Der Bericht Preißer, R. (2007): Methoden und Verfahren zur Kompetenzbilanzierung im deutschsprachigen Raum wurde erstellt im Rahmen des SkillsNet Kärnten (Entwicklungsprojekt einer Wissenslandkarte zur Koordination von Qualifikationsnachfrage und Weiterbildungsangebot). Herausgeber ist das Österreichische Institut für Bildungsforschung (öibf). Der Bericht stellt verschiedene Verfahren vor (u.a. KODE® und den PROFILPASS) und analysiert deren Stärken und Schwächen. Interessant ist dabei, dass die Verfahren doch einige Schwächen zeigen. Möglicherweise ergeben sich ja aus meinem Promotionsvorhaben weitere Erkenntnisse für ein angemessenes Modell. Wie Sie möglicherweise wissen, gehe ich von dem Konzept der Multiplen Kompetenz aus und betrachte dabei die verschiedenen Ebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk.
Mühlemeyer, P. (2008): Eine Ware namens Wissen
Peter Mühlemeyer (Leiter des Studiengangs International Management an der FH Worms) weist in seinem Gastkommentar Eine Ware namens Wissen (Die Welt, 16.09.2008) auf folgende Zusammenhänge hin: “Wissensmitarbeiter sind das Kapital einer modernen Volkswirtschaft. Aus dem ´Kostenfaktor Personal´ gilt es, den ´Potenzialfaktor Wissen´ zu schmieden (…) Für unsere Enkel wird es vielleicht schon selbstverständlich sein, nur 30 bis 40 Prozent ihrer Zeit mit dem zu verbringen, was wir heute ´Arbeit´ nennen. Der Rest wird in Weiterbildung investiert werden.” Für alle, die sich mit der Wissensökonomie befassen ist das alles nicht neu, dennoch ist es gut, wenn die Zielgruppe dieser Tageszeitung immer wieder zu lesen bekommt, dass sie Menschen nicht nur als Kostenfaktor ansehen sollten. Aus meiner Erfahrung kann ich ergänzen, dass der reine Appell oft nicht ausreicht. Erst mit der Wissensbilanz – Made in Germany steht gerade KMU ein Instrument und eine Methode zur Verfügung, ihr immaterielles Vermögen (Humankapital, Strukturkapital und Beziehungskapital) transparent zu machen. Dieser Zusammenhang fehlt in dem Kommentar leider. Allerdings ist der Untertitel des Gastkommentars mehr als deutlich: “In Schulen investieren, nicht in Arbeitsverwaltungen”. Möglicherweise merken ja auch irgendwann unsere Politiker, dass sie auf neue Fragen auch neue Antworten finden müssen. Die üblichen Reflexe und Stammtischparolen reichen nicht mehr aus.
Reinmann/Eppler (2008): Wissenswege. Methoden für das persönliche Wissensmanagement
Das Buch Reinmann/Eppler (2008): Wissenswege. Methoden für das persönliche Wissensmanagement gibt konkrete Hilfestellungen für das persönliche Wissensmanagement. Auf den Seiten 12-13 ist zu lesen: “Wissensmanagement im Allgemeinen und persönliches Wissensmanagement im Besonderen sind bezogen auf ihre möglichen Komponenten an sich nichts Neues. Neu aber ist eine konsequente Wissensperspektive, eine enge Verbindung zum Problemlösen und zur Kompetenzentwicklung und ein oft übersehenes Potenzial: nämlich das Potenzial, die bereits genannten Ziele, Prozesse, Tugenden, Methoden und Werkzeuge aufeinander zu beziehen und begründet umzusetzen bzw. anzuwenden.” Darüber hinaus gibt es auch das Portal Persönliches Wissensmanagement, auf dem Sie aktuelle Informationen finden. Eine gelungene Kombination von Buch und Plattform zum spannenden Thema Persönliches Wissensmanagement.
Individuelle Köpfhörer von Beyerdynamic: Ist das Mass Customization?
Gestern hat Sven Schirmer über die schöne neue Technikwelt geschrieben: Aufs Ohr zugeschnitten (FTD, 12.09.2008). Darin berichtet der Autor auch über eine “Maßanfertigung” seines Kopfhörers, der auf der Website von Beyerdynamic mit Hilfe eines Konfigurators zusammengestellt werden kann. Der gesamte Prozess ist in einem Video gut dokumentiert. Über die Möglichkeiten der Individualisierung von Kopfhörern habe ich in diesem Blog schon am 02.02.2007 berichtet: Blogbeitrag. Betrachten wir den Artikel von Sven Schirmer daher einmal aus der Perspektive von Mass Customization (Kundenindividuelle Massenproduktion). Diese hybride Wettbewerbsstrategie ist dem Autor wohl nicht bekannt, weil er nur von maßgefertigten Kopfhörern, und nicht von mass customized Kopfhörern schreibt. Mass Customization ist durch vier Ebenen gekennzeichnet. Jeder der vier Ebenen möchte ich mit Punkten bewerten (10 Punkte bedeuten dabei, die Anforderungen von Mass Customization werden voll erfüllt):
- Differenzierungsebene (Individualisierung): Der der Kopfhörer wird auf die einzelne Person abgestimmt (10 Punkte)
- Kostenebene (Preis): Der individuell hergestellte Kopfhörer sollte nicht teurer sein, als ein massenhaft hergestellter Kopfhörer (4 Punkte: Der genannte Preis ist höher)
- Potenzialebene (Solution Space): Mit Hilfe eines Produkt-Konfigurators können die Kopfhörer zusammengestellt werden (10 Punkte)
- Beziehungsebene (Kundenloyalität): Es wird eine lernende Beziehung mit dem Kunden aufgebaut, die später in Richtung Open Innovation (Customer-Co-Design) weiterentwickelt werden kann (2 Punkte: Keine Angaben)
Aus Sicht von Mass Customization sind einige wesentliche Punkte erfüllt, andere noch zu verbessern.
Der Aufstieg von ´sich engagieren und kollaborieren´
In dem Buch Buhse/Stamer (2008): Enterprise 2.0. Die Kunst loszulassen gibt es verschiedene interessante Artikel, unter anderem auch Tapscott, D.: Mit Enterprise 2.0 gewinnen. Darin erläutert Tapscott die Veränderungen, die Märkte und Unternehmen zwischen 1800 und 2005 erfahren haben. Dabei bedient er sich der beiden Achsen Kontrolle und Komplexität. Bitte klicken Sie auf die Grafik, um sich die Darstellung genauer anzusehen. Gut zu erkennen ist dabei, dass mit steigender Komplexität auch die Kontrollmöglichkeiten schwinden. Dennoch versuchen immer noch viele Organisationen, den neuen Herausforderungen mit alten Antworten zu begegnen. Man hört immer noch, dass Unternehmen Komplexität reduzieren wollen, als ob man sie kontrollieren könnte… Besser wäre es, Innenkomplexität zu erhöhen, also Selbstorganisation zuzulassen und lose Koppllungen (Granovetter 1973) zu fördern. Das wiederum rüttelt am Selbstverständnis vieler Manager, die nicht loslassen können/wollen. Siehe dazu u.a. auch Mainzer, K. (2008): Komplexität.
Open Innovation & University: Internationale Konferenz mit vielen Präsentationen (inkl. Henry Chesbrough)
Vom 26.-27.05.2008 fand die internationale Konferenz Open Innovation & University: Competitivenes and Development an der Universitat Politèchnica de València statt. Interessant dabei ist, dass sich die Universität als Mittler zwischen den theoretischen Grundlagen von Open Innovation und deren praktischen Umsetzung sieht. Darüber hinaus stehen alle Vorträge als Download zur Verfügung und Sie können Sie sich die Closing Session als Video ansehen. Ganz besonders möchte ich auf den Vortrag von Henry Chesbrough hinweisen: Chesbrough, H. (2008): Open Innovation: A new approach to industrial innovation.
Ursache – Wirkung: Die intellektualistische Legende
Uns erscheint es normal, wenn immer wieder zwischen körperlichen und geistigen Aktivitäten unterschieden wird. Ja es wird sogar toleriert, wenn bei der Betrachtung körperlicher Aktivitäten (Wirkung) auf geistige Aktivitäten (Ursache) geschlossen wird. Nun gibt es allerdings auch Autoren, die das nicht so ohne weiteres hinnehmen.
Bei Ryle (1978:34-35) liest man beispielsweise folgendes: “Der entscheidende Einwand gegen die intellektualistische Legende ist also dieser. Das Erwägen von Sätzen ist selbst eine Tätigkeit, die mehr oder weniger intelligent, mehr oder weniger dumm ausgeführt werden kann. Aber wenn zur intelligenten Ausführung einer Tätigkeit eine vorhergehende theoretische Tätigkeit nötig ist, und zwar eine, die intelligent ausgeführt werden muss, dann wäre es logisch unmöglich, dass irgend jemand in diesen Zirkel eindringen könnte. Ganz allgemein gesprochen, macht die intellektualistische Legende die absurde Annahme, jede Verrichtung, welcher Art auch immer sie sei, erwerbe ihren gesamten Anspruch auf Intelligenz von einer vorausgehenden inneren Planung dieser Verrichtung.” Siehe dazu weitaus differenzierter Neuweg, G. H. (2004): Könnerschaft und implizites Wissen.
Gerade in komplexen Systemen ist es of nicht klar, ob eine Wirkung auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen ist. Viele hätten das gerne, um eindeutige Aussagen zu erhalten. Manche Politiker, Unternehmer, Berater, Medienvertreter usw. gaukeln den Menschen das auch oft vor, doch es stimmt in komplexen Systemen/Zusammenhängen eben oft nicht. Lösen wir uns endlich vom industriellen Mindset mit seiner “scheinbaren” Berechenbarkeit, und “scheinbaren” Eindeutigkeit und wenden wir uns wieder einer komplexen, allerdings eher realen und wunderschönen Wirklichkeit zu.
Promotionskolleg: Forschungsprogramm ausführlich dargelegt
Mein Promotionskolleg (Promotionsskizze) hat sein Forschungsprogramm nun ausführlich dargelegt (Programmatik). Zusammenfassung: “Soziale Wandlungsprozesse als Auflösung bestehender und als Herausbildung neuer Strukturen (vgl. Geissler/ Oechsle, 1996) sind allgegenwärtig. Sie greifen begrifflich die prozessuale Veränderung von Strukturen einer Gesellschaft in ihren grundlegenden Institutionen, Organisationen, Kulturmustern sowie der jeweils darin zum Ausdruck kommenden sozialen Handlungen und bewussten und unbewussten Sinnbezügen auf. Aktuelle Diskurse, die soziale Wandlungsprozesse thematisieren (vgl. Beck/Giddens/ Lash 1996, Habermas 1998, Krüger 1995, Luhmann 1984) und vereinfachend eine strukturelle Veränderung von der Industrie- zur Informations-, Dienstleistungs- oder auch Wissensgesellschaft beschreiben, stellen Chancen wie Innovation und Wissenszuwachs, wie auch Risiken der Potenzierung von Ungewissheiten, Problemlagen und Wissensdefiziten heraus. Subsumierend eine Steigerung von Komplexität auf der Inputseite und wachsender Kontingenz der möglichen Entscheidungen und Handlungen auf der Outputseite.
Die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Individuum bzw. zwischen Strukturen und Handlungen manifestieren sich in gesellschaftlichen Institutionen (bspw. Berufen, Familie, Bildungseinrichtungen) und Organisationen (bspw. Betriebe und Unternehmen). Eine Verbindung zwischen individuellen und gesellschaftlichen Entwicklungs- und Wandlungsprozessen herzustellen und die Auswirkungen und Anforderungen an Lern- und Bildungsprozesse in organisationalen Kontexten und Lernwelten darzustellen, ist wesentlicher Bezugspunkt und erkenntnisleitendes Interesse des Promotionskollegs. Der Erziehungswissenschaft kommt hierbei – sich in pädagogischer Praxis formaler, informaler und medialer Lern- und Bildungsprozesse bedienend – eine elementare Vermittlungsinstanz zuteil (vgl. Krüger, 1995), denn relevantes Wissen und erweiterte Kompetenzstrukturen müssen einerseits jeweils gelernt, aber auch revidiert und situativ nutzbringend zur Performance gebracht werden können (vgl. Kurtz, 2005).
Hierzu müssen die Konsequenzen erkannt, die Herausforderungen in ihren Bedingungen und Grenzen angenommen und die Optionen kritisch geprüft und wahrgenommen werden. Eine wesentliche Schnittstelle zwischen Individuum (Handlungen) und Gesellschaft (Strukturen) zur Bewältigung von spezifischen Sozialisations-, Lern- und Erziehungsanforderungen und -phasen stellt die Ebene jedweder pädagogisch Handelnder a) in sozialen Professionen, b) lehrenden Berufen/ Tätigkeitsfeldern und c) in gesellschaftlichen Institutionen und Organisationsformen in unterschiedlichen Teilsystemen (bspw. Wirtschaft-, Wissenschaft-, Gesundheitssystem) dar. Analytisch fassbar sind diese personenbezogenen Dienstleistungen bzw. interaktionszentrierten Tätigkeiten mit direktem Personenkontakt überwiegend der vierten Säule des Bildungssystems, d.h. der „Weiterbildung“- welche in sich uneinheitlich aber vor allem als Form der Anpassung an Umweltveränderungen rekonstruiert werden kann – zuzuordnen.”
Weber, M. (2008): Open Innovation with Customers in Financial Services
Das Paper Weber, M. (2008): Open Innovation with Customers in Financial Services wurde auf der von mir initiierten dritten Konferenz zu Mass Customization and Open Innovation MCP-CE 2008 vorgestellt. In seiner Präsentation hat Marcel Weber gezeigt, dass Open Innovation auch in der Finanzbranche umgesetzt werden kann. Abstract: The Dutch Financial (FS) Services industry is known for its variety and diversity in financial products and services, that have been created and developed by firms themselves. Customer involvement in the development of new products was something very unusual, because of its risk and because consumers consider financial matters as complex and not exciting at all. However, Dutch FS firms are slowly becoming aware of the potential to create new products and services with the participation of their customers, leading to products and services that are really wanted and needed by consumers. Two cases of firms that have taken this first step to involve their customers in this co-creation will be discussed.”
Baier, E. (2008): Semantische Technologien in Wissensmanagementlösungen (Marktanalyse)
Auf der Website der FAZIT-Forschung geht es um Informations- und Medientechnologien in Baden-Württemberg: “FAZIT ist ein im Rahmen der Zukunftsoffensive III vom Land Baden-Württemberg gefördertes gemeinnütziges Forschungsprojekt für aktuelle und zukunftsorientierte Informations- und Medientechnologien und deren Nutzung in Baden-Württemberg.” In der Marktanalyse (Band 13) Baier, E. (2008): Semantische Technologien in Wissensmanagementlösungen. Einsatzpotenziale für den Mittelstand geht man dieser interessanten Frage nach: “Kann die Einbindung von semantischen Technologien Wissensmanagement-Instrumente so verändern, dass diese sich für den Einsatz in KMU besser als bisher eignen?” Auf Seite 48 wird zusamenfassend festgestellt, dass semantische Technologien durchaus helfen können, allerdings sind auch die entsprechenden Rahmenbedingungen in KMU zu schaffen. Weiterhin stellt die Analyse heraus: “>Gerade Baden-Württemberg könnte sich in dieser Beziehung zu einem Lead-Market entwickeln, da viele entwicklungsintensive und wissensbasierte Unternehmen im Südwesten von Deutschland angesiedelt sind, die eine Early-Adopter Funktion für diese neuen Technologien übernehmen können.”