Kennen Sie die erweiterte Wissenstreppe?

wissenstreppe02.jpgDie Wissentreppe von North stellt anschaulich dar, wie sich Zeichen, Daten, Informationen und Wissen unterscheiden. Erweitert man diese Wissenstreppe (Klicken Sie bitte auf die Abbildung um eine Vergrößerung zu erhalten) um die Zuschreibung “Kompetenz” so wird deutlicher, was in diesem Zusammenhang Kompetenzentwicklung bedeutet: Entwicklung der Selbstorganisationsdisposition. Im Unternehmenskontext bedeutet das, dass Mitarbeiter (bzw. die Organisation) individuelles Wissen (bzw. organisationales Wissen) selbstorganisiert so einsetzen, dass Probleme des Kunden gelöst werden. Dadurch entsteht ein Mehrwert für den Kunden, und der Kunde bezeichnet den Mitarbeiter (bzw. die Organisation) als kompetent (Zuschreibung). Es handelt sich somit bei der Zuschreibung “Kompetenz” nicht um eine statische Soll-Ist-Analyse, sondern um ein dynamisches Modell. Zur Zeit überwiegen aus meiner Sicht allerdings auf individueller und oganisationaler Ebene noch die statischen Modelle.

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14 Antworten auf „Kennen Sie die erweiterte Wissenstreppe?“

  1. Sehr geehrte Damen und Herren!
    Könnten Sie mir bitte erläutern, warum die “Wissenstreppe” nach North um Kompetenz erweitert werden muss? Kompetenz ist darin doch schon explizit enthalten (North 2005, S. 32). Im Sinne des Erhalts von persönlichem Gedankengut wäre es unter Umständen besser, die entsprechende Passage anders zu formulieren, z.B. wie schon North in seiner Wissenstreppe darstellt. Vielleicht liege ich jedoch auch völlig falsch und in der Ausgabe des Buches von 1998 war die Wissenstreppe tatsächlich ohne Nennung des Kompetenzbegriffs. Sehen Sie mir meine Unwissenheit dann bitte nach.
    Danke für Ihre Antwort.
    Mit freundlichen Grüßen,
    M. Hedrich

    Quellen:
    North, Klaus: Wissensorientierte Unternehmensführung. Wertschöpfung durch Wissen. 4. Auflage Wiesbaden: GWV Fachverlage GmbH, 2005. – ISBN 3-0349-0082-6

  2. Vielen Dank für die Nachfrage. Es handelt sich hier um eine erweiterte Wissentreppe, die Kompetenz nicht als Teil von Wissen sieht, sondern Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition versteht. Das so verstandene Konstrukt “Kompetenz” integriert den Wissensbegriff um dem Handeln unter Unsicherheit in der reflexiven Modernisierung gerecht zu werden. Zu den genannten Hinweisen finden Sie in meinem Blog weiterführende Informationen.

    Viele Grüße von

    Robert Freund

  3. Sehr geehrter Herr Freund!
    Danke für Ihre Antwort. Sehr interessant, dann betrachten Sie den Kompetenzbegriff im Sinne von Erpenbeck, d.h. Kompetenzentwicklung bedeutet eine Neu- und Weiterentwicklung von Selbstorganisationsdispositionen, resultierend aus Erpenbecks Annahme es gehe bei Kompetenz immer um selbstorganisiertes Handeln (Erpenbeck 2007, S. 159). Eigentlich nahezu identisch zu dem Kompetenzverständnis von North. Er beschreibt ja in seiner „Wissenstreppe“ explizit, dass sich Kompetenzen in der Anwendung von Wissen konkretisieren und am Ergebnis der Handlung bewertet werden können (North 2005, S. 34). Insofern also situationsadäquates Handeln bedingen, welches eine Disposition zur Selbstorganisation voraussetzt, was daher auch mit Selbstorganisationsdisposition beschrieben wird (North 2005, S. 142). Gut zu wissen, dass man die Wissenstreppe von North bei der Kompetenzbetrachtung dennoch um den Aspekt der Selbstorganisation erweitern muss… Das sollte ich mir für die Zukunft merken. Unter diesen Gesichtspunkten wäre es vielleicht angebracht, mein momentanes Verständnis für wissenschaftliches Arbeiten bewusst zu hinterfragen. Ich werde darüber nachdenken, in Zukunft wesentlich freizügiger und ohne Hinweis auf den Ursprung zu zitieren. Man lernt eben nie aus.
    Mit besten Grüßen und nochmals vielen Dank für Ihre Inspiration,
    Matthias Hedrich

    Quellen:
    Erpenbeck, John und Heyse, Volker: Die Kompetenzbiographie. Wege der Kompetenzentwicklung. 2. aktualisierte und überarbeitete Auflage Münster: Waxmann Verlag GmbH, 2007. – ISBN 978-3-8309-1808-0

    North, Klaus: Wissensorientierte Unternehmensführung. Wertschöpfung durch Wissen. 4. Auflage Wiesbaden: GWV Fachverlage GmbH, 2005. – ISBN 3-0349-0082-6

  4. Sehr geehrter Herr Hedrich,

    herzlichen Dank für Ihren ausführlich Beitrag. Im beruflichen Umfeld gibt es nach Erpenbeck (2007:27) eine Verzahnung, allerdings auch Unterschiede zwischen einem Wissensmanagement und Kompetenzmanagement

    • Wissensmanagement das Management operablen Wissens
    • Kompetenzmanagement das Management operablen und nicht-operablen Wissens
    • Integriertes Kompetenzmanagement das Management operablen und nicht-operablen Wissens auf der Individual- und der Unternehmensebene unter Bezugnahme auf die „Brücke“ zwischen den Ebenen

    Mit besten Grüßen aus Burgwald nach Esslingen von

    Robert Freund

    Quellen:

    Erpenbeck, J. (2007): Filter und Explosionen. Kompetenzmessung und integriertes Kompetenzmanagement. In: Barthel, E.; Erpenbeck, J.; Hasebrook, J.: Zawacki-Richter, O. (Hrsg.): Kompetenzkapital heute. Wege zum Integrierten Kompetenzmanagement, S. 3-30.

    Erpenbeck, J. (2008a): Kompetenzmanagement – das moderne
    Wissensmanagement. Learntec 2008, 29.- 31. Januar 2008, Karlsruhe:
    http://www.learntec.de/cgi-bin/x-mkp/congress/course.pl?language=1&eve_id=3&div_id=25&sec_id=82&cou_id=442

    Erpenbeck, J. (2008b): Wissensmangement als Kompetenzmanagement. In: Franke, G. (Hrsg.): Komplexität und Kompetenz. Erstausgabe 2001, unveränderter Nachdruck Februar 2008, S.102-120.

  5. Sehr geehrter Herr Freund!
    Danke für die Links und für Ihre ausführliche Antworten. Da muss ich zugegeben, dass ich das nicht gewusst habe. Auch in dieser Beziehung lernt man somit nie aus. Anders wäre es aber zugegebener Maßen auch etwas trostlos.

    Ich war zunächst leicht irritiert. Im (berufs-)pädagogischen und psychologischen Kontext sind die Begriffstermini doch recht exakt gefasst. Hinsichtlich des Kompetenzbegriffs bezieht man sich häufig auf eine von Weinert vorgeschlagene Definition. Dabei versteht man unter Kompetenzen die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können (Weinert 2002, S. 27). Impliziert ist darin die weitestgehend als anerkannt geltende Annahme, Kompetenzen würden (Selbstorganisations-)Dispositionen entspringen auf die nicht nur Erpenbeck (vgl. Erpenbeck/Heyse 2007, S. 157 ff.) hinweißt, sondern die so beispielsweise auch von Hartig und Klieme (vgl. Prenzel/Gogolin/Krüger 2007, S. 13), aber auch Hacker (vgl. Erpenbeck 2007, S. 2) und eben North (vgl. North 2005, S. 142) betont werden.

    Von daher hat es mich außerordentlich gewundert, dass North eigentlich im explizitesten Sinne auf diese weithin anerkannte Kompetenzdefinition rekurriert (vgl. North 2005, S. 142), aber dennoch etwas anderes meint, weil er seine Betrachtung aus der Wissensmanagement-Perspektive anstellt. Zumal beispielsweise Erpenbeck in der von Ihnen angegebenen Quelle ja selbst ausführt, dass Wissensmanagement und Kompetenzmanagement ungefähr das Gleiche bedeuten (vgl. Erpenbeck 2008). Aber diesbezüglich kommt es, wie Sie selbst sagen, vermutlich wirklich auf die Sicht der Dinge und die fälschliche Verwendung genau einer Definition für mehrere unterschiedliche Kontexte an. Dann ist es natürlich auch keine Fragen, dass die Ausführungen von North zu seiner „Wissenstreppe“ als höchst unvollständig hinsichtlich des „allgemeinen“ Kompetenzbegriffs reklamiert werden müssen! Wieder einmal mehr ein Beleg für die Problematik, von nicht einheitlich verwendeten Definitionen. Wenigstens habe ich nun Klarheit.

    Auf jeden Fall nochmals vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten und weiterhin eine gute Zeit!
    Beste Grüße, Matthias Hedrich

    Quellen:
    Erpenbeck, John und Heyse, Volker: Die Kompetenzbiographie. Wege der Kompetenzentwicklung. 2. aktualisierte und überarbeitete Auflage Münster: Waxmann Verlag GmbH, 2007. – ISBN 978-3-8309-1808-0

    Erpenbeck, John: Beiträge zu einem integrierten Kompetenzmanagement. In: QUEM-Bulletin, Jahrgang 2007, Heft 2 Berlin: ESM Satz und Grafik GmbH, 2007

    Erpenbeck, John: Kompetenzmanagement – das moderne Wissensmanagement. Learntec 2008, 29.- 31. Januar 2008, Karlsruhe. Siehe Internet: http://www.learntec.de/cgi-bin/x-mkp/congress/course.pl?language=1&eve_id=3&div_id=25&sec_id=82&cou_id=442, 13.10.2010

    North, Klaus: Wissensorientierte Unternehmensführung. Wertschöpfung durch Wissen. 4. Auflage Wiesbaden: GWV Fachverlage GmbH, 2005. – ISBN 3-0349-0082-6

    Prenzel, Manfred; Gogolin, Ingrid und Krüger, Heinz-Hermann (Hrsg.): Kompetenzdiagnostik. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. Sonderheft 8 Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2007. – ISBN 978-3-531-15495-4. Darin zum Kompetenzbegriff Klieme, Eckhard und Hartig, Johannes: Kompetenzkonzepte in den Sozialwissenschaften und im erziehungswissenschaftlichen Diskurs. S.11 – 32

    Weinert, Franz E.: Leistungsmessung in der Schule. 2., unveränderte Auflage, Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 2002. – ISBN 3-407-25256-0

  6. Sehr geehrter Herr Hedrich,

    herzlichen Dank für die ausführliche Stellungnahme zu dem komplexen Thema.

    In meiner Dissertation “Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk” untersuche ich die verschiedenen Aspekte genauer. Meine Arbeit gebe ich in der kommenden Woche ab. Gerne stelle ich Ihnen ein Exemplar nach Abschluss des Promotionsverfahrens zur Verfügung.

    Mit freundlichen Grüßen aus Burgwald von

    Robert Freund

  7. Sehr geehrter Herr Freund!
    Von Ihrem Angebot würde ich außerordentlich gerne Gebrauch machen.
    Danke für diese Möglichkeit!!!
    Mit besten Grüßen,
    Matthias Hedrich

  8. Sehr geehrter Herr Hedrich,

    herzlichen Dank für Ihr Interesse an meiner Arbeit. Ich melde mich, sobald das Verfahren abgeschlossen ist und meine Arbeit veröffentlicht werden kann.

    Mit freundlichen Grüßen aus Burgwald von

    Robert Freund

  9. Sehr geehrter Herr Freund!
    Mit Freude habe ich zur Kenntnis genommen, dass Ihre Dissertation erfolgreich war und auch eine Veröffentlichung geplant ist. Dazu gratuliere ich Ihnen. Gerne würde ich auf Ihr Angebot vom 14.10.2011, ein Exemplar Ihrer Arbeit zur Verfügung gestellt zu bekommen, zurückkommen.
    Danke vorab!
    Mit den besten Grüßen,
    Matthias Hedrich

    1. Sehr geehrter Herr Hedrich,

      herzlichen Dank für die guten Wünsche, über die ich mich sehr freue. Wie versprochen, erhalten Sie ein Exemplar meiner Arbeit, sobald das Buch im Sommer vorliegt. Danke für Ihr Interesse!

      Viele Grüße von

      Robert Freund

    2. Sehr geehrter Herr Hedrich,

      wie versprochen, möchte ich Ihnen mein Buch zusenden, doch gibt es bei der mir beknnten Mailadresse Schwierigkeiten. Sollten Sie diesen Hinweis lesen, so senden Sie mir doch bitte Ihre aktuellen Kontaktdaten zu.

      Mit freundlichen Grüßen

      Robert Freund

      1. Sehr geehrter Herr Dr. Freund!

        Zunächst einmal Danke, dass Sie an mich gedacht haben. Leider war ich auch schon geraume Zeit nicht mehr auf dieser Seite. Durch eine Adressumstellung, die schon etwas zurückliegt, kann es sein, dass Emails an meine “alte” Adresse nun endgültig nicht mehr zugestellt werden. Die oben von mir angegebene Emailadresse stellt meine Privatemailadresse dar und sollte funktionieren. Falls es Komplikationen geben sollte seien Sie bitte so freundlich und schreiben Sie mir auf diesem Wege eine kurze Information.

        Dankeschön nochmals für Ihr Entgegenkommen!
        Ich freue mich auf Ihre Nachricht.

        Mit den besten Grüßen,
        Matthias Hedrich

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