Wirtschaft auf der einen Seite, und Soziales auf der anderen Seite. Dieses Bild vom “Entweder-oder” wird oft bemüht, als hätten diese beiden Hemisphären gar nichts (oder wenig) miteinander zu tun. Es dominiert häufig die wirtschaftliche Sicht über die eher soziale Perspektive. In den 1960er Jahren war die Soziale Marktwirtschaft ein Erfolgsrezept, das allerdings in den darauf folgenden Jahrzehnten vom Primat der Wirtschaft abgelöst wurde.
In den letzten Jahren haben gerade Entrepreneure gezeigt, dass Wirtschaft und Soziales durchaus für alle Seiten gewinnbringend kombiniert werden kann. Dieser hybride Ansatz ist deshalb zeitgemäß, da er eine Passung zu den Lebenswelten hat, die in der Zwischenzeit Realitäten sind. Noch einen Schritt weiter geht die “neue” Wirtschaftsoziologie. In Becker/Deutschland (2010:10-11) findet sich dazu folgender Hinweis:
“Die Krise des neoklassischen Paradigmas markiert eine Zäsur nicht nur in der Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften selbst, sondern bietet auch neue Ansatzpunkte für die Wirtschaftssoziologie. Denn jetzt spielt die Kontingenz der Handlungssituation auch in den Wirtschaftswissenschaften eine entscheidende Rolle. Damit geraten Institutionen, soziale Normen und „mentale Modelle“ in den Blick, also soziale Makrostrukturen, mit denen Soziologen vertraut sind. Wirtschaftliches Handeln als soziales Handeln und nicht länger nur als sozial ´kontextualisiertes´ Handeln zu begreifen, ist der Kern des Programms der sogenannten „neuen“ Wirtschaftssoziologie (Beckert), Fligstein, Granovetter, Swedberg, White u. a.): ´The bedrock assumption of the embeddedness approach is that social networks – built on kinship or friendship, trust or goodwill – sustain economic relations and institutions. The basic idea is as old as sociology itself, such as in Durkheim’s critique of Spencer – the existence and necessity of pre-contractual elements in contracts (Lie 2005).”
Es verwundert daher nicht, dass immer dann, wenn es in diesem Sinne komplex wird, Soziologen um eine Einschätzung gebeten werden. Leider entspricht die allgemeine Wertschätzung der Soziologen (und der Soziologie) nicht dem Stellenwert, den sie in der heutigen Zeit haben sollte. Möglicherweise ändert sich da etwas mit der “neuen” Wirtschaftssoziologie.