Entgrenzungsdimensionen auf.
Element des Arbeitsprozesses
Entgrenzungsdimension
Zeit
Zeitliche Flexibilisierung, Vielfalt der Arbeitszeitformen in Dauer, Lage und Regulierungsform
Raum
Entgrenzung der lokalen Strukturierung und örtlichen Bindung von Arbeit
Mittel
Wachsende Austauschbarkeit, Kompatibilität und individuelle Verfügbarkeit der Arbeitsmittel
Soziale Form
Entgrenzung kooperativer Strukturen
Organisation
Abbau institutioneller Regulierungen und normativ organisierter Gefüge mit wachsender Autonomie der Akteure
Qualifikation
Berufliche Mobilität gegenüber standardisierten fachlich-beruflichen Arbeitsplatzspezifikationen
Biographie
Entstandardisierung der kontinuierlichen Erwerbsbiographie
Sinn/Motivation
Eigenmotivierung und selbständige Sinnsetzung gegenüber Betriebs- und Berufsbindungen
Entgrenzungen in den Elementen des Arbeitsprozesses (Kirchhöfer 2004:49)
Die offensichtliche Vielfalt der Optionen führt dazu, dass der Selbstorganisation auf der individuellen Ebene, der Teamebene, der organisationalen Ebene und der Netzwerkebene eine zentrale Bedeutung zukommt. Die erforderliche Veränderung von einer eher fremdorganisierten, zu einer eher selbstorganisierten Struktur/Arbeitsform ist nicht alleine durch Werkzeuge/Tools zu schaffen, sondern sollte den Menschen mit seinen Selbstorganisationsdispositionen – also mit seiner Kompetenz – in den Mittelpunkt stellen. Projektarbeit (plangetrieben, hybrid, agil) bietet hierfür den geeigneten Rahmen.
In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.
Es ist scheinbar offensichtlich, dass “Wissen” in unserer heutigen Gesellschaft immer wichtiger wird. Zum “Wissen” gehören dabei auch “Daten” und “Informationen”, die heute durch moderne Technologie bereitgestellt werden . Der Umgang mit den vielschichtigen Facetten von “Wissen” (implizites/explizites Wissen, Prozedurales Wissen, Träges Wissen usw.) kann mit Hilfe der drei Dimensionen Mensch-Organisation-Technik (MOT-Modell) beschrieben werden. Allerdings gibt es auch andere Perspektiven auf diese Entwicklung. Eine davon soll hier beispielhaft erwähnt werden:
Es gibt in der Literatur der Erwachsenenbildung weitgehende Übereinstimmung, dass die Verfügbarkeit über Wissen keine alleinige Ressource für kompetente Umsetzung und kreative Anwendung darstellt und eine komplexere Kategorie benötigt wird” (Kirchhöfer 2004:62).
Hier wird angedeutet, dass “Wissen” als alleinige Ressource nicht zu kreativen, neuartigen Anwendungen führt. Neben “Wissen” ist daher eine komplexere Kategorie erforderlich, die in dem Konstrukt “Kompetenz” als Selbstorganisationsdisposition auf der individuellen Ebene, der Teamebene, der organisationalen Ebene und der Netzwerkebene zu finden ist.
“Disposition bezeichnet [hier] die zeitlich stabile Gesamtheit der zum jeweiligen Zeitpunkt entwickelten inneren Voraussetzungen zur psychischen Regulation der Tätigkeit” (ebd. S. 61).
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Seit mehreren Jahren nutzen wir BigBlueButton (BBB) als Webkonferenzsystem in Moodle – unserem Lernmanagementsystem. Die Teilnehmer können sich mit BBB innerhalb des Lehrgangs austauschen, oder auch zu jeder Zeit eine eigene Webkonferenz für die Gruppenarbeiten nutzen. Da BigBlueButton auf unseren Servern installiert ist, geschieht alles in einem geschützten Lernraum (Datenschutz).
Mit Greenlight können wir nun auch Webkonferenzen mit BigBlueButton außerhalb unserer Lehrgänge anbieten. Die Organisation der Webkonferenzen erfolgt dabei über eine benutzerfreundliche Oberfläche.
Greenlight ist eine benutzerfreundliche Oberfläche für das Open-Source-Webkonferenzsystem BigBlueButton. Sie können Ihre eigenen Räume erstellen, um Konferenzen zu veranstalten oder können bestehenden Konferenzen über einen kurzen und bequemen Link beitreten.
Geplant ist, diese neuen Möglichkeiten in diesem Jahr nach und nach für ergänzende Themen zu unseren Lehrgangsinhalten, aber auch für neue Themen mit neuen Partnern anzubieten.
In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf diese Möglichkeiten ein. Informationen zu unseren Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.
KANBAN hat sich in den letzten Jahren als sehr nützliches Hilfsmittel für komplexe, wissensbasierte Arbeit erwiesen. Dabei versucht KANBAN, Leistungsfähigkeit und Anforderungen in Einklang zu bringen. Im Multiprojektmanagement bedeutet das, die vielen Projekte im Unternehmen in einen Fluss zu bringen, und Transparenz zu schaffen. Auf einem KANBAN Board kann das im einfachsten Fall anhand der verschiedenen Projektmanagement-Phasen erfolgen: Initialisierungsphase | Definitionsphase | Planungsphase | Steuerungsphase | Abschlussphase.
In dem beispielhaft dargestellten KANBAN Board (Abbildung) sind die ersten drei Phasen in OpenProject dargestellt. Die Phasen enthalten jeweils ein WIP (Work in Progress), was die jeweils maximal parallel zu bearbeitende Anzahl von Projekten darstellt. Wird von der Steuerungsphase ein bearbeitetes Ticket (Projekt) gezogen (Pull), kann in der Planungsphase wieder ein bearbeitetes Ticket (Projekt) aus der Definitionsphase gezogen werden usw. Die Darstellung von vielen Projekten in einem Board (Task Board oder besser ein KANBAN Board) schafft Transparenz, unterstützt die Kommunikation und reduziert die Anzahl der Besprechungen, sowie die Anzahl von Reports. Wenn jemand beispielsweise wissen möchte, wie der Stand der Bearbeitung der verschiedenen Projekte im Unternehmen ist, kann er/sie sich das dazugehörende KANBAN Board ansehen, da dieses natürlich auch geteilt werden kann.
In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Informationen zu unseren Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.
Es scheint sich langsam aber sicher die Erkenntnis durchzusetzen, dass es nicht DIE EINE Vorgehensweise für jedes Projekt gibt, sondern dass es erforderlich ist herauszufinden, welche angemessene Kombination von Vorgehensweisen (Vorgehensmodellen) die richtige für das jeweilige Projekt ist.
“Nicht vorhersehbar, aber gestaltbar – so ist auch die Zukunft des Projektmanagements. Wirklich stark ist eine Methodik dann, wenn sie sich selbst immer wieder in Frage stellen lässt, neue Dinge ausprobiert werden können, Bewährtes erhalten und weniger Bewährtes verworfen wird. So entwickelt sie sich Schritt für Schritt weiter, ein stetiger Lernprozess. Dabei geht es nicht darum, die beste Methodik zu finden (sozusagen ´den Stein der Weisen´). Wir müssen etwas anderes finden: nämlich die für ein bestimmtes Projekt in einer bestimmten Situation beste Methodik, mit der geeignete Lösungen für die gestellte Projektaufgabe erarbeitet werden können. Diese Weiterentwicklung des Projektmanagements ist eine permanente Aufgabe, die nie abgeschlossen sein wird. Immer neue Herausforderungen aus den Projekten und den Projektumfeldern führen zu immer neuen methodischen Lösungen.” (Scheurer, S. 2023: Die Zukunft des Projektmanagements, in: projektmanagementaktuell 05/2022, S. 2).
Ein so verstandenes modernes Projektmanagement passt sich an und gibt Hilfestellungen für die jeweilige Problemlösung. Ob wir das nun hybrid, blended oder adaptiv nennen ist nicht so wichtig, denn ein so verstandenes Projektmanagement ist weniger dogmatisch, sondern eher pragmatisch.
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